Mittlerweile sind mehr als fünf Monate vergangen, seitdem Boris Sadecky am Eis zusammen brach und wenige Tage später verstarb. Peter Draisaitl, Coach der Bratislava Capitals, spricht über die Ereignisse, aber auch die Zukunft und seinen Sohn Leon.
Im Interview mit dem Südtiroler Sportportal „sportnews.bz“ gibt Peter Draisaitl tiefe Einblicke über die tragischen Ereignisse des 29. Oktober 2021. „Zuerst habe ich mir nichts gedacht, ich sah nur, dass Boris zu Boden ging. Danach wurde mir aber schnell bewusst, dass hier etwas nicht stimmt. Das Bild, wie Boris vor uns gelegen ist und die Ärzte eine Stunde um sein Leben kämpften, werde ich nie mehr vergessen.“
Draisaitl gibt auch an, dass Sadecky nicht nur ein herausragender Spieler sondern auch großartiger Mensch war. Auch die Stunden und Tage danach, waren für alle Beteiligten sehr schwer. Das Heimspiel gegen Villach am 2. November hätte man sich aus Sicht des Coaches sparen können. Die Spieler waren gedanklich ganz wo anders.
Die Hoffnung beim ganzen Team war groß, dass es Sadecky schaffen würde, dass er sich wieder erholt und gesund wird. Als dann aber am 3. November die Nachricht von seinem Tode übermittelt wurde, stand das Team unter Schock.
Damit aber noch nicht genug, denn nur einen Tag später nahm sich auch noch Geschäftsführer Dusan Pasek jr. das Leben. Er machte sich Vorwürfe wegen des Todes von Boris Sadecky. „Es war wie im Film. Man wollte es einfach nicht wahrhaben und konnte es nicht glauben. Wir waren alle damit beschäftigt, den Tod von Boris zu verarbeiten und haben nicht damit gerechnet, dass Dusan diesen Weg wählen würde. Wir haben versucht, den Jungs zu helfen und hatten ein Meeting mit den Kapitänen vereinbart. Auch Dusan hätte kommen sollen. Er ist aber nicht erschienen. Wir haben uns aber nichts dabei gedacht und glaubten, er müsse nach den Ereignissen zur Ruhe kommen,“ so Draisaitl.
Der ganze Verein stand unter Schock und man konnte den Spielern nur Hilfe anbieten, egal ob es Gespräche waren oder auch psychologische Termine mit Therapeuten. „Für eine Trauerverarbeitung gibt es kein Patentrezept, jeder ging damit anders um,“ erklärte der Coach und fuhr fort: „ein Weitermachen in der Liga wäre unmöglich gewesen.“
Nun sind einige Monate vergangen und Peter Draisaitl hatte Zeit die Dinge zu verarbeiten. Der Fokus ist wieder auf die Zukunft und die neue Saison gelegt, die wie es scheint auch wieder in der ICEHL sein wird. Sollte mit der Liga alles fixiert werden, wird aller Voraussicht nach auch Peter Draisaitl wieder hinter der Bande stehen, auch wenn er durchaus andere lukrative Angebote bekommen hatte.
Für seinen Sohn Leon, der mittlerweile zum Superstar bei den Edmonton Oilers gewachsen ist, hat Peter allerdings wenig Zeit: „Leon muss warten. Ich bin durchwegs in Bratislava geblieben und habe Vorarbeit für eine Rückkehr in die ICEHL geleistet. So etwas geht nicht von heute auf morgen. Die Capitals hatten absolute Priorität.“
Einen Meistertipp für das ICEHL-Finale konnte nicht entlockt werden, Draisaitl bleibt hier zurückhaltend und meinte nur: „Der Bessere soll gewinnen.“
www.hockey-news.info, Photo: Werner Krainbucher
