Traditionell blickt Hockey-News auch heuer wieder auf die Teams der Erste Bank Liga. Neben einem Blick auf die Kaderbewegungen und einer Analyse aller Mannschaftsteile wagt die Hockey-News Redaktion auch eine Einschätzung der Stärke des jeweiligen Teams.
In unserer vierten Ausgabe beleuchten wir eine Mannschaft, die einen völligen Neustart wagt. Der HC Orli Znojmo hat sein Team komplett umgekrempelt und will wieder auf die Erfolgsspur zurück. Doch dieses Unterfangen dürfte sehr schwierig werden…
DER COACH
3,5 Jahre war Jiri Reznar der tonangebende Mann hinter der Bande bei den Tschechen und ist damit der längst dienende EBEL-Coach der Znaimer Geschichte. Kurz vor Jahreswechsel war seine Amtszeit mit je 18 Siegen und Niederlagen in der laufenden Saison aber beendet und mit dem 45-jährigen Roman Simicek sollte frischer Wind in die altehrwürdige und mittlerweile 40 Jahre alte Znaimer Arena Einzug erhalten. Die Trauben hingen hoch, hatte sein Vorgänger doch mit dem Finaleinzug im Vorjahr den größten Erfolg seit Teilnahme an der EBEL gefeiert. Doch Simicek konnte sein Team über die Qualirunde im letzten Abdruck in die Playoffs führen. Dort jedoch stand man auf verlorenem Posten und ging gegen den KAC mit 0:4 unter. Simicek, der als Spieler 63 mal NHL-Luft schnupperte und als Trainer bislang noch sehr wenig Erfahrung besitzt, hat nun erstmals die Chance erhalten ein Team alleinverantwortlich in eine Saisonvorbereitung zu führen. Damit steigen zwar die Möglichkeiten in der Teamzusammenstellung, aber auch die Verantwortung und der Druck. Dass er dem Stand hält, das muss der junge Coach jetzt beweisen und liefern.
Punkte: 6/10
DIE TORHÜTER
Marek Schwarz teilte sich letzte Saison die Spiele mit Patrik Nechvatal relativ gerecht auf. Nun ist Nechvatal, der die besseren Stats lieferte in Innsbruck und Schwarz hat mit Tomas Halasz und Jan Pechek zwei neue Kontrahenten um den Platz im Kasten erhalten. Man darf davon ausgehen dass Schwarz mit seiner Routinie und den Leistungen der Vorsaison einen Bonus hat und sicher seine Spiele machen wird, aber dahinter ist unklar, wer ihm den größeren Druck machen wird. Halasz ist mit 27 Jahren der routiniertere der Neuen, aber die große Karriere schaffte er weder in seiner slowakischen Heimat, noch in Tschechien wo er lange spielte. Jan Pechek ist ein 20-jähriger Tscheche, der zuletzt erfolglos in Nordamerika sein Glück versuchte. Auch bei ihm wäre es eine Überraschung wenn er der große Rückhalt werden würde der Schwarz ernsthafte Konkurrenz macht. Unterm Strich wirken die Neuzugänge nach dem Motto „Masse statt Klasse“ und dienen wohl nur dazu, Schwarz, der die #1 sein wird, hin und wieder zu entlasten.
Punkte: 6/10
DIE DEFENSE
Einen gewaltigen Umbruch und sehr schmerzhafte Abgänge hat die Adler-Defense zu verkraften. Mit Libor Sulak ist das größte Talent weg und will in der NHL Fuß fassen, Sean McMonagle wechselte ligaintern nach Dornbirn und André Lakos ließ man freiwillig ziehen. Damit sind die drei besten Defender der Vorsaison weg, lediglich Antonin Boruta, Marek Biro und Jakub Stehlik sind geblieben. Der Ersatz der geholt wurde? Mit Pavel Skrbek jemand der Etliches an Routine mitbringt. Der zwölffache NHL-Crack spielt jahrelang auf Toplevel, unter Anderem in Schweden, Finnland und Tschechien in den höchsten Spielklassen. Doch ob der mittlerweile 39-jährige noch fit und schnell genug für die EBEL ist, muss er erst beweisen. Dazu holte man mit Tomas Hanousek ein Toptalent, das aber wohl vorerst in der EBYSL zum Einsatz kommen wird. Jan Pohl spielte bislang noch nie in einer Topliga und Rosti Snajnar, sowie Jozef Zajic sind talentierte Perspektivspieler. Fakt ist: Die ohnehin letztjährig nur durchschnittliche Defense hat sich nicht verbessert…
Punkte: 5/10
DIE OFFENSE
Das Positivste vorweg: Der letztjährige Topscorer David Bartos ist den Adlern erhalten geblieben, genauso wie der beste Legionär Colton Yellow Horn. Auch die beiden langjährigen Adler Radek Cip und Jan Lattner, der einen Großteil der Vorsaison verletzungsbedingt verpasste und auf den nun große Hoffnungen liegen, blieben. Doch das war‘s dann auch schon mit den Konstanten. Legende Peter Pucher ist weg, auch Martin Podesva und Teddy Da Costa, die noch Eckpfeiler waren, haben die Südmähren verlassen, den restlichen Abgängen wird keiner nachtrauern. Die Frage der Nachbesetzung war nicht nur die einer Kompensation, sondern einer qualitativen Verbesserung. Und diese wollte man nun nur mit Einheimischen schaffen. Denn unter den sechs neuen Stürmern befindet sich kein einziger Legionär, lediglich Yellow Horn bringt etwas Abwechslung in die Angriffsformation. Dazu kommt noch dass der große Kracher im Sturm fehlt. Der älteste Neuzugang ist Marek Racuk mit 25 Jahren, doch er absolvierte bislang erst 124 Spiele in einer höchsten Spielklasse. Die meiste Erfahrung auf Toplevel bringt der erst 23-jährige Radim Matus mit, der bereits in Nordamerikas Nachwuchsligen aktiv war und auch schon zwei Spielzeiten in der CHL absolvieren durfte. Erik Nemec und Adam Raska sind jung, talentiert aber mit noch weniger Erfahrung. Zweiterer fällt zudem mit einer Knieverletzung monatelang aus. Deshalb reagierte man nochmal und holte mit Petr Mrazek einen weiteren 23-jährigen Tschechen, der nun mit knapp über 100 tschechischen Erstligaspielen der Heilsbringer sein soll. Fakt ist: Diese junge Offensiv-Truppe kann nur überraschen.
Punkte: 6/10
FAZIT
Puh, sehr gewagt was sich die verantwortlichen von Orli Znojmo da umzusetzen trauen. Mit dem slowakischen Goalie Halasz, dessen verteidigenden Landsmann Marek Biro und der Leitfigur Colton Yellow Horn gibt es in jedem Mannschaftsteil nur einen Legionär. Der Rest? Extrem viel junges, einheimisches Blut. Lediglich fünf Spieler sind über 30, zwei davon mit 37, bzw. 39 Jahren vielleicht schon zu alt (?). Hingegen sind elf der 15 Stürmer maximal 25 Jahre alt. Die fehlende Routine ist nicht das einzige Problem, die Masse an Kaderbewegung braucht Zeit zur Entwicklung. Auch deshalb wollte man (wie eigentlich immer) Testspielweltmeister werden, absolvierte bislang acht Test, die deutlich machten dass man sich spätestens nach den beiden Siegen über Ceske Budejovice und MAC Budapest zumindest etwas „gefunden“ hat. Fakt ist: Es wird ein extrem schwieriges Jahr für Znaim, in der die Playoffteilnahme ein Wunder wäre. Kein Wunder wären baldige weitere Veränderungen – sowohl am Spieler- als auch am Trainersektor, wenn die ersten Spiele absolviert sind…
Gesamtpunkte: 23/40
RANG | TEAM | PUNKTE | BERICHT |
---|---|---|---|
1. | Vienna Capitals | 36 | Bewertung |
1. | EC Red Bull Salzburg | 36 | Bewertung |
3. | EC KAC | 33 | Bewertung |
3. | EHC Black Wings Linz | 33 | Bewertung |
5. | HC Bozen Südtirol | 29 | Bewertung |
5. | HC Innsbruck "Die Haie" | 29 | Bewertung |
7. | Graz99ers | 28 | Bewertung |
8. | Medvescak Zagreb | 27 | Bewertung |
9. | EC Dornbirn Bulldogs | 25 | Bewertung |
9. | Fehervar AV19 | 25 | Bewertung |
11. | EC VSV | 23 | Bewertung |
11. | HC Orli Znojmo | 23 | Bewertung |