Wie schon im letzten Jahr blickt Hockey-News auf die Kader der Oberliga Nord. Den Anfang machen wir beim letzten verbliebenen Hamburger Proficlub, den Crocodiles.
Eine Seuchensaison liegt hinter den Elbstädtern, viele Verletzungen, gerade von etablierten Kräften, warfen die Mannschaft immer wieder zurück. Vor allem in der heißen Phase rund um den Jahreswechsel war größtenteils nur eine Notbesetzung am Start. Am Ende war man als Neunter zu gut für den Keller, aber zu schlecht für die Playoffs. Dazu kamen atmosphärische Störungen im Team und im Verein, so dass man nun die Uhr auf Null setzt, um den Traum vom Aufstieg 2020 aufrechtzuerhalten. Elf Neue sollen es dabei richten.
Der Coach
Reizfigur Herbert Hohenberger ist weg, mit Jacek Plachta soll es
ein Neuer richten. Der ehemalige polnische Nationaltrainer
(2012-2017) ist in Deutschland kein Unbekannter, war er doch als
Spieler fast 20 Jahre in der Bundesliga und der DEL aktiv. Unter
seiner Ägide war Polen Dauergast in der Division IA bei der WM.
Auch als Vereinstrainer kann Plachta Erfahrungen in Polens Erster
Liga vorweisen, hat aber keine großen Erfolge vorzuweisen. Und
dies, obwohl er als Taktikfuchs gilt. Zuletzt war der 49-Jährige
Co-Trainer bei den Eispiraten in Crimmischau. Jetzt soll er mit den
Crocodiles den Playoff-Kampf
annehmen.
Punkte: 6/10
Goalies
Die unbestrittene Nummer eins im Kader ist Kai Kristian. Der
27-Jährige Vielspieler (75 Einsätze in den letzten beiden Jahren)
ist einer der besten Oberliga-Goalies überhaupt und kann im
Alleingang Spiele gewinnen. Auf ihn dürfte viel Eiszeit zu kommen,
denn sein Neuer Backup Niklas Zoschke ist nicht annähernd so stark
wie Abgang Lucas Di Berardo. Zoschke gilt als Talent, sammelte
seine Spielpraxis aber zuletzt in der vierten Liga. Er wird Zeit
brauchen, um sich an Liga drei zu gewöhnen. Das Torhüter-Duo ist
ganz gut, wenngleich Kristian wohl die meiste Eiszeit wird
schlucken müssen.
Punkte: 7/10
Abwehr
Die Defensive war ein Knackpunkt im letzten Jahr. 161 Gegentore
sind für die Ansprüche der Hamburger zu viel. Selbst Kellerkinder
wie Timmendorf oder Braunlage durften im letzten Jahr fast nach
Belieben Tore erzielen. Zünglein an der Waage wird wohl sein, wann
Kapitän Christoph Schubert wieder fit wird. Sollte der 36-Jährige
erst 2019 wieder auf das Eis können, werden Norman Martens und der
in der letzten Spielzeit Nachverpflichtete Ludwig Synowiec viel
Eiszeit stemmen müssen. Unterstützung dürfen sie dabei vor allem
von Allrounder Fabian Calovi und dem US-Deutschen Aaron Reinig (neu
aus Kaufbeuren) bekommen. Die Förderlizenzler Bölke und Hoffmann
geben dem Kader die nötige Breite (sofern sie nicht in Weißwasser
ran müssen), Tom Kübler hingegen wird beweisen müssen, dass das
Oberliga-Eis nicht zu glatt für ihn ist. Insgesamt dürfte die
Crocodiles-Abwehr ohne Schubert nicht die Stabilste der Oberliga
Nord sein.
Punkte: 5/10
Sturm
War der Sturm 2016/17 noch der Drittbeste der Liga, so herrschte im
letzten Jahr ziemliche Flaute. Das lag sicherlich am langen Ausfall
von Topscorer Brad McGowan, aber auch an der mangelnden Tiefe im
Angriff. Und nun ist mit Andre Gerartz auch noch ein 74-Punkte-Mann
abgewandert, dazu wird der Abgang von Zuravlev schmerzen.
Allerdings hat man an der Elbe gelernt und dem Sturm vor allem
tiefer besetzt. McGowan und sein kongenialer Partner Josh Mitchell
werden sicherlich die Hauptlast des Scorings tragen (müssen), doch
zwei Transfers stechen ins Auge. Der ehemalige
U20-Nationalmannschaftskapitän Lennart Palausch (zuletzt
Schwenningen) konnte nach der Insolvenz in Timmendorf verpflichtet
werden, dazu kommt Dominik Lascheit, welcher letztes Jahr in Essen
eine gute Saison spielte. Beide sind auf jeden Fall für 40+ Punkte
gut, ebenso wie die Routiniers Daniel Lupzig und Patrick Saggau
(beide Timmendorf). So sollten die Crocodiles das nötige Secondary
Scoring haben, um oben anzugreifen. Die jungen Gianluca Balla und
Moritz Israel müssen dazu auch an alte Leistungen anküpfen, während
Tobias Bruns, Leo Prüßner sowie die Förderlizenzler Vincent Hessler
und Jake Ustorf die nötige Breite im Kader bringen.
Punkte: 8/10
Fazit:
Die Crocodiles wollen nach der Seuchensaison neu angreifen. Ein
Playoff-Kandidat sind sie in jedem Fall, aber ob es zu mehr reicht,
ist fraglich. Denn dafür fehlt in der Defensive etwas die Qualität
und der Kader ist doch schmal, gerade wenn die fünf Förderlizenzler
in Weißwasser gebraucht werden. Es bleibt daher für Plachta und
Sportdirektor Sven Gösch nur zu hoffen, dass sie in Ruhe arbeiten
können und die junge Mannschaft auch Fehler machen darf.
Gesamtpunkte: 26 von 40
Zugänge:
Niklas Zoschke, Brian Bölke, Erik Hoffmann, Vincent Hessler, Jake
Ustorf (alle Lausitzer Füchse/FöLi), Tom Kübler (El Paso Rhinos,
WSHL, USA), Aaron Reinig (ESV Kaufbeuren), Dominik Lascheit
(Moskitos Essen), Daniel Lupzig, Patrick Saggau (beide EHC
Timmendorfer Strand), Lennart Palausch (Schwenninger Wild
Wings)
Abgänge:
Lucas Di Berardo (EV Lindau), Daniel Hollmann (Ziel unbekannt), Tim
Marek, Christos Stambolidis (Hannover Scorpions), Marvin Walz
(Bayreuth Tigers), Semjon Bär, Anton Zimmer (beide EC Bad
Kissingen), Andre Gerartz (Moskitos Essen), Daniel Reichert (SC
Riessersee)
Christian Schülling
