Goaltending-Coach Jürgen Penker verrät, wie er ein zweites Mal in Linz gelandet ist, wie das Tormanntraining bei den Steinbach Black Wings 1992 abläuft und was einen modernen Goalkeeper im Jahr 2020 ausmacht.
Du bist bereits in deinem
sechsten Jahr als Tormanntrainer bei den Black Wings engagiert. Wie
kam es dazu, dass du dich für diesen Karriereweg entschieden hast
und wie bist du in Linz gelandet?
Noch während meiner aktiven Karriere habe ich schon in die
Tätigkeit des Torwarttrainers reingeschnuppert und hatte mit
Francois Allaire einen tollen Mentor. Er gilt ja als einer der
besten Torwarttrainer überhaupt und hat in seinen mehr als 20
Jahren in der NHL auch mit Größen wie Patrick Roy oder
Jean-Sébastien Giguère zusammengearbeitet. In meiner letzten
Profi-Station in Rapperswil wurde ich als eine Art
„Security-Keeper“ engagiert und hatte dort die Gelegenheit mich im
Tormanntraining und in der Videoanalyse mit einzubringen. Nach
meinem Karriere-Ende hat mir Allaire geholfen und mich für eines
seiner Camps engagiert. Dann stand ich kurz vor einem Engagement in
der DEL, landete dann aber doch bei den Black Wings. Für mich hat
das perfekt gepasst, da meine Frau Oberösterreicherin ist und ich
sie ja auch in meiner aktiven Zeit in Linz kennengelernt habe.
Kann man da von einem
Vertrauensvorschuss sprechen? Du hattest ja zu diesem Zeitpunkt
noch nicht sehr viel Erfahrung als Tormanntrainer…
Für mich war das natürlich eine tolle Chance. Als ehemaliger Keeper
hat man es in diesem Bereich natürlich auch leichter und ich war
einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Der Kontakt zu den
Black Wings ist ja nach meiner ersten Zeit in Linz nie abgerissen
und so hat sich dieses Engagement
ergeben. Auch der Name „Allaire“ hat mit Sicherheit eine Rolle
gespielt. Ich war mit den Trainingsmethoden und dem modernen
Torwart-Spiel schon vertraut. In meinen ersten Jahren habe ich
außerdem noch die A-Lizenz- Trainerausbildung gemacht und auch noch
eine Ausbildung zum Mentalcoach abgeschlossen.
Was hat sich deiner Meinung
nach im Torhüter- Spiel verändert? – Wenn du das Training zu Beginn
deiner aktiven Karriere mit dem Training der heutigen Zeit
vergleichst.
In meiner Generation gab es noch einen Mix aus alten und neuen
Trainingsmethoden. Der „Butterfly“-Stil oder „Stand-Up“-Stil waren
damals
noch gang und gäbe. Alles war ein bisschen mehr „Freestyle“ als
heute. Man hatte noch viel mehr Bewegung im Spiel, hat nach draußen
„gechallenged“ und ist als Tormann noch deutlich mehr gerutscht.
Der große Unterschied ist, dass es heute ein viel klareres System
im Torhüter-Spiel gibt. In Bezug darauf wurde auch alles um einiges
technischer und kontrollierter als früher. Viele Situationen sind
für den Keeper heute komplexer geworden. Das Eishockey hat sich
weiterentwickelt und ist schneller geworden. Dadurch hat sich auch
die Reaktionszeit deutlich verkürzt und so das Spiel des Torwarts
verändert.
Was zeichnet deiner Meinung
nach einen modernen Eishockey-Torwart aus?
Sehr viele junge Torhüter sind bereits sehr gut ausgebildet und man
erkennt vom Stil her nur wenig Unterschiede. Besonders wichtig ist
das Stick-Handling, die mentale Verfassung und auch die Köpergröße
spielt eine wesentliche Rolle. In den letzten Jahren wurden in der
NHL kaum noch Tormänner gedraftet, die unter 1.85m groß waren. Es
geht natürlich auch darum, so viel Raum wie möglich vom Tor
abzudecken. Auch die physische Verfassung spielt eine große Rolle –
du musst ein Top-Athlet sein!
Wie kann man sich als
Außenstehender ein klassisches Torwarttraining vorstellen? Wieviel
Zeit wird dem individuellen Training gewidmet?
Unsere Keeper starten mit ihrem persönlichen Aktivierungsprogramm
und wärmen sich auf, bevor es dann aufs Eis geht. Einer unserer
drei Torleute hat in der Regel eine Videosession mit mir, in der
wir Spiele oder Trainings analysieren. Bevor das offizielle
Mannschaftstraining beginnt, haben wir täglich eine halbe Stunde
zur Verfügung, in der wir spezifische Übungen durchführen können.
Pro Einheit arbeiten wir maximal an zwei Dingen. Das können zum
Beispiel das Winkelspiel, Blocks, Push-Stops oder Butterflies sein.
Die restliche Zeit trainieren die Goalies mit dem Team mit.
Wie zufrieden bist du mit
deinen Torhütern David Kickert, Luka Gracnar und Paul
Mocher?
David ist nun das dritte Jahr bei mir und hat speziell in der
Anfangszeit große Fortschritte gemacht. Wir machen ein ganz klares
Training und versuchen das Spiel so einfach wie möglich für den
Tormann zu machen. Das hat „Kicki“ sehr gut angenommen. Für mich
zählt er zu den besten Torhütern Österreichs, er bringt alle
Qualitäten mit, die es braucht, um erfolgreich zu sein.
Luka ist seit heuer mit dabei und hat bereits in Salzburg schon bewiesen was er draufhat. Er zieht im Training voll mit und macht kontinuierlich Fortschritte. Wir sind zufrieden mit ihm und wissen, dass er ein sehr guter Torwart ist.
Paul bringt alles mit, was ein Torhüter braucht. Er ist schon einige Jahre unter meinen Fittichen und mit 21 Jahren noch immer ein sehr junger Tormann. Paul kommt heuer vorwiegend bei den Steel Wings zum Einsatz und kann dort wertvolle Einsätze und Erfahrung sammeln.
Mit Luca Egger und Leon Sommer haben wir zudem zwei weitere sehr gute und junge Torhüter in der Hinterhand. Die Jungs werden von uns auch regelmäßig ins Training der Kampfmannschaft eingebunden. Im Jugendbereich sind wir auf der Torhüterposition nicht weniger stark aufgestellt, da kommt in den nächsten Jahren einiges nach.
Du bist ja auch
Tormanntrainer des U20-Nationalteams. Ende Dezember startet die WM
in Kanada – was für Ziele habt ihr euch gesteckt?
Als Aufsteiger ist es natürlich eine große Herausforderung, die auf
uns wartet. Wegen Corona gibt es diesmal keinen Auf- und Absteiger.
Das ist für uns natürlich angenehm, denn das heißt, dass wir auch
nächstes Jahr fix bei der WM dabei sind und unsere jungen Spieler
wieder Erfahrung auf höchstem Niveau sammeln können. Wir wollen
versuchen, unser bestes Eishockey zu zeigen und dann werden wir am
Ende sehen was möglich ist. Mit Russland, Schweden, USA und
Tschechien haben wir natürlich beinharte Gegner. Wir werden uns
aber nicht verstecken und mit einem guten Gefühl dieses Turnier
bestreiten. Warum sollte uns nicht die ein oder andere Überraschung
gelingen?
Zum Abschluss kommen wir
nochmal auf die Black Wings zurück. Wie beurteilst du den
bisherigen Saisonverlauf?
Man sieht im Spiel immer wieder sehr gute Sachen, aber leider auch
Dinge, die uns am Ende nicht helfen. Es spielen natürlich mehrere
Faktoren mit, ab und zu waren wir in gewissen Situationen auch
etwas unglücklich. Wir haben in dieser Woche ein Meeting abgehalten
und die Problemfelder mit der Mannschaft besprochen. Es muss unser
Ziel sein, über die volle Distanz eine konstante Leistung
abzurufen. Wenn uns das gelingt, werden auch wieder die Resultate
passen.
www.blackwings.at, Pic: fodo.media/Harald Dostal









