André Niec war mit Unterbrechungen zehn Jahre lang in Österreich und besitzt auch die österreichische Staatsbürgerschaft. Seit letzter Saison ist er Europa-Scout für die Florida Panthers. Im Interview mit Hockey-News gab er interessante Einblicke in das Leben eines NHL-Scouts und den damit verbundenen Strapazen.
Geboren in Ostrava/Tschechien spielte Niec in Österreich für Lustenau, Kapfenberg, die Vienna Capitals, Zirl, Kitzbühel und Wattens. Den größten Erfolg feierte er mit den Caps, als er 2004 mit den Kagranern die Meisterschaft nach Wien holte.
Seine Karriere ließ Niec in den USA ausklingen und schloss dort dann auch die wichtigen Kontakte, die in nunmehr zum Scout der Florida Panthers gemacht haben.
„Bei der WM 2015 in Tschechien habe ich für das US-Team gearbeitet und dort schon einige Kontakte genknüpft, zu dem Zeitpunkt hatte ich aber schon einen Vertrag in der FHL. Über die kommenden sechs Jahre war ich immer wieder in Kontakt mit einem GM eines NHL-Teams und eines Tages rief er mich an, als ich gerade im Bus nach New York war und fragte, ob ich einen Job als Scout bei den Panthers haben will.“
Am nächsten Tag saß Niec bereits im Flieger nach Florida und lernte dort das gesamte Management kennen und musste einige intensive Interviews führen. Nur einen Tag später hatte er aber schon den Job als Europa-Scout bekommen. Seine Hauptgebiete sind dabei Tschechien, die Slowakei, Schweiz, Deutschland und Österreich.
Eine der wichtigsten Aufgaben als Scout beschreibt Niec in der Planung der Spieltage. Man muss ständig im Kontakt mit dem Management der Clubs oder den Agenten sein, um zu wissen ob der zu beobachtende Spieler auch wirklich am Eis stehen wird. Während des Spiels schaut Niec vor allem auf das Skating und das Spielverständnis und macht eines klar: „Ein Spieler, der beobachtet wird muss in seiner Altersklasse viel besser sein als die direkte Konkurrenz.“
Nach dem Spiel werden die Notizen gesammelt und in einem Report verfasst. Wichtig sei es aber auch, den Spieler nicht nur in einem Spiel zu scouten, laut Niec sind mindestens drei bis vier Spiele notwendig, um sich ein objektives Bild machen zu können.
„Es gibt viele gute Spieler da draußen und diese werden auch im Draft gezogen, damit man sich aber endgültig in der NHL durchsetzen kann, braucht man den Willen und die Persönlichkeit“ so Niec. „Zudem muss man sich anpassen können, nicht jeder Spieler bekommt eine Top-6 Rolle, die Jungs müssen bereit sein ihren Stil zu ändern um für die Mannschaft wichtig zu sein.“
Das Leben als Scout ist enorm stressig, André Niec sieht pro Jahr ca 200 Spiele live vor Ort und viele weitere noch im TV oder auf aufgezeichneten Videos. Da man fast durchgehend auf Reisen ist, muss man auch die Pausen genau planen, denn „sonst landet man schnell im Burn-Out,“ so Niec.
Angesprochen auf die derzeitige Situation in der Ukraine, herrscht noch keine Klarheit darüber wie man mit russischen bzw. weißrussischen Spielern umgehen wird. Niec sagte, dass in der CHL keine Spieler aus diesen beiden Ländern gedraftet werden, wie die NHL das machen wird, ist derzeit noch nicht absehbar.
An seine österreichische Vergangenheit hat Niec nur gute Erfahrung. Der schönste Moment war natürlich der Titelgewinn mit den Caps 2004. Mit seiner Frau kommt er nach wie vor oft nach Wien, da sie dort noch eine Wohnung haben.
Die ICEHL verfolgt er natürlich auch und hofft, dass mehr junge Spieler eingesetzt werden und auch verantwortungsvolle Aufgaben bekommen und nicht nur auf der Bank sitzen und wenige Minuten Eiszeiten bekommen.
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