Der EC VSV ist mit Stand 26.10.2024 am Tabellenende angekommen. Drei Siege aus elf Spielen sprechen eine eindeutige Sprache. Doch woran hakt es bei den Villacher Adlern? Dazu ist ein Blick in die Vergangenheit notwendig. Der Versuch einer Analyse:
Der EC VSV zählt zu den traditionsreichsten Eishockeymannschaften im Lande. Gerade vor kurzem feierte man sein 100-jähriges Bestehen. Stolz blickt man auf die sechs Meisterschaften zurück, die die Villacher teils heroisch erkämpften. Doch was bleibt vom Glanz der Vergangenheit übrig?
Im Jahr 2006 holte man den bislang letzten Titel der Vereinsgeschichte. Den Fans in der Draustadt wird ewig das Championship-Winning-Goal von Dany Bousquet in Erinnerung bleiben. Doch dieses Team bestand aus so viel mehr. Mit Gert Prohaska gab es einen Torhüter, der durch alle Tiefen ging um dann seine Mannschaft zum Titel zu führen. Eine Defensive, die aus Leadern wie Herbert Hohenberger, Mike Stewart oder Mickey Elick bestand und ein Angriff der über alles verfügte was notwendig war. Die Scorerqualitäten eines Dany Bousquet, die Genialität eines Daniel Gauthier, das Kämpferherz eines Markus Peintner und schließlich auch das glückliche Händchen bei der Verpflichtung von Stephane Roy.
Die Villacher Adler waren stets bekannt für die Verpflichtung großartiger Legionäre, aber auch guter Trainer. Sei es ein Ron Kennedy, ein Greg Holst oder auch ein Larry Huras, spätestens aber seit 2016 befindet man sich in einem Wellenbad, bei dem das Ab gegenpber dem Auf stets zu überwiegen scheint. Nach dem Titel 2006 erreichte man in den folgenden zehn Jahren ein weiteres Mal das Finale, zog drei Mal ins Semifinale ein und schaffte bis auf eine Ausnahme stets den Play-Off Einzug.
2017 gab dann Obmann Giuseppe Mion seinen Rücktritt bekannt. Er war immerhin rund 25 Jahre lang in dieser Funktion tätig und unter ihm feierte man auch die größten Erfolge. Ihm folgte Ulf Wallisch nach, der einen österreichischen Weg einschlagen wollte. Dabei sollte Gerhard Unterluggauer als Head Coach und Sportdirektor den VSV langfristig wieder zum Erfolg führen.
Dieses Projekt scheiterte jedoch. Von außen betrachtet kann man hierzu keine objektive Meinung abgeben, außer vielleicht, dass man dem Ganzen zu wenig Zeit gab. Immerhin schaffte er es nach langer Zeit wieder einmal einen Hauptsponsor aufzutreiben. Mit Jahresende 2018 wurde ein neuer Vorstand bei den Villachern präsentiert. Dieser bestand aus Gerald Rauchenwald, Andreas Schwab, Peter Peschel, Christian Kresse, Marc Baumann und Gerd Bacher.
Was geschah seither aus
sportlicher Sicht?
In den vergangenen fünf
Saisonen standen die Villacher Adler stets in den Play-Offs. In
vier Anläufen (2020 wurde die Saison bekanntermaßen abgebrochen),
gewann man aber lediglich nur eine Serie. 2021/22 spielte man einen
guten Grunddurchgang, den man sogar auf Platz 2 beenden konnte.
Danach kämpfte man sich nach sieben Spielen gegen Ljubljana ins
Halbfinale, war dort aber gegen Fehervar chancenlos. Für die
Villacher Fans war natürlich die deutliche Abfuhr im Viertelfinale
2023 gegen den KAC schmerzhaft. Auch letztes Jahr blieb man gegen
Bozen im Viertelfinale chancenlos.
Seit 2019 wechseln auch die Bench-Bosses schnell durch. Zu Beginn versuchte man es mit Jyrki Aho, dieser wurde aber schnell durch Rob Daum ersetzt. Ein Jahr später startete man mit Dan Ceman, aber auch er wurde unterjährig durch Daum ersetzt. Danach vertraute man auf den kanadischen „Eishockeyprofessor“, bis er letzte Saison vor die Tür gesetzt wurde und die Saison mit seinem Assistenten Marcel Rodman beendet wurde. Heuer steht ein neuer Mann hinter der Bande, doch wie lange wird Tray Tuomie dort noch zu finden sein? Anders ausgedrückt, in fünf Spielzeiten werkten fünf verschiedene Head-Coaches beim VSV und es ist wohl nicht ganz unwahrscheinlich, dass heuer noch ein sechster folgt.
Aber nicht nur bei den Trainern, auch bei den Legionären hat man das Gefühl, dass man öfters auf das falsche Pferd setzt. Seit der Saison 2019/20 bis einschließlich der aktuell laufenden Saison, sah das Villacher Publikum gleich 53 verschiedene Legionäre. Doch wie viele blieben davon wirklich in Erinnerung? Wer kann sich noch an Namen wie Bibic, Cundari, Hrabal, Mangene, Caron oder Karhunen erinnern?
Wie soll es nun für den
EC VSV weitergehen?
Die laufende Saison ist noch
jung, doch nach elf Spielen findet man sich auf dem letzten Platz
wieder. Auch wenn man finanziell nicht mit den ganz großen Teams
mithalten kann, so kann dies dennoch nicht der Anspruch der
Villacher sein. Zum wohl ungünstigsten Zeitpunkt wurde nun auch
bekannt, dass sich die beiden Vorstände Gerald Rauchenwald und
Andreas Schwab mit Ende der Saison zurückziehen werden. Eine
offizielle Stellungnahme dazu fehlt noch, was den Villacher Fans
natürlich auch sauer aufstößt, denn so ergibt sich aus der ganzen
Situation eine schiefe Optik, die viele Fragen aufwirft und nur
wenige Antworten hergibt.
Obwohl es noch keine offizielle Aussendung seitens des Vereins gab, wird in den Medien schon berichtet, dass Herbert Hohenberger ab kommender Saison die Agenden des Sportdirektors übernehmen soll. Was aber macht man mit der laufenden Saison? Abhaken und auf die neue Spielzeit konzentrieren? Abermals den Trainer entlassen und so versuchen in die Spur zu finden? Oder doch wieder am Legionärssektor nachlegen?
Und die weiteren Fragen für die Zukunft. Sollte tatsächlich Herbert Hohenberger das Ruder in die Hand nehmen, wie führt er den VSV wieder zu alter Stärke? Schafft er es eine gewisse Konstanz bei Trainern und Spielern reinzubringen? Und wie wird der Off-Ice-Staff aufgestellt sein, welcher aus Martin Winkler (General Manager), Felix Feistritzer (Assistant General Manager / Head of Marketing) und Andreas Napokoj (Sportdirector / Sponsoring) besteht. Alle Jobtitel wurden so von der offiziellen Website übernommen. Ohne die Fähigkeiten von außen bewerten zu können, so fällt zumindest auf, dass niemand der drei genannten Eishockeyvergangenheit aufweisen kann. Auch dies wird von einigen Fans stets bekrittelt.
Fakt ist, dem EC VSV steht eine ungewisse Zukunft bevor. Seit Jahren gelingt es nicht das Schiff in ruhige Gewässer zu führen und dort auch zu halten. Sowohl sportlich als administrativ muss und wird sich einiges ändern. Der x-te Neustart wird unumgänglich sein.
www.hockey-news.info, Bild: VSV / Krammer
