Mehr als zehn Spiele sind in der neuen Saison der ICE Hockey League absolviert – und damit ist der ideale Zeitpunkt gekommen, um eine erste Bilanz zu ziehen. Die ersten Wochen haben bereits alles geboten, was Eishockeyfans lieben: Tore satt, Überraschungen, Krisen und Sensationen. Einige Teams übertreffen die Erwartungen deutlich, andere bleiben weit hinter den eigenen Ansprüchen zurück.
Um die Leistungen besser einordnen zu können, haben wir ein kleines Notensystem erstellt:
Note 1 steht für herausragende Leistungen und positive Überraschungen, Note 2 für starke Teams mit Aufwärtstrend, Note 3 für solide, aber noch nicht überzeugende Mannschaften, Note 4 für Enttäuschungen und Note 5 für Teams in der Krise. Im ersten Teil starten wir mit den Noten 3, 4 und 5.
Note 3 – Zwischen Anspruch und Wirklichkeit
EC VSV – Die Wundertüte aus Villach
Beim VSV weiß man nie so recht, was man bekommt. Die Villacher liefern regelmäßig Spektakel, ob positiv oder negativ. Ein Beispiel: Im Heimspiel gegen Ferencvaros Budapest führten sie 3:0, gaben die Partie aus der Hand, gewannen aber in der Verlängerung.
Aktuell steht der VSV auf Rang sechs, punktgleich mit den Teams auf den Plätzen drei bis fünf. Besonders auffällig ist die Leistungssteigerung von Nikita Scherbak, der in einer Reihe mit Kevin Hancock und Elias Wallenta endlich sein großes Potenzial zeigt und die interne Scorerliste anführt. Die erste Linie um John Hughes und Adam Helewka blieb bisher unter den Erwartungen, auch wenn Helewka zuletzt mit einem Gamewinner aufzeigte.
Torhüter Joe Cannata und Rene Swette – das älteste Goalie-Duo der Liga – präsentieren sich dagegen als zuverlässig und solide. Der VSV bleibt ein gefährlicher Gegner für jeden, muss aber stabiler werden, um sich dauerhaft oben festzusetzen.
EC Red Bull Salzburg – Der Meister sucht seine Form
Der Serienmeister aus Salzburg tut sich heuer ungewöhnlich schwer. Aktuell nur auf Rang fünf, fehlt es an der gewohnten Souveränität. Ob die Doppelbelastung mit der CHL weiterhin ein Faktor ist, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.
Die einstige Paradelinie Schneider – Nissner – Raffl musste früh getrennt werden, weil sie kaum Akzente setzen konnte. Dafür überzeugen die Neuzugänge Travis St. Denis und Connor Corcoran, die sich schnell integriert und wichtige Impulse geliefert haben. Trotz der momentanen Schwächephase sollte man den Meister nicht abschreiben – Salzburg ist bekannt dafür, rechtzeitig zur entscheidenden Saisonphase auf Touren zu kommen.
Note 4 – Enttäuschend und unter den Erwartungen
Fehérvár AV19 – Bei den Ungarn ist der Wurm drin
Nach einer starken letzten Saison, in der Fehérvár lange die Liga anführte, läuft heuer kaum etwas nach Plan. Nach elf Spielen stehen die Ungarn bei 15 Punkten und nur Rang neun. Zwar gab es Achtungserfolge wie den Last-Minute-Sieg gegen Salzburg oder einen Auswärtserfolg beim VSV, insgesamt ist das aber zu wenig.
Seit dem Umzug in die neue Arena scheint die Energie etwas verloren gegangen zu sein. Dabei ist der Kader mit Spielern wie Janos Hari, Tim Campbell oder Ex-Salzburger Drake Rymsha durchaus stark besetzt. Doch die Konstanz fehlt und das Selbstvertrauen ist sichtbar angeknackst. Fehérvár muss dringend zulegen, um wieder in den Kreis der Top-Teams zurückzufinden.
Vienna Capitals – Nach Trainerentlassung soll es bergauf gehen
Die Vienna Capitals sind das erste Team der Saison, das personelle Konsequenzen gezogen hat. Nach einem enttäuschenden Start mit nur vier Siegen aus elf Spielen und Tabellenrang zehn wurde Headcoach Gerry Fleming am Montag beurlaubt.
Dabei hatte man im Sommer ordentlich aufgerüstet. Mit Linden Vey verpflichteten die Caps einen der namhaftesten Spieler der gesamten Liga. Auch die Hults-Brüder, Simon Bourque sowie die Österreicher Raphael Wolf und Marco Richter sollten für neue Energie sorgen. Doch bislang blieb der große Durchbruch aus.
Das Potenzial ist im Kader zweifellos vorhanden, aber spielerisch läuft vieles unrund. Nun liegt es am neuen Trainerteam, die richtige Mischung zu finden und die Mannschaft wieder in die Spur zu bringen. Die nächsten Wochen werden entscheidend sein, ob Wien wieder Richtung obere Tabellenhälfte aufschließen kann oder weiter im Mittelmaß verharrt.
Note 5 – Krisenklubs und Sorgenkinder
HC Innsbruck – Die schwächste Defensive der Liga
Für den HC Innsbruck begann die Saison nicht optimal: Trainer Smotherman zog sich kurz vor Saisonstart aus persönlichen Gründen zurück, Ryan Kinasewich übernahm kurzfristig. Die Startphase verlief katastrophal: In den ersten sechs Spielen setzte es fünf Niederlagen, darunter eine 1:8- und eine 3:9-Klatsche.
Doch es gibt Lichtblicke. Die Haie besiegten überraschend die Graz99ers und rangen Tabellenführer Laibach in einem 6:7-Spektakel nach Verlängerung nieder. Offensiv überzeugen Steven Owre und Nachverpflichtung Sebastian Benker, während Goalie Matt Vernon nach anfänglichen Problemen Stabilität gewonnen hat. Dennoch: Mit der anfälligsten Defensive der Liga (49 Gegentreffer) und nur einem Sieg nach 60 Minuten wird der Kampf um die Pre-Playoffs extrem schwer.
Pioneers Vorarlberg – Die schwächste Offensive der Liga
Die Pioneers Vorarlberg haben wie Innsbruck einen miserablen Start erwischt. Nur ein Sieg aus den ersten acht Spielen und insgesamt 21 Tore in 12 Partien – das ist schlicht zu wenig. Zwar spielt das Team kämpferisch, aber die Qualität im Abschluss fehlt.
Zudem kassierten die Pioneers mit 49 Gegentoren auch die zweithöchste Zahl in der Liga. Wenn die Offensive nicht bald zündet, könnte der Traum von den Playoffs früh platzen.
Black Wings Linz – Vom Halbfinalisten zum Schlusslicht
Was ist nur in Linz los? Der Halbfinalist der Vorsaison, der den KAC damals bis ins siebte Spiel zwang, findet heuer überhaupt nicht in Tritt. Nach zehn Spielen stehen nur zwei Siege zu Buche, dazu acht Niederlagen – das bedeutet Tabellenende. Dabei mangelt es nicht an individueller Klasse: Spieler wie Graham Knott, Brian Lebler, Travis Barron oder Shawn St-Amant punkten regelmäßig. Die größte Baustelle ist aber das Torhüterduo: Tirronen (86,8 %) und Höneckl (85,5 %) liefern unterirdische Fangquoten ab, was sich auch in 41 Gegentoren widerspiegelt. Nun liegt es an Headcoach Philipp Lukas, die Wende herbeizuführen. Die Fans in Linz stehen weiter treu hinter dem Team – doch es braucht dringend Ergebnisse, sonst droht eine lange, schwierige Saison.
Fazit
Die Saison 2025/26 der ICE Hockey League präsentiert sich nach etwas mehr als zehn Spieltagen so spannend wie selten zuvor. Ljubljana, Pustertal und Bozen überraschen und begeistern mit starkem Eishockey, während Schwergewichte wie Salzburg, Fehérvár, Wien oder Linz noch nach ihrer Form suchen.
Der KAC ist im Aufschwung, Budapest sorgt als Neuling für Begeisterung, und im Tabellenkeller kämpfen Innsbruck und Vorarlberg gegen die Krise.
Bild: Black Wings Linz/Eisenbauer
