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NHL-Interview: Leon Draisaitl: „Das Gewinnen ist das Wichtigste und macht am meisten Spaß“

50 Tore in einer Saison, 100 Scorerpunkte, die Auszeichnung zum wertvollsten Spieler der NHL: All das hat Leon Draisaitl in der besten Eishockey-Liga der Welt schon erreicht.

Der große Traum aber ist noch unerfüllt: Den Stanley Cup gewinnen. Dieses Jahr sieht der Kölner die Edmonton Oilers in einer besseren Position als in den vergangenen Jahren.

Sie haben zuletzt nach 354 NHL-Spielen in Serie erstmals eine Partie verpasst, weil Sie sich verletzt hatten. Warum gibt es solche Serien überhaupt und nicht zwischendurch mal eine Pause?
Gute Frage. Ich glaube, dass Eishockey-Spieler da einfach tough sind. Jeder Spieler hat irgendwelche kleinen Verletzungen, über die er tagtäglich hinwegkommen muss. Es gibt ja Serien mit fast 1000 Spielen. Das ist schon cool, wenn man sich das mal so überlegt. Eishockey ist schon ein schneller, intensiver Sport, wo sehr schnell viel passieren kann.

Das ist aber schon eine Eishockey spezifische Sache. Im Basketball etwa geht es ja viel häufiger darum, die Belastung zu steuern, gerade vor den Playoffs spielen die Stars auch mal nicht.
Das Ding ist: Wir haben die Playoffs ja noch nicht erreicht. Ich glaube, sobald wir die Playoffs sicher haben, dass dann schon geschaut wird, wer könnte mal sitzen und für wen wäre es besser, mal ein Spiel auszusetzen. Aber unter der Saison – das gibt’s im Eishockey einfach nicht. Da ackert man sich irgendwie durch und beißt auf die Zähne.

Wie geht es Ihnen vor den Playoffs? Im amerikanischen Sport geht es ja selten darum, wer die beste Bilanz in der Hauptrunde hatte, sondern, wer zur richtigen Zeit in Form und gesund ist.
Wir sind als Mannschaft, glaube ich, sehr gut drauf. Wir haben jetzt sechs in Folge gewonnen, die letzten paar Wochen waren echt gut. Unser Spielplan ist sehr eng und es gibt sehr viele schwere Spiele. Ich glaube, dass wir unser Ding machen müssen und unser Ding durchziehen müssen und dann wird es hoffentlich am Ende reichen.

Im US-Sport gibt es oft den Fokus auf einzelne Spieler und individuelle Leistungen. Man merkt bei Ihnen, dass sie das nervt. Auch wenn Sie angesprochen werden auf Wegmarken wie 50 Tore oder 100 Punkte würden Sie lieber über ihre Mannschaft reden, oder?
Ja. Natürlich, für mich ist das auch was Besonderes. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mich das nicht gefreut hat, dass ich 50 Tore geschossen habe. So ist es nicht. Aber es ist nun mal ein Mannschaftssport und wir haben 25 verschiedene Charaktere bei uns sitzen, die tagtäglich ihren Job machen. Die, die Kleinigkeiten abliefern, die so viel zum Spiel beitragen, die die meisten Menschen aber so gar nicht verstehen. Die aber sehr hart sind. Dann jedes Mal über meine Bilanz zu sprechen, meine Tore, das ist immer ein bisschen schwierig.

Man will also nach einer Niederlage keine Glückwünsche zum Hattrick?
Nein. Das geht gar nicht (lacht). Es ist einfach ein Mannschaftssport. Wir haben das ja auch jahrelang mitgemacht, da hatten Connor (McDavid, Anm.) und ich jeweils 100 Punkte und verpassen die Playoffs. Das ist irgendwann auch nicht mehr so spaßig. Das Gewinnen ist das Wichtigste und macht am meisten Spaß. Man verbringt so viel Zeit mit den Jungs.

Wie lange ist dieser Geduldsfaden für jemanden wie Connor McDavid und Sie? Wie lange kann man das machen, solche Statistiken zu haben und trotzdem in den Playoffs nicht weit zu kommen?
Wir hatten das zwei Jahre, glaube ich. Ich glaube aber nicht, dass man unsere Mannschaft dieses Jahr vergleichen kann mit den Mannschaften, die wir in den Jahren zuvor hatten. Wir sind dieses Jahr schon viel tiefer. Einfach eine bessere Mannschaft vom Personal her. Es ist daher schwierig, das zu vergleichen.

Gibt es einen Aspekt, bei dem Sie sagen: Das ist der Grund, weswegen es dieses Mal klappen wird?
Wir haben eine super Truppe. Wir verstehen uns super. Wir wollen füreinander spielen. Wir gönnen es uns gegenseitig. Dazu kommt, dass wir eine gute Mannschaft haben. Wenn wir alle unsere Stärken ausspielen, dann werden wir eine schwierig zu schlagende Mannschaft sein.

Quelle: dpa, Bild: https://www.facebook.com/Oilers.NHL

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