Etliche Namen prägten das österreichische Eishockey und die EBEL in den letzten Jahren. Wir holen diese Cracks, Trainer, Schiedsrichter und andere Protagonisten, die uns lange in Erinnerung bleiben werden, nochmal vors Mikro und interviewen sie in unserer Serie „Q&A“.
In der heutigen 24. Ausgabe widmen wir uns einem Wiener, der zwar nur in einer Saison EBEL spielte, aber da den Title holte. Christian Cseh ist seither und mittlerweile seit 15 Jahre als Goaliecoach tätig und kam dabei auch bis nach Deutschland. Im Q&A erzählt er ausführlich seine Erlebnisse und Erfahrungen aus über 30 Jahren Goalie-und Coaching.
Christian, was machst du
heute, wie sieht dein Leben aus?
Ich bin heute
Tormanntrainer der Okanagan Hockey Akademie und dort für die
Entwicklung der Torhüter und des gesamten Torhüter-Programms
zuständig. Außerdem bin ich Ausbildner einiger hoffnungsvoller
Talente im Bereich Torhütertrainer. Weiters organisiere ich
Torhütercamps. Dazu findet man alles unter
www.hockeygoaliecamp.com. Davor war ich bei den Vienna Capitals für
die Entwicklung der Torhüter und des Entwicklungsprogramms für
Torhüter zuständig.
Verfolgst du die Liga
noch?
Ja, ich verfolge die Liga natürlich noch. Besonders interessant ist
es wenn junge Torhüter spielen. Leider kommt das aber nicht allzu
oft vor.
Was hat sich seit deinem
Karriereende verändert oder entwickelt?
Die Ausbildung der Torhüter ist viel breiter gefächert als früher.
Zu meiner Zeit ging es meist nur um Spielsituationen die man
durchgenommen hat. Heute wird die Entwicklungsarbeit in
verschiedene Teile aufgebrochen. Es wird viel mehr darauf geschaut
was der Torhüter braucht um sich zu verbessern. Technik und Physik
ist das eine, aber heute arbeitet man verstärkt an der mentalen und
taktischen Seite. Alles wird viel genauer gemacht, es gibt auch
mehr Torhütertrainer. Man ist vernetzt und tauscht sich viel oder
auch permanent mit Trainern aus anderen Nationen aus.
CHRISTIAN CSEH
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NATIONALITÄT | Österreich |
ALTER | 48 |
EBEL-SPIELZEIT | 2004-05 |
EBEL-TEAMS | Vienna Capitals |
EBEL-SPIELE | 7 |
EBEL-PUNKTE | 0 |
SONSTIGES | - EBEL-Champion 2005 (Vienna Capitals) - Absolvierte acht Saisonen in der damaligen Bundesliga für den WEV, die KSV und die Vienna Capitals - Bestritt 1990 die U20-WM für Österreich -seit 15 Jahren als Torhütertrainer tätig |
Gibt es eine Entscheidung
in deiner Karriere die du im Nachhinein betrachtet anders treffen
hättest sollen?
Ja, da gibt es tatsächlich eine. Ich
weiß nicht mehr genau ob es 1994 oder 1995 war. Da bekam ich einen
Anruf vom damaligen Präsidenten der VEU, Herrn Amann. Er bot mir
damals an, gemeinsam mit Claus Dalpiaz das Torhütergespann in
Feldkirch zu bilden. Reinhard Divis war damals noch in der Jugend
der VEU. Ich sagte ab und blieb beim CE Wien, der zu dieser Zeit in
der Bundesliga spielte. Ich sagte also Nein zu der Möglichkeit bei
der damals besten Mannschaft Europas zu spielen. Im Nachhinein
interessant zu hinterfragen was wohl passiert wäre wenn ich Ja
gesagt hätte. Vielleicht wäre ich ja dann später statt Reinhard in
der NHL gewesen. 😅
Was ist die kurioseste
Geschichte die du in deiner Laufbahn erlebt hast?
Naja, in der guten alten Zeit gab es vieles das heute als kurios
betrachtet werden würde. Sicher eine der kuriosesten Geschichten
war, als ich mit dem UEC Niederösterreich der damals in St. Pölten
spielte, ein Vorbereitungsspiel gegen Ehrwald hatte und Peter
Szybisti und Heinz Kuchinka sich zuerst am Eis und dann, nachdem
beide ausgeschlossen wurden, sich auf der Tribüne so bekämpften.
Und zwar so intensiv, dass wir Spieler einfach zu spielen aufhörten
und nach oben sahen, ohne dass ein Pfiff das Spiel unterbrochen
hätte.
Oder vor dem zweiten Finalspiel mit den Capitals gegen den KAC. Wir vergaßen damals Ray Podloski an der Autobahnraststätte. Es hat eine Weile gedauert bis wir da drauf gekommen sind…
Es gibt soviele Geschichten, da könnte ich einen Abend damit füllen…
Wenn es nicht für die
Karriere im Eishockey gereicht hätte, was wärst du
heute?
Zu meiner Zeit war es ja sowieso so, dass viele
Spieler auch einen Job hatten. Die Professionalität die wir heute
kennen, war damals noch nicht so gegeben…. Ein Kromp, Lanzinger
oder ich waren bei der Post, beim KAC waren einige beim Magistrat
und bei anderen Teams gab es auch Spieler die auch arbeiteten. Als
Kind wollte ich Straßenbahnfahrer werden, dann Koch, dann Lehrer
usw….😅
Gibt es ein besonderes
Spiel das du gerne noch einmal erleben möchtest?
Es
gibt tatsächlich drei Spiele die ich wirklich gerne nochmals
erleben wollen würde, zwei davon gegen den KAC. Erst mal das
Alpenliga-Semifinale, ich glaube das war 1995. Wir haben damals
trotz vieler Verletzter den KAC in Klagenfurt mit 1:2 besiegt und
sind ins Finale gegen Feldkirch eingezogen.
Und dann noch das Semifinalspiel 3 in Klagenfurt mit den Kapfenberg Tigers. Ich glaube das war die Saison 2000/01. Wir waren damals in der Best of Five-Serie schon 0:2 zurück. Der legendäre Klagenfurter Reporter Willi Valentin hat damals schon während dem Warm-Up auf dem Eis die Klagenfurter Spieler posieren lassen. Klagenfurt war so siegessicher und am Ende gingen wir als 2:6 Sieger vom Eis. Auf Youtube gibt es das Video vom legendären Interview mit Gixi Güntner, das war von diesem Spiel. Seit Jahren versuche ich diese Spiele irgendwo herzubekommen, da es damals TV-Spiele waren, sollte es Aufzeichnungen geben. Diese zwei Spiele würde ich gerne nochmal erleben.
Und dazu mein Spiel gegen Deutschland bei der U20-WM in Bad Tölz. Wir waren gegen die damals übermächtigen Deutschen klare Außenseiter. Unter Bill Gilligan haben wir uns aber lange gewehrt. Wir haben dann zwar 4:0 verloren, aber den Respekt des Gegners und des Publikums gewonnen.
BISHERIGE AUSGABEN
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Ausgabe 1 | Todd Elik |
Ausgabe 2 | Frank Banham |
Ausgabe 3 | Jeff Ulmer |
Ausgabe 4 | Roland Kaspitz |
Ausgabe 5 | Lorenz Hirn |
Ausgabe 6 | Ryan Foster |
Ausgabe 7 | Harry Lange |
Ausgabe 8 | Herbert Hohenberger |
Ausgabe 9 | Bernhard Bock |
Ausgabe 10 | Marco Pewal |
Ausgabe 11 | Olivier Latendresse |
Ausgabe 12 | Fabian Weinhandl |
Ausgabe 13 | Marc Brown |
Ausgabe 14 | Michael Puschacher |
Ausgabe 15 | Daniel Mitterdorfer |
Ausgabe 16 | Brad Purdie |
Ausgabe 17 | Guillaume Lefebvre |
Ausgabe 18 | Markus Peintner |
Ausgabe 19 | Robert Lembacher |
Ausgabe 20 | Heimo Lindner |
Ausgabe 21 | Guillaume Desbiens |
Ausgabe 22 | Patrick Machreich |
Ausgabe 23 | Jari Suorsa |
Ausgabe 24 | Christian Cseh |
Ausgabe 25 | Luciano Aquino |
Ausgabe 26 | Engelbert Linder |
Ausgabe 27 | Rob Schremp |
Ausgabe 28 | Florian Mühlstein |
Ausgabe 29 | Michael Güntner |
Hat es einen speziellen
Kabinen-Streich an den du dich immer erinnern wirst?
Da gab es viele. Mir haben sie mal meine Socken zum heimgehen nass
gemacht und ins Gefrierfach gelegt. Mit denen konnte ich maximal
jemanden erschlagen aber nicht damit heimgehen. Versteckte Sachen,
angenagelte Schuhe, zerschnittene oder verknotete Schuhbänder
direkt vor dem Training, abgeklebte Kanten der Kufen, sogar
zerschnittenes Gewand waren damals fast täglich Teil unseres
Spieler Lebens… 😂😂😂
Wer war:
- Der lustigste Typ in der Kabine?
Da gab es viele, zwei Besondere waren Dan Kesa mit dem ich ein Jahr bei den Capitals gespielt habe und Bobo Wieselthaler. Auch Helmut Zeiner, heute „Slimheli“ und Mogens Kostiha mit denen ich in meiner Zeit in der zweiten Liga gespielt habe, waren jeder auf seine eigene Art sehr sehr lustige Typen… - Der Beste Teamkollege am
Eis?
Der beste Torhüterkollege, das ist schwer zu sagen: Fredy Chabot war ein toller Partner, für kurze Zeit auch Marko Leinonen. Der beste Teamkollege bei den Feldspieler ist noch Schwerer: Es gab einen Dieter Kalt der ein Vorbild für alle war, von den Verteidigern habe ich mit Kevin Wortman gut harmoniert. Es gab wirklich einige die ich hier angeben könnte… - Der härteste Gegner am
Eis?
Ich würde meinen Bengt Ake Gustafsson. Ein großartiger Spieler der schwer auszurechnen war. Ein Christian Perthaler war sehr unangenehm vor dem Tor, ein Manfred Mühr in Villach, der mir öfter auf die Finger geklopft hat, da gab es Einige… - Dein bester
Trainer?
Der Trainer dem ich wohl am meisten zu verdanken habe, war Kurt Rusizka. Das wissen nur die Wenigsten, aber er war Österreichs erster Tormanntrainer, lange lange bevor ein Markus Kerschbaumer als Trainer da war. Als ich begonnen habe im Tor zu spielen, hatten wir beim damaligen WEV bereits Torhütercamps. Wir hatten zweimal am Tag Eis-und Trockentraining, Video mit am Eis, Videoanalysen, etc.,etc. Filme der russischen Torhüter-Schule um Tretiak, die damals eigentlich nicht zu bekommen waren… Und all das jahrelang! Er war seiner Zeit weit voraus. All die Wiener Torhüter wie Andreas Salat, Andreas Philipp, Martin Satorina, meine Wenigkeit, einige andere und nicht zu vergessen auch ein Reinhard Divis haben bei ihm gelernt. Der eine länger der andere kürzer, aber er war eigentlich Österreichs Pionier in Sachen Goaliecoaching gut 20 Jahre vor Markus Kerschbaumer. In meiner jetzigen Funktion als Trainer bin ich meinem Mentor Stefan Ladhe (Tormanntrainer des Schwedischen Nationalteams) sehr dankbar, denn er hat meinen Horizont als Trainer enorm erweitert.
