abroad blog Archive - Hockey-News.info - Alle News über das nationale und internationale Eishockey https://hockey-news.info/tag/abroad-blog/ Alle News über das nationale und internationale Eishockey Tue, 16 Jan 2018 10:50:34 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.8.3 https://hockey-news.info/wp-content/uploads/2017/07/cropped-Hockey-News-Logo-Button-grau-80x80.png abroad blog Archive - Hockey-News.info - Alle News über das nationale und internationale Eishockey https://hockey-news.info/tag/abroad-blog/ 32 32 43937416 Abroad Blog-Florian Iberer (12): Von komplizierten Taxi-und Busfahrten und einem „Career-High“ https://hockey-news.info/abroad-blog-florian-iberer-12-von-komplizierten-taxi-und-busfahrten-und-einem-career-high/ Tue, 16 Jan 2018 10:50:34 +0000 https://hockey-news.info/?p=15876 Mit 35 Jahren zählt er zu den Routiniers im Österreichischen Eishockey und hat einiges erlebt. Vor allem sein Auslandsabenteuer in der Saison 2016/17 wird Florian Iberer immer in Erinnerung bleiben und daran lässt er in seinem „Abroad-Blog“ auf Hockey-News alle Fans exklusiv teilhaben. Über 500 EBEL-Spiele, ein Meistertitel, etliche Nationalteameinsätze mit dem Höhepunkt der olympischen […]

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Mit 35 Jahren zählt er zu den Routiniers im Österreichischen Eishockey und hat einiges erlebt. Vor allem sein Auslandsabenteuer in der Saison 2016/17 wird Florian Iberer immer in Erinnerung bleiben und daran lässt er in seinem „Abroad-Blog“ auf Hockey-News alle Fans exklusiv teilhaben.

Über 500 EBEL-Spiele, ein Meistertitel, etliche Nationalteameinsätze mit dem Höhepunkt der olympischen Spiele in Sochi – nur ein Ausschnitt der langen und erfolgreichen Karriere des Grazers, der nun wieder in seiner Heimat am Eis steht.

Nach Stationen in Linz, Klagenfurt, Wien sowie Auslandsabenteuern in Nordamerika, Deutschland und Schweden versuchte sich der einer Eishockeyfamilie entstammende Defender mit 33 Jahren nochmal in Übersee und heuerte bei den Reading Royals an. Und es sollte ein unvergessliches Abenteuer werden, von dem er in seinem „Abroad Blog“ berichtet:

Meine Nerven lagen etwas blank, da ich Unpünktlichkeit selbst nicht leiden konnte und obendrein nicht meine Teamkameraden im Stich lassen wollte. Auch wenn ich für den Flugausfall nichts konnte, plagte mich sofort ein schlechtes Gewissen. Die Airlineangestellte am Gate konnte Lisa, ihrer Freundin Karin und mir nur einen Flug am Sonntag (2 Tage später) anbieten, da alle Flüge nach Philly dazwischen restlos ausgebucht waren. Als sie realisierte, dass ich es mit SOFORT wirklich ernst meinte, schickte sie mich zu einem offenbar etwas sachkundigerem Kollegen, der uns sofort eine Flugoption am nächsten Morgen nach NYC anbot, von wo wir nach Reading auf Kosten der Fluglinie mit dem Taxi weiterfahren konnten. Ich würde zwar das Vormittagstraining verpassen, aber wir wären zu Mittag wieder zurück in Reading. Ich informierte etwas erleichtert den Coach. Nun ging es auf Airlinekosten noch eine Nacht in ein Hotel in Ft. Lauderdale. Es war zwar herrlich noch etwas warme Meerluft zu schnuppern, aber wirklich genießen konnten wir den verlängerten Aufenthalt im Paradies nicht, da der Flug nach NYC bereits um 5 Uhr abhob.

Das Hotel Shuttle brachte uns rechtzeitig zum Flughafen und auch Lisas Freundin Karin wusste diesmal die Sicherheitsprotokolle zu beachten. Als wir am Airport in Newark landeten gingen wir schnurstracks zum Taxischalter. Irgendein nichtsahnender Airport Taxifahrer musste jetzt drei müde „Austrians“ ins zwei Stunden entfernte Reading bringen. Kostenpunkt 340$(!), bezahlt netterweise von der Fluglinie. Arm war aber eher nur Karin, die vorne auf einem nicht besonders sauberen Beifahrersitz Platz nehmen musste (generell sitzt man in den USA nur hinten im Taxi). Der Fahrer nahm die Fahrt eher widerwillig an. Er hatte aber laut Flughafentaxiregulativ keine Wahl und musste uns mitnehmen. Im Taxi konnte man einen seltsamen Geruch wahrnehmen und auch der widerwillige Fahrer machte einen sehr merkwürdigen Eindruck. Ständige Anrufe von fremden Nummern auf dem Handy des Fahrers, die er alle schnell abwimmelte und auf Nachmittag vertröstete, verstärkten unseren Eindruck, dass der Fahrer nicht nur im Personenverkehr tätig war.

(Tom Boland Photography (Reading Royals)

Der Kurier lieferte uns dennoch brav in der Lancaster Avenue in Reading ab und der verrückte Miami Trip war nun offiziell zu Ende. Leider galt das Selbe auch für meine Hoffnungen abends doch noch das Royals Dress überzustreifen. Der Coach informierte mich, dass auf seine Anfrage, ein Verteidiger und ein Stürmer von unserem AHL-Team für das eine Spiel herunter geschickt werden. Er wollte auf Nummer sicher gehen, da ja auch dieser Flug eventuell ausfallen hätte können. Er bot mir an, trotz des verpassten Trainings wieder als Co-Trainer auf der Bank zu stehen, was natürlich nicht dasselbe war wie selbst zu spielen, aber unter Anbetracht der Umstände eine minimale Bestrafung.

Mein zweites Spiel als Assistant Coach in der ECHL gewannen wir in einem Overtimethriller und nach dem Spiel verabschiedeten sich unsere zwei Gastspieler auch wieder sogleich. Sie wurden bereits wieder ins 45-minütig entfernte AHL-Farmteam der Philadelphia Flyers nach Lehigh Valley zurückbeordert. Für alle drei Clubs (Flyers, Phantoms und Royals) war wirklich ein Vorteil so nahe beieinander zu liegen. Spieler konnten so schnell etwas Spielpraxis sammeln oder jemanden von „unten“ nachbeordern wenn sich Cracks verletzten.  Ohne dabei, wie sonst so oft üblich, in einen Flieger steigen zu müssen, was oft besonders stressig ist, wenn man auch dann noch am selben Abend noch die Skates schnüren musste.

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In der Nacht darauf spielten wir vor 6.100 Zusehern gegen die Wheeling Nailers, die wir in der Tabelle unbedingt hinter uns lassen wollten. Der Hymnensänger legte sich bei dieser tollen Kulisse besonders ins Zeug und ich bekam wirklich Gänsehaut. Für fast alle Spieler ist die Hymne ein Moment um nochmal in sich zu gehen, sich zu motivieren oder einfach nur den Moment zu genießen, denn sobald die „National Anthem“ vorüber ist, wird der Puck eingeworfen und der beinharte Kampf beginnt. Auch für mich ist es immer ein Anlass noch schnell meinen Spielplan durchzugehen und dann die „Ruhe“ vor dem Sturm zu genießen. Auch wenn der „Star Spangled Banner“ nicht meine Hymne war, dachte ich oft daran, dass ich diesem Land wirklich dankbar dafür war bereits meine vierte Saison in den Vereinigten Staaten zu spielen und auch für die vielen Erfahrungen am Eis und vor allem abseits des Eises, die mich und mein Leben (diesmal sogar das von Lisa und mir) über die Jahre geprägt hatten.

Das Innehalten und die tolle Stimmung half an diesem Abend aber eher den Nailers und wir verloren knapp mit 1:2. Das nächsten zwei Spiele waren beide Auswärts gegen die Adirondack Thunder, wobei das erste Spiel ein Nachtragsspiel war. Als kurz vor Weihnachten das Hallendach in Glens Falls aufgrund eisiger Temperaturen einzustürzen drohte, wurde das Spiel auf Mitte Jänner verschoben. Auch dieses Spiel schien unter keinem guten Stern zu stehen, denn als wir auf dem Weg nach Upstate NY waren und ich gemütlich in meinem Bett im Sleeperbus lag, merkte ich wie der Motor plötzlich stockte. Da der Busfahrer den Motor nicht wieder in Gang bringen konnte, musste ein Ersatzbus angefordert werden. Dieser brauchte aber mindestens 1,5 h bis zu unserer Position mitten am Highway und wir mussten dann auch noch auf der verschneiten Autobahn das komplette Equipment in den neuen Bus verladen. Das Spiel wurde inzwischen von 19:00 auf 21:00 zurückverlegt. Als wir ankamen hatten wir genau 13 Minuten, um uns für das Warm Up umzuziehen. Zum um zwei Stunden nach hinten verschobenen Spielbeginn waren immer noch 1.600 Zuseher in der Eishalle. Das Penaltyschiessen, in dem wir leider den Kürzeren zogen, sahen dann gegen 23:30 immerhin noch circa die Hälfte der Fans. Auch wir waren froh, dass der Tag endlich ein Ende hatte und wir stiegen in den Ersatzbus um zurück nach Reading zu fahren.

(Tom Boland Photography (Reading Royals)

Zwei Tage darauf ging es am Donnerstag nach dem Training, bereits einen Tag vor dem Spiel, diesmal allerdings ohne Panne, nach Glens Falls. Am Freitag gewannen wir gegen die Adirondack Thunder mit 5:1. Das „three in three“-Wochenende (drei Spiele in drei Tagen) wurde trotz der Reisestrapazen (zwei mal sechs Stunden und zurück nach Glens Falls, NY) in dieser Woche mit einem Heimspiel gegen den Central Division Erstplatzierten, die Fort Wayne Komets, mit 6:1 gewonnen. Ich konnte das Spiel mit einer +5 Wertung beenden, was ich davor noch nie in meiner Karriere geschafft hatte. Auch gegen Manchester konnten wir daheim am Sonntag mit 6:3 als Sieger vom Eis gehen. Trotz der Panne mit dem Bus und des späten Spielbeginns am Dienstag konnten wir ein Unentschieden und drei Siege in der letzten Jännerwoche erzielen.

Nach unserem etwas Turbulenten Miami Trip auf dem wir reichlich Sonne und Energie tanken konnten war für mich der Eishockey- Alltag wieder eingekehrt und auch Lisas Freundin Karin hatte uns bereits Richtung Österreich verlassen. Lange sollten Lisa und ich aber nicht ohne Besuch aus der Heimat auskommen müssen, denn meine Eltern wagten in meiner vierten Saison in Übersee zum ersten Mal den Sprung über den großen Teich um ihrem Filius auf die Eislaufschuhe zu gucken und natürlich unseren „American way of life“ zu erleben.

Pic: Tom Boland Photography (Reading Royals), Mike Gurnsey

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Abroad Blog-Florian Iberer (11): Kurztrip nach Miami oder: „Gestrandet im Paradies“ https://hockey-news.info/abroad-blog-florian-iberer-11-kurztrip-nach-miami-oder-gestrandet-im-paradies/ Mon, 15 Jan 2018 11:34:55 +0000 https://hockey-news.info/?p=15869 Mit 35 Jahren zählt er zu den Routiniers im Österreichischen Eishockey und hat einiges erlebt. Vor allem sein Auslandsabenteuer in der Saison 2016/17 wird Florian Iberer immer in Erinnerung bleiben und daran lässt er in seinem „Abroad-Blog“ auf Hockey-News alle Fans exklusiv teilhaben. Über 500 EBEL-Spiele, ein Meistertitel, etliche Nationalteameinsätze mit dem Höhepunkt der olympischen […]

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Mit 35 Jahren zählt er zu den Routiniers im Österreichischen Eishockey und hat einiges erlebt. Vor allem sein Auslandsabenteuer in der Saison 2016/17 wird Florian Iberer immer in Erinnerung bleiben und daran lässt er in seinem „Abroad-Blog“ auf Hockey-News alle Fans exklusiv teilhaben.

Über 500 EBEL-Spiele, ein Meistertitel, etliche Nationalteameinsätze mit dem Höhepunkt der olympischen Spiele in Sochi – nur ein Ausschnitt der langen und erfolgreichen Karriere des Grazers.

Nach Stationen in Linz, Klagenfurt, Wien sowie Auslandsabenteuern in Nordamerika, Deutschland und Schweden versuchte sich der einer Eishockeyfamilie entstammende Defender mit 33 Jahren nochmal in Übersee und heuerte bei den Reading Royals an. Und es sollte ein unvergessliches Abenteuer werden, von dem er in seinem „Abroad Blog“ berichtet:

Nach dem Heimsieg im Nachmittagsspiel (36. Spiel – Saisonhalbzeit) gegen die Elmira Jackals ging es direkt ins „Allstar Break“. Für meine Freundin Lisa, ihre Freundin Karin (die uns nach ihrem NYC Urlaub besuchte) und mich ging es für 3 Nächte nach Miami. Nach diesem Intermezzo warteten bis zum Saisonende am 8. April noch 36 Spiele auf mich und die Jungs. Es war also quasi ein letztes Mal Durchatmen bevor der sogenannte „Grind“ begann. 36 Spiele in 79 Tagen (inkl. Reisestrapazen) erklären den Begriff „Grind” (abreiben) recht gut. Daran dachte ich aber keine Sekunde als ich mit dem Mietauto Richtung Flughafen Philadelphia fuhr. Alles was ich vor mir sah, waren Strand und Sonne. Leider sah ich vor mir auch immer mehr Autos und als wir vielleicht die Hälfte der sonst maximal 45-minütigen Fahrt hinter uns hatten, standen wir still. „Das wird knapp“, schoss es mir durch den Kopf als ich die Navi-App studierte und sah, dass wir noch knapp eineinhalb Stunden bis zum Abflug hatten. Wir mussten noch das Mietauto retournieren und dann mit dem Shuttle zurück zum Terminal fahren.  
 
Auf der vierspurigen Autobahn wälzte sich die Blechlawine nur langsam Richtung Flughafen. Ich konnte Lisa und Karin nicht wirklich sagen, ob wir es schaffen würden oder nicht. Als wir 40 Minuten vor Abflug die Abfahrt erreicht hatten, war ich vorsichtig optimistisch. Allerdings nur bis zu dem Moment wo ich merkte, dass ich bei der falschen Leihwagenfirma eingebogen war und durch die reifenschneidenden Absperrungen rückwärts nicht wieder hinaus kam. Jetzt blieb mir nichts anderes übrig als mich hinter drei ausfahrenden Autos anzustellen. Das kostete ordentlich Zeit, denn erst wurde ja noch jeder kontrolliert. Als ich mit dem falschen Mietwagen zum Schranken kam wurde ich zwar nicht kontrolliert, belächelt allerdings schon. Eine Einfahrt weiter waren wir dann aber endlich richtig und wir konnten flott das Auto abgeben und ein Shuttle war auch sofort parat. Ich sah im Shuttle nochmal auf die Uhr, sah die zwei Damen an und schüttelte den Kopf. Dann brach Gelächter aus. In Anbetracht der Lage war es wohl ein Ausdruck der Verzweiflung.

Zuerst druckten wir schnell die Tickets am Selbstbedienungskiosk und zu unserem Glück waren nur drei Leute in der Schlange zum Sicherheitscheck vor uns. Lisas Freundin Karin hatte es beim Bodyscanner besonders eilig und lief einfach durch den Scanner ohne darin, wie vorgeschrieben, stehen zu bleiben. Das gefiel dem Securitypersonal gar nicht und sie bekam gleich die volle Sonderbehandlung für eilige Flugreisende. 15 Minuten vor Abflug waren wir dann endlich am Gate und zu unserer Verwunderung und riesiger Freude war das Boarding noch in vollem Gange. „Miami, wir kommen!“  

Nach dreistündigem Flug waren wir endlich in Miami angekommen. Als wir vor dem Ausgang standen, studierten wir den schnellsten Weg zum Mietwagenverleih. Unterbewusst wollte niemand wegen der sonst gewohnten Kälte nach draußen gehen. Als dann jemand durch die automatische Schiebetür ging und uns die heisse Nachtluft Miamis entgegen kam, stürmten wir nach draussen und mussten über uns selbst lachen. Es war einfach nur herrlich.  

Um Mitternacht kamen wir beim Haus meines Freundes Daniel Hammler an, der hier im „Sunshine State“ seinen Lebensmittelpunkt gefunden hatte. Wir kannten uns bereits aus Kindheitstagen vom Eishockey und sind später noch zusammen in Graz in die Oberstufe gegangen. Er war so nett, uns drei Urlauber bei sich und seiner Familie aufzunehmen.

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Am Morgen bescherten uns die Hammlers ein herrliches Frühstück im Garten bei 25 Grad und Sonnenschein. Danach fürhrte uns Daniel durch Miami Beach, Downtown Miami und noch einiges mehr. Bevor Daniel zur Arbeit musste (er war Drummer einer bekannten Band, die fast jeden Tag in einem der vielen Clubs von Miami spielte) zeigte er uns noch ein besonderes Highlight von Miami. Wir schlichen uns, in etwas illegaler Manier, auf das höchste Hochhaus der Sonnenmetropole, das obendrein auf dem Dach noch einen privaten Pool für die Bewohner zu bieten hatte. Dort hatte Daniel seiner Frau den Heiratsantrag gemacht. Zugegeben war die Location dafür schwer zu toppen. Trotz seiner Touristenführerfunktion musste Daniel am Abend noch zu seinem Auftritt im Blue Martini Club in Downtown Miami. Wir liessen uns die Chance nicht entgehen „Dan“ bei der Arbeit auf die Finger zu sehen, denn als ich ihn das letzte Mal beim Schlagzeugspielen gesehen hatte, war das beim „Bandwettbewerb“ im Grazer Orpheum (ca. 1999). Nicht nur wir waren von der Band begeistert, sondern der ganze Club rockte zusammen mit den Musikern.

Am zweiten Tag besuchten wir, zusammen mit den Hammlers, Fort Lauderdale. Als wir an der Strandpromenade an einer Sportsbar vorbei gingen und ich auf einem Fernseher das ECHL Allstar-Game sah, das gerade auf dem NHL Network lief, wurde ich ein bisschen daran erinnert, dass demnächste der Ernst des Profi-Lebens zurückkehrt. Der kurze Realitycheck war aber angesichts der Traumkulisse sofort wieder in Vergessenheit geraten.  

Am letzten Tag machten Karin, Lisa und ich noch einen Abstecher zu einer Alligatoren Farm in den Everglades. Bei der Bootstour mit den aus dem Fernsehen bekannten Airboats wurde ich, Dank ungünstiger Aussenposition ordentlich nass. Die Damen schmunzelten bei jeder Welle die über die Bordwand hereinschwappte. Alligatoren kamen aber zumindest keine ins Boot. Danach ging es zurück Richtung Fort Lauderdale von wo wir am Abend wieder nach Philadelphia fliegen wollten. Wir waren diesmal viel zu zeitig am Flughafen, da wir einerseits diesmal keinen Stau hatten und der Flug auch gleich noch zwei Stunden Verspätung aufwies. Da machte ich mir doch etwas Sorgen, ging zum Schalter und fragte, ob der Flieger auch mit Sicherheit heute noch abheben würde. Die Dame versicherte mir, dass es sich nur um eine Verspätung handelte. Zwei Stunden später wurde der Flug gecancelt…

Ich hatte den Coach schon informiert, dass mein Flug Verspätung hatte, nun musste ich ihm mitteilen, dass ich zum morgigen Pregame Skate nicht rechtzeitig eintreffen würde. Er nahm es, wie bei den Spielern deren Flüge zu Weihnachten ausfielen, recht gelassen. Zum Glück hatte ich mir für diesen Trip zuvor sein OK eingeholt und er wusste, dass diese Möglichkeit immer bestünde. 

Ungefähr einhundert Personen wollten nun plötzlich gleichzeitig ihre Flüge umbuchen. Einigen merkte man die stressige Situation deutlich an. Viele mussten ja am nächsten Morgen bei einem wichtigen Meeting oder im Büro sein. Zuerst war ich noch relativ ruhig und stelllte mich brav – wie es in den USA so üblich ist – hinten in der Schlange an. Zum Glück war ich an ca. 20. Stelle und musste nur eine gute Stunde auf Auskunft warten. Da ich vermutete wenigstens gleich morgen Früh aus dem Sonnenparadies ausgeflogen zu werden, war mein Stresslevel noch nicht ganz so hoch wie bei anderen Passagieren. Als ich endlich dran kam, sagte mir die Dame am Schalter, dass frühestens in zwei Tagen wieder freie Sitzplätze nach Philadelphia verfügbar wären. Ab diesem Zeitpunkt war das Stressbarometer am Anschlag… 

Pic: Tom Boland Photography (Reading Royals)

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Abroad Blog-Florian Iberer (10): Von Weihnachtsbadehosen und (Un-)Glückskrawatten https://hockey-news.info/abroad-blog-florian-iberer-10-von-weihnachtsbadehosen-und-un-glueckskrawatten/ Tue, 09 Jan 2018 11:20:42 +0000 https://hockey-news.info/?p=15852 Mit 35 Jahren zählt er zu den Routiniers im Österreichischen Eishockey und hat einiges erlebt. Vor allem sein Auslandsabenteuer in der Saison 2016/17 wird Florian Iberer immer in Erinnerung bleiben und daran lässt er in seinem „Abroad-Blog“ auf Hockey-News alle Fans exklusiv teilhaben. Über 500 EBEL-Spiele, ein Meistertitel, etliche Nationalteameinsätze mit dem Höhepunkt der olympischen […]

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Mit 35 Jahren zählt er zu den Routiniers im Österreichischen Eishockey und hat einiges erlebt. Vor allem sein Auslandsabenteuer in der Saison 2016/17 wird Florian Iberer immer in Erinnerung bleiben und daran lässt er in seinem „Abroad-Blog“ auf Hockey-News alle Fans exklusiv teilhaben.

Über 500 EBEL-Spiele, ein Meistertitel, etliche Nationalteameinsätze mit dem Höhepunkt der olympischen Spiele in Sochi – nur ein Ausschnitt der langen und erfolgreichen Karriere des Grazers, der nun wieder in seiner Heimat am Eis steht.

Nach Stationen in Linz, Klagenfurt, Wien sowie Auslandsabenteuern in Nordamerika, Deutschland und Schweden versuchte sich der einer Eishockeyfamilie entstammende Defender mit 33 Jahren nochmal in Übersee und heuerte bei den Reading Royals an. Und es sollte ein unvergessliches Abenteuer werden, von dem er in seinem „Abroad Blog“ berichtet:

Das viertägige Christmas-Break (von 24. 12. bis 27. 12.) verbrachten Lisa und ich zusammen in New York City. Laufen im Central Park, ein Broadway Musical, etliche Museen, das One World Trade Center und ein Heli Flug über den Hudson River vorbei an der Skyline von Manhattan waren nur einige Highlights, die wir gemeinsam erleben durften. Als wir am letzten Abend zusammen mit den Boivins (sie feierten mit der gesamten Family in NYC) wieder zurück nach Reading fuhren und die immer noch imponierende Skyline Manhattans langsam in der Ferne verschwand, hatte ich wieder einmal das Gefühl wirklich die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Sportlich lief es gut und auch abseits vom Hockey hatten wir eine tolle Zeit. Nun hieß es aber zurück in den Ernst des Profi-Lebens. 

Ein etwas längeres Vormittagstraining musste als Vorbereitung für das Heimspiel gegen die Elmira Jackals genügen. Unser Coach Larry Courville hatte uns nach drei Siegen in Serie versprochen einen vierten freien Tag in der sonst nur dreitägigen Weihnachtspause* zu geben. Er hielt sein Wort und somit konnten einige Spieler über Weihnachten zurück nach Hause (zB. Minnesota, Toronto, Vancouver) fliegen. Ein Spieler entschied sich dem Weihnachtsrummel zu entgehen und flog für vier Tage nach Miami. Als der braun gebrannte Urlauber unter die Dusche ging, lachten alle lautstark über seinen eingebrannten Mini-Badehosen Abdruck. Alle Cracks kamen trotz Reisestrapazen und Festtagsessen in guter Form zurück, bis auf zwei Spieler, die gar nicht erschienen. Ihre Flüge wurden gestrichen und so verpassten sie unseren 5:0 Heimsieg gegen die Elmira Jackals. Ich war mir sicher, dass der Coach mit so einer Stitaution gerechnet hatte als er uns den extra Tag gewährte. Dank unseres momentan guten zweiten Tabellenplatzes, nahm er es wohl in Kauf.  

*Im 72-stuendigen Christmas-Break darf niemand entlassen oder getraded werden. Trainings sind in dieser Zeit ebenso verboten laut „Collective Bargaining Agreement“ – eine Art Kollektivvertrag zwischen Teams und den Spielern. Die NHL hat ebenso ein CBA – wegen der Neuverhandlungen des CBAs kam es auch schon einige Male zum LOCK OUT. 


 
Zwei Tage später stand für die Royals noch ein Heimspiel gegen die Wheeling Nailers am Spielplan. Alle Akteuere waren inzwischen aus der Weihnachtspause zurückgekehrt und wir besiegten die Nailers mit 4:2. Direkt nach dem Spiel stiegen wir in unseren Sleeper Bus um über die Nacht zum „Silvester“ Spiel nach Adirondack zu fahren. Am Silversterabend siegten wir gegen die Thunder mit 5:2. Das Spiel war für mich persönlich ein kleiner Meilenstein. Es war laut Statpack* das 800. Profispiel meiner Karriere und ich konnte mich obendrein über ein Tor und einen Assist freuen. Auf der Heimfahrt, irgendwo zwischen New York und Reading, zählten wir gemeinsam die letzten Sekunden des alten Jahres herunter. Nicht gerade ein Traumsilvesterabend, aber beschweren konnten wir uns eigentlich nicht, denn wir hatten sowohl direkt vor als auch nach der Weihnachtspause nur Heimspiele. 

*Das Statpack ist ein 50 Seiten dickes Statistikheft mit allen nur erdenklichen Team Statistiken, Tabellen, allen Spielerprofilen und individuellen Statistiken. Es ist bei den Spielern besonders beliebt, da man unter anderem daraus gut ablesen kann wer gegen wen schon gefightet hat und wer besonders „tough“ beim Gegner war. Auch bei mir stand „1 fighting major vs. Turgeon“, von einer Niederlage stand nichts, vielleicht hatte ich deshalb seither meine Ruhe.

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Im neuen Jahr kehrte ich wieder einmal für ein Wochenende und zwei Spiele an meine alte Wirkungsstätte Elmira (NY) zurück, während Lisa vier Nächte in NYC (diesmal als Tourguide) mit einer Freundin aus Graz verbrachte. Das erste Spiel begannen wir wie aus der Pistole geschossen und schenkten dem jungen Goalie aus Elmira zwei Tore in den ersten paar Minuten ein. Der Coach der Jackals hätte bei seinem ersten Timeout sicher den Torhüterwechsel signalisiert, aber da die Jackals nur einen EBUG, alle anderen Goalies waren auf Call Up, also musste ein Amateur als Back-Up auf die Bank – aufgestellt hatten, konnte er diesen nicht vollziehen. EBUGs durften nur bei einer Verletzung des eigentlichen Torhüters ins Spiel gebracht werden, nicht aber wegen eines mentalen Totalausfalles. Bei letzterem würde eine 500$ Strafe fällig werden. Nach dem vierten Tor innerhalb weniger Minuten, holte der Trainer der Jackals den Goalie zur Bank und dieser fixierte dann ca. fünf Minuten lang seine Ausrüstung. Auch die Schiris hatten angesichts dieser prekären Lage etwas Mitleid und ließen das zweite „Timeout“ durchgehen. 
 
Nichts desto trotz war das Spiel gelaufen und wir siegten am Ende mit 8:2. Am nächsten Morgen holte mich der Headcoach nach dem Frühstück zur Seite. Ich ahnte schon worum es ging. Er fragte, ob es für mich in Ordnung wäre, ein Spiel auf der Bank als Assistant Coach zu verbringen, denn er wollte einem anderen Verteidiger gegen die letztplatzierten Jackals ein bisschen Eiszeit zukommen lassen. Für mich einerseits eine Ehre, andererseits war eines meiner Ziele alle 72 Saisonspiele zu bestreiten, denn das gelang bisher nur elf Spielern in der Geschichte der Reading Royals.

(Pic: Reading Royals)

Für mein erstes Spiel als Co Trainer kam ich natürlich wie auch die Spieler im Anzug in die Halle. Auswärts war die Kleidungsvorschrift etwas legerer als bei Heimspielen. Anzug und Hemd waren Pflicht, Krawatte war aber keine unbedingt nötig. Deshalb befürchtete ich schon ohne Krawatte mein Regular – Saison Debüt hinter der Bande geben zu müssen – in Nord Amerika ein klares NO-GO. Zum Glück hatte unser Assistant Coach eine Notfallkrawatte immer bei sich. Knallrot und riesig war sie, wie die, die ein gewisser, zu dieser Zeit noch „President Elect“ zu tragen pflegte. Ich konnte zwar gut Krawatte binden, aber gegen diese war kein Kraut gewachsen und beim fünften Versuch gab ich dann auf, sie auf eine vernünftige Länge zu kürzen. Sie war auch sicher keine Glückskrawatte, denn wir verloren an diesem Abend trotz eindeutiger Feldüberlegenheit mit 3:4. Trotzdem war es eine tolle Erfahrung und ich konnte viel dazu lernen. 
 
Nach den zwei Auswärtsspielen gab es vor dem anstehenden viertägigen ECHL Allstar Break noch ein Heimspiel, abermals gegen Elmira und nach meinem Abstecher ins Coachingbusiness durfte ich nun wieder am Eis mitmischen. Wir besiegten die Jackals, obwohl diese für das Spiel gleich eine ganze Reihe aus ihrem AHL-Farmteam (Rochester Americans) erhalten hatten, mit 6:2. Nach dem Spiel ging es bereits mit gepackten Koffern, meiner Freundin Lisa und ihrer Freundin Karin zum Flughafen nach Philadelphia, wo wir noch am selben Abend nach Miami flogen. Auf die Idee gebracht hatte mich der Spieler mit dem Badehosenabdruck…

Pic: Tom Boland Photography (Reading Royals)

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Abroad Blog-Florian Iberer (9): Von imaginären Zimmerkollegen, einsturzgefährdeten Hallen und weiteren Ex-Caps https://hockey-news.info/abroad-blog-florian-iberer-9-von-imaginaeren-zimmerkollegen-einsturzgefaehrdeten-hallen-und-weiteren-ex-caps/ Sun, 07 Jan 2018 14:10:39 +0000 https://hockey-news.info/?p=15827 Mit 35 Jahren zählt er zu den Routiniers im Österreichischen Eishockey und hat einiges erlebt. Vor allem sein Auslandsabenteuer in der Saison 2016/17 wird Florian Iberer immer in Erinnerung bleiben und daran lässt er in seinem „Abroad-Blog“ auf Hockey-News alle Fans exklusiv teilhaben. Über 500 EBEL-Spiele, ein Meistertitel, etliche Nationalteameinsätze mit dem Höhepunkt der olympischen […]

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Mit 35 Jahren zählt er zu den Routiniers im Österreichischen Eishockey und hat einiges erlebt. Vor allem sein Auslandsabenteuer in der Saison 2016/17 wird Florian Iberer immer in Erinnerung bleiben und daran lässt er in seinem „Abroad-Blog“ auf Hockey-News alle Fans exklusiv teilhaben.

Über 500 EBEL-Spiele, ein Meistertitel, etliche Nationalteameinsätze mit dem Höhepunkt der olympischen Spiele in Sochi – nur ein Ausschnitt der langen und erfolgreichen Karriere des Grazers, der nun wieder in seiner Heimat am Eis steht.

Nach Stationen in Linz, Klagenfurt, Wien sowie Auslandsabenteuern in Nordamerika, Deutschland und Schweden versuchte sich der einer Eishockeyfamilie entstammende Defender mit 33 Jahren nochmal in Übersee und heuerte bei den Reading Royals an. Und es sollte ein unvergessliches Abenteuer werden, von dem er in seinem „Abroad Blog“ berichtet:

Es war Samstag 8 Uhr morgens und der Teambus ließ uns wie üblich direkt vor den Apartments aussteigen nach unserem Auswärtswochenende im sommerlichen Greenville. Sofort wurde einem bei den eisigen winterlichen Bedingungen klar, dass man sich wieder 1.000 Straßenkilometer weiter nördlich befand. Das nass-kalte Wetter und ein bisschen liegengebliebener Schnee passten auch sehr gut zur teaminternen Weihnachtsfeier, die noch am selben Abend anstand. Alle Spieler und deren Freundinnen versammelten sich am Abend im Gemeinschaftsraum des Apartmentkomplexes, der mit einer riesen Couchlandschaft, einer Videoleinwand, einem typisch amerikanischen Shuffleboard und einem Billiardtisch ausgestattet war. Viele der jüngeren  Spieler erschienen im Elfen- oder Weihnachtsmannkostüm, was natürlich für ordentlich Gelachter und gute Stimmung sorgte. Auch für gute Stimmung sorgte der Glühwein, den Lisa und ich am selben Tag noch vorbereitet hatten. Zu Beginn stieß das europäische Traditionsgetränk noch auf etwas Verwunderung, denn niemand kam hier jemals auf die Idee „Hot Red Wine“ zu trinken. Doch als die Europa-erfahrenen Spieler und Spielerfrauen sich um den anscheinend nicht so schlecht gelungenen Glühwein rissen, wurde der „Hot Red Wine“ schnell zum Party Hit.

Weihnachtsbeleuchtung in Amerika…

Nach unserem kurzen Abschalt-Samstag, ging es am Sonntag aber wieder in den Ernst des Profi Lebens zurück und wir hatten eine frühmorgendliche Spinningeinheit und ein kurzes Eistraining. Abends fuhr ich mit Lisa durch die Nachbarschaft und wir kürten gemeinsam das Haus mit der spektakulärsten Weihnachtsbeleuchtung. Es war die perfekte Einstimmung für unseren New York Trip, den wir für die viertägige Weihnachtspause geplant hatten. Davor mussten wir aber noch ein paar „Divisional Games“ bestreiten, die für den Tabellenplatz und damit die Qualifikation fürs Playoff extrem wichtig waren. In unserer Northeastern Division kämpften sechs Teams um vier Playoff Tickets, wobei die ersten fünf Teams nach ca. 30 Spielen nur durch sechs Punkte voneinander getrennt waren. Einzig die Elmira Jackals hatten bereits zu diesem Zeitpunkt fast keine Chance mehr die Playoffs zu erreichen. Bei den Jackals hatte nach einem kompletten Fehlstart inzwischen der Co-Trainer das Zepter übernommen. Auch er war ein alter Bekannter aus der EBEL. Mike Duco kannte ich noch als Gegenspieler aus seiner Zeit bei Red Bull Salzburg und auch Elmiras neues Spielsystem kannte ich von dort.

Für das Dienstagsspiel in Glens Falls (NY) gegen die Adirondack Thunder, reisten wir bereits nach dem Training am Montag an. Diesmal wurde mir vom Coach wieder einmal ein gewisser „Yvan Cournoyer“ als Zimmerkollege zugeteilt. Yvan war eine alte franko-kanadische Eishockey Legende, die mit den Montreal Canadiens ganze 10 Stanley Cups gewann. Als ich, bei einem der ersten Roadtrips, den Umschlag mit den Zimmerkarten für „Iberer & Cournoyer“ in den Händen hielt, fragte ich Olivier Labelle, ob wir einen neuen Spieler unter Vertrag genommen hatten. Labby wusste immer über alle Neuigkeiten Bescheid, speziell was „Frenchies“ anbelangte, aber er lachte nur und meinte „He is a legend“ und dass ich ein Einzelzimmer hatte. Alle älteren Spieler genossen abwechselnd Yvan Cournoyer als imaginären Zimmerkollegen, was bei den vielen Roadtrips eine nette Abwechslung war.

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Nach einer Nacht im Hotel ging es zum Pregame Skate in das schon etwas in die Jahre gekommene Glens Falls Civic Center. In Upstate New York war es an diesem Dienstag wirklich bitter kalt und die Temperaturen fielen unter –20 Grad Celsius, auch in der Halle fühlte es sich nicht viel wärmer an. Beim Pregame Skate prellte der Stick in der Hand wie eine Eisenstange und einige Spieler jammerten über taube Zehen und Fingerspitzen. Als ich mich endlich zurück im Hotel schon etwas hingelegt hatte um vor dem Match noch etwas zu relaxen, klingelte plötzlich das Hoteltelefon. Es war der Trainer, der mir mitteilte, dass ich schnell meine Sachen packen sollte, da wir nach Hause fahren würden. Auf Grund der Kälte hatte sich das Hallendach so verzogen, dass die Gefahr für einen Einsturz zu groß war um ein Spiel dort auszutragen. Wir hatten also die Nacht umsonst im Hotel verbracht, nur um in einer vom Einsturz gefährdeten Halle ein 20-minütiges Training zu absolvieren. Dafür ging es zur Belohnung sechs Stunden lang zurück Richtung Reading, wo wir am folgenden Tag auf den nächsten Kontrahenten aus unserer Division trafen. Gegen die Manchester Monarchs konnten wir, trotz meines Tors und Assists auch diesmal nichts ausrichten und verloren Dank empty net Tor mit 2:4.

Um die Weihnachtspause wirklich genießen zu können, brauchten wir dringend am Freitag einen Heimsieg gegen die Adirondack Thunder. Jedoch stand das Spiel unter keinen guten Vorzeichen. Nach dem Spiel gegen Manchester erhielt, nachdem schon einer unserer beiden Torhüter zum AHL Team berufen wurde, auch mein Kumpel Mark Dekanich einen „Call Up“. Nun hatten wir nur noch einen Torhüter im Kader, den wir zur Sicherheit aus der SPHL (Southern Professional Hockey League) als Back Up verpflichtet hatten. Er machte im Training eine gute Figur, aber trotzdem hatten wir für das Spiel am Freitag keinen zweiten Torhüter im Kader. Diese Situation kam in der ECHL öfter vor, denn sobald in der NHL oder der AHL jemand auch nur angeschlagen war, rückten sofort Spieler nach „oben“ nach um sicher zu gehen, dass die Teams mit der besten Aufstellung antreten konnten. Es kam nicht selten vor, dass einer unserer Goalies am Vormittag noch bei uns trainierte und am Abend in der AHL spielte oder zumindest dort auf der Bank saß. Für solche Situationen gab es den sogenannten „Emergency Back Up Goaltender“ oder kurz EBUG. Ein Betreuer der Carolina Hurricanes kam heuer sogar als EBUG zu einem sieben Sekunden Kurzeinsatz in einem NHL Spiel. Bei uns kam Freddy Cassivi, ein Freund von Head Coach Courville als EBUG zum Einsatz. Der 41-jährige ehemalige NHL‘er und ehemalige Vienna Capital war zwar beim Vormittagstraining noch etwas „rostig“ aber ganz verlernt hatte er sein Geschäft doch nicht. Nach dem Training konnte ich mich mit Freddy noch etwas über seine Zeit in Wien plaudern. Viel Zeit dafür blieb aber nicht, denn er musste zwischen Training und Spiel ja noch schnell in seinen richtigen Job zurückkehren.

Ein bekannter Teamkollege

Da das Spiel in Glens Falls ja abgesagt wurde, war es das erste Aufeinandertreffen mit einem weiteren Ex Capital. Peter MacArthur war Kapitän der Adirondack Thunder und ich verstand mich als wir beide bei den Caps waren sehr gut mit ihm. Bei einem kurzen Tratsch im Kabinentrakt hatte ich die Chance mich bei ihm persönlich zu bedanken, denn er hatte mir bei meinem Coach in Reading, als der sich im Sommer bei ihm über mich informiert hatte, ein gutes Zeugnis ausgestellt. Die Royals verabschiedeten sich an diesem Abend, Dank einer Top Leistung des SPHL „Back Ups“, vor knapp 3.800 Zusehern mit einem 5:2 Heimsieg in die Weihnachtspause.

Pic: Tom Boland Photography (Reading Royals)

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Abroad Blog-Florian Iberer (7): Von Häftlingen in Eishallen und original Münchner Glühwein https://hockey-news.info/abroad-blog-florian-iberer-7-von-haeftlingen-in-eishallen-und-original-muenchner-gluehwein/ Fri, 05 Jan 2018 08:09:00 +0000 https://hockey-news.info/?p=15815 Mit 35 Jahren zählt er zu den Routiniers im Österreichischen Eishockey und hat einiges erlebt. Vor allem sein Auslandsabenteuer in der Saison 2016/17 wird Florian Iberer immer in Erinnerung bleiben und daran lässt er in seinem „Abroad-Blog“ auf Hockey-News alle Fans exklusiv teilhaben. Über 500 EBEL-Spiele, ein Meistertitel, etliche Nationalteameinsätze mit dem Höhepunkt der olympischen […]

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Mit 35 Jahren zählt er zu den Routiniers im Österreichischen Eishockey und hat einiges erlebt. Vor allem sein Auslandsabenteuer in der Saison 2016/17 wird Florian Iberer immer in Erinnerung bleiben und daran lässt er in seinem „Abroad-Blog“ auf Hockey-News alle Fans exklusiv teilhaben.

Über 500 EBEL-Spiele, ein Meistertitel, etliche Nationalteameinsätze mit dem Höhepunkt der olympischen Spiele in Sochi – nur ein Ausschnitt der langen und erfolgreichen Karriere des Grazers, der nun wieder in seiner Heimat am Eis steht.

Nach Stationen in Linz, Klagenfurt, Wien sowie Auslandsabenteuern in Nordamerika, Deutschland und Schweden versuchte sich der einer Eishockeyfamilie entstammende Defender mit 33 Jahren nochmal in Übersee und heuerte bei den Reading Royals an. Und es sollte ein unvergessliches Abenteuer werden, von dem er in seinem „Abroad Blog“ berichtet:

Für mich war es der schönste Tag seit ich Fuß ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten gesetzt hatte. Nicht, weil es der erste und einzige freie Tag nach dem Wochenende in Manchester war, sondern weil ich endlich meine Freundin Lisa in New York City vom Flughafen abholen konnte. Die Wiedersehensfreude kannte keine Grenzen und wir waren heilfroh, dass mit ihrer Einreise alles gut lief. Vor der Fahrt in unsere neue Heimat Reading machten wir noch schnell einen Abstecher nach Manhattan. Die zweistündige Heimfahrt in der Nacht musste ich dann aber doch wieder mehr oder weniger alleine bestreiten, denn der Jetlag machte vor niemandem halt. Ich musste schmunzeln als ich meine Co-Pilotin in Reading weckte um ihr ihr neues Zuhause zu zeigen. 
 
In der ersten Woche war für Lisa bereits ein ordentliches amerikanisches Kulturprogramm geplant. Wir durchforsteten die gigantischen Supermärkte, die hier 24 Stunden, 7 Tage die Woche offen hatten und fanden auch beim x-ten Besuch noch eine Abteilung, die uns davor nicht aufgefallen war. Ganz dringend brauchten wir eine Flasche Wein für das Thanksgiving Dinner, zu dem wir bei Mark Dekanich und dessen Frau eingeladen waren. Da man hier in Pennsylvania im Supermarkt keinen Alkohol kaufen konnte, suchte ich am Handy das nahe gelegenste Liquor Store. Wir fuhren zum Beer Mart, der so groß war, wie ein Spar und ich sagte dem netten Herrn, der bereits beim Eingang die Kunden betreute, dass wir auf der Suche nach „wine“ waren. Er dachte wohl, dass ich einen Witz machte und meinte er kenne diese Marke nicht. Auch ich vermutete, dass der lustige Kerl mich wohl auf den Arm genommen hatte, hatte er aber nicht. Nach einem kurzen Hin und Her erklärte er mir, dass es hier nur Bier zu kaufen gab. „BEER Mart“, irgendwie logisch, dachte ich mir beim Verlassen des Geschäfts. 
 
Wein und Spirituosen gab es im Bundestaat Pennsylvania nur in sogenannten State Liquor Stores (also mit bundesstaatlicher Lizenz) und davon gab es nur eine Handvoll in Reading, klärte mich Lisa mit Hilfe von Google auf, als wir bereits zum nächsten Geschäft unterwegs waren. Zum Glück war es diesmal auch ein State Liquor Store. Die Schlange an der Kasse war zwei Tage vor Thanksgiving, dem wichtigsten Familienwochenende in den USA, schier endlos. Ich wusste, dass Alkohol hier in der Öffentlichkeit in einer Papiertüte verschwinden musste (es wusste auch wirklich niemand was in diesen Papiertüten steckte…), aber warum der Rotwein in Papier gewickelt war und der Weisswein nicht, konnte ich Lisa dennoch nicht erklären. Man musste ja nicht alle Gepflogenheiten zur Gänze verstehen, beachten allerdings schon. 

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Das um einen Tag vorgezogene Thanksgiving Dinner (ein Festschmaus vor dem Spieltag war nicht ideal) war für meine Freundin komplettes Neuland. Nicht nur der Truthahn und die üppigen Beilagen, sondern auch die vielen neuen Gesichter. Neben uns beiden hatten die Dekanichs auch Mike Boivin und Mike Pelech (dessen Bruder in Graz spielte) zusammen mit deren Frauen eingeladen. Mike Boivins Frau war einen Tag nach Lisa angekommen und kannte ebenso noch niemanden hier. Wir alle verbrachten, dank der typisch offenen Art, mit der man sich hierzulande begegnet, einen sehr lustigen Abend, bei dem wir gleich ordentlich in die amerikanische Feiertagskultur eintauchen konnten. Das Thanksgiving Weekend war auch für unsere Mannschaft ein Grund zum Feiern, denn wir konnten nach unserer sieben Spiele anhaltenden Durststrecke endlich wieder auf die Siegerstraße zurückkehren. Wir gewannen alle drei Matches an diesem Wochenende und schön langsam sah man auch das Selbstvertrauen der Jungs zurückkommen. Am darauffolgenden Mittwoch konnten wir gegen die Wheeling Nailers das vierte Spiel in Serie gewinnen und tags darauf ging es für zwei Spiele Richtung Süden gegen die Norfolk Admirals (Virginia). 
 
Als ich im Sommer ein Angebot von den Norfolk Admirals bekam, zeigte mir der Headcoach Bilder von den tollen Apartments, die die Spieler im nahe gelegenen Virginia Beach genossen. Die Aussicht auf ein Penthouse in einem Urlaubsort mit Sonne, Strand und Meer das ganze Jahr über war doch sehr verlockend. Zum Glück blickte ich damals vorrangig auf die sportliche Situation, hörte auch auf mein Bauchgefühl und lehnte zu Gunsten Readings ab. Im Nachhinein war es die richtige Entscheidung, denn als wir im Bus am Highway in Richtung Norfolk rollten, sahen wir es bereits auf der Liga Webseite. Nach gerade einmal 17 Spielen hatten die letztplatzierten Admirals ihren Coach gefeuert. Zum Glück brachte ihnen auch der Trainereffekt gegen die Royals nichts und wir konnten im ersten Spiel gleich einen Sieg einfahren. Als ich mir nach dem Match auf dem Ergometer vor der Kabine das Laktat aus den Beinen strampelte, bekam ich dann ein, für einen Österreicher, einmaliges Schauspiel zu sehen. Etwa 30 Männer in orangen Outfits, begleitet von bewaffneten Wärtern, begannen das Stadion zu reinigen. Ich dachte mir, dass ein Foto mit den, mit Besen und Müllsäcken bewaffneten Häftlingen gut für meinen Blog wäre und versuchte unauffällig mit der Handykamera abzudrücken. Als ich daraufhin einige böse Blicke der Typen in Orange erntete, brach ich mein Erholungsprogramm um fünf Minuten früher als geplant ab und schlich schnell in die Kabine zurück.  

Häftlinge säubern die Halle

 
Der neue Norfolk Coach konnte auch im zweiten Spiel im Amt keine Trendwende einleiten und die Royals holten sich den fünften Sieg in Serie. Die davor erlittene Niederlagenserie war bereits wieder vergessen. Nach der langen Heimfahrt von Norfolk hatten wir uns den freien Sonntag redlich verdient. Auf Olivier Labelles Tipp hin, fuhren einige Spieler mit ihren Freundinnen zum German Christmas Market. Veranstaltet wurde dieser von einem Club, geführt von Nachfahren deutscher Einwanderer, die die deutsche Kultur und zu unserer Überraschung auch die deutsche Sprache in ihrer neuen Heimat pflegten. Neben Lederhosen und Tracht gab es einen typisch mitteleuropäischen Weihnachtsmarkt und sogar einen Glühweinstand. Als Lisa und ich uns ein wärmendes Getränk an diesem Stand bestellten, staunten wir nicht schlecht, als die nette Dame uns besonders stolz versicherte, dass hier für den Glühwein auch nur das Originalrezept vom Münchner Oktoberfest verwendet wurde.

Pic: Tom Boland Photography (Reading Royals)

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Abroad Blog-Florian Iberer (6): Von Verstärkung aus der EBEL und dem ersten Fight gegen die berüchtigte #42 https://hockey-news.info/abroad-blog-florian-iberer-6-von-verstaerkung-aus-der-ebel-und-dem-ersten-fight-gegen-die-beruechtigte-42/ Wed, 03 Jan 2018 14:14:33 +0000 https://hockey-news.info/?p=15810 Mit 35 Jahren zählt er zu den Routiniers im Österreichischen Eishockey und hat einiges erlebt. Vor allem sein Auslandsabenteuer in der Saison 2016/17 wird Florian Iberer immer in Erinnerung bleiben und daran lässt er in seinem „Abroad-Blog“ auf Hockey-News alle Fans exklusiv teilhaben. Über 500 EBEL-Spiele, ein Meistertitel, etliche Nationalteameinsätze mit dem Höhepunkt der olympischen […]

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Mit 35 Jahren zählt er zu den Routiniers im Österreichischen Eishockey und hat einiges erlebt. Vor allem sein Auslandsabenteuer in der Saison 2016/17 wird Florian Iberer immer in Erinnerung bleiben und daran lässt er in seinem „Abroad-Blog“ auf Hockey-News alle Fans exklusiv teilhaben.

Über 500 EBEL-Spiele, ein Meistertitel, etliche Nationalteameinsätze mit dem Höhepunkt der olympischen Spiele in Sochi – nur ein Ausschnitt der langen und erfolgreichen Karriere des Grazers, der nun wieder in seiner Heimat am Eis steht.

Nach Stationen in Linz, Klagenfurt, Wien sowie Auslandsabenteuern in Nordamerika, Deutschland und Schweden versuchte sich der einer Eishockeyfamilie entstammende Defender mit 33 Jahren nochmal in Übersee und heuerte bei den Reading Royals an. Und es sollte ein unvergessliches Abenteuer werden, von dem er in seinem „Abroad Blog“ berichtet:

Seit dem letzten Wochenende hatte ich einen neuen Mitspieler, den ich bereits als Gegenspieler aus der EBEL gut kannte. Als wir uns auf dem Road Trip im Westen befanden, hatte unser Coach den Spieler von der sogenannten Waiver-Liste* (wird im Anhang ausführlich erklärt) aufgegabelt. Ohne jegliches gemeinsames Training mit der Mannschaft musste er auch sogleich bei den beiden Heimpartien, die wir direkt nach unserer Rückkehr absolvierten, sein Können unter Beweis stellen. Dies gelang ihm auch recht gut und als ich am Dienstag wieder in die Kabine zum Training kam, war ich zu meiner Freude nun gleich von zwei ehemaligen EBEL-Cracks umgeben. Zu meiner Linken saß Mike Marcou, der inzwischen von der Mannschaft zum Kapitän gewählt wurde. Zu meiner Rechten hatte der Equimentmanager über dem Platz ein Schild mit unserem Logo und dem Namen „BOIVIN“ platziert.

Mike Boivin und ich hatten von der ersten Sekunde an eine wirklich gute Gesprächsbasis und natürlich unterhielten wir uns viel über das schöne Österreich, die EBEL und, typisch nordamerikanisch, über gemeinsame Ex-Teamkollegen. An einen ganz besonderen gemeinsamen Eishockey-Freund, Troy Milam, schickten wir auch sofort ein Foto von uns im Royals Shirt. Er schien etwas verwirrt von dieser Nachricht und nach dem Eistraining klärten wir ihn dann über die genauen Umstände auf, die Mike und mich zu Sitznachbarn und Teamkameraden gemacht hatten.

Nach einem freien Montag ging es für drei Matches (ein sogenanntes three in three) zu Mikes letztjähriger Mannschaft, den Manchester Monarchs. Am Dienstag Vormittag wurde noch in Reading trainiert, danach fuhren wir sieben Stunden per Bus nach Manchester. Wie bei allen Roadtrips waren die Spieler (jeder bekam „Perdiem“, also Taggeld) für ihre eigene Verpflegung zuständig. Mit Mark Dekanich, unserem Torhüter, hatte ich bereits zu Beginn der Saison einen kleinen zwei Mann Gourmet Club gegründet und nun hatten wir ein drittes Mitglied. Auf Mikes Empfehlung hin gingen wir zusammen in ein typisch amerikanisches Diner, das ausgesprochen gutes Frühstück servieren sollte. Das Lokal, das eine riesige Auswahl an Omeletts und Pancakes in allen Variationen zu bieten hatte, war so gut, dass wir auch die restlichen drei Tage dort unser Frühstück einnahmen. Unter den Mitspielern hatte sich unser Geheimtipp schnell herumgesprochen und somit schlossen sich uns jeden Tag mehr Kollegen an.

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Ebenso hatte sich in der Mannschaft herumgesprochen, dass der Tough Guy der Monarchs mit der Nummer 42 wieder in den Kader zurückgekehrt ist. Mike kannte ihn und meinte es wäre besser keinen Tanz mit ihm zu wagen. Es kam aber wie es kommen musste. Als gleich zu Beginn des ersten Spiels jemand absichtlich unseren Goalie und Gourmet Club Freund Mark niederrannte, war natürlich ich am Nähesten. Mir war bewusst, dass bei solchen absichtlichen Fouls die Verteidigung von Teamkollegen von einem erwartet wurde. Was ich aber nicht wusste war, dass es sich beim Übeltäter um die berüchtigte Nummer 42 handelte und er bereits auf sein Opfer, mich, wartete. Der einseitige Fight war ziemlich schnell vorbei und ich durfte mich davon, gemeinsam mit dem Kontrahenten, fünf Minuten lang in der Kühlbox erholen. Cuts oder ein blaues Auge hatte ich zum Glück nicht, aber ein etwas eingedepschtes Ego. Das wurde mir aber beim Verlassen der Strafbank von meinen Mitspielern mit Jubel und Schläger-Klopfen für meinen Mut (oder meine Dummheit) wieder ausgebeult.

Iberer & Boivin

Nach meiner unfreiwilligen Härteeinlage wollte ich mich wieder aufs eigentliche Eishockeyspielen konzentrieren und bis auf ein paar gegenseitige Facewashes (Handschuhe im Gesicht des Gegners) gab es keine Prügel mehr für die 42 (oder mich). Ich spielte wie schon in den letzten Spielen gut meine Stärken aus und wurde wieder mit viel Eiszeit belohnt, doch man konnte unserer Mannschaft die Strapazen des drei Wochen langen Roadtrips noch anmerken. Ein spätes Ausgleichstor mit bereits herausgenommenem Goalie, bei dem ich eine schöne Vorlage lieferte, rettete uns im letzten Spiel in die Overtime. Diese ging dann aber leider verloren und somit konnten wir nur einen mageren Punkt von möglichen sechs mitnehmen.

Mit den sieben Niederlagen en suite hielten die Royals nach 16 Spielen bei sechs Siegen, zwei Unentschieden und acht Niederlagen. Wirklich Sorgen machte ich mir trotz des 5. Tabellenplatzes in der Division jetzt aber keine mehr, da ich definitiv besser spielte als zu Beginn der Saison und mehr Verantwortung und Vertrauen bekam. Ich hoffte nur, dass wir als Mannschaft bald wieder zu unserer Form finden würden. Zum Glück war es erst Mitte November – diese ersten zwei Monate vergingen dank des langen Auswärtsgastspiels sowie des dichten Spielplans wie im Flug – und wir hatten noch 56 Spiele im Grunddurchgang vor uns. Mit Mike Boivin hatte ich nun auch einen neuen Freund gewonnen. Noch mehr freute ich mich darüber, dass ich aus diesem Wochenende ohne blauem Auge heraus kam, denn am Sonntag würde ich am Flughafen in NYC, nach langen zwei Monaten, endlich meine Freundin abholen…

Waiver Liste:
Wenn ein Profi aus seinem Vertrag entlassen wird, kommt der Crack ligaintern auf die sogenannte Waiver Liste. Innerhalb der nächsten 24 Stunden kann jede ECHL Mannschaft in einer bestimmten Reihenfolge den Spieler inklusive dessen Vertrag und Gehalt übernehmen. Der Crack hat in diesem Falle die Pflicht innerhalb einer Woche bei seinem neuen Club aufzutauchen. Sollte kein Team von diesem Recht Gebrauch machen, „cleart“ der Spieler die „Waivers“ und ist somit frei bzw. arbeitslos. „Claimt“ eine Mannschaft den Spieler, gehört er ab sofort zum Kader des neuen Vereins. Jede Kaderveränderung muss mit dem Salary Cap und dem Roster Limit (20 Spieler inkl. Goalies) in Einklang gebracht werden. Dafür muss der Verein eventuell einen anderen Spieler selbst auf die Waiver Liste setzen.

Pic: Tom Boland Photography (Reading Royals)

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Abroad Blog-Florian Iberer (5): Von Vergleichen mit Ex-EBEL Imports und einem Mord vor dem Hotelfenster https://hockey-news.info/abroad-blog-florian-iberer-5-von-vergleichen-mit-ex-ebel-imports-und-einem-mord-vor-dem-hotelfenster/ Tue, 02 Jan 2018 13:51:34 +0000 https://hockey-news.info/?p=15807 Mit 35 Jahren zählt er zu den Routiniers im Österreichischen Eishockey und hat einiges erlebt. Vor allem sein Auslandsabenteuer in der Saison 2016/17 wird Florian Iberer immer in Erinnerung bleiben und daran lässt er in seinem „Abroad-Blog“ auf Hockey-News alle Fans exklusiv teilhaben. Über 500 EBEL-Spiele, ein Meistertitel, etliche Nationalteameinsätze mit dem Höhepunkt der olympischen […]

Der Beitrag Abroad Blog-Florian Iberer (5): Von Vergleichen mit Ex-EBEL Imports und einem Mord vor dem Hotelfenster erschien zuerst auf Hockey-News.info - Alle News über das nationale und internationale Eishockey.

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Mit 35 Jahren zählt er zu den Routiniers im Österreichischen Eishockey und hat einiges erlebt. Vor allem sein Auslandsabenteuer in der Saison 2016/17 wird Florian Iberer immer in Erinnerung bleiben und daran lässt er in seinem „Abroad-Blog“ auf Hockey-News alle Fans exklusiv teilhaben.

Über 500 EBEL-Spiele, ein Meistertitel, etliche Nationalteameinsätze mit dem Höhepunkt der olympischen Spiele in Sochi – nur ein Ausschnitt der langen und erfolgreichen Karriere des Grazers, der nun wieder in seiner Heimat am Eis steht.

Nach Stationen in Linz, Klagenfurt, Wien sowie Auslandsabenteuern in Nordamerika, Deutschland und Schweden versuchte sich der einer Eishockeyfamilie entstammende Defender mit 33 Jahren nochmal in Übersee und heuerte bei den Reading Royals an. Und es sollte ein unvergessliches Abenteuer werden, von dem er in seinem „Abroad Blog“ berichtet:

Nach dem Abstecher zu Mount Rushmore verbrachten wir die nächsten Tage in Rapid City (South Dakota) um zwei weitere Spiele zu absolvieren. Als ich morgens vom Hotel zum Training hinüber in die Arena spazierte, wusste ich, dass mir vor dem Eistraining noch ein Einzelmeeting mit den Coaches bevor stünde. Solche Meetings hatte ich in meiner Karriere, wie jeder der Profisport betreibt, schon etliche und ich war auf alles gefasst, selbst auf einen Rauswurf. Die Tür zum Coaches Office stand bereits offen und ich wurde auch sogleich herein gewunken.

Der Head Coach sprach mit mir über seine Ansichten zu meiner Leistung im letzten Spiel und ich durfte meinen Assist, der direkt zum Gegner ging und sogleich zu einem Gegentor führte, noch einmal ansehen, dazu einige weitere grobe Schnitzer der bisherigen Partien. Am Ende des Meetings sagte er, dass er mich beim morgigen Spiel auf die Tribüne verbannt hätte, wenn sich nicht ein anderer Verteidiger bei einem Fight im letzten Spiel gegen die Colorado Eagles verletzt hätte. In dem wirklich offenen Gespräch verriet er mir, dass er mit dem Coach der Eagles vor dem letzten Spiel gesprochen hatte. Dieser hatte in der Vorsaison ebenso einen Verteidiger aus der EBEL engagiert. Natürlich wusste ich genau um wen es sich dabei handelte, sagte aber nichts. Der Eagles Coach war bis zur Weihnachtspause mit dem ehemaligen EBEL-Import nicht zufrieden gewesen, er steigerte sich aber danach enorm und war zum Ende der Saison ligaweit zweitbester Scorer unter den Verteidigern. Ich vermutete, dass dieses Beispiel meinem Coach doch noch etwas Vertrauen in meine Qualitäten gab und meinte dazu, dass ich nicht vor hatte mir so lange Zeit zu lassen um gute Leistungen zu bringen.

Mit dem Rücken zur Wand lieferte ich dann gegen Rapid City auch zwei wirklich gute Spiele und konnte den Vertrauensvorschuss des Trainers etwas rechtfertigen. Mit zwei Siegen im Gepäck ging es wieder zurück Richtung Osten. In Rapid City stiegen wir in den Flieger nach Denver und von dort ging es zum nächsten Zwischenstopp nach Cincinnati (Ohio). Nach dem langen Reisetag hatten wir noch zwei Tage bis zum Spiel gegen die Cincinnati Cyclones und so lud uns der Besitzer der Royals, der uns bereits den ganzen Roadtrip lang begleitete, zum Abendessen in ein ganz besonderes Restaurant ein. In dem, für seine Rippchen bekannten Lokal waren nun nicht nur die Reading Royals zu Gast, sondern es speisten dort auch bereits alle US Präsidenten seit Gerald Ford. So bekamen nun auch die Billigketten-Speiser der Mannschaft mal eine ordentliche Mahlzeit und mit vollem Bauch ging es für die meisten Spieler zurück nach Downtown ins Teamhotel. Ein paar andere, wie beispielsweise mein Zimmerkollege, nutzten die Chance auf ein bisschen Nightlife in Cincinnati. Ich hingegen freute mich auf ein paar Stunden Erholung.

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Plötzlich schreckte ich auf. Die drei lauten Knalle waren auch im 18. Stock nicht zu überhören und ich war mir sofort bewusst, dass es sich dabei um Schüsse handeln musste, so laut und eindringlich waren sie. Ich blickte auf mein Handy. Es war fast 2 Uhr morgens und das zweite Bett im Zimmer war noch leer. Als ich meinem Zimmerkollegen eine Nachricht schreiben wollte, ob alles ok bei ihm war, flatterten schon die ersten Nachrichten im Gruppenchat der Royals herein. Jeder Spieler der bereits im Hotel war hatte die Schüsse gehört und war zum Fenster geeilt. Als ich meine Nachricht abschicken wollte, bekam ich zu lesen: „Da ist gerade einer direkt unter meinem Fenster erschossen worden, ich hoffe ihr seid alle ok.“ Der Teamchat ging über und zum Glück meldete sich auch mein Roomie bei mir. Ich war hellwach, also ging ich zum Zimmer des Mitspielers, der die traurige Nachricht übermittelt hatte. Direkt vor unserem Hoteleingang lag ein Mann auf der Straße in einer riesigen Blutlacke, bei dem der Notarzt offensichtlich schon jeden Wiederbelebungsversuch aufgegeben hatte. Rundherum unzählige Autos mit Blaulicht. Ich war nicht der Einzige der in das Zimmer mit der schrecklichen Aussicht kam. Wir lauschten alle per Handyapp dem Polizeifunk, durch den wir gut und deutlich die Worte „Homicide“ (Mord) und „Suspect on the run“  (Verdächtiger auf der Flucht) ausmachen konnten. Für die Einsatzkräfte schien es business as usual zu sein und nach einer Stunde war die Straße wieder leer, als ob nie etwas geschehen war.

(Tom Boland Photography (Reading Royals)

Das war also die andere Seite meiner temporären Heimat. Ich war ehrlich gesagt etwas verstört von den Bildern, denn das hätte auch jeder von uns sein können, der sich gerade vor dem Hotel aufgehalten hatte. Es war die Realität und nicht nur Bilder, die man sonst aus der Distanz im Fernsehen verfolgen konnte. Als ich zurück in mein Zimmer kam, lag mein Roomie bereits in seinem Bett und erzählte mir, dass er, als die Schüsse fielen, auf der anderen Straßenseite in einem Lokal noch eine Pizza aß. Wirklich schlafen konnten wir beide nicht und zum Training am nächsten Morgen kamen nicht nur wir beide ziemlich gerädert. Zum Glück hatten wir noch einen ganzen Tag um die Erlebnisse der Nacht zu verdauen.

Das darauffolgende Spiel gegen die Cylcones lief für unsere Mannschaft nicht nach Wunsch. Wir lagen sehr schnell mit 5 zu 0 zurück, aber als der Coach den Goalie tauschte (auch er würde wohl demnächst ein unangenehmes Meeting haben), konnten wir auf 5:4 verkürzen. Mit einem Onetimer-Tor im Powerplay startete ich die Aufholjagt, die aber leider unbelohnt blieb. Ebenso sieglos blieben wir zwei Tage später beim Spiel in Wheeling. Nach fast drei Wochen „on the road“ machten wir uns nach dem Match gegen die Nailers per Bus auf den 5-stündigen Weg nach Reading, wo wir schon am nächsten Abend auf die Manchester Monarchs trafen. Zum Glück war das Leben aus dem Koffer endlich vorbei, denn die drei Hemden die ich abwechselnd zu den Spielen trug waren nicht mehr ganz so frisch wie bei der Abreise und auch das restliche Gewand ging zu Neige.

Abgerundet wurde das Wochenende noch mit dem dritten Spiel in drei Tagen gegen die Atlanta Gladiators, gegen die ich ein Tor und einen Assist erzielte und mit einem Plus 3 Rating abschloss. Trotz der nun schon vier Spiele andauernden Niederlagenserie, konnte ich endlich etwas zu meinen Stärken finden und wurde auch mit reichlich Eiszeit belohnt. Nach den ereignisreichen Wochen hatte ich meine anfangs schlechten Leistungen schon fast vergessen und konnte mit meinen Auftritten endlich halbwegs zufrieden sein. Eigentlich spielten wir alle gar nicht so schlecht wie man aus den Ergebnissen ablesen konnte, aber die Strapazen des Roadtrips sollten sich für die Royals noch einige Zeit bemerkbar machen…

Pic: Tom Boland Photography (Reading Royals)

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Abroad Blog-Florian Iberer (3): Von „Ups & Downs“ und Besuch aus der Heimat https://hockey-news.info/abroad-blog-florian-iberer-3-von-ups-downs-und-besuch-aus-der-heimat/ Fri, 29 Dec 2017 11:37:27 +0000 https://hockey-news.info/?p=15800 Mit 35 Jahren zählt er zu den Routiniers im Österreichischen Eishockey und hat einiges erlebt. Vor allem sein Auslandsabenteuer in der Saison 2016/17 wird Florian Iberer immer in Erinnerung bleiben und daran lässt er in seinem „Abroad-Blog“ auf Hockey-News alle Fans exklusiv teilhaben. Über 500 EBEL-Spiele, ein Meistertitel, etliche Nationalteameinsätze mit dem Höhepunkt der olympischen […]

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Mit 35 Jahren zählt er zu den Routiniers im Österreichischen Eishockey und hat einiges erlebt. Vor allem sein Auslandsabenteuer in der Saison 2016/17 wird Florian Iberer immer in Erinnerung bleiben und daran lässt er in seinem „Abroad-Blog“ auf Hockey-News alle Fans exklusiv teilhaben.

Über 500 EBEL-Spiele, ein Meistertitel, etliche Nationalteameinsätze mit dem Höhepunkt der olympischen Spiele in Sochi – nur ein Ausschnitt der langen und erfolgreichen Karriere des Grazers, der nun wieder in seiner Heimat am Eis steht.

Nach Stationen in Linz, Klagenfurt, Wien sowie Auslandsabenteuern in Nordamerika, Deutschland und Schweden versuchte sich der einer Eishockeyfamilie entstammende Defender mit 33 Jahren nochmal in Übersee und heuerte bei den Reading Royals an. Und es sollte ein unvergessliches Abenteuer werden, von dem er in seinem „Abroad Blog“ berichtet:

Mein ECHL Comeback war ein Wechselbad der Gefühle. Die Santander Arena war mit 6.400 Zusehern für den sogenannten „Home Opener“ sehr gut besucht und die Fans machten ordentlich Stimmung, zumindest für nordamerikanische Verhältnisse. Bei der obligatorischen Hymne, die bei amerikanischen Sport-Events nicht fehlen darf, bekam ich dann ein ordentliches Kribbeln und ich dachte an den langen Weg (sowohl die lange Anreise als auch die vielen Umstände und Entscheidungen), der mich wieder in die USA gebracht hatte. Den Text des „Star-Spangled Banner“ konnte ich sogar noch, hatte ihn ja zuvor schon 153 mal gehört, davon drei mal zusammen mit meinem Bruder Matthias als wir beide in Kalamazoo spielten. Eine coole Erinnerung. Viel mehr Zeit für einen Spaziergang auf der Straße der Erinnerungen war dann nicht mehr und das Spiel begann unter tosendem Jubel der Fans.

Die Zuseher kamen auch gleich auf ihre Kosten, denn wir brannten in den ersten 15 Minuten ein richtiges Offensivfeuerwerk ab. 3:0 stand es bereits nach elf Minuten. Unser Team spielte im Vergleich zur Preseason richtig auf und wir fertigten Elmira (die uns zwei mal in der Vorbereitung geschlagen hatten) mit einem 6:2 ab. Die zwei Verteidiger, die uns am Spieltag noch aus der AHL geschickt wurden, machten auch einen starken Eindruck. Durch sie war unsere Hintermannschaft wirklich sehr gut aufgestellt und zwei andere Verteidiger mussten auf der Tribüne Platz nehmen. Die Freude über den Sieg war trotzdem etwas getrübt, denn ich fühlte mich die gesamte Partie über als ob das Spiel an mir vorüber ging. Richtige Akzente konnte ich keine setzen, obwohl ich defensiv ganz solide gespielt hatte. Das gute Gefühl, das ich mir im Training erarbeitet hatte, konnte ich nicht ins Spiel übertragen und es war definitiv nicht der Start, den ich mir erhofft hatte.

HIER GEHT ES ZU DEN BISHER ERSCHIENENEN BLOG-AUSGABEN

Leider erging es mir in den nächsten beiden Matches nicht viel besser. Es war ein ständiges Auf und Ab. Wirklich konstant war ich nicht. Einmal eine gute Aktion hier, dann wieder mal ein Fehler da. Es waren zum Glück keine groben Schnitzer, aber zufrieden sein konnte ich als erfahrenster Spieler der Mannschaft mit so einer Leistung auch nicht. Ich war mir sicher, dass auch der Trainer mehr von mir erwartet hatte. Auswärts bei den Wheeling Nailers lieferte ich eine gute Partie, aber am Tag darauf, daheim gegen die Manchester Monarchs, musste ich mich wieder über einige Fehler ärgern. Ich war hoch motiviert in das Spiel gegen die Monarchs gegangen, da hinter der Bande mein ehemaliger Verteidigungspartner aus Linzer Zeiten stand. Richard Seeley und sein Team reisten bereits einen Tag vor dem Spiel nach Reading an, da sie spielfrei waren. Wir hingegen kamen erst um drei Uhr früh am Matchtag aus Wheeling zurück. Das war zwar keine Ausrede für meine schwache Leistung und die unserer Mannschaft, aber wir konnten in keiner Phase mit Tempo und Spiel des Gegners mithalten. Am Ende gab es eine bittere 1:5 Niederlage. Der Spielplan war bei 72 Spielen oft nicht ganz vorteilhaft, aber schließlich ging es da allen Teams gleich.

Einen Grund zur Freude hatte ich dennoch. Während auf der gegnerischen Bank ein ehemaliger Mitspieler stand, saß im Publikum mein alter Freund und ehemaliger Kapitän aus Graz, Stefan Hofer. Auf seinen Besuch hatte ich mich schon länger gefreut, da wir uns in den letzten Jahren aus beruflichen Gründen, eher selten gesehen hatten. Er kam am Spieltag in Newark, New Jersey an und hatte für seine schwedische Firma in Philadelphia zu tun. Da Reading vom Flughafen Newark ja fast auf dem Weg nach Philly lag machte er einen Abstecher zum Spiel. Ich hinterlegte ihm eine Karte, aber leider hatte ich vergessen nachzusehen wo sein Platz war. Den sonst so auffälligen Hünen konnte ich trotz einiger schweifender Blicke über das Publikum während des Warm Ups nicht erspähen. Als ich nach dem Spiel dann vor die Halle ging wartete der schwedische Elch bereits mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf mich. Wir verbrachten einen lustigen Abend mit viel Gelächter über alte Zeiten. Stefan nahm noch das Angebot wahr auf meiner Couch zu crashen und machte sich früh am nächsten Morgen auf nach Philadelphia. An solchen Tagen merkte ich besonders, dass ich sehr weit von Familie und Freunden entfernt war, aber man lernt die wenige Zeit zu schätzen die man hat. Übrigens… danke für den Besuch Stefan.

Als Stefan bereits weg war hatte ich ein wenig Zeit den trainingsfreien Tag zu genießen und mit meiner Freundin und meiner Familie per Internet zu telefonieren. Ich wusste, dass es für einige Zeit die letzte Möglichkeit war in Ruhe zu plaudern, denn in zwei Tagen würde ich dann für längere Zeit immer einen Mitspieler als Zimmerkollegen haben. Unser 19-tägiger Road Trip nach „Westen“ stand unmittelbar bevor…

Pic: Tom Boland Photography (Reading Royals)

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Abroad Blog-Florian Iberer (1): Auf in ein neues (altes) Abenteuer! https://hockey-news.info/abroad-blog-florian-iberer-1-auf-in-eine-neues-altes-abenteuer/ Wed, 27 Dec 2017 12:25:01 +0000 https://hockey-news.info/?p=15785 Mit 35 Jahren zählt er zu den Routiniers im Österreichischen Eishockey und hat einiges erlebt. Vor allem sein Auslandsabenteuer in der Saison 2016/17 wird Florian Iberer immer in Erinnerung bleiben und daran lässt er in seinem „Abroad-Blog“ auf Hockey-News alle Fans exklusiv teilhaben. Über 500 EBEL-Spiele, ein Meistertitel, etliche Nationalteameinsätze mit dem Höhepunkt der olympischen […]

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Mit 35 Jahren zählt er zu den Routiniers im Österreichischen Eishockey und hat einiges erlebt. Vor allem sein Auslandsabenteuer in der Saison 2016/17 wird Florian Iberer immer in Erinnerung bleiben und daran lässt er in seinem „Abroad-Blog“ auf Hockey-News alle Fans exklusiv teilhaben.

Über 500 EBEL-Spiele, ein Meistertitel, etliche Nationalteameinsätze mit dem Höhepunkt der olympischen Spiele in Sochi – nur ein Ausschnitt der langen und erfolgreichen Karriere des Grazers, der nun wieder in seiner Heimat am Eis steht.

Nach Stationen in Linz, Klagenfurt, Wien sowie Auslandsabenteuern in Nordamerika, Deutschland und Schweden versuchte sich der einer Eishockeyfamilie entstammende Defender mit 33 Jahren nochmal in Übersee und heuerte bei den Reading Royals an. Und es sollte ein unvergessliches Abenteuer werden, von dem er in seinem „Abroad Blog“ berichtet:

Endlich sitze ich im Flieger nach New York. Die letzten Wochen waren ganz schön nervenaufreibend. Der Entschluss nochmal in die USA zu gehen und nochmal den „American Way of Life“ zu erleben, diesmal das erste mal mit meiner Freundin Lisa, hat unser Leben ganz schön durcheinander gebracht.

Wenn man stundenlang im Flieger sitzt und schon nicht mehr weiss, ob man lesen, Film schauen oder schlafen soll, hat man genug Zeit die letzten Wochen Revue passieren zu lassen. Irgendwie konnte ich es noch gar nicht realisieren, dass ich nach neun Jahren nochmal nach Übersee gehe. Insgeheim hatte ich ja über die Jahre hinweg mit dem Gedanken des Öfteren gespielt, wirklich den Mut dazu hatte ich aber nie, da es in Europa dann doch um einiges komfortabler zugeht. Da aber meine Chancen auf einen Vertrag bei einem EBEL-Powerhouse nicht besonders gut standen und der August immer näher rückte, wurden diese Gedanken zunehmend konkreter.

Durch ein paar Hintertürchen hatte ich mein Interesse bekundet in der ECHL zu spielen. Erfreulicherweise waren sogar einige Teams interessiert – nicht selbstverständlich für einen 33-jährigen Europäer (ich bin der älteste Spieler im Team), der in seiner Nordamerika-Vergangenheit eher nur durchschnittliche Statistiken aufweisen konnte.

Mitte August bekam ich dann einen Anruf von meinem heutigen Coach Larry Courville, der zuvor bereits einen aufwendigen Backgroundcheck gemacht hatte. Schließlich will ja niemand die Katze im Sack kaufen, denn für sein Team sollte ich eine Rolle erfüllen, die nicht unbedingt meiner damaligen entsprach. Da Geld nie ein Thema war und ich sein erstes Angebot für fair hielt, akzeptierte ich dieses sofort. Einzige Bedingung meinerseits war ein eigenes Apartment. Unverheiratete Spieler wohnen hier für gewöhnlich zu zweit. Ein bisschen Privatsphäre war mir für mich und meine Freundin dann doch wichtig.

Kaum hatte ich unterschrieben, bekam ich schon einige amüsante Whatsapp Sprachnachrichten mit franko-kanadischem Akzent. Olivier Labelle, ein alter Bekannter aus EBEL Zeiten, war schon informiert und gab mir die ersten Infos zum Team, zur Halle und zu meiner neuen Heimat Reading. Ich freute mich sehr, gleich eine Ansprechperson zu haben.

Nach dem Boardservice hole ich mein neues Buch heraus und lese ein wenig, um die Zeit halbwegs sinnvoll zu nutzen. „Your Visa is hereby denied.“ schallt es durch meinen Kopf und ich ärgere mich immer noch über die Situation bei meinem ersten Visa Gespräch in der amerikanischen Botschaft in Wien. Ich rief damals den Coach an und musste ihm sagen, dass es wohl etwas schwieriger wird als geplant. Zum Glück behielt er die Ruhe und erklärte mir, dass sie auch hier in den USA gleich für ein Sportler Visum ansuchen können – dauert halt ein bisschen länger. Es war ja noch ein Monat bis zum Abflug. Als der Sportler-Visaantrag dann nach drei endlosen Wochen von den amerikanischen Behörden bestätigt wurde, hatte ich nur noch eine Woche Zeit, um einen neuen Termin in Wien auszumachen und das fertige Visum in den Pass zu bekommen. Mein Flug war vom Team für Donnerstag, den 29. September gebucht. Laut Homepage der Botschaft war der nächstmögliche Termin Dienstag, zwei Tage vor Abflug. Eigentlich kein Stress, aber die Zustellung des Reisepasses dauert im Normalfall fünf Werktage. Ich hoffte auf Expresszustellung oder ein Wunder.

Beim zweiten Anlauf in der Botschaft ging es dann etwas glatter. Bei der Annahme bekam ich die Info, dass ich den Reisepass im Falle eines positiven Antragsgesprächs am Mittwoch, dem Tag vor dem Abflug abholen konnte. Das eigentliche Visa-Gespräch war kurz und ein freundliches „Good Luck“ wurde mir auch noch auf den Weg mitgegeben. Da fiel mir und allen Beteiligten doch ein Stein vom Herzen.

Zwei mal Graz-Wien-Graz vor dem Abflugtag waren auch recht stressig. Ich hatte noch nicht mal gepackt. Bei den jeweiligen Abreisen zu meinen ersten drei Saisonen in den USA, hatte ich mich ganz gewissenhaft vorbereitet. Diesmal ging alles so nebenbei, da ja das Visa bis zur letzten Minute noch in der Luft hing. Ich packte nur das Notwendigste. Abfluggepäck: Eine Eishockeytasche mit 22,5 Kilo, darin Eishockey Minimalausrüstung, Kleidung für 14 Tage und ein Anzug für die Spiele. Dazu ein Stück Handgepäck.

„Warum tust du dir das eigentlich an?“, denke ich mir, schaue auf den riesigen Ozean runter und muss mich selbst ein wenig belächeln. In diesem Moment wird mir bewusst, dass ich wohl ein bisschen verrückt bin. Ich habe immer das Abenteuer gesucht und versucht meinen eigenen Weg zu gehen. Ich kann dem Eishockey dankbar sein, dass ich all diese Dinge erleben darf. In einem fremden Land zu leben, neue Freunde zu gewinnen, fast die gesamte USA zu bereisen und dafür auch noch bezahlt zu werden, hört sich dann eigentlich doch recht gut an. Vielleicht sind es einfach diese Erfahrungen, die ich sonst nie gemacht hätte, wegen denen ich jetzt in diesem Flieger sitze.

Der Landeanflug auf den JFK Airport gestaltete sich relativ holprig, aber der Pilot bringt uns sicher ans Gate, von wo ich in der Ferne die Skyline von Manhattan bewundern kann. Ich hole mein Handy raus, mache ein Foto und schicke ein paar Zeilen nach Hause. Zeit zum Aussteigen habe ich ja genug, 44. Reihe. Die Schlange vor der Immigration ist endlos. Da dürften dann doch ein paar Flieger gleichzeitig angekommen sein. Eineinhalb Stunden warte ich, um endlich an der Reihe zu sein. Beim Einreisen verläuft alles problemlos. Ich hole meine Tasche und mache mich auf in die Ankunftshalle, wo ich bereits erwartet werde.

Als ich durch die Tür hindurch gehe, wird mir erst so richtig bewusst, dass jetzt ein neues (altes) Abenteuer beginnt…

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