Am 4.Oktober startet die National Hockey League (NHL) in die Saison 2017/18. Schaffen die Pittsburgh Penguins den „Three-peat“, finden Teams wie Colorado, Buffalo oder New Jersey aus dem Tabellenkeller, wie sind die Mannschaften der Austro-Cracks aufgestellt? In der alljährlichen Preview-Serie rückt Hockey-News.info jeden Tag ein anderes Team in den Fokus.
In neun der letzte zehn Saisonen schafften die Washington Capitals die Qualifikation für die Playoffs. In viele dieser „postseasons“ ging man als klarer Favorit, dennoch schaffte man es nie in ein Conference-Finale. So auch im Vorjahr, als man gegen die Nemesis aus Pittsburgh in Runde 2 die Segel streichen musste. Die Hauptstädter sind vermutlich jenes Team, welches am meisten Qualität in der Offseason verloren hat. Marcus Johansson wurde nach New Jersey getradet, Justin Williams gibt sein Comeback in Carolina. Auch das Experiment mit Kevin Shattenkirk funktionierte nicht, er heuerte in New York an und auch Karl Alzner verließ nach neun Spielzeiten die Franchise. Zwar konnte General Manager Brian MacLellan einige Spieler im Team begrüßen, die Lücken können mit Neuzugängen wie Jyrki Jokipakka oder Alex Chiasson nicht geschlossen werden.
Washington Capitals | |
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Zugänge: | Alex Chiasson, Jyrki Jokipakka, Devante Smith-Pelly, Anthony Peluso |
Abgänge: | Marcus Johansson, Kevin Shattenkirk, Justin Williams, Karl Alzner, Nate Schmidt |
2017 1st Round Pick: | - |
Top 3 Prospects: | Ilya Samsonov, Jakub Vrana, Lucas Johansen |
Im letzten Jahr ist Alexander Ovechkin zum ersten Mal seit der Lockout-verkürzten Saison unter die 40-Toremarke gerutscht. Der 558-fache NHL-Torschütze konnte „nur“ 33 Volltreffer mitnehmen und kam nach 82 Spielen auf 69 Punkte – „schlechter“ war die #8 nur in der Saison 2011/12, als er auf 65 Zähler kam und 2012/13, als er 56 Punkte erzielte – diese dafür aber in nur 48 Spielen. Es ist kein Geheimnis, dass der Erfolg der Capitals nach wie vor an die Performance von Ovechkin gekoppelt ist. Der russische Superstürmer hat über die Sommerpause an Gewicht verloren und kam, fit wie nie zuvor ins Camp der Hauptstädter. Sein Center wird erneut Nicklas Backstrom sein, der sich über die ganzen Jahre zu einem der wohl besten Powerplay-Spielmacher entwickelt hat. Das Überzahlspiel der Caps war auch im Vorjahr mit 23,1% unter den Top 5 der Liga. Der 29-jährige Schwede führte die Caps im Vorjahr mit 86 Punkten an – in seiner bereits über 700 Spiele andauernden NHL-Karriere konnte Backstrom starke 540 Assists verbuchen. T.J. Oshie und das Management haben sich auf eine Vertragsverlängerung geeinigt, der US-Amerikaner wird die schlagkräftige erste Angriffsformation komplettieren. Dahinter steht mit Evgeni Kuznetsov der nächste Russe, auf den viele Augen gerichtet sein werden, denn im Vergleich zur Saison 2015/16 baute der Center punktemäßig gewaltig ab. Youngster Jakub Vrana und der in Klagenfurt geborene Schwede Andre Burakovsky könnten in Reihe 2 auflaufen. Die Caps haben an Tiefe verloren, was man in den Bottom Six eindeutig sehen kann. Spieler wie Lars Eller, Grinder Tom Wilson oder Devante Smith-Pelly werden ihre Plätze vermutlich in der Tasche haben. Gut möglich, dass in Washington auch NHL-Geschichte geschrieben wird, denn Nathan Walker könnte der erste Australier werden, der in der NHL aufläuft. Die Chancen dafür stehen dafür sogar recht gut.
Stürmer | ||
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Alexander Ovechkin | Nicklas Backstrom | T.J. Oshie |
Jakub Vrana | Evgeny Kuznetsov | Andre Burakovsky |
Brett Connolly | Lars Eller | Tom Wilson |
Nathan Walker/Alex Chiasson | Jay Beagle | Devante Smith-Pelly |
Die Abgänge von Alzner und Shattenkirk reißen ein nicht schließbares Loch in die Defensive der Capitals. Somit rückt die russische Hitting-Maschine Dmitri Orlov in das erste Verteidigerpaar, wo er neben dem guten Puckmover Matt Niskanen auflaufen wird. Niskanen war mit 39 Zählern der punktbeste Verteidiger und hatte auch im Powerplay seine fixe Eiszeit. Allrounder John Carlson könnte mit Christian Djoos, der in der AHL vollends überzeugen konnte, einen neuen, jungen Partner an die Seite bekommen. Routinier Brooks Orpik, der sowohl bei den Hits, als auch beiden Blocks immer im vorderen Feld der NHL zu finden ist, dürfte im Bottom Pair auflaufen. Ob hier Madison Bowey oder vielleicht doch Taylor Chorney zum Einsatz kommt wird nach dem Camp beantwortet. Fakt ist: die Defensive der Capitals hat enorm an Qualität verloren. Headcoach Barry Trotz und sein Coaching-Staff müssen nun die richtige Mischung finden, es ist aber an der Zeit für eine kleine Verjüngungskur.
Verteidiger | |
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Dmitri Orlov | Matt Niskanen |
Christian Djoos/Jyrki Jokipakka | John Carlson |
Brooks Orpik | Madison Bowey/Taylor Chorney |
Unverändert stark präsentiert sich die Torhüterposition der Hauptstädter. Braden Holtby zählte in den vergangenen Jahren zu den besten Netmindern der Liga und konnte das auch mehrmals statistisch untermauern. Im Vorjahr musste er im Schnitt nur etwas mehr als 2 Gegentore pro Spiel hinnehmen und entschärfte 92,5% der auf ihn abgefeuerten Schüsse. Der Kanadier steht noch für die kommenden drei Spielzeiten unter Vertrag und wird in dieser Zeit vermutlich die #1 zwischen den Pipes sein. Philipp Grubauer lieferte im in der Saison 2016/17 fast idente Zahlen wie Holtby ab und wäre reif für den #1 Posten. Blickt man in den Prospect-Pool, so findet man mit Ilya Samsonov eines der besten Goalie-Prospects der Liga. Der russische Torhüter steht momentam für Metallurg Magnitogorsk im Tor und konnte vor allem in der abgelaufenen Saison überzeugen – als 20-jähriger. Heuer hat Samsonov noch gewisse Startschwierigkeiten, die Qualität des Russen ist aber irrsinnig hoch und wird ihn, sofern er den Weg nach Nordamerika wählt, einen NHL-Starting-Job einbringen.
Torhüter | |
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Braden Holtby | Philipp Grubauer |
Hockey-News Projection: Das Stanley Cup Fenster beginnt sich schön langsam zu schließen. Die Capitals qualifizieren sich erneut für die Playoffs, die Aufgaben werden aber nicht unbedingt leichter.
www.hockey-news.info , Bild: Michael Miller (CC BY-SA 4.0)