Hydro Fehérvár AV19 beeindruckt in dieser Saison mit einer perfekten Mischung aus Konstanz, taktischer Disziplin und individuellem Können. Über weite Strecken haben sich die Ungarn an der Tabellenspitze der win2day ICE Hockey League behauptet und zählen mittlerweile zu den absoluten Top-Mannschaften der Liga. Doch reicht es diesmal für den großen Wurf – den ersten Meistertitel in der Geschichte des Clubs?
Der Weg bleibt steinig, vor allem in den Playoffs, wo Fehérvár in der vergangenen Saison nach einem starken Grunddurchgang früh scheiterte. Wir haben mit Headcoach David Kiss und vier Schlüsselspielern über die Erfolgsfaktoren der herausragenden Regular Season und die entscheidenden Schritte für die Playoffs gesprochen.
Offensivpower: Chris Brown und János Hari
Zwei
Namen dominieren die Offensive von Fehérvár: Chris Brown und János
Hari. Brown, der in dieser Saison aus der DEL nach Ungarn
wechselte, hat sich sofort als Schlüsselspieler etabliert. Mit 20
Toren gehört der 33-Jährige zu den besten Torjägern der Liga. Doch
für ihn zählt vor allem der Erfolg des Teams: „Mein Fokus liegt
darauf, dem Team zum Sieg zu verhelfen. Das Toreschießen gehört zu
meiner Rolle, aber ich hatte das Glück, mit großartigen Mitspielern
zusammenzuspielen.“ Der US-Amerikaner bringt nicht nur
Abschlussstärke mit, sondern auch Erfahrung aus der NHL und den
Top-Ligen Europas – ein Faktor, der in engen Playoff-Partien
entscheidend sein könnte.Auch Hari, der seit Jahren eine feste
Größe in Fehérvár ist, beeindruckt mit seiner Erfahrung und seinem
Offensivdrang. „Es ist großartig zu sehen, dass wir jetzt jedes
Jahr ein Top-Team sind. Der Schlüssel wird sein, unser bestes
Eishockey in den kommenden Monaten zu spielen“, betont Hari. Der
ungarische Stürmer, der bereits mehrfach als „most skilled
Hungarian“ ausgezeichnet wurde – dem aber noch ein Championtitel
fehlt – kennt die Entwicklung des Teams wie kaum ein anderer: „Seit
meiner ersten Saison hier hat sich der Club enorm weiterentwickelt.
Mit der neuen Arena und der großartigen Organisation macht es
einfach Spaß, hier zu spielen.“ Für Hari wäre ein Meistertitel
nicht nur der Höhepunkt seiner Karriere, sondern auch die Erfüllung
einen Kindheitstraums.
Die Verteidigung als Rückgrat des Erfolgs
Doch
nicht nur die Offensive ist eine Stärke von Fehérvár. Die
Defensive, angeführt von Josh Atkinson und Tim Campbell, bildet das
stabile Rückgrat des Teams. Atkinson, der ligaweit mit einer
beeindruckenden +/- Statistik von +23 glänzt, sieht den Erfolg in
der geschlossenen Teamarbeit: „Wir haben uns darauf fokussiert, in
der Defensivzone hart und schnell zu arbeiten. Dadurch verbringen
wir weniger Zeit in der Verteidigung und können offensiv
gefährlicher sein.“ Der Kanadier ist aber nicht nur defensiv eine
Bank, sondern sorgt mit seinen 19 Scorerpunkten auch offensiv immer
wieder für Akzente.Sein Verteidigerkollege Campbell, der seit
Jahren zu den Leistungsträgern gehört, sieht in der Erfahrung und
Kontinuität des Teams einen entscheidenden Vorteil: „Viele Spieler
bei uns haben in der Vergangenheit bereits Playoff-Erfolge
gefeiert, und wir wissen, was es bedeutet, in entscheidenden
Momenten zu bestehen.“ Mit 25 Scorerpunkten gehört Campbell zu den
offensivstärksten Verteidigern der Liga und ergänzt Atkinsons
defensiven Fokus perfekt.
Top-Goalie-Duo
Ein weiterer Schlüssel zum
Erfolg ist Fehérvárs Luxusbesetzung im Tor: Dominik Horvath und
Rasmus Reijola teilen sich die Einsätze nahezu gleichmäßig und
gehören beide zu den besten Goalies der Liga. „Wir pushen uns
gegenseitig jeden Tag, und das gibt uns einen großen Vorteil“,
erklärt Horvath, der mit einer Fangquote von 92,4 % und drei
Shutouts glänzt. Für ihn ist die mentale Einstellung entscheidend:
„Ich konzentriere mich auf mein eigenes Spiel, die kleinen Details
und genieße jede Minute im Tor.“ Die Rotation sorgt nicht nur für
frische Kräfte in entscheidenden Momenten, sondern auch für
Sicherheit in der Abwehr.
Der Faktor Headcoach David Kiss
Seit David
Kiss in der vergangenen Saison überraschend die Position des
Headcoaches übernahm, hat sich Fehérvár zu einem der Top-Teams der
Liga entwickelt. Kiss beschreibt seinen Hauptfokus bei der
Weiterentwicklung des Teams: „Es ging darum, Selbstvertrauen
aufzubauen, die Spieler auf dieselbe Seite zu bringen,“ Der Coach
betont die Bedeutung eines eingespielten Kerns und struktureller
Kontinuität: „Wir haben unsere Erfolgsgeschichte auf drei Säulen
aufgebaut: Wir haben die Kernmannschaft zusammengehalten, zwei
großartige und konstante Goalies, eine verlässliche Verteidigung
und Schlüsselspieler mit Führungsqualitäten verpflichtet.“Für Kiss
hat der Erfolg eine ganz besondere Bedeutung, da er nicht nur als
Coach für den Club Geschichte schreiben möchte, sondern auch seine
tiefe Verbindung zu Fehérvár betont: „Ich bin glücklich, dass der
Club, in dem ich aufgewachsen bin, mir die Chance als Headcoach
gegeben hat. Als Spieler hatte ich nicht die Chance, mit diesem
Team Geschichte zu schreiben – jetzt hoffe ich, es als Trainer zu
schaffen.“Um das Team motiviert und konstant zu halten, setzt Kiss
auf einen strukturierten Ansatz: „Wir setzen gemeinsam mit den
Spielern Teamziele und Erwartungen und teilen die lange Saison in
10-Spiele-Segmente auf. Nach jedem Segment feiern wir die Erfolge,
reflektieren die Lektionen und setzen neue Ziele für die
verbleibenden Spiele.“ Dieser klare Fokus und die schrittweise
Herangehensweise sorgen dafür, dass das Team auch in schwierigen
Phasen der Saison nicht den Blick für das große Ganze verliert.
Das große Ziel: Der erste Titel
Mit einer
neuen Arena, einer treuen Fangemeinde und einem Kader, der vor
Selbstbewusstsein strotzt, ist Fehérvár aufgestellt, um in dieser
Saison tatsächlich Geschichte zu schreiben. Doch das Kapitel
„Playoffs“ gehörte bislang nicht zu den Stärken des Teams. Josh
Atkinson zeigt sich aber dennoch zuversichtlich: „Unser
Playoff-Mindset hat bereits begonnen. Wir wissen, dass wir in jedem
Spiel Wege finden müssen, um zu gewinnen. Die Liga ist sehr stark,
aber wir haben das Zeug, eine erfolgreiche Playoff-Kampagne
hinzulegen.“
ice.hockey , Bild: BWL/ Hannes Draxler
