Die National Hockey League ist seit ihren Anfangszeiten ständig gewachsen und das dürfte auch in Zukunft der Fall sein. Zumindest wenn es nach den Interessen Millionen-schwerer Investoren geht. Heute hat die nächste US-amerikanische Großstadt um den Start eines Expansion-Prozesses „angesucht“.
Zwischen 1942 und 1967 bestand die Liga aus gerade einmal sechs Teams: den Montreal Canadiens, Toronto Maple Leafs, Boston Bruins, Chicago Blackhawks, Detroit Red Wings und New York Rangers. Zum vergleich: 1967 hatte die US-amerikanische Major League Baseball (MLB) bereits 20 Teams, die Football-Liga NFL hatte zu diesem Zeitpunkt 15 aktive Teams, die NBA insgesamt zehn.
Expansionen ins neue Zeitalter
Aufgrund wirtschaftlicher Interessen war eine Expansion in andere Märkte unumgänglich und so stieg die Teilnehmerzahl im Jahr 1967 auf zwölf Teams an. Die California Seals, Los Angeles Kings, Minnesota North Stars, Philadelphia Flyers, Pittsburgh Penguins und St. Louis Blues nahmen den Spielbetrieb auf. Die California Seals „verschmolzen“ mit den North Stars im Jahr 1978, 1993 wurden aus den North Stars die Dallas Stars. Hinter der ersten Relocation der NHL lagen ebenfalls wirtschaftliche Interessen – bis heute ist Texas einer der stärksten Märkte und bewirbt sich seit vielen Jahren um ein Team.
1970 stießen die Buffalo Sabres und Vancouver Canucks dazu, zwei Jahre später die New York Islanders und Atlanta Flames (ab 1980 die Calgary Flames). Wieder vergingen nur zwei Jahre ehe die Washington Capitals und die Kansas City Scouts den Spielbetrieb aufnahmen. Aus den Scouts wurden später die Colorado Rockies, die 1982 an die Ostküste „wechselten“ und die New Jersey Devils wurden. Auch Kansas City würde eine Rückkehr der NHL begrüßen. 1979 umfasste die Liga bereits 21 Teams, denn mit den Edmonton Oilers, Hartford Whalers (seit 1997 Carolina Hurricanes), Quebec Nordiques (seit 1995 Colorado Avalanche) und den Winnipeg Jets (seit 1996 Phoenix/Arizona Coyotes) traten gleich vier Teams der NHL bei.
Zwischen 1991 und 2016 zehn weitere Clubs: 1991 die San Jose Sharks, 1992 die Ottawa Senators und der Tampa Bay Lightning, 1993 die Florida Panthers und die Mighty Ducks of Anaheim, 1998 die Nashville Predators, 1999 die Atlanta Thrashers (seit 2011 Winnipeg Jets), 2000 die Columbus Blue Jackets und die Minnesota Wild und 2016 die Vegas Golden Knights, die sich im Vorjahr den Stanley Cup krallen konnten.
Team #32 und somit der vorerst letzte „Neuzugang“ der Liga war der Seattle Kraken, die mit der Saison 2021/22 den Spielbetrieb aufnahmen. Seit damals herrscht wieder Gleichgewicht in der NHL: beide Conferences umfassen 16 Teams, die vier Division je acht Teams – nun könnte dieses Gleichgewicht aber bald wieder gestört werden, oder doch nicht?
Großes Interesse, vor allem aus dem mittleren Westen und Süden – Kanada außen vor
Schon bei den Expansions der Vegas Golden Knights und Seattle Kraken zeigten viele andere Standorte großes Interesse an einer Ansiedelung. Allen voran Houston, die mit den Rockets (NBA), Texans (NFL) und Astros (MLB) schon drei der vier Major Leagues in der Stadt haben – nur mehr Eishockey fehlt zum großen „USA Sports League Quartett“. Mit Dallas und Houston sind zwei der fünf größten Städte der USA im US-Bundestaat Texas – genügend Potenzial für mehrere Teams wäre definitiv gegeben. Mit dem Toyota Center gäbe es ebenfalls schon eine passende Multifunktionsarena. Auch Kansas City schwirrt in vielen Gerüchten umher, ob dies aber in naher bzw. mittelfristiger Zukunft realistisch erscheint, darf zumindest bezweifelt werden. Mit den Chiefs (NFL) und Royals (MLB) hat die Stadt im US-Bundestaat Missouri zwei der vier großen Sportligen bereits in der Stadt.
Unwahrscheinlich dürfte eine Ansiedelung in Kanada sein – zumindest vorerst. Seit Jahren fordern die Fans in Quebec eine Rückkehr der Liga in die kanadsiche Provinz, doch ein schwacher kanadischer Dollar lassen das Projekt vorerst unrealistisch erscheinen. Im Expansion Prozess der Vegas Golden Knights gab es auch Studien, ob der Großraum Toronto ein weiteres Team „vertragen“ würde – die Antwort war ganz klar: Ja!
Doch nun scheint sich ein echter Frontrunner im Rennen um ein Team herauszukristallisieren – und es ist wahrlich kein unbekannter. Heute gab die Smith Entertainment Group, angeführt vom Eigentümer der Utah Jazz, Ryan Smith, ein Ansuchen auf den Start eines Expansion Prozesses ab. Die NHL gab dazu folgendes Statement ab: „Wir sind beeindruckt über das Engagement, die Vision und die Passion, die Ryan und Ashley Smith bei Gesprächen in den letzten zwei Jahren an den tag gelegt haben. Utah soll nicht nur ein Hockey-Markt, sondern eine echte Sport- und Unterhaltungsdestination werden. Utah ist ein vielversprechender Markt.“
Damit ist natürlich noch nichts in Stein gemeißelt, das Interesse der National Hockey League an einer Ansiedelung in Salt Lake City ist aber recht deutlich zu erkennen. Ob das nun bedeutet, dass die Liga ein 33. Team bekommt, oder ob Gary Bettman und Co, den Stecker bei den Arizona Coyotes ziehen, bleibt abzuwarten.
Die Voraussetzungen könnten aber definitiv schlechter sein. Die Pläne bezüglich einer Ansiedelung sähen auch die Errichtung einer brandneuen Multifunktionsarena vor. Diese soll auch im Zusammenhang mit einer Bewerbung für Olympische Winterspiele realisiert werden. Die Utah Jazz spielen derzeit in der „ivint Smart Home Arena“, 2002 stieg dort das olympische Eishockey Turnier. Die Stadt selbst hat in etwa 200.000 Einwohner, die Metropolregion aber mehr als 1,2 Millionen.
1969 gab mit den Salt Lake Golden Eagles das erste professionelle Hockey-Team des Bundesstaats Utah sein Debüt, 1994 wurde dieses aber aufgelöst. Zwischen1995 und 2005 waren auch noch die Utah Grizzlies aktiv, seit damals herrscht aber Stille, wenn es um Profi-Eishockey im „Beehive State“ geht. Ein Fakt, der sich in ein paar Jahren eventuell ändern könnte.
hockey-news.info , Bild: Skyguy414, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons
