Der Name Alexander Schmidt dürfte mittlerweile allen Eishockey Fans in Österreich ein Begriff sein. Der ehemalige VSV Tourhüter hat im Frühjahr seine Zelte in Villach abgebrochen und war seither auf Vereinssuche. Dabei ist es auch zu Gesprächen mit dem EC Bregenzerwald gekommen. Die Verhandlungen konnten vor kurzem positiv für beide Seiten beendet werden. Ali hat sich etwas abseits des Inline Turniers in Wolfurt für einige Fragen Zeit genommen.
Du warst schon 2018 beim EC
Bregenzerwald, als der Verein große Probleme in der Torhüter
Position hatte. Wie hast du den Verein kennengelernt in der
Zeit?
Natürlich mit 18 Jahren damals war die Aufregung
sehr groß, dass ich irgendwo anders einmal spielen könnte und ein
bisschen Profiluft schnuppern. Dann habe ich das Go gekriegt, bin
nach Vorarlberg gekommen und gut aufgenommen worden. Ich habe ein
paar Spieler damals schon gekannt vom Nationalteam etc. Dann eben
gegen Asiago, das kann ich mich noch genau erinnern, war mein
erstes Profispiel. Ich war natürlich sehr nervös für das erste Mal
und wir haben leider knapp verloren. Ganz am Ende vom letzten
Drittel noch das 2:3 gekriegt. Aber trotzdem war es für mich ein
Spiel, was ich so schnell nicht vergessen werde, weil es einfach
eben das erste Profispiel war. Ich bin gut hineingewachsen und dann
wieder zurück nach Villach gekommen mit mehr Erfahrung in meinem
Gepäck. Deswegen freue ich mich umso mehr, dass ich da wo es
angefangen hat, jetzt meinen nächsten Schritt machen werde.
Wenn du jetzt dein
18-jähriges Ich mit dem heutigen Ali Schmidt vergleichst, wo hast
du selber weiterentwickelt? Was sind die größten
Unterschiede?
Also in der Größe habe ich mich nicht
weiterentwickelt, leider. (lacht) Da bin ich gleichgeblieben. Aber
ich sage jetzt mal vom Spielerischen her, dass ich mehr Ruhe habe,
dass ich mehr Selbstvertrauen habe, dass ich in gewissen
Situationen über mein Limit spielen kann. Und natürlich das Rundum
Paket. Ich bin ein paar Jahre älter, habe ein paar Jahre mehr
Erfahrung im Gepäck. Ich habe über 50 Spiele in der ersten Liga
gehabt. Ich kann mich auf das nicht ausruhen, aber ich kann
wenigstens sagen, dass ich mit einem guten Gefühl in die neue
Saison hinein gehe und auch mit mehr Erfahrung und vielleicht mit
weniger Nervosität, weil ich einfach weiß, ich kann auf dem Level
spielen und ich brauche es eigentlich gar keinem beweisen. Und
damals 2018 war es eher, schau, ich kriege die Chance, ich muss
mich beweisen und jetzt ist es eher so, schau, jetzt bin ich da,
jetzt zeige ich, was ich kann.
Du hast, wo klar war, dass
du beim VSV nicht weitermachen wirst, in einem Interview
klargestellt, dass du ein Risiko eingehen musst. Es ist jetzt
natürlich sehr früh um ein Fazit zu ziehen. Aber Stand heute:
Würdest du sagen, das Risiko hat sich für dich gelohnt oder hast du
dich verkalkuliert?
Als ich die Entscheidung getroffen
habe, dachten viele, dass ich schon was anderes im Hosensack gehabt
habe. Aber nein, ich habe die Entscheidung getroffen, ohne zu
wissen ob ich spielen werde, ob ich einen Vertrag nächstes Jahr
kriegen werde, und überhaupt, wo ich spielen werde. Ich bin das
Risiko eingegangen, weil ich für mich persönlich die Entscheidung
getroffen habe, dass ich so nicht meinen nächsten Schritt machen
werde. Deswegen bin ich in die Sommerpause ein bisschen mit einem
unwohlen Gefühl reingegangen, was ich sonst noch nie gehabt habe,
was Neuland war für mich. Aber trotzdem, es war ein cooler Sommer.
Ich habe das genossen. Natürlich mit einem Auge auf die Zukunft.
Dann ist eben das mit Bregenzerwald aufgekommen. Ich habe gesagt,
passt, das machen wir jetzt. Weil ich die Chance kriege, ich viel
spiele, ich kann mich beweisen und mehr brauche ich nicht. Ich kann
mich als Einser Tormann in einer guten Liga beweisen und das will
ich machen.
Du hast ja im Vorfeld auch
mehrere Gespräche mit Jussi Tupamäki gehabt. War das auch ein
Grund, dass du ein gutes Gefühl hattest hierher zu kommen? Oder was
war das Ding, wo du gesagt hast, das ist der Verein, weil Angebote
hat es sicher mehrere gegeben?
Angebote waren da, ja.
Wir waren öfter kurz vor einem Abschluss, aber es war halt eben nie
was Fixes. Und dann hat sich Guntram Schedler bei meinem Agenten
gemeldet und gefragt, wie es bei mir ausschaut. Und dann habe ich
meinen Agenten gefragt: Du, wie schaut es eigentlich aus mit
Bregenzerwald? Könnte da noch was passieren? Und dann habe ich mit
dem Headcoach telefoniert, ein langes, gutes Gespräch gehabt, wo er
mir erklärt hat, dass wenn ich unterschreibe, er mir das ganze
Vertrauen gibt. Und ich glaube, dann war es eigentlich eh einfach
für mich. Weil ich glaube, das einzige, was ich jetzt brauche in
meinem Karrierestatus, ist Vertrauen. Und ja, natürlich muss ich
das Vertrauen zurückgeben dem Trainer und der ganzen Organisation.
Aber ich glaube, als erste Instanz ist es wichtig, dass ich das
Vertrauen kriege, dass mir einfach gesagt wird, wenn es einmal ein
bisschen schlecht läuft, wir bauen trotzdem auf dich und ich
glaube, ich kann das Vertrauen auch gut genug zurückgeben. Das habe
ich auch in den letzten Jahren bewiesen. Und deswegen habe ich
gesagt, ja passt, dann machen wir das.
Für dich ist es, du lässt
es schon durchklingen, eine komplett neue Situation. Du warst jetzt
lange Zeit Back Up Tormann und jetzt bist du bei einem Verein, der
zu 100% auf dich baut und sagt, du bist unsere klare Nummer eins.
Ist das für dich die ganz große neue Herausforderung in der
Saison?
Natürlich, sicher. Als Back Up bist du bist
eigentlich nur der Ersatz für den Einser. Du hilfst nur aus. Ob du
jetzt ein gutes Jahr hast oder nicht beeinflusst natürlich das
Team, aber halt nicht zur Gänze. Und heuer ist wirklich die neue
Challenge, dass ich sage okay, ich bin da, ich bin hauptsächlich
für die Mannschaft da und wenn ich nicht performe, dann leidet die
ganze Mannschaft darunter. Und ich glaube, das ist eine Challenge
für mich. Aber wenn du, wenn du irgendwann einmal weiterkommen
willst, dann musst du den Schritt machen und wenn nicht jetzt wann
dann?
Das allgemeine Problem für
die Torhüter in Österreich ist ja während der letzten WM sehr
präsent gewesen. Du hast in einem Interview gesagt: Es ist positiv
für mich, immer bei der Nationalmannschaft dabei zu sein. Auf der
anderen Seite ist es schon zach, dass ich in neun Partien in der
höchsten Liga Österreich spiele und eigentlich immer im erweiterten
WM Kader bin. Wie siehst du die Zukunft aus derzeitiger Sicht, wenn
Starkbaum, Madlener, Kickert nicht mehr zur Verfügung stehen für
Österreich?
Wenn du andere Nationen anschaust, die
haben bei den Stürmern, bei den Verteidigern und den Torhütern
einen sehr tiefen Kader. Und wir in Österreich leider nicht. Aber
ja, du kannst sagen, es ist unsere Schuld, da sind die Tormänner
Schuld, weil sind nicht gut genug oder hin oder her. Aber ich finde
trotzdem, dass in Österreich den Tormännern viel zu wenig Vertrauen
geschenkt wird. Wenn du in der Liga schaust, wie viele wirklich
Einser Tormänner sind, ist es sehr beängstigend für die Zukunft.
Aber es kommen Gute nach. Wir haben auch sehr viel gute Talente im
Nachwuchs, aber die brauchen natürlich die Zeit, dass sie ihr
Potenzial entfalten können. Aber sie brauchen genauso das
Vertrauen, dass sie an die ganze Verantwortung heranwachsen. Im
Idealfall kriegst du im Nachwuchs Vertrauen, dann gehst du einen
Schritt weiter in den Profibetrieb der Alps und dann machst du den
nächsten Schritt in die ICE Liga und kriegst weiterhin das
Vertrauen. Aber leider ist es in Österreich nicht so. Weil einfach
es zu verlockend ist für was müssen wir einen Tormann ausbilden?
Weil, wir setzen einen Jungen auf die Bank, der spielt seine 10
Partien runter und als Einser holen wir einen Ausländer. Ja, es hat
sich leider so etabliert bei uns. Es ist traurig, aber wir tragen
jetzt die Früchte von den letzten 10 Jahre. Und ja, so wie es
letztes Jahr war, eben mit Starkbaum, Kickert und Madlener. Sie
sind gute Torhüter, keine Frage. Und sie haben auch das gute Recht,
dass sie bei der WM dabei sind. Im Hier und Jetzt wird es passen.
Aber was ist, wenn der Starki in zwei Jahre oder in einem Jahr
keinen Vertrag mehr kriegt und er entscheidet sich, aufzuhören? Was
ist dann? Dann hast du eine bisschen eine Lücke, weil wer rückt
nach, so wie heuer der Vorauer oder ich? Wir sind beide Back Ups
mit wenig Bundesliga Erfahrung. Und willst du wirklich bei einer A
WM einen dritten Tormann haben, der zehn Partien in der ICE Liga
hat? Also ich befürworte das nicht, aber ich versuche mein Bestes.
Ich würde gerne den nächsten Schritt machen, dass ich sage, ich
stehe auf der Kaderliste oben. Ich wäre gerne dabei, aber das ist
meine Verantwortung. Aber natürlich die Vereine und der ÖEHV müssen
auch ein bisschen Verantwortung übernehmen. Aber es ist schwierig.
Es ist ein sehr heikles Thema und man kann darüber diskutieren, was
gut ist und was nicht. Aber am Ende kann in meiner Sicht nur auf
mich schauen. Ich kann mein Bestes versuchen, dass ich nachrutsche.
Aber ja, grob gesagt ist es sehr frustrierend in der Zukunft.
Wenn du jetzt sagst, es ist
für einen ICE League Verein zu verlockend, dass er sich einen
Importspieler holt. Wie würdest du die Sache angehen, dass es für
sie attraktiver wird, auf einen Österreicher zu
setzen?
Dass du zum Beispiel sagst, dass Ausländer im
Tor zwei Importplätze kosten oder sogar drei. Dass du wirklich
überlegst, will ich jetzt wirklich einen Ausländer da haben oder
soll ich auf einen österreichischen Tormann setzen? Dass du einfach
wirklich sagst, wenn ich einen österreichischen Tormann habe, dass
es auch ein bisschen einen Vorteil gibt. Weil du hast in Österreich
nicht viel Torhüter und das hat eigentlich keine Konsequenzen. Ja,
okay, du hast einen Ausländerplatz weniger, dann hast du halt im
Feld einen Österreicher mehr, was auch gut ist, keine Frage. Du
musst ein bisschen ein Reward haben als Team, wenn du auf einen
Einheimischen setzt.
Wird natürlich nicht immer
auf Gegenliebe stoßen, wenn man solche Vorschläge bringt. Besonders
wenn man jetzt daran denkt, dass Österreich da nicht alleine
dasteht, sondern da sind andere Vereine aus anderen Nationen auch
dabei.
Das ist das nächste Thema. Natürlich. Aber ich
glaube, so wie Italien, wenn du die Teams anschaust, die haben in
Asiago nur Italiener. In Bozen, ja, die haben einen Ausländer, aber
Pustertal geht es auch mit zwei Italiener. Also von dem her, ja,
kannst du jetzt sagen, was du willst, die Möglichkeit wäre da.
Natürlich ist es schwierig, dass du auf einen gemeinsamen Nenner
kommst innerhalb einer internationalen Liga, aber irgendwo musst du
einen Startpunkt setzen, dass du sagst, da fangen wir an. Das ist
der nächste Schritt, den muss man gehen.
Wenn wir jetzt den Blick
mal auf diese Saison begrenzen, was hast du dir persönlich als Ziel
gesetzt mit dieser Mannschaft?
Also ich muss ehrlich
sagen, was ich erreichen will, sind die Play Offs mit der
Mannschaft. Weil ich habe es letztes Jahr mitkriegt, wir haben in
einer Qualifikationsrunde gegen Bregenzerwald gespielt mit
Kitzbühel. Und da war ich nach Kitzbühel verliehen. Da habe ich mir
schon gedacht, in der Truppen wäre mehr drin, als es eigentlich am
Ende vom Tag rausgeschaut hat. Also in erster Instanz, Play Off
schaffen ob direkt oder indirekt spielt jetzt großartig keine
Rolle. Aber ja, ich freue mich auf die Verantwortung, ich freue
mich auf die Challenge, was dahinter liegt. Und ich weiß, es sind
viele junge Spieler, aber ich sehe mich in der Rolle, dass ich
genauso als Leader in der Mannschaft auftrete, dass ich Jungen
helfe, dass sie den nächsten Schritt machen. Und ich freue mich
einfach auf die neue Herausforderung.
Und für dich persönlich,
wenn wir jetzt daran denken, dass die WM das nächste Jahr in Prag
ist, möchtest du da dabei sein?
Ich glaube, wenn ich
jetzt nein sage, dann hätte ich hier nichts verloren. Aber ich muss
realistisch bleiben. Ich versuche mein Bestes. Ich werde mich nur
auf mich konzentrieren das ganze Jahr. Ich werde nicht großartig
umdenken, ob ich am Ende vom Jahr bei der WM dabei bin. Wenn ich es
bin, freu ich mich total. Dann weiß ich, dass sich das alles
ausgezahlt hat. Aber wenn ich nicht dabei bin, dann lasse ich auch
nicht meinen Kopf hängen, sondern ich weiß, dass ich noch
hoffentlich ein paar Jahre zum spielen habe. Und ja, ich versuche
einfach, dass ich es in den WM Kader schaffe. Ob es nächstes Jahr
ist, ob es in drei Jahre ist, ist mir eigentlich egal. Aber ja, ich
versuche einfach den nächsten Schritt zu machen. Jahr für Jahr
schauen, was am Ende vom Jahr ausschaut und dann sehen wir
weiter.
www.ecbregenzerwald.at, Pic: ECVSV









