Nach dem Stanley Cup Finale ist vor dem NHL Entry Draft. Wie jedes Jahr wirft Hockey-News wieder einen Blick auf die besten Prospects der diesjährigen Draftklasse. Jetzt werden die Top 5 vorgestellt, etwas später folgt der finale Mockdraft bevor es in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in die erste Runde des NHL Entry Draft 2023 geht.
| Connor Bedard | |
|---|---|
| Position: | Center |
| Team: | Regina Pats |
| Liga: | WHL |
| Spiele/Punkte: | 57/143 |
| Spielt wie: | Sidney Crosby |
Schon seit Jahren ist klar, wer im NHL Entry Draft 2023 an Position 1 gehen wird, denn schon geraumer Zeit dominiert Connor Bedard in jeglichen Altersklassen, wie zuletzt in der Western Hockey League (WHL). Er ist das größte Talent seit Connor McDavid und dürfte wohl auch keine Probleme haben, sofort auf NHL-Niveau Fuß zu fassen. Lediglich 134 Spiele absolvierte Bedard im Junior-Hockey, dort erzielte er unglaubliche 134 Tore und 271 Punkte – das macht einen Punkteschnitt von 2,02 pro Partie!
Wirklich beeindruckend waren seine Leistungen bei den beiden U20-Weltmeisterschaften. 2022 lief er dort als 16-jähriger auf und sammelte acht Zähler in sieben Partien, bei der 2023er-Ausgabe dominierte er das Turnier nach Belieben und beendete die Titelkämpfe mit 23 Punkten als absoluter Topscorer. Zwei Mal U20-Gold und eine Goldmedaille mit der U18, Bedard ist für seine 17 Jahre schon hoch dekoriert. Doch was ist es, dass den Center so unwiderstehlich macht?
Der in North Vancouver geborene Kanadier hat quasi keine Lücken in seinem Spiel. Sein Spielverständnis und seine Spielintelligenz sind auf einem Niveau mit jenen von Connor McDavid oder Sidney Crosby, den großen Spielmachern ihrer Zeit. Bedard ist mit 175cm doch eher auf der kleineren Seite – auch weil man in der Mitte gerne etwas Size hat – dennoch gibt es keine Zweifel, dass er eine Topline anführen wird. Was ihn von einem jungen McDavid unterscheidet: Bedard sucht selber regelmäßig den Abschluss, während die #97 der Edmonton Oilers in seinen Anfängen oftmals einen Pass „zu viel“ spielte. Ausgestattet mit einem harten, ansatzlosen Handgelenksschuss, wird er bereits 2023/24 die NHL-Torhüter unter Beschuss nehmen. Auch sein Skating ist auf einem sehr hohen Niveau, wenn auch es bessere Skater in der heurigen Draftklasse gibt. Seine Agilität erlaubt es ihm, brenzligen Situationen auszuweichen.
Wie bei den meisten Superstürmern gibt es einen Bereich, den man durchaus noch etwas verbessern kann. Im Defensivverhalten wartet auf den zukünftigen Blackhawk noch etwas an Arbeit. Im Junioren-Bereich wurde sein Defensive-Game aber auch nicht wirklich auf den Prüfstand gestellt.
| Adam Fantilli | |
|---|---|
| Position: | Center |
| Team: | University of Michigan Wolverines |
| Liga: | NCAA |
| Spiele/Punkte: | 36/65 |
| Spielt wie: | Jonathan Toews |
Bild: https://www.facebook.com/MichiganHockey
Adam Fantilli kann auf ein herausragendes Jahr zurückblicken, in welchem er seinen Status als die logische #2 untermauerte. Zwar gab es vor mehr als einem Jahr noch die vorherrschende Meinung, dass der Russe Matvei Michkov an Position 2 über die Ladentheke gehen wird, diverse Umstände könnten den russischen Nachwuchsstar aber etwas fallen lassen. Fantilli selbst wäre in vorangegangenen Drafts auch 1st-Overall-Kaliber gewesen, an Bedard gibt es aber kein Vorbeikommen.
Der Kanadier absolvierte bereits sein erstes Jahr an der University of Michigan und spielte in einem hochkarätigen Team groß auf. Gleich in seinem „freshman year“ für die Wolverines lieferte er 65 Punkte in nur 36 Spielen ab. Vergleiche mit Jack Eichels erstem NCAA-Jahr sind durchaus angebracht, konnte der Center der Vegas Golden Knights damals 71 Punkte in 40 Spielen einsammeln. Auch international hatte der 188cm große Mittelstürmer ein hervorragendes Jahr: mit Kanada holte er sich Gold bei den Junioren, als auch bei der A-WM in Finnland und Lettland.
Fantilli ist jener Typ Spieler, der zwar über jede Menge Skill verfügt, am Ende aber viel Mehrwert mit seiner „work ethic“ bringt. Immer ist er in der richtigen Position und geht auch dorthin wo es weh tut. Gepaart mit durchaus gutem Skating und überdurchschnittlichem Spielverständnis, dürfte der Center bereits in der kommenden Saison in der NHL auflaufen – er ist definitiv NHL-ready. Die Frage ist nur, wie hoch ist sein offensives Potenzial? Eines ist gewiss: mit Adam Fantilli kann sich sein zukünftiges Team über einen echten „glue guy“ freuen, der mindestens 70-Punkte pro Saison abliefern wird.
| Matvei Michkov | |
|---|---|
| Position: | Rechter Flügel |
| Team: | HK Sochi / SKA St. Petersburg |
| Liga: | KHL |
| Spiele/Punkte: | 30/20 |
| Spielt wie: | Evgeni Malkin |
Wir gehen knappe zwei Jahre zurück: Connor Bedard oder Matvei Michkov? Schon damals hatte Bedard bei vielen Experten seine Nase vorne, doch Michkov wurde von vielen Insidern als „not so far away“ bezeichnet. Ein echter Paradestürmer, der aber aufgrund seiner Vertragssituation und des derzeit vorherrschenden Russland-Konflikts etwas fallen könnte.
Das vergangene Jahr verbrachte Michkov in den beiden höchsten russischen Ligen, wo er in 30 KHL-Spielen auf 20 Punkte kam. In der VHL, dem Unterbau der KHL, kam er auf 14 Zähler in nur zwölf Partien. Die Qualität ist definitiv da, für viele Scouts fehlen aber die Vergleiche, wie zum Beispiel bei den World Juniors. Wirklich aussagekräftig war hingegen seine Performance beim prestigeträchtigen Hlinka Gretzky Cup, wo er mit 13 Punkten in nur fünf Spielen auftrumpfte. Aber auch damals gab es keinen direkten Vergleich mit der nordamerikanischen Elite, womit eine Einschätzung definitiv erschwert wird.
Fakt ist: Matvei Michkov ist vermutlich der beste russische Crack der letzten zehn Jahre. Offensiv können ihn nur wenige das Wasser reichen, vor allem sein Schuss sucht seines Gleichen. Sucht man seinen größten Vorzug, dann ist es vermutlich sein Schuss, der bereits jetzt NHL-Niveau besitzt. Parallelen zu Alex Ovechkin sind durchaus zu sehen, mit seiner shoot-first-Mentalität schlägt der Flügelstürmer in die gleiche Kerbe wie die legendäre #8 der Washington Capitals. Ein äußerst starker Skater, der noch dazu zu den besten Passgebern seiner Klasse zählt.
In den kommenden drei Jahren steht der 18-Jährige bei SKA St. Petersburg unter Vertrag, eine Ankunft in Nordamerika wird also auf sich warten lassen. Dass ein Team damit aber nicht unbedingt einen Fehler begeht, sollte seit Kirill Kaprizov klar sein…
| Leo Carlsson | |
|---|---|
| Position: | Center |
| Team: | Örebro HK |
| Liga: | SHL |
| Spiele/Punkte: | 44/25 |
| Spielt wie: | Nicklas Backstrom |
Bereits 2021 debütierte Leo Carlsson auf SHL-Niveau und verbrachte die letzten beiden Jahre beim schwedischen Erstligisten Örebro HK. In der abgelaufenen Spielzeit lieferte er mit 10 Toren und 25 Punkten eine starke Saison ab, wenn man bedenkt, dass Carlsson erst 18 Jahre alt ist. Ein Hauptgrund dafür ist sein unwiderstehliches Skating, welches eines der besten des gesamten Draftjahrganges ist.
Doch nicht nur auf den Kufen selbst mach Carlsson eine gute Figur, er wird als „high-end“-Spielmacher gehandelt, der offensiv vielseitig einsetzbar ist. Mit 191cm und bereits über 90 Kilogramm Körpergewicht verfügt der Mittelstürmer über die idealen Voraussetzungen, um auch gegen physisch starke Defensivreihen zu bestehen, viele Scouts würden sich aber mehr „physical play“ vom Mittelstürmer aus Karlstad wünschen. Immer ein Auge für den besser positionierten Mitspieler, ist Carlsson definitiv der „pass-first“-Typ, weiß aber sehr wohl auch wo das Tor steht. An seinem Schuss sollte Carlsson noch etwas arbeiten, überdurchschnittlich gut ist dafür sein Defensivverhalten. Zwar bedarf es hier gerade beim Positionsspiel noch etwas an Feinschliff, als grandioser Skater und smarter Stickhandler versteht er es, die meisten Situationen mit seinen Stärken zu lösen.
| Will Smith | |
|---|---|
| Position: | Center |
| Team: | USNTDP |
| Liga: | NTDP/USHL |
| Spiele/Punkte: | 60/127 / 20/42 |
| Spielt wie: | Jack Hughes |
Bild: Rena Laverty / USA Hockey’s NTDP
Will Smith fungierte in der abgelaufenen Spielzeit aus der Top Center beim US National Team Development Program – einem Team, welches seit Jahren „top end talent“ herausbringt und Smith dürfte der nächste in einer Reihe Hochkaräter sein. Seit Monaten wird der US-Amerikaner als Top-Pick im bevorstehenden Draft gehandelt, Teams müssen sich aber wohl etwas gedulden, bis der Center in er NHL aufschlägt. Ab dem kommenden Jahr spielt und studiert er nämlich am Boston College – eine NHL-Ankunft scheint somit frühestens in der Saison 2025/26 als wahrscheinlich.
Mit satten 127 Punkten in 60 Spielen war Smith ein zentraler Punkt des Teams aus Ann Arbor, Michigan. Nur Gabe Perreault, der ebenfalls als Top 15 Pick gehandelt wird, hatte mit 132 Zählern mehr Punkte auf dem Konto. Ryan Leonard, der auf Augenhöhe mit Smith gesehen wird, kam auf 94. Insgesamt dürften wohl 4 (!) Cracks des U18-Teams des USNTP unter den Top 15 über den Drafttisch gehen. Einen bleibenden Eindruck hinterließ Smith bei der vergangenen U18-WM, als er mit neun Toren und 20 Punkten Topscorer der USA wurde – mit den „stars and stripes“ krönte er sich auch zum Weltmeister.
Smith ist jener Typ Spieler, um den man ein erfolgreiches Team herumbauen will. Sehr guter Skater, guter Playmaker und Finisher aber auch defensiv sehr gut entwickelt. Sowohl im Powerplay als auch im Penaltykilling dürfte Smith eine zentrale Rolle spielen. Im letzten Jahr forcierte er seinen Schuss etwas mehr, zuvor sagte man ihm eher eine „pass-first“-Mentalität nach. Durch seinen ausgeprägten Hockey-IQ weiß er aber genau wann ein Schuss die bessere Option ist. Ein oder zwei Jahre am Boston College dürften aber nicht schaden, vor allem um etwas Muskelmasse aufzubauen. Sucht man Parallelen, so kommt New Jersey Devils Franchise Center Jack Hughes dem Youngster schon recht nahe.
Honorable Mention:
| David Reinbacher | |
|---|---|
| Position: | Verteidiger |
| Team: | EHC Kloten |
| Liga: | National League |
| Spiele/Punkte: | 46/22 |
| Spielt wie: | Brett Pesce |
Bild: Marcel Kaul (szeneemagazin.ch)
Vor der Saison hatten David Reinbacher noch nicht wirklich viele Scouts auf dem Zettel – das sollte sich mit Fortdauer der NL-Spielzeit aber grundlegend ändern. Regelmäßig waren mehr als ein Dutzend Scouts aus Nordamerika beim EHC Kloten anwesend, um den Vorarlberger auf die Kufen zu blicken. Reinacher entwickelte sich zu einem echten Allrounder, der in einer Vielzahl von Spielen sogar im ersten Verteidigerpaar aufgeboten wurde. Der Hohenemser dankte es mit 22 Punkten in 46 Spielen und könnte im Draft als erster Verteidiger aufgerufen werden.
Ein Hauptgrund dafür ist, dass alle Teams nach einem Rechtsschützen, der auch über jede Menge Flexibilität verfügt, lechzen. Gerade um eine gewisse Balance an Rechts- und Linksschützen zu haben, ist der Run auf qualitativ hochwertige „RHDs“ sehr hoch. Was ihn von seinen „Kontrahenten“ abhebt ist seine Fähigkeit das Spiel zu lesen, Schüsse aufs Tor zu bringen und zu wissen, wann er „pinchen“ sollte und wann „defensive first“ angesagt ist. Diese Fähigkeiten sind für einen 18-Jährigen bereits sehr ausgeprägt und machen die Personalie Reinbacher für eine Vielzahl an NHL-Teams umso interessanter.
Auch in der eigenen Zone, weiß er was er zu tun hat, Verbesserungsbedarf ist aber, gerade bei Verteidiger-Prospects, immer gegegen. In der Regel brauchen sie auch länger, um sich so richtig in der NHL zu etablieren – Ausnahmen gibt es natürlich immer wieder. Ein Punkt, an dem Reinbacher aber definitiv arbeiten muss, ist sein Skating – vor allem sein Speed und seine Beschleunigung. Schafft er es, sich hier zu verbessern, dann dürfte ihm das auch völlig neue Möglichkeiten, gerade im offensiven Bereich, ermöglichen. Es sei angemerkt: auch Leon Draisaitl wurde vor seinem Draft als schlechter Skater bezeichnet – der deutsche Superstar arbeitete aber hart daran – das Ergebnis sieht man nun!
www.hockey-news.info , Bild: Keith Hershmiller/WHL
