Nach dem überraschenden Karriereende von Lukas Herzog, haben wir uns ausführlich mit ihm über seine Anfänge als Eishockey-Spieler unterhalten, wie er über die Jugend des VSV zu Red Bull Salzburg kam, warum er sich auf das Abenteuer Dornbirn freute und wieso er gar nicht so wehmütig über sein Karriere-Ende spricht.
Für viele kam es überraschend, als vor wenigen Tagen bekannt wurde, dass Lukas Herzog verletzungsbedingt seine Karriere beenden musste (wir berichteten). Wir haben uns nun erkundigt, wie es ihm aktuell geht und plauderten in einem ausführlichen Interview über seine Karriere.
Lukas, danke für deine
Zeit. Ich möchte mit der Frage beginnen, wie du überhaupt zum
Eishockeysport gekommen bist?
Eishockey war bei uns in
der Familie schon immer ein ganz großes Thema. Mein Vater war
Obmann der Zeller Eisbären, meine Mutter half immer wieder beim
Verein aus und mein Bruder spielte auch Eishockey. Daher war es
naheliegend, dass auch ich mich am Eis versuchen wollte. Mit etwa
fünf oder sechs Jahren habe ich dann auch mit dem Eishockey-Sport
begonnen.
Wieso hast du dich für die
Position des Tormanns entschieden?
Das war eher ein
lustiger Zufall. Eigentlich habe ich als Feldspieler begonnen,
irgendwann hatten wir dann aber keinen Tormann und der Trainer
fragte, ob nicht jemand einspringen könnte. Da ich in meiner
Kindheit unter Asthma litt, dachte ich mir sofort: „Super, im Tor
brauchst du nicht so viel laufen, das wird weniger anstrengend
sein.“ (lacht)
Wie du schon angesprochen
hast, bist du in Zell am See geboren, wie kam es dann zum Wechsel
nach Villach?
Seitdem ich 14 Jahre alt war, besuchte
ich stets dies Tormann-Camps von Markus Kerschbaumer. Irgendwann
meldete sich dann „Kersche“ bei meinem Vater, ob ich nicht dazu
bereit wäre, in den Nachwuchs nach Villach zu wechseln. Mit 16
Jahren bekam ich dann auch das „Go“ von meinen Eltern und zog nach
Villach.
Neun Jahre lang hast du
beim VSV gespielt, kannst du uns die Zeit in Villach
beschreiben?
Als ich nach Villach zog, wohnte mein
Bruder bereits dort, wir gründeten sozusagen eine WG. Das war eine
tolle Zeit, man kann sich vorstellen, wie viel Spaß wir hatten,
alleine ohne Eltern in einer schönen Stadt wie Villach zu leben
(lacht). Rückblickend betrachtet war es die wichtigste Zeit, sowohl
sportlich als auch privat. Ich habe dort meine Freundin
kennengelernt, mit der ich nun seit zehn Jahren zusammen bin und
wurde vom Nachwuchsspieler zum Profi. Auch mit „Kersche“
entwickelte sich eine super Freundschaft, er begleitete mich
beinahe meine ganze Karriere lang. Nur zwei Jahre arbeiteten wir
nicht im selben Verein. Er war sicherlich einer meiner wichtigsten
Bezugspersonen in meiner sportlichen Karriere.
Du hast dich in Villach
toll entwickelt, wie kam es dann zum Wechsel nach
Salzburg?
Ich hatte
kurz zuvor meinen Agenten gewechselt, Bernd Brückler wurde nun mein
Ansprechpartner und irgendwann sprachen wir miteinander und er
meinte, dass Salzburg interessiert wäre. Für mich war es eine
riesengroße Ehre, denn Salzburg war bekannt dafür, die besten
Österreicher zu holen. Als die Gespräche konkreter wurden, habe ich
nicht lange gezögert. Ich hatte neun wunderbare Jahre in Villach,
aber es war an der Zeit etwas Neues zu erleben. Ein zusätzlicher
Bonus war auch die geographische Nähe zu meiner Heimat Zell am
See.
Du hast zwei Saisonen in
Salzburg gespielt, die dritte sollte folgen, dann kam aber die
Verletzung, was war geschehen?
Ich hatte eine wirklich super Vorbereitung
auf die Saison 20/21. Ich hatte immer mal wieder Probleme mit der
Hüfte, hatte da aber nie große Sorgen deswegen. Nach einem
Vorbereitungsspiel gegen den VSV wurden die Schmerzen aber immer
größer und ich wusste, dass sich das ein Experte ansehen musste.
Salzburg hat mich zu dieser Zeit wirklich großartig unterstützt und
ich wurde zu einem Spezialisten nach Schwaz in Tirol geschickt.
Nach gründlichen Untersuchungen war klar, dass eine Operation
unumgänglich sei. Ich wurde also operiert und die Reha war von
November bis Mai geplant. Salzburg stellte mir einen eigenen Physio
und Off-Ice-Coach zur Verfügung, so war es mir möglich, dass ich
schon im Februar leichte Skating Einheiten am Eis einlegen konnte.
Ich arbeitete in dieser Zeit wirklich extrem hart an mir und hatte
ein sehr gutes Gefühl wieder in alter Stärke
zurückzukommen.
Wieso wurde dein Vertrag in
Salzburg nicht verlängert?
Nun, die genauen Gründe kann ich nicht
beantworten. Sie sagten mir, dass sie neue junge Spieler entwickeln
wollten. Ich war natürlich enttäuscht, musste die Entscheidung aber
akzeptieren. Dass sie nun mit zwei Legionären im Tor spielen will
ich nicht weiter kommentieren.
Jeder kennt die
Legionärsproblematik in Österreich. Wie siehst du das speziell
bezogen auf die Torhüterposition?
Ich glaube, dass es hier besonders hart ist,
das Einser-Leiberl zu ergattern. Es gibt bei der Tormannposition
eben nur zwei Plätze. Bei den Verteidigern hat man acht, bei den
Stürmern 12, da hat man eher die Chance auf zumindest ein wenig
Eiszeit. Fakt ist aber auch, wenn ein Österreicher einen Fehler
macht, wird er sofort bestraft und auf die Bank verbannt, bei den
Legionären gibt es immer Ausreden, wie zum Beispiel: „der muss sich
erst auf das große Eis eingewöhnen, der kennt die Umgebung nicht,
die Familie ist noch nicht hier, usw.“ Hier würde ich mir wünschen,
dass den Österreichern mehr Vertrauen entgegengebracht wird. In
meinen zehn Jahren als Profi gab es nur zwei Saisonen, wo der
Verein mit einem österreichischen Tormann-Duo startete. Einmal war
es in Villach als ich mit David Kickert ein Tandem bildete und
zuletzt eben in Dornbirn mit David Madlener.
Du sprichst Dornbirn an,
warum hast du dich für die Bulldogs
entschieden?
Nachdem
ich in Salzburg keinen Vertrag mehr bekommen habe, suchte ich nach
Alternativen. Dornbirn hat angefragt und speziell die Idee des
österreichischen Tormann-Duos mit David Madlener hat mich sehr
gereizt. Ich wollte unbedingt beweisen, dass man auch so
erfolgreich sein kann.
Ich fühlte mich zunächst wirklich gut und dachte, dass ich die Verletzung im Griff hatte. Mit zunehmender Belastung meldete sich dann aber die Hüfte wieder, zunächst dachte ich, dass ich es mit Behandlungen und Massagen noch hinbekommen könnte. Anfang Dezember wurde es dann aber schlimmer, zudem hat sich David Madlener auch verletzt und fiel zwei Wochen aus. Ich wollte die Jungs einfach nicht hängen lassen und hab die Zähne zusammengebissen. Vor Weihnachten hatte ich dann einen MRT-Termin und kurz nach den Weihnachten meldete sich mein Arzt und meinte, dass es schlecht aussehe. Mit Spritzen könnte ich eventuell noch eine Zeit lang spielen, aber die Langzeitfolgen sind nicht abschätzbar. „Eishockey-Tormann ist eben der schlimmste Sport für die Hüfte“, meinte er. Viele Menschen haben diese Hüft-Verletzung, bekommen es aber meistens gar nicht mit, da sie niemals so eine Belastung erleben müssen, wie es ein Eishockey-Tormann hat.
Wie schwer fiel es dir
deine Karriere zu beenden?
Ich habe über die Weihnachtsfeiertage viel
mit meiner Familie und meiner Freundin gesprochen und auch selbst
reflektiert, was ich will. Als ich bei dem MRT lag, ging ich in
mich und fragte mich: „Was machst du denn hier? Nach einem Spiel
tut dir der ganze Körper weh und das mit Ende zwanzig.“ Zudem kam
auch noch die mentale Komponente dazu. Ich hatte während der Spiele
wirklich zu kämpfen, ich wusste, dass ich den Schuss halten könnte,
wusste auch wie ich es machen würde, aber der Körper spielte
einfach nicht, weil die Bewegung nicht klappen wollte. Das ist eine
enorme Belastung und man fragt sich dann auch: „Was für einen Wert
habe ich eigentlich noch für das Team?“

Lukas Herzog im Trikot des EC VSV. (fodo.media/Harald Dostal)
Das Karriereende fiel mir dann gar nicht mehr so schwer. Wenn alles gut geht, habe ich noch etwa zwei Drittel meines Lebens vor mir. Das will ich auch genießen und nicht mit Anfang 30 eine künstliche Hüfte benötigen. Ich sehe nun auch die positiven Seiten, ich habe wieder mal ein ganzes Wochenende Zeit, kann Weihnachten wirklich genießen und komme nicht erst am 23. Dezember heim und muss am 25. schon wieder los. Meine Eishockey-Karriere war ein wunderbarer Abschnitt in meinem Leben, welchen ich niemals missen möchte, nun ist es aber an der Zeit für eine neue Richtung.
Wirst du dem
Eishockey-Sport erhalten bleiben?
Das kann ich aus heutiger Sicht nicht genau
beantworten. Aktuell brauche ich mal etwas Abstand. In den letzten
zwanzig Jahren ging ich fast jeden Tag in die Eishalle, wenn ich
nun Nachwuchs-Coach werde, geht dieser Alltag wieder weiter. Ich
will jetzt mal etwas anderes erleben, vielleicht eine Ausbildung
machen und dann sehen wo mich das Leben hinführt.
Lukas, wir wünschen dir auf jeden Fall nur das Beste auf deinem weiteren Lebensweg. Danke, für zehn Jahre in der höchsten österreichischen Eishockey-Liga.
Pics: GEPA pictures/ Mathias Mandl, fodo.media/Harald Dostal
