Nach vielen Jahren in Nordamerika und der Schweiz ist Michael Raffl in diesem Sommer zum EC Red Bull Salzburg gewechselt.
Beim amtierenden Meister der win2day ICE Hockey League wird der 36-Jährige zum ersten Mal seit 16 Jahren wieder gemeinsam mit seinem Bruder Thomas in einem Klub spielen. Zu Beginn einer dreiteiligen Interviewserie spricht er unter anderem über das besondere Verhältnis der beiden Raffl-Brüder.
Am Montag und Dienstag
fanden die Media Days der win2day ICE Hockey League in der Red Bull
Akademie in Salzburg statt. Du kennst solche Events nur zu gut:
notwendiges Pflichtprogramm oder macht so ein Tag auch ein bisschen
Spaß?
Michael Raffl: „Es ist sicher ein Muss – aber es macht auch
Spaß. Wenn man schon muss, dann sollte man es wenigstens mit Freude
machen. Ich habe einige alte Bekannte getroffen, konnte zum
Beispiel wieder mit Daniel Woger plaudern. Wir sind praktisch
zusammen aufgewachsen, waren lange Zeit sehr gut befreundet, haben
uns aber in den letzten Jahren etwas aus den Augen verloren. Umso
schöner war es, ihn wiederzusehen.“
Wie fühlt es sich an, nach so vielen Jahren in Nordamerika
und der Schweiz wieder in Österreich zu sein?
Michael Raffl: „Es ist ungewohnt, schon etwas anderes – aber
es hat wunderschöne Seiten. Wir sind nun näher bei der Familie und
ganz besonders auch bei Thomas. Das ist etwas, das mir im letzten
Jahrzehnt sehr gefehlt hat.“
Du wirst zum ersten Mal seit 16 Jahren wieder gemeinsam mit
deinem Bruder Thomas in einem Klub spielen. Wie fühlt sich das
an?
Michael Raffl: „Diese Frage bekomme ich oft gestellt. Für
mich ist das Zusammenspielen eigentlich nebensächlich. Viel
wichtiger ist, dass wir jetzt wieder so nah beieinander sind. Er
ist mein bester Freund, das war immer so und wird auch immer so
bleiben. Es ist cool, dass wir nun mehr unternehmen können, auch
mit unseren Kindern. Das passt im Moment einfach perfekt.“
Habt ihr euch schon gut eingelebt?
Michael Raffl: „Wir sind seit Juli hier. Meine Familie ist
noch meistens in Villach, aber sie ziehen bald nach. Ich habe das
Sommertraining bereits mit der Mannschaft absolviert und die meiste
Zeit in Salzburg verbracht.“
Hattest du schon die Gelegenheit, abseits des Eises etwas
mit deinem Bruder zu unternehmen?
Michael Raffl: „Wenn meine Familie nicht da ist, suche ich mir
natürlich Beschäftigung (lacht). Thomas ist kein Kind von
Traurigkeit – er findet immer etwas: Golfen, Baden oder mir
Salzburg zeigen. Wir haben schon ein dichtes Programm hinter
uns.“
Thomas startet bei den Red Bulls in seine 15. Saison und
steuert auf sein 1000. Ligaspiel zu. Wie erlebst du ihn im
Training?
Michael Raffl: „Er gibt immer 100 Prozent – egal, was er
macht. Das zieht sich durch sein ganzes Leben. Es ist beeindruckend
zu sehen, wie fit er ist und mit welchem Ehrgeiz er ins Training
geht. Er ist immer mit Herzblut dabei.“
Du hast deine Karriere in Villach begonnen, bist dann mit
22 nach Schweden gegangen. Dein Bruder hatte zuvor schon
Auslandsstationen – konntest du von seinen Erfahrungen
profitieren?
Michael Raffl: „Natürlich habe ich mir einiges abgeschaut,
aber ich wollte meinen eigenen Weg gehen. Aus seiner Zeit in
Schweden konnte ich dennoch lernen. Er spielte gleich in der
höchsten Liga – ein Riesenschritt. Ich ging in die zweite Liga, was
mir mehr Eiszeit gab und die Möglichkeit, mich als Spieler
weiterzuentwickeln.“
Deine Entwicklung führte von Villach über Schweden bis in
die NHL. Gab es große Hürden?
Michael Raffl: „Es waren weniger große Brocken, sondern viele
Kleinigkeiten und tägliche Herausforderungen. Jeder, der in jungen
Jahren von zu Hause weggeht, macht diese Erfahrungen. Man muss
seinen Weg alleine finden. Aber unüberwindbar war nichts.“
ice.hockey , Bild: EC Red Bull Salzburg
