ICEHL Saisonrückblicke

ICEHL/EBEL-Saisonrückblick: Das war die Spielzeit 2008/09

Mit unserem Liga Rückblick werfen wir einen Blick auf die letzten 20 Jahre in der heimischen Eishockeyszene zurück und lassen jede Spielzeit seit der Saison 2003/04 noch einmal Revue passieren. Wer wurde Meister? Wie hießen die Topscorer und welche interessanten Fakten oder Skandale gab es in der Geschichte der Liga?

Am Teilnehmerfeld für die Saison 2008/09 hat sich im Vergleich zur Vorsaison nichts geändert. Auch wenn es in der Off-Season bei den Graz99ers turbulent wurde und zwischenzeitlich ein Aus im Raum stand, meldeten sich alle zehn Vereine für den Saisonstart und so startete die Spielzeit 2008/09 mit sieben österreichische, zwei slowenischen und einem ungarischen Team.

Eine Änderung gab es allerdings im Modus, da das System mit der Zwischenrunde wenig Anklang fand, stellte man wieder auf den „gewohnten“ Grunddurchgang. Nach 54 Spielen kamen acht der zehn Teilnehmer ins Viertelfinale. Die gesamten Play-Offs wurden im Best-Of-Seven Format ausgetragen.

Besonders für den HC Innsbruck wird die Saison 2008/09 nicht in Vergessenheit geraten. Dies hat sowohl einen sportlichen, aber vielmehr noch einen traurigen Hintergrund.

Der Grunddurchgang
Die Saison startete mit doch einigen Überraschungen. So legte Vizemeister Ljubljana einen kapitalen Fehlstart hin und fand sich früh in der Saison im Tabellenkeller wieder. Der HC Innsbruck hingegen lag nach vier Runden auf Platz 1, wurde dann aber von den überraschend starken Slowenen aus Jesenice überholt.

Auch der EC VSV kämpfte zu Beginn der Saison mit einigen Schwierigkeiten und war zudem von Verletzungssorgen geplagt, dennoch schafften es die Adler mit einem guten Finish sich noch in der oberen Tabellenhälfte festzusetzen. Der Lokalrivale aus Klagenfurt kam in der zweiten Hälfte des Grunddurchgangs so richtig auf Touren, schnappte sich dann auch die Tabellenführung und lachte bis zum Ende der Regular-Season von der Tabellenspitze.

Erster Verfolger der Klagenfurter blieben die Vienna Capitals die getragen von den starken Legionären wir Pat Lebeau oder Benoit Gratton den Grunddurchgang als zweiter beenden konnte. Der Meister aus Salzburg spielte auch immer oben mit, spielte aber nicht so dominant wie viele vielleicht erwartet hätten.

Angeführt von einem groß aufspielenden Brad Purdie überzeugten auch die Linzer im Grunddurchgang und zogen gefahrlos ins Viertelfinale ein. Jesenice Graz und Innsbruck waren am Ende alle punktegleich und sicherten sich das Play-Off-Ticket. Allzu spannend wurde es im Grunddurchgang nicht mehr da Ljubljana und Fehervar frühzeitig abfielen und den Anschluss nicht mehr herstellen konnten.

PlatzTeamSiegePunkte
1EC KAC3280
2Vienna Capitals2573
3EC Red Bulls Salzburg2568
4EC VSV2667
5Black Wings Linz2363
6HK Jesenice2154
7Graz99ers1954
8HC Innsbruck1754
9Alba Volan1243
10Olimpija Ljubljana1341

Das Drama um Ron Kennedy
Wie bereits erwähnt, spielten die Innsbrucker Haie zu Beginn der Saison groß auf. Head-Coach Ron Kennedy, der schon zu Ende der Saison 2007/08 die Tiroler übernahm, formte ein großartiges Team, dem man durchaus einiges zutrauen konnte.  Doch nur wenige Monate nach Beginn der Saison erhielt Kennedy die erschreckende Diagnose. Bereits 2006 wurde bei ihm ein Hirntumor festgestellt, nach einer Operation schien der Krebs besiegt zu sein, doch es bildeten sich Metastasen und der Gesundheitszustand verschlimmerte sich rasant. Schon bald musste Kennedy sein Head-Coach Amt zurücklegen und ab Jänner übernahm sein guter Freund Greg Holst den Posten. Ron Kennedy unterzog sich sofort der Therapie, aber alle Bemühungen blieben ohne Erfolg, am 9. Juli 2009 verstarb Kennedy mit nur 56 Jahren in Klagenfurt.

Kennedy war ein äußerst erfolgreicher Trainer, der den EC VSV 1993 zum Meistertitel führte, Im Anschluss war er sogar Co-Trainer bei den New York Islanders in der NHL. Nach Stationen in Deutschland wurde er 1996 Trainer der österreichischen Nationalmannschaft. Von 1998 – 2002 kam er wieder zurück nach Villach, wo er zwei weitere Meistertitel (1999 und 2002) feiern konnte.

Das Viertelfinale
Der Tabellenführer aus Klagenfurt traf auf den HC Innsbruck und zeigte im ersten Spiel gleich eine Machtdemonstration. Mit einem 8:2 schoss man die Tiroler aus der Halle. Die Haie aber schlugen postwendend zurück und erzielten im zweiten Spiel gleich zwei Tore in den ersten beiden Minuten. Am Ende glich man die Serie mit einem 3:2 Sieg aus. Im dritten Spiel war es aber wieder der KAC, der auch dank undisziplinierter Innsbrucker, einen ungefährdeten 5:2 Sieg einfuhr. In Tirol zeigten die Haie wieder ihre Tugenden, verteidigten konsequent und holten einen 3:1 Sieg. Spiel 5 war dann eine eindeutige Sache für den KAC, der in allen Belangen überlegen war. Angeführt von einem starken Travis Scott im Tor, holte man nicht nur einen 5:0 Sieg, sondern damit auch den Matchpuck. Im sechsten Spiel gelang den Rotjacken dann der allesentscheidende 1:3 Auswärtssieg und damit auch der Halbfinaleinzug.

Der Tabellenzweite aus Wien hatte mit den Graz99ers deutlich mehr zu kämpfen als ihnen lieb war. Das erste Spiel wurde noch deutlich mit 6:0 gewonnen, danach war man sicher der Sache aber wohl zu sicher. Graz gewann zu Hause mit 2:1, Spiel 3 in Wien verlief dann äußerst spannend mit dem glücklicheren Ende für die Caps. Im vierten Spiel sicherten sich die Hauptstädter dank eines 2:3 Auswärtssieges drei Matchpucks und die Serie schien entschieden, aber Graz gab nicht auf und zeigte Moral. In Wien setzte man sich mit 1:3 durch und zu Hause holte man dann noch den 2:1 Sieg. Es kam zum Show-Down in Wien, wo die Caps bereits in der ersten Minute in Führungen gingen und am Ende souverän mit 5:1 gewannen.

Der Meister aus Salzburg bekam es mit dem Überraschungsteam aus Jesenice zu tun. Das erste Spiel entwickelte sich zu einem Krimi, den erst Thomas Koch in der 67. Minuten, mit seinem Overtime-Treffer, beendete. Jesenice schlug zu Hause fulminant zurück und überrollte die Bullen mit einem 6:2 Sieg. Allerdings verletzte sich Jesenice Goalie Yeats und dies verunsicherte die Slowenen enorm. Spiel 3 holten die Bullen mit einem 9:1 Kantersieg. Davon erholte sich Jesenice nicht mehr, die Red Bulls gewannen die weiteren beiden Spiele mit 3:1 und 4:1 und standen wieder im Halbfinale.

Die Serie zwischen Linz und Villach war enorm knapp und geprägt von großartigen Leistungen der beiden Torhüter Alex Westlund und Gert Prohaska. Linz fuhr gleich im ersten Spiel den wichtigen Auswärtssieg ein und bezwang die Adler knapp mit 2:1. In Stahlstadt legte man dann wieder mit einem 2:1 Sieg nach. Villach gelang es in Spiel 3 dann endlich die Offensive zu aktivieren und sicherte sich einen 5:2 Heimsieg. Linz schlug aber zu Hause mit einem 3:2 Sieg zurück und sicherte sich die Matchpucks. In der Draustadt aber holten sich der VSV dann wieder einen knappen 2:1 Sieg, ehe Linz in Spiel 6 mit einem Shut-Out Sieg den Semifinal-Einzug fixierte.

Das Halbfinale
Linz trat im Halbfinale wieder die Reise nach Kärnten an, diesmal wartete aber der EC KAC auf die Black Wings und damit durfte man sich wieder auf ein Duell zweier Top-Goalies freuen. Travis Scott drückte gleich in Spiel 1 den Stempel auf, der KAC gewann mit 2:0. Trotz Führung der Linzer im zweiten Spiel, holten sich die Rotjacken den 2:4 Auswärtssieg. In Klagenfurt war der KAC dann das dominierende Team und holte sich mit einem klaren 5:1 Sieg die 3:0 Serienführung. Das vierte Spiel war spannender, so stand es nach 40 Minuten noch 2:2, das bessere Ende hatte aber dann der KAC, der mit dem 3:5 Sieg als erster Finalist feststand.

Auch das zweite Halbfinale zwischen Salzburg und Wien verlief deutlicher als man erwarten durfte, sorgte aber nach Spiel 1 für viel Gesprächsstoff. Wien holte sich zwar einen 4:3 Sieg nach Verlängerung, aber danach schickten beide Vereine einige Videos zur Begutachtung an den Strafsenat. Die Folge waren gleich vier Sperren: Auf Wiener Seite wurde Benoit Gratton (3 Spiele) und Rafael Rotter (2 Spiele) gesperrte. Auf Seiten der Bullen traf es Matthias Trattnig (2 Spiele) und Mike Siklenka (1 Spiel). Die Serie kippte dann auf die Seite der Salzburger die vier Siegen am Stück die Wiener in den Urlaub schickten.

Das Finale
Es kam zum Traumfinale zwischen Rekordmeister Klagenfurt und regierenden Meister Salzburg. Gleich das erste Spiel ging dabei in die Overtime und obwohl Salzburg offensiv das auffälligere Team war, sicherte Mike Craig den Rotjacken die 1:0 Serienführung. Aber auch hier wurde der Strafsenat aktiv und sperrte nachträglich Daniel Welser (zwei Spiele), Gregor Hager (1 Spiel) und Johannes Kirisits (1 Spiel).

Im zweiten Spiel lief alles für die Bullen, die den KAC mit einem eindeutigen 7:2 Sieg nach Hause schickte. In Spiel 3 legten die Salzburger nochmals nach, gewannen mit 3:6 in Klagenfurt und holten sich so den Heimvorteil zurück. Das Momentum schien auf Seiten der Bullen zu sein.

Aber der KAC zeigte große Moral und drehte die Serie dank eines überragenden Travis Scott wieder zu ihren Gunsten. In Spiel 4 gewann man in Salzburg mit 1:4 und zu Hause holte man dann einen 3:0 Sieg. Nach dem fünften Spiel wurden Gregor Hager und Mario Scalzo für je ein Spie gesperrt.

Richtig spannend wurde es dann in Spiel 6, der KAC führte bis 68 Sekunden vor Schluss noch mit 2:1 und hatte den Titel vor Augen. Salzburg riskierte alles, nahm Goalie Jordan Parise vom Eis und rettete sich dank eines Treffers von Darryl Bootland in die Overtime. Jener Bootland sorgte dann auch in der Overtime für den Salzburger Sieg und somit für ein Spiel 7.

In Spiel 7 legten beide Teams viel Wert auf die Defensive und so dauerte es bis zur 35. Minute, bis der erste Treffer fiel. Andy Schneider brachte die Rotjacken in Front, den Salzburgern gelang aber zu Beginn des Schlussabschnitts der Ausgleich. Die Freude wehrte aber nicht lange, denn Chris Harand erzielte nur 13 Sekunden später die abermalige Führung für die Rotjacken. Von dem Schock erholten sich die Bullen nicht mehr und die Klagenfurter feierten den Meistertitel.

Interesting Facts

  • Nach dem Ausscheiden aus den Play-Offs gab der HC Innsbruck den Ausstieg aus der Liga bekannt. Auf Grund der hohen Kosten, der vielen Legionäre und des geringen Zuschauerschnitts stieg man freiwillig in die Nationalliga ab.
  • Gleich 252 Strafminuten sprach der Schiedsrichter am 16.11.2008 in der Partie Salzburg gegen Fehervar aus. Daraus resultierten auch noch einige Sperren, die vom Strafsenat im Nachgang verhängt wurden.
  • Obwohl der VSV die Viertelfinalserie gegen Linz mit 2:4 verlor, hatte Gert Prohaska mit 94,59% die beste Fangquote aller Play-Off-Goalies.
  • Vienna Capitals Stürmer Patrick Lebeau erzielte die meisten Tore (30), verbuchte die meisten Assists (52) und hatte auch den höchsten Punkteschnitt pro Spiel (1,58). All das gelang ihm im Alter von 38 Jahren und das, obwohl er das Jahr zuvor kein einziges Spiel bestritt.
  • Thomas Koch (KAC) und Justin Mapletoft (VSV) haben exakt gleich viele Spiele (52) gespielt, gleich viele Tore (20) geschossen und gleich viele Assists (38) verbucht.
RangSpielerTeamSpieleToreAssistsPunkte
1Patrick LebeauVienna Capitals52305282
2Brad PurdieEHC Linz54214263
3Frank BanhamOlimpija Ljubljana52302959
4Benoit GrattonVienna Capitals40203858
5Thomas Koch / Justin MapletoftEC KAC / EC VSV52203858
  • Insgesamt 14 Spieler bekamen 100 Strafminuten oder mehr aufgebrummt. Der Bad-Boy der Saison war Benoit Gratton der gleich 162 Strafminuten ausfasste.
  • Eine Besonderheit gab es auch bei der Fangquote nach dem Grunddurchgang. So führte diese Wertung Travis Scott (KAC – 93,5%) vor Rene Swette (KAC – 92,5%) an. Auf den Plätzen drei und vier folgte das VSV Tandem Bernhard Starkbaum (92,5%) und Gert Prohaska (91,9%).
BISHERIGE SAISONRÜCKBLICKE
Saison 2003/04
Saison 2004/05
Saison 2005/06
Saison 2006/07
Saison 2007/08
Saison 2008/09
Saison 2009/10
Saison 2010/11
Saison 2011/12

www.hockey-news.info, Photo: GEPA pictures/ Oskar Hoeher

To Top

Please disable your adblocker or whitelist this site!