Nachdem VSV-Kapitän Alexander Rauchenwald bereits mit uns über die vergangene Saison gesprochen hat, widmen wir uns nun im Interview den Veränderungen im Kader. Der Stürmer erklärt, warum Patrick Holway nicht der passende Spielertyp war, was man sich von den Neuzugängen erhoffen kann und welche Rolle Kontinuität für den Erfolg spielt.
Hockeynews: Starten wir mit den Legionären, die den VSV sicher verlassen werden. Zum Thema Härte: In den Playoffs sorgte der Fight zwischen Patrick Holway und Braden Christoffer für ausgelassene Stimmung in der Stadthalle. Holway, zuvor oft kritisiert, erkämpfte sich mit dieser Aktion die Sympathien der Villacher Fans. Wie hast du seine Saison erlebt?
Rauchenwald: Ja, er war ein super Typ in der Kabine. Ich finde, er war ein solider Verteidiger – ein großer, rechter Verteidiger. Er wurde damals als „Sheriff“ geholt, aber vom Spielertyp her war er eigentlich keiner. Ich glaube, es wurde ihm auch oft gesagt, dass er härter agieren müsse. Er ist eher ein Scheibenverteiler. Für seine Größe läuft er gut Eis, hat gute Hände und einen starken ersten Pass.
Hockeynews: Daniil Kulintsev wird den Verein ebenfalls verlassen. Wie würdest du seine Saison resümieren?
Rauchenwald: Ich traue ihm alles zu. Es ist als Ausländer in unserer Liga nicht leicht, Fuß zu fassen – vor allem in so jungen Jahren. Er ist erst 22 Jahre alt. Von einem Ausländer wird erwartet, dass er sofort performt. Er ist definitiv noch in der Entwicklungsphase. Vor zwei Jahren hat er in der AlpsHL dominiert, jetzt hat er den nächsten Schritt gemacht. Wenn er gespielt hat, war er sehr solide. Aber es ist schwer für einen jungen Spieler, sich zu entwickeln, wenn man nicht regelmäßig spielt – einmal ist man im Line-up, einmal draußen. Dafür hat er einen guten Job gemacht.
Hockeynews: Chase Pearson war quasi der Königstransfer vor der Saison. Leider fehlte er häufig verletzungsbedingt. Wie würdest du seine Saison generell beurteilen?
Rauchenwald: Wenn er gespielt hat, war er richtig gut. Beim Training war sofort klar, dass er einer der besten im Team ist. Es ging nur darum, wie fit er wirklich ist. Er hatte schon in den Jahren davor Probleme mit Verletzungen, vor allem mit Gehirnerschütterungen. Zum Schluss hat ihm dann noch Braden Christoffer mit einem späten Check gegen den Kopf die Playoffs erschwert. Insgesamt war er ein sehr guter Spieler und ein cooler Typ.
Hockeynews: Nun zum Kader für die kommende Saison. Das Torhüter-Duo steht mit Joe Cannata und Rene Swette bereits. Wie würdest du Joe Cannata im Vergleich zu JP Lamoureux beschreiben?
Rauchenwald: Joe sieht das alles ein bisschen lockerer. Beim Training ist er entspannt, kickt mit den Jungs. In der Kabine ist er bei Spielen lauter als JP. Er ist ein sehr erfahrener und großer Torhüter. Er wirkt nicht so schnell, ist aber sehr kontrolliert. Lamoureux ist kleiner, muss sich schneller bewegen, um das Tor abzudecken. Joe nutzt seine Größe und Ruhe. Ein guter Tormann ist der, der die Scheiben hält – und das kann Joe.
Hockeynews: In der Defensive konnte man mit einer wichtigen Stütze verlängern – Dylan MacPherson bleibt ein weiteres Jahr. Wie würdest du ihn beschreiben?
Rauchenwald: Für mich ist er – gemeinsam mit Lindi (Anm. Philipp Lindner) – unser bester Defensiv-Verteidiger. Er ist groß, hat eine enorme Reichweite und ist schwer im Eins-gegen-Eins zu überwinden. Er ist eisläuferisch stark, hat einen guten Schläger und einen extremen Siegeswillen. Seine Einstellung ist top – er gibt immer 100 Prozent und zeigt Führungsqualitäten.
Hockeynews: Er hatte Angebote aus anderen Ligen. Warum denkst du, hat er sich für Villach entschieden?
Rauchenwald: Ich glaube, es gefällt ihm hier einfach und er fühlt sich wohl. Nach zwei Jahren hier kennt er alles. Natürlich schaut man sich immer um, aber das Gras ist nicht immer grüner auf der anderen Seite. Er ist noch jung, da kann er später immer noch wechseln
Hockeynews: Auch Alex Wall bleibt beim VSV. Was macht ihn so wichtig für das Team?
Rauchenwald: Wenn ich mit Wally (Anm. Alex Wall) am Eis bin und die Gegner die Scheibe tief spielen, weiß ich, dass er als Erster an der Scheibe ist. Mit seinen eisläuferischen Qualitäten kann er ein bis zwei Forechecker abwimmeln und das Breakout alleine einleiten. Für uns Stürmer ist das extrem wichtig, weil man Schwung holen kann, anstatt abzubremsen. Er erleichtert das Spiel enorm.
Hockeynews: Thomas Vallant und Philipp Lindner sind ebenso fixe Stützen. Sind sie überhaupt noch wegzudenken?
Rauchenwald: Der Lindi gehört für mich zu den komplettesten Verteidigern der Liga. Selten habe ich einen Spieler mit so viel Charakter, Biss und Willenskraft gesehen. Er hat einen super Pass, einen brutalen Schuss, spielt hart am Körper und ist ein Top-Eisläufer. Dazu ist er ein absoluter Leader in unserer Mannschaft. Auch Thomas Vallant ist ein wichtiger Faktor in unserer Defensive.
Hockeynews: Mark Katic wird, Gerüchten zufolge, bleiben. Wie würdest du ihn beschreiben?
Rauchenwald: Ein richtig guter Eisläufer. Zwar nicht der Größte, aber extrem abgebrüht. Er bringt viel Erfahrung aus Deutschland, Russland und Schweden mit. In der Kabine sorgt er mit seiner lockeren Art für gute Stimmung – das tut jeder Mannschaft gut.
Hockeynews: Mit Steven Strong kommt ein Neuzugang vom KAC. Was kann man sich von ihm erwarten?
Rauchenwald: Ein Spieler, der weiß, wie man gewinnt. Er stellt die Mannschaft immer vor seine eigenen Interessen. Er war zehn Jahre beim KAC, ein gestandener Verteidiger dort – und sie waren mit ihm erfolgreich. Für uns ist er eine echte Bereicherung. Wir brauchen solche Österreicher im besten Eishockeyalter, die Verantwortung übernehmen.
Hockeynews: Blicken wir auf den Sturm: Die Toplinie um Hughes, Hancock und Rebernig bleibt. Allerdings verlassen Marco Richter und Benjamin Lanzinger den Adlerhorst. Was verliert man mit ihnen?
Rauchenwald: Jede
Mannschaft wäre froh, solche Spieler zu haben. Lanze (Anm. Benjamin Lanzinger) ist ein
klassischer Sniper – gib ihm die Scheibe im richtigen Moment, und
es ist eine Top-Chance oder ein Tor. Für ihn ist der Wechsel sicher
ein richtiger Schritt zur persönlichen Entwicklung.
Richi (Anm. Marco Richter) ist im besten Alter und hat in
Österreich alles gesehen. Dass es nicht mehr geklappt hat mit dem
Verein, ist schade, weil ich habe sehr gerne mit ihm
zusammengespielt. Besonders in den Playoffs war er extrem wichtig,
weil er mit seinem großen Körper gut dagegenhalten konnte.
Hockeynews: Stürmer Nikita Scherbak wurde verlängert, was bei den Fans auch Kritik ausgelöst hat. Wie würdest du ihn als Typ beschreiben?
Rauchenwald: Er ist extrem wichtig. Ein super Charakter, bringt jeden Tag Lockerheit in die Kabine, was extrem wichtig ist. Jeder sieht, dass er das meiste Talent im Team hat. Natürlich gab es starke und schwächere Spiele, aber das weiß er selbst. Er hat das Herz am rechten Fleck und gibt alles für die Mannschaft.
Hockeynews: Glaubst du, dass es ihm gut tut, einmal längerfristig bei einem Verein zu bleiben?
Rauchenwald: Auf jeden Fall. Es ist schwer, ständig neu anzufangen. Man muss sich wohlfühlen, die richtigen Linienpartner finden – erst dann kann man voll performen. Manche brauchen dafür länger. Ich bin aber überzeugt, dass er nächstes Jahr besser spielen wird.
Hockeynews: Guus van Nes hatte einen leistungsabhängigen Vertrag unterschrieben und dürfte ebenfalls kommende Saison an der Drau spielen. Wo liegen seine Stärken?
Rauchenwald: Guus ist ein harter Arbeiter. Er ist stark vor dem Tor und im Forecheck. Er schießt die „ugly goals“ – und solche Spieler braucht man unbedingt.
Hockeynews: Die Linie Scherbak–Pearson–Van Nes kam nie wirklich ins Rollen – auch aufgrund der Verletzungen von Chase Pearson. Glaubst du, dass da nächstes Jahr mehr möglich ist?
Rauchenwald: Definitiv. Teilweise waren sie unsere beste Linie, aber Konstanz ist extrem wichtig. Eine Linie muss eingespielt sein, nur so funktioniert sie kontinuierlich. Alleine kann keiner über eine ganze Saison Spiele gewinnen.
Hockeynews: Mit Luca Erne gibt es einen Neuzugang, der auch defensiv eingesetzt werden kann. Du hast schon gegen ihn gespielt – wie ist er dir in Erinnerung geblieben?
Rauchenwald: Er ist groß, ein rechter Schütze und gut im Zweikampfverhalten. Er ist noch jung, 20 Jahre alt, und hat sicher noch Entwicklungspotenzial – besonders was Technik und Spielverständnis betrifft.
Frage: Zuletzt kursierte noch der Name Matt Bradley in den Medien. Du hast bereits öfter gegen ihn gespielt. Wie würdest du ihn beschreiben?
Rauchenwald: Ein absoluter Top-Ausländer in der Liga. Er hat in Wien bewiesen, dass er über einen Punkt pro Spiel machen und 20 bis 25 Tore schießen kann. Ein sehr, sehr guter Spieler.
Was das Saisonziel für den VSV in der kommenden Saison ist, wer den Stanley-Cup holen wird und was die Karrierehighlights von Alexander Rauchenwald waren, verrät er uns im Wordrap.
Bild: VSV/Krammer
