Die Erste Bank Eishockey Liga steht kurz vor der nächsten Spielzeit. In der Saison 2017/18 versucht zugleich der Titelverteidiger Vienna Capitals seinen Triumph aus dem Vorjahr zu wiederholen. Wer sind die ärgsten Konkurrenten und bei wem sind Aufwärtstrends zu erwarten?
Neuer Angriff mit stumpferen Klingen?
Nach dem ersten Meistertitel seit 12 Jahren starten die Vienna Capitals aus Österreichs Hauptstadt als Titelverteidiger in die neue Saison. In circa einem Monat geht es dann wieder um Punkte in der Liga, die mittlerweile gleich fünf Nationen umspannt. Drei Spieler verließen die Capitals bisher in diesem Sommer, zwei von ihnen sind durchaus als herber Verlust zu werten. Insbesondere Goalie David Kickert spielte zwar lange nur die zweite Geige hinter Jean-Philippe Lamoureux, doch er konnte mit überragenden Backup-Statistiken auf sich aufmerksam machen. Der Lette produzierte in der regulären Saison in 16 Einsätzen einen GAA von 1.86 inklusive SV% von .933. In den Playoffs legte er noch einmal einen drauf und kam auf einen GAA von 1.47 und eine SV% von .952. Diese Zahlen werden nur schwer zu kompensieren sein für ein Team, das momentan nur einen Goalie im Roster hat und noch Ersatz sucht. Auch im Hinblick auf die anstehende Aufgabe in der Champions Hockey League, in der die Sportwetten sie mit einer Quote von 40.00 im unteren Mittelfeld einschätzen (Stand 16. August), braucht es stärkere Optionen. Kickert selbst heuerte unterdessen beim Villacher SV an und hat dort in Lukas Herzog weniger starke Konkurrenz als mit Lamoureux. Neben Abwehrmann Collin Bowman (immerhin 26 Punkte) verließ auch Jonathan Ferland die Wiener in Richtung Belfast. Die letzten drei Jahre war der mittlerweile 34-jährige der Kapitän der Hauptstädter. Einiges an Erfahrung bringen die beiden Neuzugänge mit: Jerome Samson kommt aus Schwenningen, während Kyle Klubertanz bereits drei Spiele für Linz bestritt. Ob sie die Verluste auffangen können, ist momentan eher fraglich.
Salzburg, Klagenfurt oder einer der „Exoten“?
Die größten Konkurrenten für die Wiener sind recht schnell gefunden. So ist der EC Red Bull Salzburg immer ein Kandidat, der sich ganz oben messen kann und im letzten Jahr nach zwei Meisterschaften erst im Playoff-Halbfinale scheiterte. Insbesondere der 29-jährige John Hughes produzierte abermals eine beeindruckende Saison und erkämpfte 65 Punkte in 53 Spielen. Seine 32 Tore standen dabei an der Spitze der EBEL, weshalb man in Salzburg froh ist, den Kanadier auch weiterhin in den eigenen Reihen zu haben. Der Verlust von Bill Thomas (46 Punkte) schmerzt etwas, doch mit seinen 34 Jahren musste er irgendwann ohnehin ersetzt werden. Neu dabei sind unter anderem Mario Huber und Alex Aleardi.
Der Klagenfurter AC schaffte es noch einen Schritt weiter, bis im Finale gegen die Vienna Capitals der Traum ausgeträumt war. Mit Richie Regehr, Jon Rheault und Julian Talbot wandert vor allem extrem viel Erfahrung in den Kader des KAC. Mark Popovic, Ziga Pance und Mark Hurtubise sind auf der anderen Seite alles kompensierbare Verluste. Es ist dem Team des neuen Coaches Steve Walker durchaus zuzutrauen, in diesem Jahr den Titel zum Wörthersee zu bringen. Auch für die Nationalmannschaft, die mit einer Quote von 501.00 (Stand 15. August) zum zweitgrößten Außenseiter bei der Weltmeisterschaft eingestuft wird, kann von einer positiven Entwicklung der Österreicher Teams in der heimischen Liga nur profitieren.
Weitere Kandidaten für einen Titelgewinn sind eher theoretischer Natur. Vielleicht können die Italiener vom HC Bozen nochmal einen drauf legen, nachdem der Meister von 2014 letztes Jahr bis ins Halbfinale vordrang. Auch der EHC Linz oder HC Innsbruck sind Optionen, die nicht außer Acht zu lassen sind. Doch schlussendlich wird der Weg zum Titel in Österreich nur über Wien, Salzburg und Klagenfurt führen.