In einem Doppelinterview auf www.kac.at ordnen Kirk Furey und David Fischer die bisherige Saison der Rotjacken ein. Die beiden seit Sommer amtierenden Trainer ziehen zur Grunddurchgangsmitte ein Zwischenfazit.
Nach der einvernehmlichen Trennung von Petri Matikainen, der beim
EC-KAC fünf Jahre lang und in 294 Ligaspielen die Position als Head
Coach innehatte, und dem Abgang von Juha Vuori entschied sich der
Klub im Sommer am Ende eines umfassenden Rekrutierungsprozesses
dazu, die sportliche Führung der Kampfmannschaft in die Hände
von Kirk Furey und David Fischer zu legen.
Anlässlich der am Dienstag abgeschlossenen ersten Hälfte des
Grunddurchgangs spricht kac.at mit dem seit nunmehr gut fünf
Monaten amtierenden Trainerduo über den Verlauf der bisherigen
Saison und die auf dem bisherigen Weg gesammelten Erfahrungen.
David, wenn Du die bisherige Saison in drei Worten
beschreiben müsstest, welche wären das?
David Fischer: Aufregend. Frustrierend. Hoffnungsvoll. Wir
haben aufregendes Eishockey gespielt, wir hatten auch frustrierende
Niederlagen zu verkraften, wir sind sehr hoffnungsvoll für die
zweite Hälfte des Grunddurchgangs.
Welche Eindrücke hast Du
als Head Coach aus den bisher 24 Spielen mitgenommen,
Kirk?
Kirk Furey: Ich denke, man kann sagen, dass wir ziemlich gut
in dieses Spieljahr gekommen sind. Unsere Mannschaft ging kürzlich
durch sehr erfolgreiche Phasen, davor gab es Abschnitte, in denen
unsere Gruppe viele Erfahrungen sammeln konnte, insbesondere in
engen Partien und spielentscheidenden Situationen. Auch die bittere
Erkenntnis, dass man manchmal trotz eines guten, starken Auftritts
als Verlierer vom Eis gehen muss, hat sich nicht nur ein Mal
eingestellt. Insgesamt denke ich, dass unsere Mannschaft sehr gut
zusammengewachsen ist und sich dieser Prozess auch fortsetzt, wir
sind in der Tabelle langsam, jedoch kontinuierlich nach oben
gekommen. Daher würde ich die ersten Wochen der Saison insgesamt
als überwiegend positiv einordnen.
Ihr habt schon zwei Jahre
lang in dieser Konstellation zusammengearbeitet, allerdings im
Future Team. Jetzt im Sommer erfolgte die Promotion in die
Kampfmannschaft, was hat Euch in den ersten Wochen und Monaten in
diesem Job am meisten überrascht?
David Fischer: Dass Eishockey immer Eishockey ist. Die
Grundlagen des Spiels sind immer die gleichen und wir alle, Spieler
wie auch Trainer, ganz unabhängig von unseren Qualitäten, können
uns immer steigern und verbessern, selbst in den fundamentalsten
Aspekten des Spiels. Natürlich haben die Spieler in unserem
Profikader mehr Talent oder auch mehr Arbeitseifer als die Jungs,
mit denen wir zuvor gearbeitet haben, doch die Grundzüge bleiben
stets die gleichen und sie sind es auch, die im großen Ganzen über
Erfolg oder Misserfolg entscheiden.
Kirk Furey: Ich sehe das wie David, die Erkenntnis ist: Menschen sind Menschen. Wir arbeiten mit Vollprofis, deren Beruf es ist, Eishockey zu spielen, aber ob wir nun das Future Team oder die Kampfmannschaft trainieren, wir Coaches begegnen den Athleten mit dem gleichen Respekt. Die Spieler, die wir jetzt führen, sind vielleicht etwas erfahrener, aber an den Grundprinzipien ändert sich nichts: Klare Kommunikation ist essenziell, wir sind 30, 32 verschiedene Persönlichkeiten, aber wollen alle in die gleiche Richtung marschieren.
David, im Statement zu
Eurer Beförderung in die Kampfmannschaft hast Du betont, dass Kirk
und Du verschiedene Charaktere und unterschiedliche Typen von
Trainern seid. Hat sich das in den Monaten seither
angeglichen?
David Fischer: Wir sind in jenen Bereichen, die wichtig sind,
einer Meinung, gleichzeitig haben wir uns in manchen Teilen des
Jobs auch unsere Unterschiedlichkeit bewahrt, was genauso von
Bedeutung ist. Es geht auch im Trainerteam um Balance: Meinungen
und Einschätzungen gegeneinander abwägen, von verschiedenen
Standpunkten aus argumentieren, so entsteht ein positives,
stimulierendes Umfeld, in dem alle versuchen, besser zu werden und
die richtigen Entscheidungen zu treffen. Ich würde das als
gelungenes System von Checks and Balances bezeichnen.
Kirk, in einem Deiner
ersten Interviews als Head Coach des EC-KAC hast Du gesagt, dass es
das Ziel ist, dass die Mannschaft drei Tore pro Spiel schießt.
Jetzt liegt der Schnitt aktuell bei 3,46, kann man also sagen, dass
das Team in der Offensive überperformt?
Kirk Furey: Nein, ganz und gar nicht. Ich wurde zu Beginn der
Saison auch gefragt, wo wir in unserem Kader ausreichend Offensive
finden und wie wir die letztjährigen Saisontore der Abgänge
kompensieren wollen. Die Antwort war auf dem Eis zu finden: Wir
haben unser Spielsystem implementiert, das eine gute Grundlage
bildet, wie David gesagt hat. In diesem Rahmen haben wir
angestrebt, dass jeder Spieler in unserem Team zwei oder drei Tore
mehr als in der vergangenen Spielzeit erzielt. Das klingt nicht
nach einem großen Schritt, wäre aber bereits ausreichend, um die
Abgänge nicht nur zu kompensieren, sondern auf Teamebene auch noch
deutlich zuzulegen, was den offensiven Output betrifft. Ich denke,
da sind wir auf einem ziemlich guten Weg, das zeigen auch die
Zahlen, unser Torschnitt ist der dritthöchste in der Liga.
Natürlich sind Kantersiege wie gegen Székesfehérvár oder Salzburg
nicht der Alltag, aber wenn wir auf die angesprochenen drei Tore in
jedem Spiel hinarbeiten, sind wir auf Kurs. Die Hälfte unserer
Niederlagen heuer hätte es nicht gegeben, hätten wir in diesen
Begegnungen das Drei-Tore-Ziel erreicht, das ist also weiterhin
eine gute Richtschnur.
Jedes der letzten 16 Spiele
endete für die Rotjacken entweder mit einem Sieg oder einer
Ein-Tore-Niederlage, was sagt das über die vergangenen Wochen aus
und welche Schlüsse lassen sich daraus auch für die weitere Saison
ableiten?
David Fischer: Wenn man die angesprochenen klaren Siege mit
vier, sechs oder sieben Toren Vorsprung mit den knappen
1:2-Niederlagen vergleicht, erkennt man teilweise keine enormen
Unterschiede in der Art und Weise, wie wir das Spiel angelegt
haben. Wir streben nach Kontinuität: In unserer Vorbereitung,
unseren Trainingsleistungen und unseren Performances in Spielen.
Das gelingt uns insgesamt schon recht gut, im Verlauf des letzten
Monats haben wir recht stabil auf einem Level agiert, immer so,
dass wir wussten, warum wir ein Spiel gewonnen haben, aber ebenso,
weswegen wir eine Partie verloren haben. Ich denke, dass das ein
positives Zeichen für die Zukunft ist.
Welche Aspekte im Spiel Eurer Mannschaft haben sich seit
dem Start ins Trainingscamp im Sommer am meisten
verbessert?
Kirk Furey: Das Toreschießen und die Kleinigkeiten im
Verhalten rund um den Kasten. Daran arbeiten wir an jedem
Trainingstag, dem Finalisieren und Vollenden von Spielzügen oder
generell Angriffen. Auch verbessert hat sich die grundsätzliche
Ausrichtung unseres Spiels, dass der erste Gedanke der
Vorwärtsbewegung, dem Umschalten auf Offensive gehört. Wir wollen
nicht das Tempo aus unseren Aktionen herausnehmen, leider passiert
uns das zwischendurch immer noch manchmal, aber schon viel seltener
als noch in der Frühphase der Saison. In diesem Punkt hat sich die
Identität unserer Mannschaft merklich verändert, gleichzeitig kann
man behaupten, dass wir in der Defensive deutlich weniger
Adaptierungen vorgenommen haben, zumal das ja auch ein Bereich war,
der funktioniert hat. Die Erkenntnis aus den ersten 24 Ligaspielen
war sicher, dass wir, wenn wir es nicht geschafft haben, den
Taktstock in die Hand zu nehmen, auch die Partie verloren haben.
Wir wollen ein Team sein, das dem Gegner ins Gesicht fährt, eine
Mannschaft, die das Spiel diktiert, wir wollen flink agieren und
unangenehm zu bespielen sein.
Wenn man nach dem Gegenteil
fragt: Welche Bereiche sind jene im Spiel Eures Teams, in denen
noch eine Steigerung nötig ist?
David Fischer: Ich komme da wieder auf die Konstanz und
Kontinuität zurück – in der Umsetzung der Punkte, die Kirk
angesprochen hat. Will man eine Mannschaft sein, die um die
Meisterschaft spielt, muss man diese Fähigkeiten vom ersten
Scheibenaufwurf an, über die gesamte Dauer einer Partie hinweg und
dann auch in vielen Spielen hintereinander abrufen und einbringen
können. Es braucht Klarheit darüber, welche Art von Team man sein
will, diese herrscht bei uns. Der nächste Schritt ist die Umsetzung
dessen, kontinuierlich und konstant, das ist der Weg zu einer
Gruppe, die das letzte Spiel des Jahres gewinnt.
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