Der 29. Oktober 2021 veränderte das Ligageschehen grundlegends. Beim Spiel von Bratislava in Dornbirn bricht Boris Sadecky zusammen und stirbt wenige Tage später im Krankenhaus. Im Interview mit der Zeitung „Neue“ sprechen DEC Boss Alexander Kutzer sowie Head-Coach Kai Suikkanen über diesen schrecklichen Tag und die Auswirkungen auf ihr Team.
Niemand in der ICE-Liga wird diesen Tag jemals vergessen. Beim Stand von 1:0 für Dornbirn bricht Bratislava-Crack Boris Sadecky plötzlich zusammen und muss am Eis notversorgt werden. Der Ausgang ist jedem bekannt.
DEC-Manager Kutzer meint dazu: „Es war schrecklich mitanzusehen, wie ein 24-jähriger Mensch um sein Leben kämpft. Ich bedanke mich bei allen Rettungskräften und Notärzten dafür, dass sie alles medizinisch Mögliche versucht haben. Viele verstehen noch nicht mal heute, warum sich Bratislava danach aus dem Spielbetrieb zurückgezogen hat. Ich weiß nicht, wie man in Bratislava die Saison fortsetzen hätte sollen.“
Auch Kai Suikkanen zeigte sich tief betroffen, denn der Vorfall geschah direkt vor der Bank und auch der Umgang mit den Informationen war schwierig. Zunächst hieß es, dass es schlecht aussehe: „Das kann ja viel bedeuten, dass er nie mehr spielen kann oder was auch immer,“ so Suikkanen. Als es dann aber später hieß, dass er um sein Leben kämpfte, waren alle in Dornbirn geschockt.
Kutzer spricht auch ein Thema an, welches nur selten thematisiert wird: „Sowas kann gar nicht spurlos an der Psyche vorbeigehen, das hat etwas in der Mannschaft ausgelöst, welches nie öffentlich angesprochen wurde. Ein ständiger Schatten lag über der Mannschaft.“
Plötzlich wurde ein Spieler nach dem anderen krank, sie hatten teilweise über 40 Grad Fieber und fühlten sich elendig. Dann wurde natürlich auch Corona und die Impfung zum Thema, so Kutzer: „Bei den Spielern tauchten Fragen auf. Sie hatten sich gegen Corona impfen lassen, um spielen zu können; und jetzt wurde einer nach dem anderen krank. Nicht nur an Corona, es erwischte sie auch noch ein starker Virus. Sie stellten zu diesen Zeitpunkt Fragen wie: Hat das was mit der Impfung zu tun? Und: Würden sie nach ihrer Rückkehr auf das Eis ebenfalls zusammenbrechen?“
Neben Corona wütete danach dann auch noch ein anderer Virus in der DEC-Kabine, der die Mannschaft reihenweise flach liegen ließ. Suikkanen ist auch klar, woran das gelegen ist: „Ich bin mir heute sehr sicher, dass dieser Virus eine körperliche Form der Trauerbewältigung war. Durch den Virus bekamen die Spieler Abstand vom Eishockey, mussten sich ausruhen und konnten die Geschehnisse verarbeiten.“
Niemand vom DEC oder der Liga war je mit so eine Situation konfrontiert und wusste dementsprechend auch nicht, wie man damit umgehen sollte. Für den Dornbirn-Coach wäre im Nachhinein betrachtet eine professionelle Hilfe zur Trauerarbeit und eine Liga-Pause von 14 Tagen das Richtige gewesen.
www.hockey-news.info, Pic: CDM/Blende47
