Zwischen Prag und Bratislava liegen lediglich 320 Kilometer und drei Monate. Gefühlstechnisch liegen für das ÖEHV-Team jedoch Welten zwischen den beiden Städten. Es folgt ein schmerzhafter Rückblick auf ein intensives Qualifikationswochenende für die Olympischen Spiele 2026 in Mailand.
Seit Roger Baders Amtsantritt wurde er nie müde zu erwähnen, wie wichtig ihm eine Teilnahme an den Olympischen Spielen sei. 2021 dürfte das Ziel wohl noch zu hoch gegriffen gewesen sein. Man scheiterte am Ende deutlich. Drei Jahre später schien man nun an dem Punkt angekommen zu sein, um verdientermaßen zu den zwölf Nationen zu gehören, die am olympischen Eis um Gold, Silber und Bronze kämpfen. Nach der WM im Frühjahr war regelrecht eine Euphorie entfacht. Umso härter war jetzt der Fall bei diesem Turnier…
Drei Gruppen zu je vier Nationen kämpften an diesem Wochenende um die letzten Olympiastartplätze. Je nach Entscheidung, ob Russland teilnehmen darf oder nicht, waren entweder noch drei (nur die Gruppenersten) oder vier (Gruppenersten, bester Zweitplatzierter) Tickets zu vergeben.
Der Topf in Bratislava dürfte zumindest an der Spitze am stärksten besetzt gewesen sein. Gleich zu Beginn ging es für die Bader-Nominierten ans Eingemachte. Gegner war der Gastgeber. Coach Bader gab diesem Spiel am Ende das beste Feedback. Eine knappe 2:1 Niederlage, bei der man vor allem in den letzten beiden Abschnitten zu überzeugen wusste. Die inkonsequente Chancenauswertung machte einen Erfolg zunichte.
Das Thema Chancenauswertung verfolgte die Austro-Cracks auch noch am Freitagnachmittag gegen Kasachstan. Fahrlässig und desaströs agierte man vorm gegnerischen Gehäuse. 46:22 Torschüsse für Rot-Weiß-Rot standen sinnbildlich für das Problem dieses Turniers. Folge daraus war eine erneute 2:1 Pleite und das vorzeitige Ende aller Olmypia-Träume. Das Thema Mailand 2026 war also schon vor dem Sonntagsspiel gegen Ungarn ad acta gelegt worden. Dieses Schlussmatch begann dann auch noch denkbar schlecht. Mental müde wirkten die rot-weiß-roten Akteure gegen unseren Nachbarstaat. Man musste sich als Zuseher die Augen reiben, als die Drittelsirene zum ersten Mal ertönte und ein 0:3 für Ungarn auf der Anzeigetafel stand. Baders Ansprache in der ersten Pause dürfte jedoch Wirkung gezeigt haben. In der regulären Spielzeit konnte noch auf 3:3 ausgeglichen werden. Im Penaltyschießen verhinderte man das „worst-case-scenario“ und sicherte sich zumindest den dritten Platz in der Gruppe.
Da bis Sonntag die Slowaken und Kasachen mit jeweils zwei Siegen am Tableau aufschienen, kam es zum absoluten Showdown in der Ondrej Nepela Arena. Die favorisierten Slowaken gaben sich bei diesem Endspiel jedoch keine Blöße, gingen schnell mit drei Toren in Vorsprung und feierten am Ende einen verdienten 3:1 Erfolg und können somit ihre Reise für 2026 nach Italien buchen.
In Riga bot sich ein ähnliches Bild. Die favorisierten Letten blieben bis zum Schlusstag makellos. Ebenfalls mit zwei Erflogen starteten die Franzosen. Somit war auch hier ein echtes Highlight-Spiel die Folge. Im Hexenkessel von Riga behielten die Heimischen die Oberhand. Mit einem über weite Strecken ungefährdeten 5:2 sicherten sie sich das Ticket für Mailand. Beim Spiel um den dritten Platz in dieser Gruppe behielt Großbritannien die Oberhand. Ein knappes 3:2 über Japan war dafür von Nöten. Hier zu erwähnen: Frankreich wäre (!) bester Gruppenzweiter.
Spannend gestaltete sich die Gruppe im dänischen Alborg. Während die Norweger ihre beiden Auftaktspiele souverän gewannen, zeigte Mitfavorit Dänemark kleine Schwächen. Nach einem knappen 3:1 gegen Großbritannien benötigte man gegen Japan sogar die Verlängerung um einen Sieg zu erzwingen. Somit brachte man sich dennoch in die Ausgangsposition, um im abschließenden skandinavischen Duell gegen Norwegen aus eigner Kraft die Quali für die fünf Ringe zu schaffen. Und diese Unternehmung gelang den Dänen auch. Nach 0:1 Rückstand konnten die Hausherren das Game noch auf 4:1 drehen. Somit feiert auch hier der Favorit und Gastgeber die Teilnahme an den Spielen. Glückwunsch auch an das dänische KAC-Trio Sebastian Dahm, Jesper Jensen Aabo und Mathias From zur Qualifikation. In der „Alborg-Gruppe“ konnte sich Slowenien mit einem 6:2 über die Ukraine Platz 3 sichern.
www.hockey-news.info Bild: ÖEHV/Bernd Stefan