Als Doug Lynch 2007 zu seinem ersten Europa-Engagement über den großen Teich nach Salzburg übersetzte, hätte er sich wohl nicht gedacht, dass die Red Bulls in seiner zweiten Karrierehälfte zu seiner sportlichen Heimat werden sollten. In der NHL in der zweiten Runde von den Edmonton Oilers gedraftet, stand er für die traditionsreichen Kanadier auch zweimal auf dem Eis (2003/04), spielte sonst aber hauptsächlich in der AHL und suchte schließlich sein Glück in Salzburg.
Und er sollte es auch finden. Der Verteidiger spielte von 2007 bis 2014 insgesamt fast sechs Saisonen für die Red Bulls und feierte mit ihnen drei Meistertitel in der damaligen Erste Bank Eishockey Liga. Unterbrochen wurde diese Periode von einem einjährigen Gastspiel bei den Vienna Capitals (2008/09) und einer halben Saison in der SHL bei den Frölunda Indians (2012/13). Insgesamt spielte Doug 287 Partien für die Red Bulls und verbucht damit nach Ryan Duncan (541) und John Hughes (497) die drittmeisten Spiele eines Importspielers in der Salzburger Vereinsgeschichte.
Nun veröffentlichten die Red Bulls aus Salzburg ein Interview mit Lynch auf der Homepage:
Doug, schön, von dir zu hören. Wie geht es dir?
Mir geht es gut und meiner Familie auch. Ich habe kürzlich geheiratet und wir wollen nächstes Jahr eine Familie gründen.
Als ehemaliger erfolgreicher Spieler in Salzburg hast du sicher mitbekommen, dass die Red Bulls wieder Meister geworden sind. Wen kennst du aus dem aktuellen Team?
Ja! Herzlichen Glückwunsch an alle Spieler und Mitarbeiter. Ich verfolge das Team immer noch und feiere es in den Playoffs voll ab. Ich habe meine Zeit in Salzburg geliebt, es war die Heimat einiger meiner schönsten Eishockey-Momente. Ich erinnere mich an die Meisterschaftspartys, Paraden und andere Feierlichkeiten und bin sehr froh, dass die Fans und Spieler das wieder erleben konnten. Die Fans der Red Bulls sind unglaublich und verdienen eine Mannschaft, die jede Saison um einen Titel mitspielen kann.
Dominique Heinrich und Thomas Raffl sind großartige Spieler und werden als zwei der besten Spieler in die Geschichte des EC Red Bull eingehen. Ich habe mit diesen beiden Spielern Meisterschaften gewonnen und betrachte sie immer noch als gute Freunde. Matt McIlvane war in einer meiner Spielzeiten Assistenztrainer und ich mochte ihn immer sehr und wusste, dass er eines Tages ein großartiger Cheftrainer sein würde. Viele der Betreuer aus meiner Zeit sind immer noch da: Helmut Schlögl, Gerald Breymann, Rudi, Ronny und andere. Sie alle leisten großartige Arbeit und helfen den Spielern ungemein – ohne sie gibt es keine Meisterschaften.
Du selbst hast mit den Red Bulls gleich dreimal die Meisterschaft gewonnen. Gibt es einen Titel, der dir besonders am Herzen liegt?
Sie waren alle auf unterschiedliche Weise besonders. Meine erste Meisterschaft war etwas Besonderes, weil ich zum ersten Mal in Europa gewonnen habe und es das erste Jahr war, in dem Pierre Trainer war. In dieser Saison gab es viele neue Spieler und eine Menge Wechsel. Ich habe mit Mannschaftskameraden gespielt, mit denen ich heute noch eng befreundet bin. 2010 haben wir den Continental Cup, die Liga-Meisterschaft und die österreichische Meisterschaft gewonnen, und ich habe persönlich das Siegestor in Linz erzielt. Das ist eine meiner schönsten Eishockey-Erinnerungen. Und dann war es 2011 aufregend, wieder zu gewinnen und unser Team als eines der erfolgreichsten in der Geschichte Salzburgs zu verankern.
Woran erinnerst du dich noch? Wie habt ihr damals gefeiert?
Ich erinnere mich daran, wie wund und kaputt mein Körper am Ende der Saison immer war. Es erforderte viel Eishockey auf hohem Niveau und Reisen, um all diese Wettbewerbe in einem Zeitraum von fünf Jahren zu gewinnen. Ich weiß noch, wie ich mit meinen Mannschaftskameraden feierte und wie aufgeregt und erleichtert wir waren, denn unsere Mannschaft stand immer unter großem Druck, zu gewinnen. Ich erinnere mich, dass ich viel Stiegl Bier getrunken, ein paar Zigarren geraucht und etwa eine Woche lang nicht viel geschlafen habe!
Du hast insgesamt fast sechs Saisonen in Salzburg gespielt. Was denkst du, wenn du heute auf diese Zeit zurückblickst?
Die Organisation war erstklassig. Angefangen von der Geschäftsstelle bis hin zum Trainings- und Betreuerstab. Man hat uns alle Mittel und Technologien an die Hand gegeben, um die besten Spieler zu sein, die wir sein konnten. Die Mannschaft hat es uns leicht gemacht, uns auf das Gewinnen zu konzentrieren. Ich habe die Stadt geliebt und hatte nie eine schlechte Erfahrung mit Fans oder Anhängern. Alle waren immer sehr hilfsbereit und nett, und ich habe es genossen, im Sommer in die Altstadt und an die Seen in der Umgebung der Stadt zu gehen.
Auch die Fans waren unglaublich. Wir spielten früh in der Saison in der damaligen European Trophy, und obwohl das Wetter draußen so schön war, wurden wir von den Fans lautstark unterstützt. Ich vermisse die Trommeln und Sprechchöre und das Gefühl im Stadion, wenn wir ein Playoff-Spiel gewonnen haben. Auch auswärts hatten wir eine großartige Unterstützung durch unsere Fans, die in andere Stadien reisten, und ich erinnere mich an die Fans, die an den Scheiben hingen, als wir in Linz gewannen.
Was machst du jetzt beruflich, hast du noch etwas mit Eishockey zu tun?
Ich habe mich kurz nach meiner letzten Saison in Salzburg zurückgezogen. Nachdem ich ein Jahr pausiert hatte, gründete ich mein eigenes Eishockey-Trainings- und Beratungsunternehmen. Dann bin ich nach China gezogen und habe ein Eishockeyprogramm von Grund auf aufgebaut. Daraufhin beauftragte die NHL meine Firma mit der Durchführung von Eishockey-Basisprogrammen in Asien, und ich war Teil des ersten NHL-Trainersymposiums in China. Danach wurde mein Unternehmen von einer neuen Muttergesellschaft namens SportsShare (www.sportsshare.com) übernommen, die Eltern, Trainer und Kinder über alles, was mit Sport zu tun hat, aufklärt.
Außerdem habe ich ein Unternehmen für hochwertige, umweltfreundliche Sportbekleidung namens Zenkai Sports (www.zenkaisports.com) mitbegründet, die wir derzeit online verkaufen. Unser Investorenteam besteht aus einer hochkarätigen Gruppe von NHL- und NBA-Spielern sowie Persönlichkeiten aus der Filmindustrie, die sich alle für Nachhaltigkeit und Fitness begeistern. Wir haben eine geschützte Technologie für unsere Kleidung lizenziert, die sie einzigartig macht im Vergleich zu allem anderen, was derzeit auf dem Markt ist.
Ich habe das Gefühl, dass ich meinen zweiten Traumberuf auslebe, weil ich mein eigenes Unternehmen mit einer inspirierenden Gruppe neuer professioneller Teamkollegen aufbauen kann, während ich den ganzen Tag über Sport spreche und mich mit Profisportlern aus vielen anderen Disziplinen treffe.
Am Ende noch eine kleine Zusatzfrage: Du hast mal erzählt, dass es ein Spiel gab, in dem du gemeinsam mit deinen drei (!) Brüdern gespielt hast. Wann war das?
Meine Brüder Jason, Jeff, Scott und ich haben einen Profi-Eishockey-Rekord aufgestellt, bei dem wir alle in einem Spiel für dasselbe Team gespielt haben. Das war im Jahr 2003 mit den Spokane Chiefs in der Western Hockey League. Wir haben damals damit den Rekord der Sutter-Brüder gebrochen.
www.redbulls.com, Photo: GEPA pictures/ Felix Roittner
