Am vergangenen Sonntag hat Thomas Raffl sein 600. Liga-Spiel für die Red Bulls bestritten. Zwar war ihm zu diesem Jubiläum ein Sieg gegen die Graz99ers nicht vergönnt, aber unabhängig davon zeugt diese Zahl von der Verbundenheit unseres Kapitäns mit dem Salzburger Eishockeyclub, für den der 36-jährige Stürmer bereits in der vierten Saison auch als Kapitän vorangeht.
Nach dem Gewinn der Meisterschaft in der letzten Saison freut sich ‚Pomsche‘ auch über privates Glück; am 26. Oktober wurde er stolzer Vater einer Tochter. Höchste Zeit, sich mal wieder mit dem Vollblut-Profi zu unterhalten, der bereits seine 12. Saison mit den Red Bulls spielt und in der aktuellen Spielzeit wohl auch Matthias Trattnig und John Hughes als bisherige gleichzeitige Rekordhalter (je 546 Punkte) mit den meisten für den Club erzielten Scorerpunkten – Raffl hält bei 528 – ablösen wird.
Thomas, wir befinden uns längst mitten in der Saison. Erst vor kurzem sind die Red Bulls in der CHL im Achtelfinale ausgeschieden – verbunden mit einer aufwendigen Reise nach Ängelholm –, dazu werden im Moment drei Spiele pro Woche absolviert. Wie geht es euch damit?
Es ist natürlich eine intensive Doppelbelastung. Auf der anderen Seiten sind wir als Spieler froh, auf diesem Niveau spielen zu können. Wir haben die ganzen CHL-Saison eine sehr gute Leistung abrufen können, nur beim letzten Spiel bei Rögle BK hat es einfach nicht klappen wollen. Wir sollten trotzdem die positiven Dinge sehen und daraus lernen. Diese Erfahrungen werden uns im weiteren Verlauf der Saison sicherlich helfen.
In den ersten 13 Spielen gab es nur zwei Niederlagen. Danach aber war irgendwie der Wurm drin, scheint es.
Es ist jedes Jahr eine lange Saison und in jeder Saison kommt einmal dieser Breakdown. Heuer kommt er relativ früh, aber man muss auch mit einbeziehen, dass wir mit sehr vielen hochkarätigen Ausfällen zu kämpfen haben. Jetzt muss die Mannschaft zusammenrücken und Spieler müssen verantwortungsvollere Rollen übernehmen. Aber ich glaube im Großen und Ganzen, auch wenn wir einige Spiele verloren haben, haben wir eine gute Leistung gezeigt. Viel wichtiger ist es, dass die Spieler diesen „Step-Up“ bekommen haben. Da sind die Ergebnisse zweitrangig, wir schauen viel mehr auf die Entwicklung. Die Top-Leistungen müssen wir im Februar abrufen, dann müssen wir ein Eishockey spielen, wo sich keine Fehler einschleichen. Jetzt ist es noch früh in der Saison, da können wir Fehler machen. Wir werden daraus lernen.
Schauen wir nochmal auf die CHL. Da war die Hoffnung groß, in Ängelholm den 2-Tore-Vorsprung zu verteidigen. Aber das klingt dann wohl einfacher, als es in Wahrheit ist, oder?
Man muss bedenken, dass das Spiel zu Hause gegen Rögle BK eine der besten Leistungen in der heurigen Saison war. Die Schweden waren, glaube ich, noch nicht zu 100% bereit und haben nicht ihr bestes Spiel gezeigt. Sie haben sehr viele Fehler gemacht und wir haben das ausnützen können.
Haben sie euch vielleicht unterschätzt?
Das glaube ich nicht. In einem CHL-Achtelfinale wird keine Mannschaft unterschätzt. Aber ich glaube, unsere Leichtigkeit im Spiel hat ihnen schwer zugesetzt und wir haben zuschlagen können. Dann fährst du mit einem 2-Tore-Vorsprung nach Schweden. Wir haben das Spiel sicher nicht auf die leichte Schulter genommen. Es haben sich aber Fehler eingeschlichen und sie zeigten dann ihre Klasse. Wenn man dann einem Rückstand nachläuft, ist es gegen eine Top-Mannschaft enorm schwer.
Mit 36 Jahren gehörst du zu den Oldies im Team, welche Rolle siehst du für dich in der Mannschaft?
Mein Rolle ist es primär, jeden Tag das Beste zu geben und meine Mitspieler zu fordern. Mein Alter ist nur eine Zahl, ich muss genauso an mein Limit gehen, damit ich mit den jungen Spielern mithalten kann.
In der Phase, als viele Spieler krank oder verletzt waren, sind wie gewohnt junge Spieler aus der Red Bull Eishockey Akademie eingesprungen. Hast du einen guten Draht zu den Rookies und fühlst du dich manchmal an deine eigene Jugend erinnert, wenn da Spieler an deiner Seite stehen, die fast deine Kinder sein könnten?
Für mich macht das Alter keinen Unterschied, ich fühle mich so, als wenn ich in ihrem Alter wäre. Natürlich gebe ich meine Erfahrung an die Rookies weiter, ich erkläre ihnen Sachen und versuche gewisse Dinge für sie einfach zu gestalten. Als junger Spieler kommt man in die Kabine und die Gedanken spielen erstmal verrückt. Man denkt zu viel und da ist es wichtig, als Team einen Plan zu haben.
Stichwort Kinder – du bist selbst erst vor wenigen Wochen zum ersten Mal Vater geworden. Wie hast du die Geburt deiner Tochter erlebt?
Es ist ein Wahnsinnsgefühl! Ab dem Moment, als ich meine Tochter in meinen Armen gehalten habe, hat sich alles verändert. Wenn ich an einem schlechten Tag nach Hause komme, dann ist alles vergessen. Meine Prioritäten haben sich verändert und es gibt jetzt etwas Wichtigeres als mich.
Wann wird deine Tochter zum ersten Mal auf Schlittschuhen stehen?
Ich möchte ihr da keinen Druck machen. Sie soll glücklich aufwachsen und wenn sie mich fragt, dann gehe ich mit ihr gerne aufs Eis.
Wie lange werden wir Thomas Raffl noch auf dem Eis sehen? Hast du dir schon mal Gedanken um deine Zukunft nach dem Eishockey gemacht?
Ich habe noch keinen Plan. Solange der Körper mitspielt, möchte ich aktiv sein. Ich bin dann offen für alles. Solange ich Leidenschaft in eine Sache bringe, wird es dann auch klappen.
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