Marc André Dorion kehrte nach zwei Jahren bei den Vienna Capitals im Sommer nach Linz zurück und bestreitet nun die bereits siebte Saison für die Steinbach Black Wings 1992. Der Kanadier gewährt im „Interview der Woche“ tiefe Einblicke in sein Privatleben und verrät, wie er das Corona-Virus erlebte.
Marc-André, du hast von
2012 bis 2018 sechs schöne Jahre in Linz verbracht und bist im
Sommer nach einem zweijährigen Wien-Gastspiel wieder in die
Stahlstadt zurückgekehrt. Wie fühlt es sich an wieder hier zu
sein?
Es fühlt sich großartig an. Meine Frau und ich hatten auch in Wien
eine gute Zeit. Als dann im Sommer aber klar wurde, dass meine Zeit
bei den Capitals zu Ende geht, war ich umso glücklicher, dass für
uns eine Rückkehr nach Linz möglich ist. Meine Frau und ich wollten
unbedingt in Österreich bleiben. Aufgrund der Corona-Pandemie gab
es aber viele Unsicherheiten und wir wussten nicht genau wie es
weitergeht. Dann kam der Kontakt mit Gregor Baumgartner zustande.
Wir sind gut miteinander befreundet, waren ja noch gemeinsam aktiv
und damals auch Sitznachbarn in der Kabine. Für mich war schnell
klar, dass ich diese Gelegenheit nützen möchte. Meine Frau und ich
haben viele Freunde hier und fühlen uns in der Stadt sehr wohl. Auf
der privaten Ebene hat sich bei dir ja einiges getan.
Du hast im Sommer
geheiratet und wurdest im September Vater. Wie geht es dir mit
diesen Veränderungen in deinem Leben?
Es hat sich in der Tat sehr viel getan in den letzten Monaten. Der
Sommer war schon auch etwas stressig. Erst musste ich mich um mein
ablaufendes Visum kümmern, dann die Hochzeit mit meiner jetzigen
Frau Lisa und im September kam auch noch unser Sohn Niklas zur
Welt. Also unser Entschluss zu heiraten war eher spontan. Lisa und
ich saßen im Wohnzimmer und haben ein wenig rumgescherzt. „Wir
könnten doch heiraten“ – „Ja, warum denn eigentlich nicht? – Lass
uns heiraten!“ So in etwa ist das bei uns gelaufen. Also es war
nicht der klassische romantische Heiratsantrag, wie man es sich oft
so vorstellt (lacht). Unsere Hochzeit war im kleinen Rahmen und
sehr schön. Wir haben im Linzer Teichwerk gefeiert und hatten einen
wunderbaren Tag mit unseren Liebsten.
Im September wurden Lisa und ich Eltern unseres Sohnes Niklas. Die ersten drei Tage nach der Geburt konnte ich noch viel Zeit mit den beiden verbringen. Dann war aber schon der Trainingsstart der Black Wings, alles verlief wie im Eiltempo. Es gab viele Veränderungen, aber ausschließlich sehr, sehr schöne. Meine Frau und ich sind sehr glücklich!
Wie hat sich dein
Alltagsleben verändert? Seitdem ihr zu dritt seid, sind die Nächte
wohl etwas kürzer geworden.
Ich habe das Glück, dass meine Frau sich so toll um unseren Sohn
kümmert und ich daher meistens in der Nacht weiterschlafen darf.
Lisa ist diejenige, die in der Nacht aufsteht. Sie sagt, ich sollte
schlafen, da mein Job körperlich und mental sehr fordernd ist und
ich in der Früh erholt und ausgeschlafen sein muss. Aber natürlich
stehe auch ich immer wieder mal auf und unterstütze meine Frau,
wenn sie Hilfe mit unserem Sohn braucht. Generell ist es ein
schönes Gefühl, wenn ich nach dem Training oder nach einem Spiel
nach Hause komme und meine Frau und mein Kind auf mich warten. Das
gibt mir extrem viel positive Energie. Viele Freunde und Kollegen
haben mir schon im Vorhinein erzählt, wie unglaublich schön dieses
Gefühl ist und das kann ich nun aus eigener Erfahrung bestätigen.
Wenn mir unser Sohn ein Lächeln schenkt, dann fällt mir vieles
leichter.
So wie viele Spieler in der
ICE hat auch dich das Corona-Virus erwischt. Wie ist es dir in den
letzten beiden Wochen ergangen?
Für mich persönlich waren die ersten drei bis vier Tage am
härtesten. Ich hatte extrem starken Husten, wie ich ihn zuvor noch
nie hatte. Es ist schwer zu beschreiben, aber es fühlte sich an,
als hätte ich Klebstoff an meinen Lungen. Ich kann gut
nachvollziehen, dass für ältere Menschen dieses Virus nicht zu
unterschätzen ist. Selbst ich, als gesunder, junger, sportlicher
Mensch hatte ein paar harte Tage und musste meinem Körper in den
letzten zehn Tagen die nötige Ruhe geben. Es war auf jeden Fall
viel intensiver als erwartet.
Seit gestern nimmst du
wieder am Training teil. Wie sind die ersten Einheiten
gelaufen?
Als ich gestern zum ersten Mal wieder trainiert habe, fühlte es
sich an, als wäre es mein erstes Training in diesem Jahr. Es war
extrem anstrengend. Wir hatten eine Kraft-Einheit und sind auf den
„Assault AirBikes“ geradelt. Das sind die Bikes, wo du mit den
Beinen und den Armen arbeiten musst. Nach zehn Tagen mit dem Virus
und ohne viel Bewegung war das richtig hart für den Körper.
Jene Spieler, die in den letzten Tagen Corona-bedingt nicht trainieren konnten, kehren heute Mittwoch auf das Eis zurück. Wir werden sehen, wie es sich für jeden Einzelnen entwickelt und ob wir fit genug für die kommenden Spiele sein werden. Ich persönlich möchte das Team so gut es geht unterstützen und dafür alles geben, was in mir steckt.
Wieviele Spieler der Black
Wings wurden denn positiv auf Corona getestet?
Es waren insgesamt fünf Spieler, die betroffen waren. Da hat es uns
glücklicherweise weniger hart getroffen als andere Teams in der
Liga. Sobald klar war, dass es positive Fälle in unserer Mannschaft
gibt, hat der Verein sofort gehandelt und so konnte eine weitere
Verbreitung des Virus verhindert werden.
Kommenden Samstag steigt
die Mannschaft wieder in das Liga-Geschehen ein und trifft auf die
Dornbirn Bulldogs. Es ist wohl schwierig vorherzusagen, wo man nach
aktuell leistungsmäßig steht. Wie sind deine Erwartungen für dieses
Spiel?
Das ist in der Tat schwer zu sagen. Vor allem haben wir in dieser
Saison noch nicht gegen Dornbirn gespielt. Die ganze Liga ist sehr
ausgeglichen – jeder kann jeden schlagen und es gibt keine leichten
Spiele. Ob für mich ein Einsatz gegen die Bulldogs Sinn macht, wird
sich im Laufe der Woche herausstellen. Ich persönlich werde alles
geben, um der Mannschaft helfen zu können. Sollte es sich für
Samstag noch nicht ausgehen, muss man sich keine Sorgen machen. Wir
haben viele andere Spieler, die bereit sind in die Bresche zu
springen.
Du lebst bereits seit acht
Jahren in Österreich, bist auch mit einer Österreicherin
verheiratet und dein Kind wurde hier geboren. Wo siehst du deine
Zukunft? Wirst du in Österreich bleiben oder zieht es dich mit
deiner Familie nach Kanada zurück?
Meine Frau und ich sind da in beiden Richtungen offen. Es hängt
natürlich auch von den Job-Möglichkeiten ab, die sich für uns in
Österreich oder in Kanada bieten werden. Da meine Frau in der Regel
als Lehrerin hier arbeitet, wäre es natürlich leichter hier in
Österreich zu bleiben. Wie es sich bei mir entwickelt, wird sich
noch herausstellen. Ich habe in den letzten vier Jahren mein
Master-Studium in „Businnes Administration“ vorangetrieben und
stehe kurz vor dem Abschluss. Das ganze Studium war sehr
zeitintensiv, 15 Stunden in der Woche musste ich zusätzlich dafür
aufwenden. Darunter haben auch meine Fortschritte bezüglich der
deutschen Sprache gelitten. Es ist schwierig, so viele Dinge unter
einen Hut zu bringen.
So oder so wird es keine leichte Entscheidung für uns, denn beide
Länder bieten eine sehr hohe Lebensqualität und das werden meine
Frau und ich genau abwägen, sobald es soweit ist. Bis unser Kind in
die Schule geht, ist ja auch noch etwas Zeit.
Natürlich wäre es auch für mich schön wieder näher bei meiner
Familie zu sein. Seit zwölf Jahren bin ich mittlerweile weg von
meiner Heimat. Es ist klar, dass man da auch seine gesamte Familie
und Freunde vermisst. Aber wie gesagt, wir haben noch Zeit diese
Entscheidungen zu treffen.
www.blackwings.at, Pic: fodo.media/Harald Dostal









