Im exklusiven Interview mit Hockeynews lässt VSV-Kapitän Alexander Rauchenwald die Saison der Adler Revue passieren – und erklärt, wie der Fehlstart das Heimrecht für die Playoffs kostete, warum ausgerechnet der KAC dem VSV ein Playoff-Duell mit Salzburg ersparte und weshalb es gegen den HC Bozen erneut nicht zum Aufstieg reichte.
Hockeynews: Der VSV absolvierte in der vergangenen Saison einen soliden Grunddurchgang und erreichte das vorgegebene Saisonziel „Direkte Playoff-Qualifikation“ knapp. Wie würdest du die letzte Saison resümieren?
Alexander Rauchenwald: Wir hatten einen eher schwierigen Start in die Saison, was aber auch zu erwarten war – immerhin hatten wir einige neue Spieler und einen neuen Trainer. Die Vorbereitung verlief eigentlich sehr gut, doch im letzten Heimspiel gegen Graz haben wir eine deutliche Niederlage kassiert. Das hat uns ein Stück weit aus der Bahn geworfen. In den ersten vier Spielen konnten wir kein richtiges Momentum aufbauen und haben alle Partien verloren. Als wir dann endlich das erste Spiel gewonnen haben, ist uns ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Wenn man die ersten vier Spiele ausklammert, wären wir über die restliche Saison betrachtet auf dem zweiten Platz gelandet – das zeigt, wie eng es in der Liga zugeht. Jede Mannschaft hat im Laufe der Saison einmal einen Durchhänger, bei uns war es eben gleich zu Beginn, was natürlich ungünstig ist. Ein weiterer kurzer Durchhänger kam dann nochmal Anfang Jänner, als wir einige Krankheits- und Verletzungsausfälle hatten, was im Verlauf einer langen Saison aber völlig normal ist. Alles in allem haben wir uns die Playoff-Teilnahme absolut verdient.
Hockeynews: Ich würde gerne beim schlechten Saisonstart einhaken. Du würdest somit die vielen neuen Spieler und den neuen Trainer als Hauptgrund sehen, warum es zu Beginn der Saison noch nicht funktioniert hat?
Alexander Rauchenwald: Ja, das ist normal. Man lernt sich miteinander besser kennen, je länger die Saison dauert. Man muss durch Höhen und Tiefen gehen mit einer Mannschaft, um wirklich zusammenzuwachsen. Obwohl wir da ein paar Mal verloren waren, hat keiner der Mannschaft mit dem Finger auf jemanden gezeigt. Es hat jeder den Kopf nach oben getan und hart weitergearbeitet. Das hat eigentlich den Charakter von unserer Mannschaft widergespiegelt.
Hockeynews: Du hast gerade die Höhen angesprochen. Ihr hattet ab Mitte November eine beeindruckende und zugleich historische Siegesserie von elf Siegen in Folge. Wie würdest du dir diese Streak erklären? Ist das einfach ein Lauf, wie man so schön sagt?
Alexander Rauchenwald: Ich glaube ein großer Faktor war, dass von uns die erste Linie in der Phase sehr gut funktioniert hat. Maximilian Rebernig hat in den elf Spielen elf oder mehr Tore geschossen – das hilft natürlich. Und wir haben extrem Spaß gehabt. Manchmal fühlt sich das Eishockey dann wirklich sehr einfach an. Joe Cannata ist damals für JP Lamoureux eingesprungen und hat auch einen Lauf bekommen. Wir haben in Fehervar gewonnen, wo wir eigentlich Außenseiter waren. Wir haben gegen Salzburg gewonnen, wo wir Außenseiter waren. Das sind eigentlich Punkte, die sind ein Goodie, wenn man die bekommt, aber mit denen rechnet man eigentlich nicht so wirklich.
Hockeynews: Die Serie war ausschlaggebend dafür, dass ihr euch quasi wieder voll in die Playoff-Ränge katapultiert habt. Wie habt ihr die letzten Spiele im Grunddurchgang erlebt – vor allem mit Blick darauf, dass ihr auf Ergebnisse aus den anderen Hallen angewiesen wart?
Alexander Rauchenwald: Ganz ehrlich – natürlich haben wir geschaut, wie die anderen Spiele ausgehen, und wir haben gehofft, dass entweder Fehérvár oder Graz einknickt. Aber am Ende konnten wir nur auf uns selbst schauen, denn uns war klar, dass wir aus den letzten acht Spielen sechs oder sogar sieben gewinnen mussten, um eine Chance auf die direkte Playoff-Qualifikation zu haben. Trotzdem haben wir versucht, nicht zu sehr auf das große Ganze zu schauen. Wir haben überlegt, ob wir das Thema offensiv ansprechen sollen, also der Mannschaft sagen, dass wir sieben aus acht Spielen gewinnen müssen, aber wir wollten keine unnötige Panik oder Unsicherheit reinbringen. Natürlich war es uns wichtig, direkt in die Playoffs zu kommen, aber noch entscheidender war, dass unsere Form stimmt. Es bringt nämlich nichts, wenn wir zwar in die Playoffs kommen, aber das mit sieben Niederlagen aus den letzten zehn Spielen. Viel wichtiger ist es, dass wir mit Selbstvertrauen und einer starken Serie in die entscheidende Phase gehen, denn ein Playoffspiel ist sowieso etwas ganz anderes als ein normales Ligaspiel.
Hockeynews: Ich hattet das Ticket für die Playoffs durch die Niederlage von Fehervar und dem Kantersieg gegen Asiago zuhause in der Tasche. Wen hast du vor dem Playoff-Pick als Gegner erwartet?
Alexander Rauchenwald: Ich wusste, dass Salzburg zu uns tendieren könnte, wenn der KAC nicht Pustertal genommen hätte. Salzburg wollte Pustertal nicht picken.
Hockeynews: Interessant, weil ihr habt gegen Salzburg drei der vier Grunddurchgangsduelle gewonnen.
Alexander Rauchenwald: Wir waren sicher nicht die erste Wahl, aber ich kenne Salzburg sehr gut und ich weiß, dass sie das Selbstvertrauen von sich haben, dass sie jeden schlagen können in der Serie. Aber ja, es ist Bozen geworden.
Hockeynews: Genau, wie im Vorjahr wurden es die Südtiroler. Was waren die Unterschiede zwischen den beiden Serien?
Alexander Rauchenwald: Wir waren heuer definitiv näher dran als im letzten Jahr. Damals haben wir an der Transfer-Deadline drei neue Spieler geholt, was für das Teamgefüge natürlich nicht ideal war. Drei neue Spieler bedeuten neue Linienzusammenstellungen – das braucht Zeit, um die nötige Chemie zu entwickeln, und die hatten wir einfach nicht mehr. Außerdem wurden wir damals zusätzlich von Verletzungen in den Playoffs zurückgeworfen. Dieses Jahr war die Situation deutlich stabiler, und wir waren auch spielerisch näher dran. Der Ausfall von Chase Pearson hat uns allerdings sehr wehgetan. Trotzdem brauchen wir uns für die Leistung in der Serie nicht zu verstecken. Wir haben Spiel sechs zu Hause verloren, aber selbst da waren wir noch knapp dran am Ausgleich. Was uns letztlich gefehlt hat, war ein Auswärtssieg – und da muss man ehrlich sagen, Bozen war auswärts einfach stabiler.
Hockeynews: Nicht nur der VSV tut sich gegen die Italiener schwer – was macht Bozen so unangenehm?
Alexander Rauchenwald: Bozen ist einfach eine richtig erfahrene Mannschaft. Von der ersten bis zur vierten Linie weißt du eigentlich nie, gegen wen du gerade am Eis bist – weil’s im Endeffekt auch egal ist. Die holen für ihre vierte Linie Spieler wie Saracino und Finoro aus Asiago, und das sind dort die Topscorer. Also die haben einfach richtig gute Qualität in der Tiefe. Dazu kommen 17 Ausländer im Kader, wir haben zehn. Das macht’s natürlich noch schwerer für uns. Aber solange Bozen diese Regelungen für sich nutzen kann, werden sie eben auch eine starke Mannschaft stellen. Am Ende zeigt aber auch Salzburg mit einem Kern an österreichischen Spielern, dass es trotz dieser Unterschiede möglich ist, sie zu schlagen.
Hockeynews: Gibt es jetzt mit Rückblick auf die Saison, irgendeinen Moment, einen Sieg, der dir in Erinnerung geblieben ist?
Alexander Rauchenwald: Ja, für mich persönlich war es sicher das Spiel 2 daheim gegen Bozen im Playoff, wo ich drei Tore geschossen habe. Und das war für mich persönlich das beste Spiel in der Saison. Ich habe leider nicht den Start gehabt, den ich haben wollte und bin dann irgendwie ein bisschen nachgelaufen und hab mir eigentlich ein bisschen, ja nicht immer, aber teilweise ein bisschen schwer getan zu punkten und hab aber gewusst, dass ich es immer draufhabe und war dann froh, dass mir dann der Knopf zur richtigen Zeit aufgegangen ist. Und ich habe gewusst, dass ein Zeitpunkt kommen wird, wo es dann darauf ankommt, dass ich topfit sein muss und dafür habe mich dementsprechend auch vorbereitet, körperlich und geistig.
Hockeynews: Das heißt du bist mit deiner Leistung mehr als zufrieden?
Alexander Rauchenwald: Ja, mit der Leistung im Playoff bin ich zufrieden. Wir als Linie haben super funktioniert mit Richi (Anm. Marco Richter) und Coates (Anm. Max Coatta). Wir haben sehr hart gearbeitet, wir haben einfach gespielt, wir sind in die Zweikämpfe reingefahren und ich glaube deswegen waren wir dann auch sehr unangenehm zum Gegenspielen und gegen unsere Linie hat sich dann Bozen extrem schwer getan.
Hockeynews: Hattest du das Gefühl gehabt, dass ihr körperlich unterlegen gewesen seid?
Alexander Rauchenwald: Nein, ich finde, dass wir so nah dabei waren wie noch nie. Also Bozen hat sich ja gegen uns extrem schwergetan. Wir wissen, dass Bozen körperlich immer eine robuste Spielweise an den Tag legt, vor allem in den Playoffs. Wir haben uns nicht davon beeinflussen lassen und dagegen gekämpft.
Hockeynews: Das war es fürs Erste. Die Saison der Adler endete somit mit einer 2:4 Serienniederlage gegen die Südtiroler. Wir haben mit Alexander Rauchenwald auch über die Entwicklungen im Kader gesprochen, diese Ausgabe folgt in den nächsten Tagen.
Bild: VSV/Krammer
