Die ALPS Hockey League (AHL) steht an einem Scheideweg. Einerseits ist die AHL eine unverzichtbare Plattform für junge Talente im Eishockeysport, doch in einer Zeit, in der wirtschaftliche Herausforderungen und strukturelle Anpassungen den Sport prägen, kämpft sie auch ums Überleben. Wie wichtig diese Liga aber ist, zeigt unsere Recherche:
Die Liga, die 2016 als länderübergreifendes Projekt ins Leben gerufen wurde, ist mehr als nur eine Wettkampfbühne – sie ist ein entscheidendes Bindeglied zwischen den nationalen Nachwuchsligen und professionellem Eishockey.
Doch die Liga hat auch ein Imageproblem: Stefan Troyer, Präsident der Wipptal Broncos meint: „Praktisch alle Coaches, die von außen kommen und in der Alps Hockey League arbeiten, bestätigen, dass es vom Niveau her wahrscheinlich eine der am meisten unterbewerteten Ligen ist.“ Die Erfolge sprechen für sich um nur einige Beispiele zu nennen, die für das große Potenzial der Liga sprechen:
- Vasili Zelenov (AUT) wurde 2024 in der 7. Runde an Position 204 im NHL-Draft von den Buffalo Sabres gepickt.
- Henrik Neubauer (AUT) und Philipp Wimmer (AUT) wurden beide direkt aus der AHL zur A-WM beordert.
- Bruno Idzan (CRO) wurde in der laufenden Saison von den Lincoln Stars in die United States Hockey League geholt.
Herausforderungen erkennen und die Chancen nutzen
Trotz dieser Bilanz wird die AHL unterschätzt. Die Abschaffung der Punkteregel, die hohen Reisekosten sowie der organisatorische Aufwand führten zu intensiven Debatten. Anstatt diese Probleme ausschließlich als Hürde zu betrachten, sollte die AHL gewieft kreative Lösungen entwickeln. Die Vereine sollten wieder angezogen anstatt abgestoßen werden. Diese Anziehung sollte wie ein positiver Magnet auf die Vereine wirken. Sie sollten wieder das Mach- und Durchführbare in der AHL spüren und das Selbstvertrauen zurückgewinnen, dass die AHL die ganze Mühe wert ist. „Wir leben jedoch in vor allem wirtschaftlich herausfordernden Zeiten. Diesem Umstand muss auch eine Sportliga Rechnung tragen und sich permanent weiterentwickeln. Die Verantwortlichen und hierzu zählen wir Verbände uns explizit hinzu, sind angehalten, nachhaltige Strategien entwickeln, um dieses meines Erachtens exzellente Produkt noch resilienter und kostenmäßig attraktiver für die Vereine, die Sponsoren und die Fans zu gestalten. Daran arbeiten wir“, so Nicolas Stockhammer, Vizepräsident des ÖEHV.
Die Liga hat reagiert: Ab kommender Saison wird jedes Team verpflichtet, mindestens zwei einheimische Spieler unter 22 Jahren und einen unter 20 Jahren einzusetzen bzw. dauerhaft im Line-Up zu führen. Diese Regelung wird zur Saison 2026/2027 sogar auf zwei U22- und zwei U20-Spieler erweitert. Dies wiederum bedeutet, dass die Vereine ihre Nachwuchsarbeit intensivieren müssen, um gleichzeitig das hohe sportliche Niveau sicherzustellen.
Stabilität und Vermarktung als Schlüssel
Eines der größten Potenziale der AHL liegt in der Vermarktung. Viele Vereinsvertreter sehen nicht das Produkt selbst als Problem, sondern dessen mediale Darstellung. „Die Liga hat kein Attraktivitätsproblem, sondern ein Vermarktungsproblem“, so Troyer. Die Liga ist sportlich hochklassig, international anerkannt und bietet mit ihren länderübergreifenden Schlagerspielen Spektakel für Fans. Dennoch bleibt die AHL medial unterrepräsentiert. Hier bedarf es einer gemeinsamen Kraftanstrengung von Vereinen, Verbänden und der Ligaführung, um die Strahlkraft der Liga auf allen Ebenen zu steigern. Ein weiterer Aspekt ist die Stabilität der Liga. Die AHL bietet eine Organisation, die vor Ihrer Gründung in Italien, Österreich und Slowenien undenkbar war. „Es ist völlig utopisch, eine stabile Liga mit mindestens 10 Teams auf einem sportlichen Niveau auf die Beine zu stellen, die jenem der AHL nur annähernd nahe kommt“, so der Broncos-Boss.
Zukunft mit Vision
Die ALPS Hockey League steht vor ihrer zehnten Jubiläumssaison und blickt auf eine beeindruckende Entwicklung zurück. Ihre Professionalisierung und die wachsenden Standards haben das sportliche Niveau erheblich gesteigert. Doch der Blick geht nach vorne: Eine kluge Expansion, die Rückkehr von Vereinen und die Stärkung der Nachwuchsförderung sind zentrale Ziele. „Mittelfristig sollte das Ziel sein, dass jede Nation ein bis zwei weitere Teams stellt – allerdings mit Bedacht und Weitsicht, statt auf Biegen und Brechen eine Liga mit z.B. 16 Teams zu erzwingen.“ „Eine durchdachte, langfristige Entwicklung ist entscheidend“, meint etwa Patrick Schwarz, Geschäftsführer der Zeller Eisbären. Die win2day ICE Hockey League sowie die Nationalteams profitieren von den Spielern, die in der AHL wertvolle Erfahrung sammeln. Der direkte Sprung von der U20 in die ICEHL ist für die meisten Talente zu groß – die AHL schließt diese Lücke.
Gemeinsam für eine erfolgreiche Zukunft
Die ALPS Hockey League ist nicht nur ein Sprungbrett, sondern eine Verantwortung. Ihre Bedeutung für das Eishockey im Alpenraum ist unbestritten und bleibt ein Schlüssel zur Entwicklung des Nachwuchses. Nur durch die Zusammenarbeit aller Beteiligten – Vereine, Verbände, Fans und Sponsoren – kann die Liga weiterhin wachsen und ihre Position festigen.
Text: Dominic Wurzer,Bild: EK Zeller Eisbären
