Red Bull Salzburg schaffte mit einem „Sweep“ über Fehervar AV19 als erstes Team den Einzug ins Halbfinale und überzeugte dabei. Gastkolumnist Mathias Funk erklärt, warum der Titel heuer nur über die Mozartstädter geht:
„In diesem Jahr fehlt die Gier“. „Die Energie der Meisterjahre ist nicht zu spüren“. „Den Bullen fehlt ein echter Knipser“. Das waren Sätze, die man gegen Ende des Grunddurchgangs über den Eishockeymeister Red Bull Salzburg lesen oder hören konnte. Nun, einige Wochen später, können die Salzburger in aller Ruhe schauen, wer ihr Gegner im Playoff-Halbfinale sein wird. Denn nachdem man Fehervar AV19 in vier Spielen fast im Eiltempo aus dem Weg geräumt hat, geht es in den anderen drei Serien um die Wurst. Während Linz und Pustertal ein sechstes Spiel erzwangen, geht es auch zwischen dem HC Bozen und Villach weiter ans Eingemachte. Und die Bullen? Die können von zu Hause aus zuschauen, wie sich die möglichen Halbfinalgegner gegenseitig die Kräfte rauben.
Denn wieder einmal scheint das Team von Headcoach Oliver David pünktlich zur Hochzeit in Bestform zu sein. Nach einem müden Auftakt im Viertelfinale gegen die Ungarn kamen die Mozartstädter erst im zweiten Spiel so richtig in Playoff-Stimmung und ließen es nicht nur im Tor, sondern auch an der Bande krachen. Dazu kam eine immer stärker werdende Defensive, die in den Spielen zwei und drei alles wegverteidigte und Atte Tolvanen im Tor der Bulls, der gleich zweimal einen Shut-Out feierte, die Arbeit so leicht wie möglich machte. Und in Spiel vier am Sonntag, als Top-Verteidiger wie Ryan Murphy und Chay Genoway kurzfristig ausfielen, sprangen Lukas Hörl und Philipp Wimmer in die Bresche und zeigten, was in ihnen steckt. Situationen wie diese bestätigen, warum vor der Saison so viele Spieler für die Kampfmannschaft gemeldet wurden.
Playoff-Monster Benjamin Nisser: Parade-Linie abermals meisterlich
Ein weiterer Faktor ist die erneut glänzend aufgelegte erste Linie um Kapitän Thomas Raffl, Peter Schneider und Benjamin Nissner. Letzterer avancierte mit vier Toren in vier Spielen zum aktuellen Playoff-Monster der Bulls und traf statistisch gesehen in jedem Spiel. Auch die zweite Reihe um Nikolaus Kraus, Andrew Rowe und Scott Kosmachuk kommt immer besser in Schwung und ist mittlerweile in der Lage, Spiele im Alleingang zu entscheiden. Die Linien drei und vier sorgen für die nötige Härte und dafür, dass das Spiel der Salzburger über 60 Minuten und vielleicht sogar darüber hinaus körperbetont bleibt. Die Breite des Kaders macht sich nach einem langen Grunddurchgang und vielen Spielen in der Champions Hockey League auch in den Playoffs immer mehr bemerkbar.
„Hexer“ Atte Tolvanen läuft zu Topform auf
Auch im Tor hat sich die Situation wieder stabilisiert. Nachdem das Torhüterduo Atte Tolvanen und David Kickert im Grunddurchgang immer wieder mit ungewohnten Unsicherheiten zu kämpfen hatte, läuft der Finne in den Playoffs Jahr für Jahr zur Höchstform auf. Ein echter Meistergoalie eben. Oder wie man im Eishockeyjargon sagen würde: „Atze“, der alte Hexer.
All das zeigt, dass die Bullen nach drei Meistertiteln in Folge immer noch erfolgshungrig sind. Auch wenn heuer Klagenfurt und Bozen sowie der neureiche Mitfavorit Graz, der im Grunddurchgang eher enttäuschte, möglicherweise mitreden werden: Der Titel wird im Frühjahr 2025 nur über Salzburg gehen.
Text: Mathias Funk, Bild: HCI/PAPA Productions
