Mit vier Siegen und einem nicht vollständigen Kader starteten die Dornbirn Bulldogs in die Saison. Der Lohn war die Tabellenführung, doch davon ist mittlerweile nichts mehr übrig geblieben: In Salzburg setzte es gestern die neunte Pleite in Folge und das Tabellenende rückt immer näher…
Es war ein überraschend starker Saisonstart den der EC Dornbirn hinlegte. Auswärtssiege in Innsbruck (4:3 n.V.), Zagreb (8:1) und Villach (4:0) sowie ein Heimsieg gegen Linz (3:2) ließ die Bulldogs von der Tabellenspitze lachen. Doch ausgerechnet zwei Heimspiele binnen zwei Tagen brachten dann die Negativwende. Erst unterlag man Fehervar mit 2:3 nach Verlängerung um zwei Tage später gegen den KAC 0:3 unterzugehen.
Von diesem Zeitpunkt an war es vorbei mit der Herrlichkeit, einen Monat später hält man weiterhin bei den vier Startsiegen und besserte das Konto durch eine 2:3 OT-Heimniederlage gegen den KAC nur um einen mickrigen Zähler auf. Doch was sind die Gründe für den Absturz der mittlerweile zahmen Bulldogs?

Aktuell Topscorer des DEC: Michael Parks mit zehn Punkten (Photo: GEPA pictures/ Oliver Lerch)
Ein Grund ist sicher die fehlende Kaltschnäuzigkeit. Fünf der neun Pleiten kassierte man bei nur einem Tor Differenz. Für Aufholjagden wie gegen Salzburg belohnt man sich nicht oder man bringt Führungen wie gegen Graz (3:5 nach 3:0) nicht ins Ziel. Alles in allem sind das Aspekte die entweder in mangelnder Routine, Mentalität oder Fitness begründbar sind.
Mit einem Durchschnittsalter von 25,7 Jahren gehört der DEC-Kader zwar zu den Jüngsten der Liga, doch sollte man nicht vergessen dass diejenigen die den Altersschnitt senken wenig bis (zumeist) keine Eiszeit erhalten. Es sind dann doch routinierte Spieler wie Magnan, Connelly, Dupont, Reid, Timmins oder Broda die zumeist am Eis stehen und allesamt um die 30 Jahre am Buckel haben.
Legionärstruppe wie aus dem Lehrbuch
Ein wesentlicher Punkt ist die Mentalität. Die Bulldogs sind eine Legionärstruppe wie sie als „best practice Beispiel“ im Lehrbuch stehen könnte. Nicht weniger als einer von zwei Goalies, fünf von sieben Defendern und acht der elf Stürmer die regelmäßig eingesetzt werden sind Ausländer. Das sind also insgesamt 14 von 19 Spielern, denn Backup Thomas Stroj erhielt bislang nur 34 Minuten Einsatzzeit und kann somit beim besten Willen nicht als Stammkraft mit gezählt werden. Unter den fünf Österreichern steht mit Henrik Neubauer zudem ein Schwede mit österreichischem Pass.
Dave Macqueen dazu gestern gegenüber Sky: „Wir haben die meisten Imports, aber auch andere Vereine haben Imports. Wir nehmen die österreichischen Spieler die wir bekommen, aber die besten österreichischen Spieler sind in Salzburg, Linz, Wien oder Klagenfurt. Das sind überall die Nationalspieler. Wir haben die Kooperation mit dem Bregenzerwald und versuchen junge österreichische Spieler auszubilden, die wir bekommen.“

Pöschmann auf EBEL-Eis: Eine Rarität (Pic: DEC/cdmediateam)
Allzu viel Vertrauen dürfte man in die beim EC Bregenzerwald geparkten Spieler allerdings nicht haben. Denn anstatt sie auch im eigenen Team in einer vierten Linie einzusetzen und so den tragenden Kräften auch Regeneration während des Spiels zu gönnen, dürfen sie nur in der AlpsHL ran. Und das obwohl Spieler wie Pöschmann und Schwinger das Punktekonto gar nicht belasten würden.
Ob man aus dieser Legionärsflut nun ein Mentalitätsproblem ableiten kann und soll, sei dahingestellt. Fakt ist, dass in Dornbirn auch ein Umbruch stattfand und der Kader zu Saisonbeginn nicht komplett war. Fakt ist auch, dass man dennoch früh den Erfolg suchte und MacQueen trotz geringer Dichte das Spiel mit drei Linien durchzog. Nun hat man zwar mit O’Donnell und Trotter namhaft nachgerüstet, doch die Neuen brauchen Zeit, das Zusammenspiel und der Spielaufbau sind momentan eine einzige Katastrophe. Auch das Powerplay, das mit nur 13% das schwächste der Liga ist, verdeutlicht dass man im Spiel nach vorne eklatante Baustellen hat.

Erst drei DEC-Einsätze, aber fünf Punkte: Zugang Brock Trotter (Pic: EC Dornbirn/cdMediateam)
Pulver bereits verschossen?
Da kommt nun auch der Faktor Fitness hinzu. Ein Thema das zu Saisonbeginn, wo wir uns immer noch befinden, eigentlich keines sein sollte. Doch man hat in Dornbirn früh sehr viel Pulver verschossen und das vor der nun startenden intensiven Zeit mit bis zu drei Spielen pro Woche. Einzig das IIHF-Break könnte den Bulldogs gelegen kommen, doch davor gilt es noch gegen Graz, Zagreb und Znaim zu punkten. Danach muss man bereit sein, denn nach der Nationalteampause stehen binnen zwanzig Tagen acht Spiele am Programm.
Das Trainerteam um den mittlerweile längst dienenden Coach bei einem österreichischen EBEL-Team ist mit seiner Crew gefordert. Doch die Luft wird dünn. Auch wenn Dave MacQueen irrsinnig großes Vertrauen bei Dornbirns Verantwortlichen genießt, so muss er dennoch liefern. Denn die Kritik an ihm ist zumindest unter den Fans schon einige Zeit zu hören und die Kritiker werden derzeit richtig gut gefüttert…
(Photo: GEPA pictures/ Oliver Lerch)
