Was war das für ein denkwürdiger Eishockey-Abend! Österreichs Herreneishockey Nationalteam verlor am Dienstag in Prag bei der 2024 IIHF Ice Hockey World Championship vor 14.704 Fans gegen Titelverteidiger Kanada zwar mit 6:7 nach Verlängerung, holte mit einem famosen Schlussdrittel jedoch einen Punkt gegen den Weltmeister.
Nach einem 1:6 nach 40 Minuten startete Rot-Weiß-Rot im Schlussabschnitt eine sensationelle Aufholjagd und erzielte fünf Treffer in Folge. Nach einem Tag Pause geht’s am Donnerstag, 16. Mai ab 16:20 Uhr gegen WM-Mitfavorit Finnland weiter. Das Match ist live auf ORF SPORT + zu sehen.
Head Coach Roger Bader war nach der sensationellen Aufholjagd und dem unerwarteten Punktegewinn mit seinem Team hochzufrieden: „Also ich bin jetzt seit 30 Jahren professioneller Head Coach und habe in diesen 30 Jahren schon manche verrückte Spiele erlebt, im letzten Drittel fünf Tore gegen den Weltmeister zu schießen und aufzuholen, das ist schon ganz weit oben in meinem Ranking. Ich habe nach zwei Drittel nicht mehr an eine Aufholjagd geglaubt, ich habe zu meinen Spielern gesagt, weil ich nicht wollte, dass das Spiel mit einem 1:9 oder ähnlich ausgeht, sie sollen das letzte Drittel genießen, denn es ist nicht selbstverständlich, gegen den Weltmeister zu spielen vor über 10.000 – ich wusste da noch nicht, dass es über 14.000 sind – zeigen, dass wir gut Eishockey spielen können und ein gutes Drittel machen, egal ob wir ein Tor bekommen oder eins schießen. Ich habe mit diesem Satz ein wenig die Fesseln gelöst. Dass sie es dann so umsetzen, habe ich natürlich nicht gewusst!“
Bader erklärte das fulminante Schlussdrittel: „Im Sport ist das dann manchmal so, dass es wie eine Lawine kommt. Wir hatten ein, zwei gute Saves vom Torhüter, dann haben wir im eigenen Drittel aufsässiger verteidigt und konnten schneller umschalten. Dann haben wir schnell das 2:6 geschossen, das hat schon sehr geholfen, das war schön herausgespielt vom Peter Schneider auf den Benjamin Baumgartner. Spätens ab dem vierten Tor haben wir Coaches schon überlegt, den Tormann rauszunehmen. Dann ergab das Eine das Andere. Dass 14.000 in der Halle für den Außenseiter waren, das war schon ein irrsinniges Erlebnis für alle Beteiligten!“
Dominic Zwerger, Torschütze zum 4:6 und Best Player bei Österreich konnte das letzte Drittel kaum fassen: „Wahnsinn, ich glaube, nach dem zweiten Drittel, nach dem 1:6 hat kein Mensch auf dieser Welt mehr an uns geglaubt. Nicht einmal unsere eigenen Familien, glaube ich. Wir haben es der ganzen Welt gezeigt, was alles möglich ist, das waren unglaubliche Emotionen. Ich habe die Scheibe bekommen, habe gemerkt, dass ich alleine bin, hab mir gedacht, jetzt fass ich mir ein Herz, zum Glück ist die Scheibe reingegangen. Das hat uns noch mehr Momentum gegeben. Am Schluss das 6:6, mit dem Unentschieden in die Verlängerung gegen diese Mannschaft nach einem 1:6, das ist noch nie passiert, das ist IIHF-History!“
Doppeltorschütze Peter Schneider war nach diesem letzten Drittel auch euphorisch, mahnte aber auch, am Boden zu bleiben: „Das war ein unglaubliches Erlebnis, das Spiel noch so zu drehen. Super, dass wir den Punkt mitnehmen. Auf der anderen Seite müssen wir aber auch schauen, dass wir am Boden bleiben. Wir haben unser Ziel noch nicht erreicht, wir müssen die guten Sachen aus dem Spiel mitnehmen, uns die schlechten Sachen anschauen und uns noch steigern im Laufe des Turniers. Gegen Kanada so eine Partie im letzten Drittel bei einer Weltmeisterschaft – es war keine Freundschaftspartie – so auszugleichen, das ist einfach ein unglaubliches Erlebnis. Die Atmosphäre in der Halle war Wahnsinn, alle Fans außer den Kanadischen sind hinter uns gestanden, weil sie zum Underdog gehalten haben, das war richtig geil!“
eishockey.at , Bild: fodo.at