Mit Playoff-Ambitionen gestartet, nach einem Tief den Trainer gewechselt und am Ende nur knapp gescheitert: so könnte die Zusammenfassung bei den Rostock Piranhas lauten. Nachdem die Saison lang enttäuschend verlief, kehrte der neue Besen gut und am Ende fehlte den Raubfischen zwei mickrige Pünktchen für die Playoff-Qualifikation. Und auch wenn das Saisonende mit drei Niederlagen aus den letzten sechs Spielen nicht erfreulich verlief, so hat man die Qualifikation für die Endrunde schon weit vorher verspielt. Nun nimmt man einen neuen Anlauf und darf gespannt sein, was so geht.
Trainer
Ken Latta, kam, sah und siegte fast. Dem eigentlich klinischtoten
Patienten Rostock (was die Playoffs anging) hauchte der 55-Jährige
mit immer länger dauernder Spielzeit mehr Leben ein. Dass es am
Ende tatsächlich noch um den Playoff-Einzug ging, war zu großen
Teilen sein Verdienst. Dass er auch längerfristig erfolgreich
arbeiten kann, zeigte Latta in Halle und Kaufbeuren, von daher wird
die starke zweite Saisonhälfte der Piranhas keine Eintagsfliege
sein.
Punkte: 8/10
Torhüter
Dustin Haloschan und Tobias John beendeten beide im Sommer ihre
Karriere. Was zunächst wie eine große Schwächung aussieht, ist auf
den zweiten Blick nicht so groß – spielten beide in der letzten
Saison verletzungsbedingt wenig. So ist nun Niko Stark die
unangefochtene Nummer eins an der Ostsee und hat sich dies nach
richtig guten Leistungen im letzten Jahr ebenso verdient, wie die
Förderlizenz für Wolfsburg. Neuer zweiter Mann ist Andreas Magg,
der allerdings erst noch zeigen muss, dass er Oberliga-Ansprüchen
genügt. Als dritter Mann wird wohl Chris Apel aus der 1b
bereitstehen.
Punkte: 6/10
Abwehr
161 Tore sind kein schlechter Wert, aber es geht auch besser. Von
daher hat man in der Defensive kräftig umgebaut. Geblieben sind aus
der letzten Saison lediglich Klemens Kohlstrunk, Pascal Kröber und
Dennis Dörner. Der Königstransfer ist sicherlich die Verpflichtung
von Andrei Teljukin (952 Spiele in der KHL, DEL, DEL2 und 2.
Bundesliga), welcher die Defensive stabilisieren soll und dazu
Feuerkraft von der blauen Linie verleihen soll. Mit Nico Ehmann und
Alexander Seifert kommen zwei junge Spieler von der Konkurrenz, die
schon unter Beweis gestellt haben, dass sie mithalten können. Gino
Blank hingegen gilt als noch talentierter, muss aber das Etikett
vom „ewigen Talent“ endlich abstreifen. Simon Fetschele
komplettiert die Abwehrformation.
Punkte: 7/10
Angriff
Der Angriff der Piranhas war in der letzten Spielzeit eigentlich
über jeden Zweifel erhaben. Getragen von den starken
Kontingentspielern Michal Bezouska und Tomas Kurka, welche weiter
das Rostocker Trikot überziehen, stellte man den achtbesten Sturm
der Liga. Im Schatten der beiden Tschechen haben vor allem Artur
Lemmer und Constantin Koopmann sowie der zur Saisonmitte gekommene
Kevin Piehler überzeugen können. Auch diese drei Spieler konnten
gehalten werden, während die Abgänge von Bauermeister, Schug,
Berezovskyy, Kunce, Michaelk und Szabo zu verkraften sind. Dazu hat
Urgestein Paul Stratmann seine Karriere beendet. Bei den
Neuzugängen in der Abteilung Attacke sticht sicherlich Valerij Guts
heraus, welcher in den letzten Jahren 114 DEL2-Spiele machen
konnte. Sebastian Brockelt, Ricco Ratajczyk, Alexander Spister und
Fabian Heyter haben sicherlich Perspektive, müssen aber noch
zeigen, dass sie mittelfristig oberligatauglich sind – wenngleich
Ratajczyk und Spister schon Erfahrung haben. Der Knackpunkt in der
Offensive könnte daher sein, dass man nur eineinhalb gute Reihen
zur Verfügung hat und nominell eh nur zehn Offensivspieler. Da
bleibt fraglich, ob die herausragende Qualität von Bezouska, Lemmer
und Kurka dies auffangen kann.
Punkte: 6/10
Fazit: 27 von 40
Punkten
Ein herausragender Trainer, einige gute Einzelspieler rein
qualitativ werden die Piranhas gut mithalten können, sicherlich
auch den einen oder anderen Favoriten ärgern können. Doch zu mehr
wird es am Ende nicht erreichen, dafür ist der Kader einfach nicht
tief genug. Mit dem Abstieg wird Rostock nichts zu tun haben, mit
den Playoffs im Normalfall genauso wenig. Im Grunde sind somit
weder Fleisch noch Fisch.
Christian Schülling
Bisherige Vorschauen:
Herner EV
Icefighters Leipzig
Crocodiles Hamburg
Füchse Duisburg
Hannover Scorpions
Black Dragons Erfurt
Preussen Berlin
Harzer Falken
