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Jenseits des Eisernen Vorhangs: Wie die KHL den Eishockey-Markt in Asien erobert

Für uns in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist die Eishockey-Welt klar definiert. Wir haben unsere Ligen: die DEL, die National League, die ICEHL. Wir blicken nach Nordamerika, zur NHL. Und wir haben ein wachsames Auge auf die KHL, die zweitstärkste Liga der Welt.   

Aber was, wenn ich Ihnen sage, dass die wahre Zukunft der KHL nicht in Moskau, St. Petersburg oder Omsk liegt… sondern in Shanghai, Peking und Seoul?

Was wir gerade erleben, ist nichts Geringeres als ein strategischer „Pivot to Asia“ (Schwenk nach Asien) des russischen Eishockeys. Und dieser Schritt ist dabei, die globale Landkarte unseres Sports neu zu zeichnen.

Der gescheiterte Traum vom Westen

Erinnern wir uns zurück. Jahrelang träumte die Kontinental Hockey League davon, nach Westen zu expandieren. Es gab Pläne für Teams in Großbritannien, Italien, vielleicht sogar Deutschland.   

Seien wir ehrlich: Dieser Traum ist geplatzt.

Finanzielle Probleme bei den europäischen Teams, wie dem tschechischen Klub Lev Prag, der trotz Zuschauerrekorden den Betrieb einstellen musste, waren ein frühes Warnsignal. Spätere geopolitische Sanktionen und die damit verbundenen finanziellen Schwierigkeiten haben den „Europatraum“ endgültig begraben. Die KHL, die stark von russischen Regionalregierungen und Staatsunternehmen abhängig ist, musste umdenken.   

Also, wenn der Westen verschlossen ist… wohin geht man? Man blickt nach Osten.

Auf einen riesigen, unerschlossenen Markt mit Milliarden von Menschen.

Der „Pivot to Asia“ (Der Schwenk nach Asien)

Der „Pivot to Asia“ ist keine vage Idee mehr; er ist in vollem Gange.

Der erste große Schritt war die Ankündigung, ein Team in Peking anzusiedeln – pünktlich zu den Olympischen Winterspielen 2022 in der chinesischen Hauptstadt. Das Team, Kunlun Red Star, wurde als Aushängeschild für die Entwicklung des Eishockeys in China gegründet und ist seitdem ein fester Bestandteil der KHL.   

Aber das war nur der Anfang.

Schon 2014 sprach der legendäre Wjatscheslaw Fetissow von einer „Far East Division“ (Fernost-Division) mit Teams in China, Japan und Südkorea.   

Und es passiert. Die KHL hat gerade die Aufnahme der „Shanghai Dragons“ für die Saison 2025-26 offiziell bekannt gegeben. Gerüchte über eine Expansion nach Südkorea halten sich hartnäckig. Die KHL meint es ernst. Das Projekt wird von einem Konsortium aus russischen und chinesischen Unternehmen finanziert, und es beinhaltet den Aufbau kompletter Eishockey-Akademien, um von Grund auf Spieler zu entwickeln.   

Das „Zangenmanöver“: Warum es diesmal klappen könnte

Jetzt könnten Skeptiker sagen: „Eishockey in China? Das ist doch nur ein Gimmick. Das wird nie funktionieren.“

Normalerweise würde ich vielleicht zustimmen. Aber diesmal ist etwas anders.

Was wir sehen, ist kein einzelnes „Vanity-Projekt“ der KHL. Es ist ein „Zangenmanöver“, das von zwei Seiten gleichzeitig kommt:

  1. Von oben (Top-Down): Die KHL bringt das Profi-Produkt, das Geld und die Stars.
  2. Von unten (Bottom-Up): Die Internationale Eishockey-Föderation (IIHF) baut die Infrastruktur auf.

Der IIHF, der Welteishockeyverband, ist all-in in Asien.

Der Verband hat erkannt, dass das größte Wachstumspotenzial für Eishockey nicht in Europa oder Nordamerika liegt, sondern auf dem bevölkerungsreichsten Kontinent der Welt.   

Und die IIHF investiert massiv:

  • IIHF Asia Championship Series: Die IIHF hat gerade eine neue „Asien-Meisterschaftsserie“ für Männer und Frauen ins Leben gerufen, die 2024 in Peking (China) und Almaty (Kasachstan) begann.   
  • Entwicklungsprogramme: Es gibt ein neues „Youth Hockey Director Program“, um lokale Trainer und Manager auszubilden.   
  • Wachsende Mitgliederzahl: Im Jahr 2023 waren 18 asiatische Mitgliedsverbände im IIHF-Weltmeisterschaftsprogramm vertreten, darunter Länder wie die VAE, Thailand, Iran, Singapur und Indonesien.   

Die KHL liefert die „Show“ von oben, während die IIHF von unten die Basis und die Infrastruktur aufbaut. Dieser doppelte Ansatz „erzwingt“ quasi die Entwicklung und sorgt dafür, dass das asiatische Eishockey schneller wächst als jede andere Region zuvor.

Was bedeutet das für uns Fans?

Der Große Wandel: Eishockey entdeckt den Fernen Osten – und die Wettlandschaft muss folgen

Für uns „Hardcore-Fans“, für die „Nerds“, die jede Statistik der Eishockeywelt aufsaugen, bedeutet der derzeitige Wandel im globalen Hockey-Ökosystem vor allem eines: eine völlig neue, faszinierende und erweiterte Welt des Sports, die sich vor unseren Augen auftut. Das traditionelle Gravitationszentrum des Eishockeys, der „Norden“ – definiert durch die NHL, die KHL-Kernländer und die Top-Ligen Europas – verschiebt sich dramatisch. Der „Pivot to Asia“ ist keine Randnotiz mehr, sondern eine zentrale Entwicklung.

Die Aufwertung der asiatischen Ligen

Die Asia League Ice Hockey (ALIH), die Teams aus Eishockey-Nationen wie Japan und Südkorea (und früher China) umfasst, wird nicht länger als exotisches Anhängsel betrachtet. Mit dem steigenden Talentniveau, das durch lokale Entwicklungen und die Rückkehr erfahrener Spieler aus Nordamerika oder Europa gefördert wird, gewinnt diese Liga an Ernsthaftigkeit und internationaler Aufmerksamkeit. Plötzlich werden Spiele in Tokio, Seoul oder Nikkō relevant.

Gleichzeitig bekommen die Spiele der Kontinentalen Hockey-Liga (KHL) im Fernen Osten eine ganz neue, taktische und ökonomische Bedeutung. Die Entwicklung des Eishockeys in China, angetrieben durch ambitionierte Sportpolitik und die Expansion von Teams in Regionen wie Kunlun, zwingt die Liga, diesen Markt ernster zu nehmen. Das Talentniveau steigt sichtbar und die Ergebnisse sind nicht mehr vorhersehbar.

Das Problem der „Randsportart“-Wahrnehmung

Doch mit dieser wachsenden Faszination und Relevanz kollidiert der Fan mit einer frustrierenden Realität. Es ist ein Problem, das jeder kennt, der sich für die „Randsportarten“ oder die geografischen Ränder unseres Sports interessiert: die mangelnde Abdeckung durch etablierte Dienstleister.

Man wird neugierig. Man will die intensiven Derbys der Asia League verfolgen, die taktischen Verschiebungen der neuen KHL-Teams aus China beobachten und man möchte vielleicht sogar – als zusätzliche Unterhaltung – eine kleine, gut informierte Wette auf ein Spiel in einer der aufstrebenden Metropolen platzieren.

Und genau hier wird man abrupt gestoppt: Man kann nicht.

Der gewohnte, etablierte Wettanbieter, den man seit Jahren zuverlässig für die Deutsche Eishockey Liga (DEL), die NHL oder die schwedische SHL nutzt, ignoriert diesen neuen Markt schlichtweg. Er hat diese Spiele nicht in seinem Portfolio. Er hat keine Quoten für die ALIH-Begegnungen. Er ist nicht für diesen neuen, geografisch fernen Markt aufgestellt und sieht die Logistik und das Risiko als zu hoch an.

Die Geburtsstunde der Asia Bookmakers

Genau diese eklatante Lücke im Angebot hat zu einem signifikanten Boom und einer Neuausrichtung bei informierten Fans geführt. Sie sind aktiv auf der Suche nach spezialisierten Asia Bookmakers oder Nischenplattformen, die den Wandel verstanden haben. Sie suchen nach den wenigen Anbietern, die den „Pivot to Asia“ nicht nur als Schlagwort sehen, sondern als Geschäftsmodell.

Diese Plattformen, oft mit asiatischen Wurzeln oder einer expliziten Fokussierung auf diesen Markt, sind diejenigen, die tatsächlich die japanischen, koreanischen und chinesischen KHL-Spiele seriös, mit fairen Quoten und zuverlässiger Liquidität abdecken. Sie nutzen lokale Expertise, um Markteinschätzungen zu treffen, wo europäische oder nordamerikanische Buchmacher blind sind.

Es ist ein neuer Markt, der sich aus der Fusion von globaler Sportbegeisterung und lokaler Expertise entwickelt hat. Und ein solch neuer, dynamischer Markt benötigt zwangsläufig eine neue Art von Buchmacher – einen, der die geografischen und kulturellen Besonderheiten des asiatischen Eishockeys versteht.

Das Eishockey war historisch das Spiel des „Nordens“. Aber die geografischen und sportlichen Grenzen dieses „Nordens“ verschieben sich gerade dramatisch und unumkehrbar. Es ist höchste Zeit, dass wir, die Fans, und die Sportindustrie als Ganzes, anfangen, dem neuen und spannenden „Fernost“ unseres Sports die volle Aufmerksamkeit zu schenken, die ihm gebührt. Der Puck ist gefallen, und er liegt jetzt in Asien.

 

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