Welche Unwahrheiten ihn wütend machen, weshalb die Bulldogs sich tatsächlich aus der ICEHL zurückzogen und wie die Zukunft der Dornbirn Bulldogs aussieht, erklärt GM Alexander Kutzer im Interview mit der „Neue“.
Die Bulldogs wären pleite, Manager Alex Kutzer hätte sich mit dem Restvermögen nach Schweden abgesetzt, oder wurde in eine Psychiatrie eingewiesen. Zuletzt gab es sogar Gerüchte, er würde beim EHC Lustenau einstiegen. Alles völlig aus der Luft gegriffen, genauso wie eine gefakte Presseaussendung die zuletzt in Umlauf gebracht wurde, bei der mit den „HC Dornbirn Young Tigers“ ein neuer Nachwuchsverein als Alternative zu den Bulldogs gegründet wäre. Im Interview mit der „Neue“ erklärt Alexander Kutzer nun die wahren Gründe hinter dem Dornbirn-Rückzug und dass man schon kommenden Saison wieder eine Kampfmannschaft stellen wird und irgendwann auch wieder in die ICEHL zurückkehren möchte.
Im Nachhinein betrachtet ist man in Dornbirn nicht ganz happy mit der Art und Wiese wie man selbst den Rückzug der Bulldogs letztes Jahr verkündete. „Wir haben völlig unterschätzt, was unser Rückzug in der Öffentlichkeit auslöst und dass zu viele Punkte offenbleiben. Wir hätten eine Pressekonferenz und eine Infoveranstaltung abhalten sollen, bei der wir vor den Fans und den Journalisten auf unsere Gründe tiefer eingehen hätten können. Wir dachten, die Pressemitteilung sowie das Video mit meinen Erklärungen würde genügen, aber da haben wir uns getäuscht.“
Nun stellt Kutzer nochmal klar, dass man sich gesund zurückgezogen hat. Der Verein wurde nicht aufgelöst, sondern nur eine Sparte, die Profiabteilung, wurde vorübergehend eingestellt. Die Nachwuchsarbeit lief ohne Einschränkung sehr gut weiter. Doch was waren nun die Gründe für den Rückzug?
Die Rahmenbedingungen nach zwei Jahren Corona sowie den zu dem Zeitpunkt vorhandenen Informationen für die kommende Spielzeit machten aus Sicht der Dornbirn-Macher keine seriöse Planung möglich. Daher musste man sich entscheiden: Entweder sich als gesunder Verein vorerst auf die Nachwuchsarbeit zu konzentrieren und dabei dank der finanziellen Rücklagen überhaupt keine Abstriche machen zu müssen. Oder trotz aller äußeren Unsicherheiten weiter in der ICE Hockey League zu bleiben, das Vereinsvermögen aufzubrauchen und zu riskieren, dass man nach der Saison nicht nur angedichtet Pleite ist, sondern vielleicht wirklich mit dem Rücken zur Wand zu steht.
Kutzer dazu: „Meine Erfahrung aus den vergangenen zwölf Monaten ist, dass man vielerorts, gerade auch in der Politik, nicht damit umgehen kann, wenn ein finanziell gesunder Verein wie die Bulldogs in wirtschaftlich so unsicheren Zeiten wie diesen eine unpopuläre Entscheidung trifft. Weil es das so in Österreich wohl auch noch nie gegeben hat, dass sich ein Verein nicht völlig überschuldet aus einer Profiliga zurückzieht, sondern aus einer nüchternen Risikoabschätzung heraus.“
Klar ist: Es war die schwierigste Entscheidung in seiner Zeit als DEC-Manager. Es wurde sehr viel Zeit in die Aufbauarbeit gesteckt, alle waren mit so vielen Emotionen bei der Sache, „und dann muss man aus einer nüchternen Überlegung heraus ganz sachlich eine so weitreichende Entscheidung treffen. Ich habe ganz viel Wehmut gespürt, und ich habe auch damit gerechnet, dass ich viel Kritik einstecken muss. Aber mir war wichtiger, dass wir den Verein in seiner Struktur erhalten und uns mit unseren finanziellen Rücklagen alle Perspektiven offenhalten, als alles auf eine Karte zu setzen.“
Kutzer sieht sich im Nachhinein betrachtet in seiner Entscheidung bestätigt: „Ich muss sagen, so sie wie sich die Rahmenbedingungen entwickelt haben in der Liga mit dem Zuschauerschwund, dem Merchandising-Rückgang, dem schwierigen geopolitischen Umfeld, der hohen Inflation, den hohen Energiekosten – da war es sehr vernünftig, nicht auf das Herz, sondern auf die Vernunft gehört zu haben.“
Im Raum stand dann auch ein gemeinsames Team Vorarlberg mit der VEU Feldkirch und dem EHC Lustenau. Die Gespräche waren auch weit fortgeschritten, aber es gab dann Gründe warum sowohl Dornbirn als auch Lustenau nicht in das Projekt „Pioneers“ einstiegen, auf die Kutzer jedoch nicht näher eingeht.
Die Zukunft der Bulldogs scheint zumindest kurzfristig klar zu sein. Man plant weiter die Nachwuchsarbeit zu forcieren und will den ältesten Nachwuchsspielern wieder einen Zwischenschritt in Richtung Profieishockey bieten. Dazu plant man einen Einstieg in der kommenden ÖEL-Saison. Die AlpsHL sei momentan sportlich und finanziell noch nicht sinnvoll für den Verein. Mittelfristig strebt man allerdings wieder höhere Ziele an und will zurück ins Profieishockey.
„Darauf arbeiten wir hin, wir haben zum Beispiel bei sehr erfolgreichen ausländischen Organisationen hinter die Kulissen geschaut, die in ähnlich großen Regionen und Städten beheimatet sind wie wir. An dem Tag, an dem wir in die ICE Hockey League zurückkehren, müssen wir als Organisation soweit gewachsen sein, um höhere sportliche Ziele angreifen zu können als früher. Für diese Entwicklung, auch im Nachwuchs, nehmen wir uns die Zeit, die wir brauchen. Denn nur dabei sein, wie es bei Olympia heißt, das haben wir hinter uns, und so schön es damals war, in Zukunft würde uns das nicht mehr reichen.“
Pic: CDM/Margotti
