In den letzten fünf Jahren wurden sechs Österreicher in der NHL gedraftet. Während dieser Periode hält man somit bei exakt gleich vielen Cracks wie das so erfolgreiche Nachbarland Schweiz. Auf den ersten Blick ein erfreuliches Ergebnis, bei genauerem Hinsehen trügt der Schein jedoch und die Zukunft sieht für beide Nationen gar nicht rosig aus.
2019 ging Österreich noch leer aus, dafür wurden 2020 gleich drei Rot-Weiß-Rote Cracks „gepickt“. An Nummer 9 wählten die Minnesota Wild Marco Rossi aus, an Position 104 zog Anaheim Defender Thimo Nickl und als 161. wurde Benjamin Baumgartner von den New Jersey Devils gezogen. Zwei Jahre später gab es abermals in der ersten Runde Grund zum Jubeln, denn die Detroit Red Wings entschieden sich für Stürmer Marco Kasper, an 75. Stelle pickten die Montreal Canadiens Vinzenz Rohrer. Jene Canadiens die sich auch heuer wieder für einen Österreicher, in Person von David Reinbacher, entschieden.
Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass drei der sechs Mannen (Rossi, Rohrer und Reinbacher) aus Vorarlberg stammen und ihre Ausbildung somit in der Schweiz bekamen. Dies gibt auch Reinhard Divis in den „Vorarlberger Nachrichten“ zu bedenken: „Dass Rossi, Reinbacher und Rohrer im NHL-Draft gezogen wurden, ist einzig und allein dem Umstand geschuldet, dass sie im Schweizer Eishockey aufgewachsen sind und ihre Familien sehr viel auf sich genommen haben. Leider können wir in Österreich nicht behaupten, dass wir sie ‘produziert’ haben. Das wäre schön, aber dafür braucht es ein durchdachtes Nachwuchskonzept, das es in Vorarlberg, aber auch in großen Teilen Österreichs einfach nicht gibt.“
Das Trio zählt zu den sogenannten „Hockey-Schweizern“, denn bisher gab es bei den Eidgenossen die Regel, dass wenn man fünf Jahre am Stück für einen Verein spielte, gleichgestellt mit einem gebürtigen Schweizer ist. Genau hier wird es aber in Zukunft Änderungen geben, denn die Regel der „Hockey-Schweizer“ gibt es spätestens ab 2026, vielleicht sogar schon ab 2025, nicht mehr. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass die jungen Österreicher als Legionäre betrachtet werden. Ob sie dann noch die gleichen Chancen erhalten werden, wie sie es bis dato bekamen, darf durchaus bezweifelt werden.
Auch Michael Rossi, Vater von Marco, blickt pessimistisch in die Zukunft: „Fällt der Passus, und das wird er, entgeht Vorarlbergs Talenten sehr viel Qualität in jungen Jahren.“ Die so erfolgreiche Schweiz hatte lange Zeit eine strenge Limitierung, was die Fremdarbeiter angeht und entwickelte so enorm starke Spieler. Nico Hischier, Roman Josi oder Timo Meier sind wahre Superstars in der NHL. Aber auch in unserem Nachbarland änderte man das Reglement und nun sind mehr Legionäre erlaubt – nämlich sechs. Es wäre vereinfacht zu sagen, dass es seither bergab geht, aber in den letzten fünf Jahren, wurden auch aus der Schweiz „nur“ sechs Spieler im NHL Draft gezogen, ebenso viele wie aus Österreich.
Das Sprungbrett Schweiz wird also in naher Zukunft für österreichische Talente nicht mehr vorhanden sein und auch die jungen Eidgenossen, werden es zunehmend schwerer haben in der Liga Fuß zu fassen, wenn immer mehr Legionäre erlaubt sind. Eine Zukunft, die somit für beide Länder, nicht allzu rosig aussehen dürfte.
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