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EBEL: Warum es (derzeit) keine Alternative zur Legionärserhöhung gibt

Alle Jahre wieder wird das Thema in der heimischen Liga (noch EBEL) diskutiert: Die Legionärsbeschränkung. Auch heuer wird es „Justierungen“ geben. Das ist aber ein derzeit internationaler Trend wie ein Blick in die Schweiz zeigt und wohl auch unausweichlich…

Die Coronakrise trägt ihres dazu bei, dass es heuer schwieriger wird als je zuvor, in die Zukunft der Liga zu blicken. Wird es überhaupt einen Ligastart im September geben? Wenn ja, unter welchen Voraussetzungen und Bedingungen?

Ein Szenario das gar nicht mal so unwahrscheinlich eintreten könnte, wäre dass die Legionäre (vor Allem die aus Übersee) nicht einreisen können. Und was dann? Es würde bedeuten, dass jede Planung die man nun für die kommende Saison trifft hinfällig sein würde.

Die geplante neue Regelung besagt, dass man über 10 reguläre Legionäre + 2 U24-Ausländer oder 3 U22-Ausländer beschäftigen kann. Also bis zu 13 ausländische Spieler gleichzeitig aufs Eis schicken könnte. Ein Szenario das grundsätzliche einige Teams annehmen werden und auch müssen. Denn vor Allem finanzärmere Klubs tun sich schwer die stärksten Österreicher an Land zu ziehen. Nicht umsonst sind etliche (oder zumindest potenzielle) österreichische Teamspieler beispielsweise in Salzburg oder Klagenfurt unter Vertrag.

Die schwächeren Österreicher, die zumeist nur den Spielbericht füllen oder über ein paar Sekunden Eiszeit nicht hinweg kommen oder als Backup dahin vegetieren, kassieren schon mal nur zwischen 800€ pro Monat oder 12.000€ pro Saison und sind eigentlich zumeist nur Lückenfüller, die dann viel zu früh ihre Karrieren beenden (müssen) da sie mangels Einsatzzeit gar nie ihr maximales Leistungspotenzial erreichen konnten.

Durchschnittlich 40.000€ oder weniger
Um einen Überblick zu haben: In der EBEL verdiente heuer ca. die Hälfte der 167 unter Vertrag stehenden Cracks 40.000€/Saison oder weniger. Nur 12 Spieler kamen auf über 100.000€ und der Bestverdiener kassierte 125.000€.

Klar dass Teams wie Innsbruck oder Dornbirn den (vermehrten) Weg über Legionäre suchen müssen. Denn diese kommen Großteils aus gestandenen Ligen, bringen Erfahrung mit und bekommt man in allen Preissegmenten, mit etwas Glück und zur richtigen Zeit am richtigen Ort und mit dem richtigen Kontakt sogar sehr günstig.

Vor Allem in der Coronakrise (und danach), sollte der Faktor Zeit für die europäischen Vereine sprechen. In Nordamerika werden viele Spieler nervös, wenn sie bis in den Sommer keinen Vertrag erhalten und mit dem Wissen dass heuer finanziell kleinere Brötchen gebacken werden müssen, werden sie auch günstiger…

Die Frage die sich (für viele gar nicht) stellt: Hole ich mir zwei junge unerfahrene Österreicher um je 15.000€ oder bspw. einen gestandenen US-Amerikaner der sich bereits als Scorer in der ECHL etablierte und Führungsqualitäten mitbringt um 40.000€ ins Boot?

Auch die Schweiz muss sich anpassen
Das sind Probleme die in unserem Nachbarland, der Schweiz, bislang keine waren. Denn die NLA gilt als Gehaltskrösus unter den europäischen Ligen. Manche berichten davon, dass Agenten mit zwei unterschiedlichen Preislisten am europäischen Markt agieren. Einer für die Schweiz, einer für Rest-Europa…

Die Schweiz hat bekanntermaßen eine Ausländergrenze von maximal acht Spielern die man pro Saison verpflichten darf und maximal vier die man pro Spiel einsetzen darf. Klar dass diese Plätze nur für die Besten reserviert sind und klar dass diese Plätze hochbezahlt sind. Zusätzlich dürfen unbeschränkt auch so genannte „Lizenz-Schweizer“ spielen, die das Ausländerkontingent nicht belasten. Dies sind jene Cracks die ihren ersten Profiauftritt in der Schweiz hatten, also ihre erste Spielerlizenz in der Schweiz lösten.

Österreicher sind Nutznießer
Nicht wenige Österreicher kommen in den Genuss dieses Hintertürchens, das ihnen auch ein ordentliches Salär beschert. Nicht nur in der ersten, auch der zweiten schweizer Liga. Mit ein Grund warum es sich bspw. für Patrick Spannring in Thurgau nun recht gut leben lässt. In der NLA war der HC Ambri-Piotta Branchenprimus mit satten acht „Lizenz-Schweizern“, darunter mit Fabio Hofer, Dominic Zwerger und Julian Payr gleich drei Österreichern. Selbiges gilt für Stefan Ulmer, Benjamin Baumgartner oder Stefan Müller bei ihren Vereinen.

Die Ausnahme war Peter Schneider, der als „regulärer Legionär“ aus rein sportlichen Gründen verpflichtet wurde und deshalb auch das ein oder andere Spiel von der Tribüne verfolgen musste. Doch finanziell war es eine lukrative Saison für ihn. Nicht umsonst einigte er sich mit Red Bull Salzburg nicht über das Finanzielle und wird wohl nicht in die Mozartstadt wechseln.

Die Schweiz denkt um
Doch nun ist die Schweiz „dank“ der Coronakrise auch nicht mehr befreit von dieser Problematik und diskutiert über umfassende Änderungen. Schon vor zwei Jahren wollte man die Ausländerbeschränkung aushebeln oder zumindest hochfahren, doch erfolglos. Weiter werden astronomisch Summen gezahlt, die nun jedoch nicht mehr gehalten werden können.

Immer mehr Teams wollen nun die Ausländerbegrenzung anheben aber auch über andere Maßnahmen diskutieren. So soll eruiert werden ob das Auf-und Abstiegssystem noch zeitgemäß ist. Denn dadurch entsteht ein hoher Druck für finanzschwächere Teams finanzielle Risiken einzugehen, die dann in einem Fiasko enden könnten. Selbiges kann auch für NLB-Teams gelten, die unbedingt aufstiegen wollen und sich im Falle des Misserfolgs irreparabel übernehmen.

Zurück nach Österreich: Fakt ist, dass die Coronakrise langfristige wirtschaftliche Folgen haben wird und Fakt ist auch dass diese am Eishockeysport (genauso wie in jeder anderen Sportart) nicht spurlos vorbeigehen wird. Es wird in den nächsten Jahren nicht mehr so sein wie früher. Und für das Eishockey heißt es wohl in den nächsten Jahren keine Reduktion der Legionäre. Aber vielleicht ist dies auch eine Chance und man wird in ein paar Jahren sehen dass es auch etwas Positives mit sich brachte. Auch wenn momentan noch nicht absehbar ist was dies sein wird…

Pic: EC-KAC/Jannach

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