Der VSV war im Dezember das Team der Stunde. Elf Spiele in Folge konnten die Kärntner für sich entscheiden. Diese beeindruckende Serie endete ausgerechnet in Bozen – bei jenem Team, das den Adlern im November die bislang letzte Niederlage zufügen konnte.
Es ist über einen Monat her, dass die Spieler des VSV zuletzt als Verlierer das Eis verlassen mussten. Damals unterlagen sie im Heimspiel dem HCB Südtirol knapp mit 1:2 nach Penaltyschießen. Seitdem flogen die Adler mit einer beeindruckenden Siegesserie aus dem Tabellenkeller mittenhinein ins Rennen um die direkten Playoff-Plätze. Der schwache Saisonstart mit vier Niederlagen aus den ersten vier Spielen wurde somit wieder vergessen gemacht. Generell hatten die Kärntner einen schweren Start in die neue Saison. Aus den ersten zehn Spielen konnten sie nur 9 Punkte holen. Der Vorstand hielt trotz zunehmender Kritik der Fans an Neo-Headcoach Tray Tuomie fest – und er sollte mit dieser Entscheidung Recht behalten.
Der Turnaround folgte ausgerechnet mit dem Derbysieg gegen den KAC im Heimspiel Ende Oktober. Einem umkämpften 3:2 Sieg nach Verlängerung gegen den Erzrivalen folgten ein beachtlicher Auswärtserfolg in Salzburg (2:3) und ein 10:2 Kantersieg gegen Asiago in der Villacher Stadthalle. In den darauffolgenden Spielen zeigte der VSV auf der Jagd nach wichtigen Punkten vermehrt bessere Leistungen und konnte mit Achtungserfolgen, wie dem 0:6 im Auswärtsspiel bei Innsbruck, aufzeigen.
Nach der bereits angesprochenen Niederlage gegen Bozen starteten die Adler mit einem 5:6 Auswärtssieg Ende November in Asiago ihre beeindruckende Serie. Es folgten zehn weitere Siege, gegen starke Gegner wie unter anderem Salzburg, zweimal Graz und ein Auswärtsspiel in Ungarn beim zwischenzeitlichen Tabellenführer aus Székesfehérvár. Insgesamt 31 Punkte konnten die Adler in diesen elf Spielen für sich gewinnen und setzten sich somit klar vom Tabellenende ab. Die möglichen Gründe für diesen Aufwärtstrend sind sicher vielseitig, statistisch gesehen können aber einige mitentscheidende Faktoren benannt werden:
- Joe Cannata: Der für den zwischenzeitlich verletzten Torhüter J.P. Lamoureux verpflichtete Amerikaner überzeugte in seinen sieben Einsätzen mit einer Fangquote von 91,2% und einem Gegentorschnitt von 2,53 Toren/Spiel. Dieser kam von den Norfolk Admirals aus der ECHL und konnte sich besonders im Auswärtsspiel bei den Graz 99ers mit 41 Saves beweisen. Er ebnete damit den Villachern den 1:2 Auswärtserfolg in Liebenau. Cannata hat alle sieben Spiele, in denen er eingesetzt wurde, gewonnen und kann somit zweifelsohne als Mitverantwortlicher für den Aufwärtstrend des VSV genannt werden.
- Die stärkste Offensive der Liga: Der VSV ist wie in den Jahren zuvor für seine starke Offensive bekannt. Ganze 117 Volltreffer konnten die Adler in dieser Saison erzielen und sind somit klar an erster Stelle im ligaweiten Vergleich – ihnen folgt ausgerechnet der Erzrivale aus Klagenfurt mit 110 erzielten Toren. Das offensive Um und Auf ist nach wie vor der Austro-Kanadier John Hughes. Mit 40 Punkten (10 Toren, 30 Assists) ist der 36-Jährige sogar ligaweiter Topscorer. Seine Linie mit Kevin Hancock und Maximilian Rebernig gilt als eine der torgefährlichsten Sturmreihen in der ganzen Liga. Speziell Rebernig überzeugt mit bereits 17 Volltreffern und ist somit ebenfalls ein wichtiger Faktor für die Adler. Obwohl die nominell zweite Linie mit Scherbak, Pearson und Van Nes zwar noch nicht den erwünschten offensiven Output bringt, sind die Adler beim Toreschießen der Ligakrösus.
- Gefestigte Defensive: In den letzten neun Spielen bekamen die Adler nur 17 Gegentore eingeschenkt – das sind im Schnitt nicht einmal zwei Gegentore pro Spiel. Speziell die Verteidigung war in den letzten Jahren unter Trainer Rob Daum immer die Achillesferse des VSV. Dieses Problem dürfte VSV-Headcoach Tray Tuomie gut in den Griff bekommen haben.
Ausgerechnet gegen die Foxes aus Südtirol endete nun die beeindruckende Serie des VSV. Es war die erste Niederlage seit November, und mit diesem Lauf hatten die Adler ihren Klubrekord aus dem Jahr 2001 mit elf Siegen in Folge eingestellt. In Südtirol bot sich sogar die Chance, diesen Rekord zu übertreffen. Doch Bozen erwies sich einmal mehr als unangenehmer Gegner: Die Kärntner mussten in dieser Saison bereits alle drei Begegnungen gegen die Südtiroler verloren geben. So fand schließlich auch diese Erfolgsserie ihr Ende. Jetzt bleibt abzuwarten, wie schnell die Adler wieder in Schwung kommen, um für eine neue Serie abzuheben und somit ihren eigenen Rekord erneut ins Visier zu nehmen.
Bericht von Marcus Edlinger, Bild: Alexander Pauli Photography
