Thomas Vanek hats eine eindrucksvolle Karriere beendet. Die österreichische Ikone die in in seiner Heimat einen Eishockeyboom auslöste spricht im großen APA-Interview über seine Entscheidung, seine weiteren Pläne, das österreichische Eishockey und Supertalent Marco Rossi.
Frage: War es eine
schwierige Entscheidung, nun Schluss zu machen?
Vanek: Es ist nie einfach. Für mich am schwersten ist, dass
ich weiß, dass ich noch drei Jahre spielen könnte. Auf der anderen
Seite habe ich eine Karriere gehabt, auf die ich stolz sein kann
und ich habe jetzt die Möglichkeit, meine Kinder zu trainieren.
Frage: Wie war der Weg
zur Entscheidung?
Vanek: Ich habe im Sommer
unheimlich gut trainiert, ein paar Mannschaften haben angerufen,
ich wollte aber nicht unterschreiben, es hat sich im Bauch nicht
richtig angefühlt. Im Hinterkopf wollte ich zu Hause meine Söhne
(Blake/12 Jahre und die Zwillinge Luka Robert und Kade Ashton/9) im
Eishockey coachen. Auch im Herbst und zu Weihnachten gab
es Anrufe, aber ich habe mir nicht vorstellen können, die Sachen zu
packen und weg zu sein. Ich habe meinem Manager dann gesagt, zur
Transfer-Deadline (24.2.) bei einem Angebot nachzudenken, bei dem
ich den Traum aufnehmen kann, den Stanley Cup zu gewinnen. Ich habe
ihm vier Mannschaften genannt, wenn die interessiert sind, würde
ich es vielleicht nochmal machen, aber ich habe dann gesagt genug
ist genug. Ich hatte eine lange Karriere, jetzt ist für mich die
Familie wichtiger. Meine Erinnerungen sind, dass meine Mutter bei
vielen Spielen dabei war und mein Vater immer. Das gleiche kann ich
nicht sagen. Ich habe für mich selber genug Zeit gehabt, das macht
die Entscheidung viel einfacher.
Frage: Was waren Ihre
Highlights in 14 Saisonen NHL?
Vanek: Dreimal das Conference-Finale erreicht zu haben,
zweimal mit Buffalo und einmal mit Montreal. Du bist so knapp dran,
den Schritt ins Finale zu schaffen, dort kann alles passieren.
Das Playoff in der NHL ist unglaublich, das Kribbeln im
Bauch wird höher, alle sind motiviert. Wir hatten die Chance, es zu
gewinnen. Mit Buffalo habe ich 100-prozentig gedacht, wir sind die
beste Mannschaft, aber die gewinnt nicht immer. Wir hatten auch
immer Verletzungssorgen. Mit Montreal auch, wir haben
Tampa und Boston geschlagen, dann hat sich (Torhüter
Carey) Price verletzt, das hat die Luft aus der Mannschaft
genommen. Es wäre viel einfacher aufzuhören, wenn ich den Stanley
Cup gewonnen hätte.
Vanek bei seiner ersten Station in Buffalo (Von Kristin Williams – Kristin Williams, kristin(at)kristinwilliamsphotography.com, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1332403)
Frage: Worauf sind Sie am
meisten stolz?
Vanek: Für mich sind das nicht die
Tore und Punkte. Ich sehe mich nicht als Held, ich habe meinen
Traum gelebt, ich habe mein ganzes Leben meinen Lieblingssport
gespielt. Mein Traum war von klein auf die NHL. Im letzten Jahr
hatte ich mein 1.000. NHL-Spiel, das war nicht das Ziel und der
Traum, die Ehre zu haben, so lange spielen zu dürfen. Das andere
Highlight war die Wahl zu Österreichs Sportler des Jahres (Anm.:
2007). Eishockey ist in Österreich eine Randsportart, da so eine
Auszeichnung zu bekommen, darauf bin ich sehr stolz. Ich habe
gehofft, dass das auch dem Eishockey hilft, nicht nur mir. Aber das
war leider nicht so.
Frage: Haben Sie in
Amerika mitbekommen, wie populär Sie in Österreich
waren?
Vanek: Ja. Ich hätte mir das nie
vorstellen können, dass es so viele Fans gibt. Das ist wunderschön
und schwer in Worte zu fassen. In meinem Rookie-Jahr in der NHL hat
es einmal beim Aufwärmen ein paar Österreich-Flaggen auf der
Tribüne gegeben. Selbst ein paar Mitspieler haben geschaut, was da
abgeht. Das sind coole Momente, ein Wow-Effekt.
Frage: In 15 Jahre
trifft man auch Fehlentscheidungen – was würden Sie anders
machen?
Vanek: Habe ich Fehlentscheidungen
gemacht? Auf alle Fälle. Aber ich bin kein Mensch, der
zurückschaut, das Leben ist so. Du machst Fehler, aber das macht
die Person und den Spieler aus, der ich bin. Das hat mich stärker
gemacht.
Frage: Wer hat Sie im
Eishockey am stärksten geprägt?
Vanek: Mein Vater
von klein auf. Papa hat mir nicht nur Eishockey gelernt, sondern
auch Mentalität, dass man immer ein guter Mitspieler sein muss. Bob
Motzko war zwischen 15 und 17 mein Juniorentrainer (Anm.: in Sioux
Falls) auf hohem Niveau, ohne ihn wäre ich nicht so weit gekommen.
Später (Anm.: in Buffalo) Chris Drury und Mike Grier, die älteren
Mitspieler, die mir nicht das Spiel gelernt haben, aber wie man ein
richtiger Profi ist. Hoffentlich habe ich das später anderen Jungen
beigebracht.
Frage: Welchen Rat
haben Sie an junge Spieler?
Vanek: Ich habe von
klein auf gelernt, die Mentalität ist das Wichtigste. Du musst Spaß
am Sport haben, harte Arbeit kommt dazu, aber wichtig ist, dass du
eine guter Mitspieler und guter Freund bist. Darauf habe ich viel
Wert gelegt. Im Teamsport kannst du nicht neidisch sein oder nur
auf dich schauen. Du brauchst null Talent, um ein guter Mensch und
Mitspieler zu sein. Ich hoffe, dass meine Mitspieler das von mir
bekommen haben.
Frage: Mit Marco Rossi
steht ein junger Österreicher in den Startlöchern – wie schätzen
Sie ihn ein?
Vanek: Ich schaue mir von Marco
öfter seine Highlights an. Er ist ein super Spieler und hat eine
riesige Zukunft vor sich. Ich habe vor kurzem mit einem General
Manager geredet, der hat von ihm geschwärmt. Man merkt, dass er
heuer mehr Selbstvertrauen hat. Am meisten an seinem Spiel gefällt
mir: die Jugend heutzutage ist eisläuferisch und technisch
unglaublich, aber viele können das nicht umsetzen, wie man richtig
Eishockey spielt. Marco ist schnell, stark auf den Füßen, hat gute
Hände, aber das Schönste ist, er macht Spieler links und rechts und
vor und hinter ihm besser. Er denkt das Spiel auf hohem Niveau.
Frage: Sie haben die
Entwicklung im österreichischen Eishockey immer wieder kritisiert.
Haben Sie eine Botschaft für das österreichische
Eishockey?
Vanek: Ich habe das nie kritisch
gemeint, ich sage, was ich denke. Meine Meinung ist immer gleich:
Obwohl Eishockey ein Randsport ist, haben wir super Fans, der Sport
lebt. Aber der Sport hat noch nie geboomt. Das müssen wir ändern.
Die Vereine und der Verband müssen gemeinsam in den Nachwuchs
investieren. Nicht erst bei der U18 oder der U16, man muss bei den
Superminis beginnen, dort bessere Trainer holen. Und nach Jahren
merkt man, dass mehr Talente nachkommen. In der Liga sieht man vor
den Playoffs, dass drei Spieler ausgetauscht werden und ein
Ausländer kommt. Das ist falsch, aber ich verstehe die Vereine, die
sagen, es gibt nicht genug gute Österreicher.
Frage: Wie sieht Ihre
Zukunft aus, was planen Sie?
Vanek: Am Montag,
als es vorbei war, habe gleich umgestellt auf das nächste Ziel: Ich
will General Manager in der NHL werden. In den nächsten vier, fünf
Monaten werde ich schauen, ob ich eine Funktion im Büro bekomme, um
diese Seite kennenzulernen. Vor sechs, sieben Jahren habe ich
angefangen, mitzuschreiben, was der Masse der Spieler getaugt hat,
was sie gut und schlecht finden. Bei acht Mannschaften bekommst du
viele Erfahrungen mit verschiedenen Trainern und Managern. Ich
glaube, ich habe ein gutes Gefühl dafür was es braucht, um zu
gewinnen.
Frage: Sie trainieren
derzeit den Nachwuchs mit Ihren Söhnen. Wäre auch Trainer ein
Ziel?
Vanek: Ein paar Trainer haben gesagt,
sobald du aufhörst, nehme ich dich als Co-Trainer. Du siehst das
Spiel auf gutem Niveau. Das ist was, was mich interessiert, ich war
die letzten fünf Jahre für junge Spieler auch so etwas wie ein
Trainer. Im Moment will ich mich aber nur auf meine Kinder
konzentrieren, als Trainer wäre ich wieder viel unterwegs. Aber
irgendwann einmal vielleicht.
Quelle: APA, Pic: Giants27 (CC BY-SA 3.0)








