Der HC Pustertal schaut nicht nur auf die letzte – erfolgreich beendete – Saison zurück, sondern geht bereits in seine 4. Saison in der ICE Hockey League. Grund genug auch mal abseits des immer sehr schnelllebigen Tagesgeschäfts zurück zu blicken.
Noch vor 3 Jahren wurde mit einer Verdoppelung des Budgets von Rienzstadion & Alps HL in Richtung Arena & ICE HL spekuliert. Inzwischen hat sich der Etat der HC Pustertal GmbH mehr als verdreifacht (von knapp 1 Mio. € auf gut 3 Mio. €). Obwohl oder gerade auch weil nicht alle Posten mit dem Geschehen am Eis, sondern rund um die Eisfläche zusammenhängen, war eine Wandlung zu einer Struktur mit mittlerweile 7 Festangestellten Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen unerlässlich. Dies ist schrittweise umgesetzt worden, dennoch ist und bleibt der HC Pustertal ein Verein zum Anfassen. Die treue Fangemeinde, zahlreiche weiterhin eminent wichtige ehrenamtliche Mitarbeiter*innen und zahlreiche jahrzehntelange Sponsoren, Helfer, Gönner und Fans machen den HCP zur viel zitierten Wölfe-Familie.
Auch sportlich ist es fast unmöglich ein Fazit zu ziehen, zu verschieden waren die Spieljahre. Von schwerer Enttäuschung (11. Platz) bis sehr stark (Halbfinale) war Vieles dabei. Zahlreiche starke Einkäufe, einige wenige Fehlgriffe, positive wie negative Überraschungen, schwankende Leistungen, Unbekümmertheit eines jungen Ligamitglieds, aber auch Lehrgeld und jährliche Trainerwechsel – in den drei Jahren war alles schon dabei.
Hier versucht der HC Pustertal natürlich anzusetzen. Als (immer noch) kleiner Verein aus einer kleinen Stadt ist es doppelt wichtig alle Entscheidungen gut abzuwägen. Die Situation ohne Hauptsponsor, aber mit vielen mittelgroßen und kleinen Betrieben, die sich für den HCP engagieren – der Sponsoring Pool des HCP ist mittlerweile auf knapp 120 Partner angewachsen – erlaubt dies nicht anders. Eine oder gar mehrere Saisonen mit roten Zahlen würden einen Verein wie den HCP schnell aus dem Gleichgewicht bringen, im schlimmeren Fall sogar zu Fall.
Das Faustpfand der Wölfe-Familie sind ihre Fans, die den Mitarbeitern, Vorstandsmitgliedern, Spielern und Sponsoren eine Grundlage geben, um sich zu engagieren. Diese Fanszene ist ebenfalls über die letzten Jahre stetig gewachsen. Hier darf man von einer Verdreifachung berichten. Über 2.500 Zuschauer passierten im Schnitt 2023/24 die Drehkreuze der Intercable Arena, ein Wert der angesichts der sportlichen Inkonstanz überraschend wirkt, angesichts des Gebotenen auf und abseits der Eisfläche doch verdient und real ist und Dank der tagtäglichen harten Arbeit vieler involvierter Personen Anlass zur Freude gibt – vor allem in der Marketing und Entertainment Abteilung des HCP.
„Unser Ziel ist es, den HCP Fans ein bestmögliches Heimspiel-Erlebnis zu bieten. Dazu trägt in erster Linie das sportliche Geschehen auf dem Eis bei, aber selbstverständlich auch alles, was drumherum geschieht. Wir sind sehr stolz darauf, was wir in den letzten Jahren auf- und ausgebaut haben. Vor allem aber erfüllt uns der riesige Zuschauerzuspruch von Jung bis Alt sowie die großartige Unterstützung unserer vielen Partner und Sponsoren mit Freude. In guten wie in schlechten Zeiten, man merkt, dass unser Tal hinter seiner Mannschaft steht“, so Michael Ranalter, Head of Marketing & Sponsoring beim HC Pustertal. „Vor allem die Zuschauerzahlen haben sich in der abgelaufenen Saison nochmal in beeindruckender und in dieser kurzen Zeit so nicht unbedingt zu erwartender Weise gesteigert. Die Intercable Arena war im Durchschnitt mit über 80% der Kapazität ausgelastet. Wir rechnen auch heuer wieder damit, einen neuen Abo-Rekord aufzustellen und mehr als 1.200 Abos an den Mann und die Frau, vor allem aber auch viele Jugendliche und Kinder zu bekommen“.
Im Fokus steht selbstverständlich der sportliche Bereich. Dazu antwortet der sportliche Leiter des HC Pustertal, Patrick Bona.
Was gilt es zu
verbessern?
Patrick Bona: „Wir möchten sportliche
Konstanz. Das gilt für die Trainerposition(en) genauso wie für den
Kader. Aber wie alle Eishockeyvereine sind wir im Dilemma: jene
Spieler, die wir behalten möchten, erhalten lukrative Angebote aus
ganz Europa, und jene die in Bruneck bleiben möchten, sind oftmals
nicht das, was sich die Trainer oder der Verein auf lange Sicht
vorstellen. Auch für die besten italienischen Spieler sind wir oder
gar die ICE-Liga nicht immer erste Wahl. All dies sind Faktoren,
die man nicht von einem Moment auf den anderen verändern kann, aber
wir wollen daran arbeiten. Für alles was wir anstreben gibt es ein
Ziel, das es mittelfristig zu erreichen gilt. Gleichzeitig sind
aber auch – berechtigt – kurzfristig gute Resultate gefordert.“
Das heißt
konkret?
Patrick Bona: „Ein starker Stamm an
einheimischen Cracks ist in Zukunft unerlässlich. Damit dieser
überhaupt wachsen und gedeihen kann, müssen die Jungs zunächst
Vertrauen spüren, dann konstant spielen und in der Folge
Verantwortung übernehmen. Das geht nämlich erst dann, wenn
Entwicklung gefördert und gefordert wird. Dann wird die nächste
Generation an Juniorencracks merken, dass man es im Pustertal
„schaffen kann“ und noch härter arbeiten. Deshalb haben wir
beschlossen, hungrigen Italienern – egal welcher Herkunft und
welchen Alters – im Gegensatz zu weniger hungrigen
Doppelstaatsbürgern einen Platz zu bieten und Vertrauen zu
schenken. Dass dieser Weg vielleicht steiniger ist, als sich die
Klasse Jahr für Jahr einkaufen zu müssen, ist allen klar. Aber der
Moment ist gekommen um dafür zu arbeiten, im Laufe der nächsten
Dekade aus diesem ewigen Dilemma des italienischen Eishockeys
herauszukommen. Der HCP möchte hier italienweit eine Vorreiterrolle
einnehmen.“
Wie soll der Weg
beschritten werden?
Patrick Bona: „Die sportliche Leitung ist
schon länger ein Team rund um die Position des Sportdirektors. Der
Trainerstab besteht aus Fachleuten wie Thomas Tragust und René
Baur, die medizinische Abteilung gehört zu den besten der Liga.
Dazu gehört auch ein (Ex-Oilers)-Scout in Nordamerika, der Spieler
und Videos auf höchstem Niveau analysiert, sowie Geschäftsführer
Jochen Schenk, welcher seit einem Jahr in Vollzeit für den HCP
arbeitet. Dazu gesellt sich nun eine zentrale Figur: Armin Hofer
hat die Koordination der neuen „Prospects“ – Gruppe übernommen. Die
Prospects sind ca. 10 Spieler, Jahrgang 2006 und jünger, die sich
von HCP Junior über Brixen und Toblach (Serie B) bis Sterzing (Alps
und Serie A) und darüber hinaus erstreckt und die unter der
gezielten Betreuung von Armin Hofer an höhere Aufgaben heran
geführt werden soll.“
Armin Hofer
dazu: „Ziel ist es junge, talentierte Spieler
individuell zu betreuen, damit sie sich schrittweise
weiterentwickeln und ihr volles Potenzial ausschöpfen können. Die
Basis der Betreuung bildet ein individueller Entwicklungsplan, der
individuelle Trainingseinheiten auf und außerhalb des Eises
umfasst. Die Spieler dürfen sich der HCP-Struktur bedienen,
erhalten spezifische Hilfe und sollen dort eingesetzt werden, wo es
individuell und sportlich am meisten Sinn macht. Wir versprechen
uns von diesem Projekt, das nicht mit der Alps Ice Academy
verwechselt werden soll, einen Mehrwert, um in Zukunft mehr
heimische Spieler zu ICE-Spielern und im besten aller Fälle auch zu
Leistungsträgern zu machen. Einige dieser Jungs sind bereits heuer
im HCP-Trikot zu sehen, andere sollen in den Partnervereinen
wichtige Rollen übernehmen.“
Jochen Schenk, Geschäftsführer des HCP: „Wir wollen
den oben beschriebenen Weg beschreiten. Dass es höchste Zeit ist,
Initiative zu ergreifen, beweist die Entwicklung der italienischen
Vereine in ICE und Alps und der schleichende aber stete
Abwärtstrend der Nationalmannschaften aller Kategorien zuletzt. Wir
sind vom Weg überzeugt und setzen auf einen Mix aus Talent,
Charakter und den unbedingten Willen der einheimischen Fraktion,
ihr Potential zu zeigen. Die Mannschaft 2024/25 wird sich die
Unterstützung der Fans erkämpfen, da bin ich mir sicher.“
Das Saisonziel
Die Meisterschaft bleibt weiter unverändert. 13 Teams aus 4 Ländern
kämpfen um die Krone und um 8 Viertelfinalplätze. Das Pre-Playoff
bestreiten nach 48 Vorrundenspielen die Tabellenplätze 7 bis 10.
Die Vorrunde wird heuer extrem kompakt gespielt: der 1. Spieltag
findet am 20. September 2024 statt, die Vorrunde endet am 21.
Februar 2025.
Präsident Erich Falkensteiner – übrigens als Vize-Präsident Teil des neu gewählten Liga-Präsidiums – gibt die Marschrichtung vor: „Das Saisonziel heißt ganz klar „Playoffs erreichen“ – egal ob direkt oder über den Umweg Pre-Playoffs. Wir wissen wie weit und hart der Weg dorthin sein kann, aber auch was danach noch möglich ist.“
Das
Vorbereitungsprogramm
SA – 17.08. um 20:00 Uhr in Neumarkt – Frankfurt Lions (DEL) vs. HC
Pustertal (Dolomiten Cup) – 2:1
SO – 18.08. (TBA) in Neumarkt – Kometa Brno vs. HC Pustertal
(Dolomiten Cup)
DO – 22.08. um 20:00 Uhr in Bruneck – HC Pustertal vs. IdM
Wärmepumpen Villach (ICE)
FR – 23.08. ab 18:00 Uhr in Bruneck – Teamvorstellung am
Tschurtschenthaler Park
FR – 30.08. um 20:00 Uhr in Bruneck – HC Pustertal vs. EV Landshut
(DEL2)
DO – 05.09. um 20.00 Bruneck – HC Pustertal
vs. Asiago Migross (ICE)
SA – 14.09. (TBD) in Bozen – Bozen Foxes (ICE) vs. HC Pustertal
(Alperia Cup)
hcpustertal.com , Bild: flickr.com/HCPustertal
