Mehr als zehn Spiele sind in der neuen Saison der ICE Hockey League absolviert – und damit ist der ideale Zeitpunkt gekommen, um eine erste Bilanz zu ziehen. Die ersten Wochen haben bereits alles geboten, was Eishockeyfans lieben: Tore satt, Überraschungen, Krisen und Sensationen. Einige Teams übertreffen die Erwartungen deutlich, andere bleiben weit hinter den eigenen Ansprüchen zurück.
Um die Leistungen besser einordnen zu können, haben wir ein kleines Notensystem erstellt:
Note 1 steht für herausragende Leistungen und positive Überraschungen, Note 2 für starke Teams mit Aufwärtstrend, Note 3 für solide, aber noch nicht überzeugende Mannschaften, Note 4 für Enttäuschungen und Note 5 für Teams in der Krise. Im ersten Teil starten wir mit den Noten 1 und 2.
Note 1 – Die Überflieger und positiven Überraschungen
Olimpija Ljubljana – Die beste Offensive der Liga lacht von Platz 1
Die Drachen aus Laibach sind das große Gesprächsthema der bisherigen ICEHL-Saison. Bereits im Sommer hatte man sich gezielt verstärkt und das mit klingenden Namen. Mit Spielern wie TJ Brennan, Zach Boychuk oder Nicolai Meyer kamen erfahrene Cracks mit internationalem Format, dazu gesellten sich slowenische Nationalspieler wie Robert Sabolic und Lukas Horak. Schon in der Offseason galten die Slowenen als mögliches „Dark Horse“ – dass sie aber derart fulminant starten würden, kam dann doch überraschend.
Mit 62 Treffern in nur 12 Spielen stellt Olimpija mit großem Abstand die beste Offensive der gesamten Liga. Das sind ganze 19 Tore mehr als das zweitbeste Team, der VSV. Mit 25 Punkten führen die Slowenen die Tabelle souverän an und zeigen eindrucksvoll, dass sie in dieser Saison ein ernstzunehmender Anwärter auf die Spitzenplätze sind.
HC Pustertal – Zwei US-Amerikaner verzaubern die Wölfe
Auch der HC Pustertal ist hervorragend in die neue Saison gestartet. Mit 24 Punkten aus 11 Spielen rangieren die Südtiroler auf dem zweiten Tabellenplatz und überzeugen sowohl offensiv als auch defensiv. Vor allem die Abwehrarbeit ist ein echtes Prunkstück: Mit der zweitbesten Defensive der Liga und Torhüter Eddie Pasquale, der mit einer Fangquote von 92,4 Prozent und einem Gegentorschnitt von nur 1,89 Toren pro Spiel glänzt, haben die Wölfe einen echten Rückhalt zwischen den Pfosten.
In der Offensive führen zwei US-Amerikaner das Rudel an: Henry Bowlby (10 Tore, 5 Assists) und Cole Bardreau (8 Tore, 11 Assists) sind für fast die Hälfte der erzielten Treffer verantwortlich. 18 der insgesamt 38 Tore gehen auf ihr Konto. Bemerkenswert ist, dass der HCP so stark punktet, obwohl Leistungsträger wie JC Lipon, Jonathon Blum und Mikael Frycklund (der noch ohne Tor ist) hinter den Erwartungen geblieben sind. Wenn diese Spieler ihr Potenzial ausschöpfen, kann Pustertal ganz oben mitmischen.
HC Bozen – Wie jedes Jahr ein Titelkandidat
Der HC Bozen bleibt seiner Linie treu: solide, effizient und stets gefährlich. Mit 21 Punkten aus 10 Spielen liegen die Füchse auf Rang drei und bestätigen ihre Rolle als Dauerkandidat für die Topplätze.
In der Offensive haben die Neuzugänge Cole Schneider, Brett Pollock und Shane Gersich sofort eingeschlagen und der Mannschaft zusätzliche Tiefe verliehen. Die Defensive ist gewohnt stabil – nur 21 Gegentreffer nach zehn Partien sprechen eine klare Sprache. Bozen stellt somit die beste Verteidigung der Liga, was auch am überragenden Goalie Sam Harvey liegt. Der Kanadier zählt schon jetzt wieder zu den besten Torhütern der ICEHL. Bozen ist ein eingespieltes Team, das genau weiß, was es will: wieder um den Titel mitspielen.
Ferencvaros Budapest – Der Liganeuling überrascht alle
Was für ein Einstand! Ferencvaros Budapest kam mit dem bescheidenen Ziel in die Liga, in der Premierensaison zehn Siege zu holen. Nach zwölf Spielen haben die Ungarn bereits fünf davon eingefahren und das, obwohl sie in einigen Partien knapp am nächsten Erfolg vorbeischrammten. Zuletzt verpassten sie beim VSV nur hauchdünn den vierten Sieg in Serie.
Angeführt wird die Mannschaft von Brady Shaw, einem ehemaligen Liga-MVP, der seine Klasse eindrucksvoll bestätigt. Daneben glänzen erfahrene Spieler wie Jesper Lindgren, Bence Balizs und Istvan Sofron, die gemeinsam mit jungen ungarischen Talenten für Stabilität sorgen. Und das alles, obwohl mit Topi Rönni, einem der hoffnungsvollsten Neuzugänge, ein wichtiger Mann verletzt fehlt. Budapest ist unbequem, laufstark und mutig – und dürfte in dieser Saison noch für einige Überraschungen sorgen.
Note 2 – Teams mit Formkurve nach oben
EC-KAC – Das heißeste Team der Liga
Nach einem schwachen Saisonstart hat der EC-KAC seine Form gefunden. Die Rotjacken aus Klagenfurt feierten zuletzt fünf Siege in Serie und sind damit das aktuell formstärkste Team der Liga. Mit 19 Punkten stehen sie zwar „nur“ auf Rang sieben, haben aber zwei Spiele weniger absolviert als einige Konkurrenten und nur drei Punkte Rückstand auf Platz zwei.
Defensiv ist der KAC stark: Nur 24 Gegentreffer bedeuten den drittbesten Wert der Liga. Offensiv ist noch Luft nach oben, doch mit Nick Petersen (14 Punkte), Mathias From und Jan Mursak haben die Kärntner verlässliche Leistungsträger. Auch Simeon Schwinger präsentiert sich in Topform (7 Punkte in 10 Spielen). Die Doppelbelastung mit der Champions Hockey League ist passé – jetzt liegt der volle Fokus auf der ICEHL und der KAC scheint rechtzeitig ins Rollen zu kommen.
Graz99ers – Auf und Ab in der Steiermark
Die Graz99ers sind das Paradebeispiel für Inkonstanz. Aktuell liegen sie auf Rang vier, konnten ihre Favoritenrolle aber bislang nicht dauerhaft untermauern. Zwei Siege in Folge – mehr war bisher nicht drin, denn nach jedem kleinen Hoch folgte ein Rückschlag. Besonders bitter war die Niederlage gegen das damalige Schlusslicht Innsbruck.
Trotzdem punktet Graz solide. In den letzten sechs Spielen gab es zwar drei Niederlagen, aber immerhin auch immer wieder Zähler. Herausragend agiert Verteidiger Nick Bailen, der die interne Scorerliste mit 12 Punkten anführt. Neuzugänge wie Nick Swaney und Ex-Villach-Spieler Chris Collins fügen sich ebenso gut ein wie die bewährten Scorer Kevin Roy und Marcus Vela. Wenn die 99ers es schaffen, konstanter zu werden, können sie zu einem echten Mitfavoriten um den Grunddurchgangssieg werden.
Teil 2 folgt …
Bild: HCI / PAPA Productions





