Der EHC Black Wings Linz veröffentlichte auf seiner Homepage ein interview mit Headcoach Pierre Beaulieu in dem er ausführlich über die kommende Saison berichtet:
Seit knapp einem Monat bist
du jetzt in Linz. Hast du die Stadt schon besser
kennengelernt?
Mein erster Eindruck von der Stadt ist
sehr gut, es gibt viele Dinge hier, die man unternehmen kann. Meine
Frau und ich fühlen uns schon sehr wohl in Linz. Wir gehen sehr oft
spazieren und wir mögen es auch gemeinsam essen zu gehen. Deshalb
haben wir auch bereits einige Restaurants ausprobiert.
Für die kommende Saison
sind viele neue Spieler zum Team gestoßen. Auch du bist hier neu
als Head Coach engagiert. Wie schafft man es eine Mannschaft in so
kurzer Zeit zu einer Einheit zu formen?
Wir hatten von
Beginn an einen guten Start miteinander und haben sehr hart und
konzentriert an unserem Eishockey gearbeitet. In der Vorbereitung
hat es natürlich auch das ein oder andere Teambuilding gegeben.
Darüber hinaus sind wir sehr oft beisammengesessen und haben als
Mannschaft über unsere Kommunikation, Ziele und Philosophie
diskutiert. Der Fokus ist bei allen Spielern voll da, mit dem
Charakter der Mannschaft bin ich sehr zufrieden.
Die Vorbereitungszeit war
heuer etwas kürzer als gewohnt. Hast du die Vorbereitung etwas
anders gestaltet als sonst?
Das hat keinen großen
Unterschied gemacht. Auch wenn der ein oder andere Spieler erst
etwas später zum Team gestoßen ist. Für mich als Trainer aus
Nordamerika sind fünf Wochen Vorbereitungszeit ausreichend. So
gesehen habe ich vom Trainingsaufbau nichts anders gestaltet als
sonst. Mit etwas mehr Zeit hätten wir aber mit Sicherheit mehr
Testspiele gespielt. Für mich sind sechs Vorbereitungsspiele ideal,
so sind es halt zwei weniger, was nicht weiter schlimm ist. Mit
Budweis hatten wir einen sehr starken Testgegner, auch die Spiele
gegen Innsbruck und Graz passen gut. Insgesamt bin ich also
zufrieden.
Um bei den Spielen gegen
Budweis zu bleiben. Was hat dir in diesen Begegnungen schon gut,
was weniger gut gefallen?
Beim ersten Spiel waren
unsere Reihen noch nicht so selbstsicher wie es sein sollte. Aber
das ist völlig normal, es ist das erste Spiel in neuer
Zusammensetzung. Was mir sehr gut gefallen hat, war die Moral und
der Charakter der Mannschaft. Wir waren 1:3 in Rückstand und haben
dann auf 3:3 gestellt. Danach macht Kozek ein reguläres Tor, das
die Referees nicht anerkannt haben – so gesehen haben wir das Spiel
eigentlich gewonnen. Das Resultat (3:4, Anm) ist mir deshalb
auch nicht so wichtig, da wir auch sehr viel mit unseren Special
Teams ausprobiert haben.
Im zweiten Spiel haben wir
vor allem im fünf gegen fünf sehr gut gespielt. Natürlich waren
auch in diesem Spiel noch Fehler dabei. Nach dem starken
„Breakaway-Safe“ von Gracnar im zweiten Drittel haben wir uns vor
allem in der Offensive sehr gut zurechtgefunden und zwei schön
herausgespielte Tore erzielt. Auch in der Defensive war es solide,
deshalb war der Sieg völlig verdient.
Generell will
ich von der Mannschaft sehen, dass wir mit viel Geschwindigkeit in
der Defensive und natürlich in der Offensive agieren. Ich verlange
von allen Spielern auf dem Eis, dass sie sich in jeder Zone am Eis
miteinbringen. Wir brauchen jeden Spieler um in der Offensive
Chancen zu kreieren und in der Defensive um bei Scheibenverlust
diese wieder zurückzuerobern.
Gegen Budweis ist es
bereits zu ordentlichen Fights gekommen. Bist du ein Trainer, der
die Spieler auch mal von der Leine lässt?
In den
Fights war zwei Mal Kozek involviert, beide Male gegen denselben
Spieler der Tschechen. Für mich ist einfach wichtig, dass wir als
Mannschaft zusammenstehen. Das ist ein Teil unserer Identität, dass
wir uns immer gegenseitig unterstützen und füreinander kämpfen. Ich
werde das nicht unterbinden und sehe es gern, wenn wir Charakter
zeigen.
Wie sieht es mit der
Zusammenstellung der Linien aus? Hast du schon im Kopf welche
Spieler am besten miteinander funktionieren?
Natürlich
haben wir das bereits geplant und auch im Training umgesetzt.
Unsere erste Reihe ist natürlich richtig stark mit Lebler, Hytönen
und Umicevic. In der zweiten Reihe spielen wir mit Kozek, Pelletier
und Kristler. Wir haben einen sehr starken und tiefen Kader und ich
bin auch mit Gaffal, Brucker, Lahoda und Pusnik sehr zufrieden.
Dahinter haben wir mit Bretschneider und Freunschlag noch zwei
Spieler, die um die letzte Stürmerposition kämpfen.
In der Defensive planen wir
mit Tikkinen und Nielsen, Piché und Beaudoin und Dorion wird mit
Kragl ein Verteidigerpaar bilden. Mit Matzka, Müller und Kail haben
wir auch hier noch mehrere Optionen in der Hinterhand. Wir brauchen
jeden einzelnen Spieler.
Generell braucht es natürlich Zeit, dass sich
die Jungs gut aufeinander abstimmen und Vertrauen aufbauen können.
Daher macht es für mich keinen Sinn Wechsel innerhalb der Linien
durchzuführen. Aber eine Saison ist lang und es kann natürlich viel
passieren. Wenn ich der Meinung bin, dass es einen neuen Reiz
braucht, dann werde ich natürlich auch handeln.
Auf der Torhüterposition
ist die Mannschaft mit David Kickert und Luka Gracnar gut
aufgestellt. Wer von den beiden hat im Moment die Nase
vorne?
Da gibt es überhaupt keine Tendenz. Beide
Torhüter sind im Moment sehr gut drauf und zum jetzigen Zeitpunkt
werden auch beide ihre Einsätze bekommen. Ich bin nicht ein
Trainer, der nur auf einen Keeper setzt. Die Jungs machen das
zurzeit richtig gut und genießen mein vollstes Vertrauen.
Habt ihr innerhalb der
Mannschaft bereits Saisonziele definiert? Oder willst du noch
abwarten wie sich die Saison entwickelt?
Für mich als
Head Coach ist das Ziel, dass wir uns Tag für Tag weiterentwickeln
und daran arbeiten unsere Philosophie auf das Eis zu bringen. Wir
setzen einen Schritt nach dem anderen, sowohl im persönlichen
Bereich als auch als Mannschaft.
Was man ganz klar sagen
muss: Wir sind alle Profis und wollen jedes Spiel gewinnen. Auch
wir im Trainerteam geben alles um erfolgreich zu sein. Es ist auch
völlig klar, dass du als Spieler am Ende des Tages die
Meisterschaft gewinnen willst.
Was ich sehen will ist,
dass meine Spieler jeden Tag gerne und voll motiviert ins Training
kommen, Tag für Tag hart an sich arbeiten und dadurch ihr
Leistungsniveau auf ein höheres Level bringen. Es soll ein gesunder
Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft entstehen. Nur so können
wir uns gegenseitig zu Höchstleistungen pushen. Wir wollen hier
eine „Championship Culture“ kreieren, daran arbeiten wir jeden Tag.
Linz ist eine Tolle Eishockeystadt und wenn wir gut spielen, haben
wir natürlich auch die Fans im Rücken, die uns pushen und weiter
antreiben.
Stichwort Fans – gibt es
zum Abschluss noch etwas, was du unseren Anhängern ausrichten
möchtest? Für die Fans ist es ja durch Corona auch keine leichte
Zeit.
Ich habe ja
bereits acht Jahre in der Liga gearbeitet und kenne natürlich die
fantastische Stimmung hier in Linz. Die Halle ist immer voll und
die Leute leben hier richtig mit. Ich hoffe, dass sie uns auch in
Zukunft einen positiven Druck geben können und natürlich so
zahlreich wie möglich zu unseren Heimspielen kommen können. Nur
gemeinsam sind wir stark!
www.blackwings.at, Pic: foto-dostal.at
