Mit einer Klasseleistung ist Österreichs Eishockey-Nationalteam ins Viertelfinale der WM gestürmt. Defensiv stabil vor einem souveränen Torhüter David Kickert und eiskalt vor dem Tor wurde Lettland 6:1 abgeschossen. „Unfassbar. Ich bin einfach megastolz auf die Truppe“, sagte Kapitän Thomas Raffl nach dem historischen Erfolg. Der 38-Jährige führt eine junge Mannschaft an, in der alles zu stimmen scheint: Qualität, Teamgeist, Stimmung und Selbstvertrauen.
Raffl hat in seinen 17 Jahren und 141 Spielen im Nationalteam viel erlebt, Stockholm toppt alles. „Es spiegelt die Entwicklung des österreichischen Eishockeys wider“, ist der Routinier überzeugt. Die Mannschaft habe die richtige Balance „zwischen Glauben und Respekt“ gefunden.
„Wir haben dazu tendiert, dass wir den großen Nationen so viel Respekt gezollt haben, dass wir teilweise vielleicht den Mut am Spiel verloren haben. Jetzt sind wir einfach reingegangen mit dieser jugendlichen Truppe, haben gesagt, wir spielen mit ihnen mit; und haben die ersten Erfolgserlebnisse“, erklärte Raffl im APA-Gespräch. Schluss soll damit aber noch nicht sein. „Jetzt müssen wir einfach den Glauben aufrechterhalten, und dann kann man auch im Viertelfinale Berge versetzen.“
Einer, der diese Einstellung personifiziert, ist Marco Kasper. Der 21-Jährige ist der einzige NHL-Spieler im Kader, ein Leader auf dem Eis und ein Teamplayer durch und durch. „Der kommt, fügt sich in die Mannschaft, da sind wir so weit weg von Starallüren. Er macht alles, was der Mannschaft hilft, um zum Sieg zu kommen. Das ist ansteckend. Mittlerweile sind hier 22 Leute, die alles geben“, ist Raffl voll des Lobes. Das will etwas heißen bei einem, dem an Einstellung und Kampfgeist niemandem etwas vormacht.
Kasper führt die herausragende erste Linie mit Dominic Zwerger und Peter Schneider an. Jeweils sieben Scorerpunkte haben der Center (vier Tore und drei Assists) und die Flügel Zwerger (drei und vier) und Schneider (zwei und fünf) verbucht.
Dank an das
Team
Aber „all credit to the team“, betonte Zwerger nach dem
„wahrscheinlich speziellsten Moment in meiner Karriere“. Er hob die
Arbeit seiner Kollegen hervor, etwa vom Penalty-Killing-Team, das
wichtige, aber oft unbedankte Arbeit verrichtet. So wie vor dem
ersten Tor, als Zwerger auf der Strafbank saß, Lucas Thaler sich in
einen Schuss warf, die Scheibe zu dem von der Strafbank kommenden
Zwerger sprang, der zum 1:0 traf.
Dass Österreich vor dem Tor das dritt-effizienteste Team des Grunddurchgangs war, hat auch viel mit Vinzenz Rohrer zu tun. Der 20-Jährige, von den Montreal Canadiens gedraftete Stürmer, bereits zweifacher Schweizer Meister und Sieger der Champions Hockey League, bewies mit vier Treffern seine Klasse. Am anderen Ende überzeugte Kickert mit einer Fangquote von 92,0 Prozent.
Die Chemie
stimmt
Die Basis des Erfolgs ist aber die Chemie in der Mannschaft, wird
unisono betont. „So einen Spirit hatten wir noch nie wie dieses
Jahr. Die Mannschaft ist Wahnsinn, dann können eben solche Erfolge
möglich werden. Aber wir nehmen uns vor, nicht aufzuhören“,
erklärte Teamchef Roger Bader.
20 Jahre liegen zwischen Raffl und „Teambaby“ Gregor Biber, der Stimmung tut das keinem Abbruch. „Da weiß keiner, wie alt ich bin“, sagte Raffl mit einem Schmunzeln. Und im Ernst: „Die Jungs sind alle super. Ich versuche, manche Erfahrungen, die uns weiterhelfen können, in die Mannschaft einfließen zu lassen. Mir taugt es einfach. Die halten mich jung, und ich passe mich ihnen an“, erzählte der Villacher in Diensten von Serienmeister Salzburg.
Quelle: APA, Pic: ÖEHV_BenLeitner
