Im „Interview der Woche“ auf der Homepage der der Black Wings Linz spricht Verteidiger Gerd Kragl über seine ersten Berührungspunkte mit den Black Wings 1992, gibt Einblick in das Zusammenspiel mit Marc-André Dorion und verrät, was ihm an Trainer Pierre Beaulieu besonders gut gefällt.
Gerd, du bist gebürtiger
Linzer und hast alle Nachwuchsteams der Black Wings 1992
durchlaufen. Wie bist du damals auf den Eishockeysport bzw. den
Verein aufmerksam geworden?
Bei uns in der Familie hat
eigentlich niemand Eishockey gespielt oder sich besonders dafür
interessiert. Mein Vater hat damals Freikarten für ein Black
Wings-Spiel bekommen und so kam ich zum ersten Mal in Berührung mit
dieser Sportart. Mir hat es dann so getaugt, dass ich es selber
unbedingt ausprobieren wollte. Ich habe mit acht Jahren begonnen zu
spielen und habe wirklich bei Null angefangen. Ich konnte damals
noch nicht mal Eislaufen.
Wann war der Zeitpunkt, als
du gemerkt hast, es könnte mit einer Profikarriere
klappen?
Zu Beginn
war der Gedanke an eine Profikarriere noch überhaupt nicht
vorhanden. Als ich zwölf Jahre alt war, bekam ich einen Anruf vom
Verband und wurde in ein Camp der Jugend-Nationalmannschaft
eingeladen. Von diesem Moment an war ich fixer Bestandteil der
Auswahlmannschaften und von da an hat sich bei mir der Ehrgeiz
entwickelt den Eishockeysport leistungsmäßig zu betreiben. Ich ging
dann im Sport-Borg Honauerstraße zur Schule und konnte mich dadurch
voll und ganz auf den Eishockeysport konzentrieren. Mit mir war
auch Lukas Haudum in der Klasse, der ja bereits als 17-Jähriger den
Sprung nach Schweden geschafft hat. Wir haben uns immer gegenseitig
gepusht und unterstützt. Ich war später auch zwei Mal bei der
U18-WM und der U20-WM dabei. Da habe ich gemerkt, dass eine
Profikarriere für mich möglich sein kann.
Ihr habt mit Pierre
Beaulieu einen neuen Trainer. Wo siehst du die gravierendsten
Unterschiede im Training im Vergleich zu deinen bisherigen
Trainern?
Also Pierre ist natürlich ein junger Coach
und ich verstehe mich auch sehr gut mit ihm. Er will von uns
modernes, also schnelles Eishockey sehen. Auch als Verteidiger
müssen wir uns im Offensivspiel stärker einbringen und rotieren oft
mit den Stürmern im Angriffsdrittel. Pierre ist auch selber am Eis
sehr präsent, macht die ein oder andere Übung mit und überträgt
sehr viel Energie auf die Mannschaft. Das pusht und motiviert uns
im täglichen Training sehr. Das ist für mich der größte Unterschied
im Vergleich zu älteren Trainern – er ist sehr aktiv und nah an der
Mannschaft dran.
Du bildest mit Marc-André
Dorion ein Verteidigerpaar. Wie ist es zu dieser Zusammenstellung
gekommen?
Der Trainer hat von Anfang an mit uns beiden
als Verteidigerpaar geplant. Als Marc damals in Linz war, haben wir
schon des Öfteren zusammengespielt. Wir beide verstehen uns privat
sehr gut und sitzen auch in der Kabine nebeneinander – das wirkt
sich natürlich auch auf dem Eis positiv aus. Wir reden richtig viel
miteinander, sind beide eher selbstkritisch und geben uns
gegenseitig Tipps. Wir unterhalten uns auch bei jedem Spiel nach
einem Wechsel über die verschiedenen Spielsituationen und sprechen
uns ab. So wächst man dann mit der Zeit zusammen. Mittlerweile
verstehen wir uns fast blind und wissen genau, wie sich der andere
im Spiel verhält.
Ihr spielt nicht immer mit
denselben Angreifern in einer Linie. Macht das als Verteidiger
einen großen Unterschied wer vor einem stürmt?
Es
macht schon einen Unterschied ob man zum Beispiel mit erfahrenen
Spielern wie Lebler, Umicevic und Hytonen am Eis steht oder in
einer Linie mit jüngeren Spielern. Aber generell orientiert man
sich sowieso an den verschiedenen Linien des Gegners. Da ist es
klarerweise auch etwas einfacher zu verteidigen, wenn nicht die
Topstürmer gegen dich antreten.
Wie siehst du die
Entwicklung der Mannschaft soweit?
Grundsätzlich ist
die Entwicklung recht gut. Wir schaffen es noch nicht ganz, unser
Eishockey über die volle Spielzeit aufs Eis zu bringen. Ich finde,
wir haben auch im Spiel gegen die Vienna Capitals einen
ordentlichen Auftritt hingelegt. Gegen Villach war es natürlich
schwierig. Da haben wir zu viele Strafen kassiert und uns selbst
das Momentum genommen.
Am Freitag kommt mit Rick
Schofield ein alter Bekannter zurück auf die Donaulände. Wie fühlt
es sich an gegen einen langjährigen Teamkollegen zu
spielen?
Ich freue mich schon darauf gegen Rick zu
spielen. Für mich ist das immer etwas Besonderes gegen einen alten
Kollegen anzutreten, den man schon lange kennt. Mir gibt das immer
eine gewisse Portion Extra-Motivation.
Du bist 23 Jahre alt und
hast noch einige Jahre als Profi vor dir. Was sind deine
persönlichen Karriereziele? Würde es dich auch reizen ins Ausland
zu gehen?
Für jeden österreichischen Spieler ist es
das große Ziel, den Sprung in eine stärkere Liga im Ausland zu
schaffen. Darauf arbeitet man bereits als Jugendspieler hin, ganz
egal ob das jetzt Finnland, Schweden oder die Schweiz ist. Es sind
einfach neue Lebenserfahrungen, die man machen kann. Bis jetzt hat
sich in dieser Richtung noch nichts bei mir ergeben. Aber für mich
zählt ohnehin das Hier und Jetzt. Ich bin gut in die Saison
gestartet und will mit den Black Wings erfolgreich sein. Aber wer
weiß, was die Zukunft noch bringen wird.
Wie siehst du deine
persönliche Entwicklung? Wo liegen deine Stärken und wo hast du
noch Verbesserungspotenzial?
Meine Stärken sind auf
jeden Fall das Unterzahlspiel und ganz allgemein betrachtet das
Defensivspiel. Deshalb arbeite ich vor allem daran mein
Offensivspiel zu verbessern. Wir haben auch in der Mannschaft
individuelle Trainingsziele definiert und nützen freie Eiszeiten,
um an diesen zu arbeiten.
In der letzten Saison war
dir leider kein Torerfolg vergönnt. Möchtest du diese „Scharte“
ausmerzen?
Im modernen Eishockey ist man auch als
Verteidiger viel mehr in der Offensive gefragt. So gesehen werden
sich bestimmt Situationen ergeben, wo ich zum Abschluss komme. Und
so hoffe ich natürlich, dass die Scheibe auch für mich wieder mal
reinspringt (lacht). Ich spiele heuer auch deutlich mehr als in den
vergangenen Spielzeiten, das wird mir helfen, um mich auch in
diesem Bereich weiterzuentwickeln.
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