Die Dallas Stars zählen wieder zu den Teams, mit denen man rechnen muss. Die Gründe dafür sind vielfältig: eine Mischung aus erfahrenen Routiniers, guter Arbeit des Managements und dem notwendigen Glück, dass sich Draftpicks in absolute Superstars verwandeln. Der letzte davon? Goalscoring-Phänomen Jason Robertson!
Die Dallas Stars lachen derzeit von der Tabellenspitze der Central Division und sind mit 88 erzielten Treffern das torgefährlichste Team der gesamten Liga. Der Grund dafür? Ein wieder erstarkter Jamie Benn, der das Team als Kapitän anführt, das Wunder Joe Pavelski, der mit 38 einen „point-per-game“-Schnitt aufweist und die beiden Youngster Roope Hintz und Jason Robertson. Auch im Vorjahr machte die Line, bestehend aus Hintz, Pavelski und Robertson auf sich aufmerksam, aber vor allem der 23-jährige US-Amerikaner scheint heuer einen weiteren Gang gefunden zu haben.
Die nackten Zahlen
Robertson zeigte bereits im Vorjahr was in ihm steckt und erzielte nicht weniger als 41 Treffer – der letzte Stars-Crack, der 40 Tore in einer Saison schaffte, war Tyler Seguin in der Saison 2017/18. Den Franchise-Rekord hält niemand geringerer als Dallas-Ikone Mike Modano, der 1993/94 auf 50 Volltreffer kam. Der hält übrigens auch den Rekord für die punktbeste Saison mit 93 Zählern. Robertson selbst hält bei einem Karrierebestwert von 79 Punkten, es dürfte allerdings nur eine Frage der Zeit sein, bis er diesen Wert gehörig nach oben schraubt. In den bisherigen 23 Spielen kam der Kalifornier auf 19 Tore und 36 Punkte und wäre somit „on pace“ für 129 Punkte!
Schon in den Juniors ein echter Goalgetter
Bei Jason Robertson stand schon immer das Goalscoring im Vordergrund, im Alter von 14 Jahren netzte er im Dress der Detroit Kings 40 Tore in 51 Spielen, nach einer 61 Punktesaison bei den Don Mills Flyers sicherte sich das Ontario Hockey League (OHL) Team aus Kingston die Rechte am Goalscorer – allerdings griffen die Frontenacs erst in Runde 4 zu. Damals ging ein gewisser David Levin, ein Kanadier mit israelischen Wurzeln an #1 – auch ihm wurde eine große Zukunft vorausgesagt, heute spielt er für die Nottingham Panthers in der EIHL. Dennoch war die Junior-Draftklasse voll mit einigen Talenten, die auch heute in der NHL auf dem Eis stehen, darunter LA Kings Stürmer Gabriel Vilardi, Montreal Canadiens Captain Nick Suzuki, Edmonton Oilers Verteidiger Evan Bouchard, sowie Vancouver Canucks Dman Quinn Hughes. Bemerkeswert: Robertson ging an Position 62 über die Ladentheke, sogar fünf Plätze später wurde der heutige Ottawa Senators Superstar Brady Tkachuk gezogen.
Im Dress der Frontenacs, die zuletzt mit Shane Wright einen talentierten Spieler „herausbrachten“, wusste Robertson zu überzeugen. In 214 Spielen traf er nicht weniger als 124 Mal. In seiner gesamten Junior-Karriere, in welcher er in 252 Spielen für Kingston und die Niagara IceDogs auflief, erzielte der Flügelstürmer 149 Volltreffer und kam auf 317 Punkte, was einen Punkteschnitt von 1,26 pro Partie ergibt. In seinem Draftjahr 2017 zeigte er mit 42 Toren was in ihm steckt und zog die Blicke der Scouts auf sich. Schon damals waren die offensiven Vorzüge nicht von der Hand zu weißen, ein noch sehr mäßig entwickeltes Defensivverhalten ließen Robertson aus der ersten Runde des NHL Entry Drafts 2017 rutschen. Die Dallas Stars griffen an Position 39 zu , nach dem Draft ging es für Robertson aber noch für zwei weitere Jahre in die OHL, ehe er im Februar 2020 in der NHL debütierte. Beim 3:2 Erfolg der Stars über Toronto verbuchte er beim Gamewinner durch Tyler Seguin auch gleich einen Assist. Für mehr als drei Spiele sollte es aber nicht reichen. Der Kalifornier überzeugte auf AHL-Niveau und war mit 47 Zählern der punktbeste Crack der Texas Stars. Mit einem starken Trainingcamp schaffte Robertson dann auch den endgültigen Sprung in die NHL – seit der Spielzeit 2020/21 zählt er zum fixen Aufgebot der Texaner und ist aus diesem auch keinesfalls mehr wegzudenken.
Wachablöse und Vertragsmisere
In seiner ersten vollen Saison lieferte er mit 45 Punkten in 51 Spielen eine stake Talentprobe ab, bei der Weltmeisterschaft 2019 vertrat er die USA und konnte mit den „stars and stripes“ die Bronzemedaille gewinnen. Der Durchbruch folgte in der abgelaufenen Spielzeit, als er mit 41 Toren und 79 Punkten genau jene Qualitäten zeigte, weswegen er von Dallas gedraftet wurde. Nur wenige NHL-Spieler verfügen über einen so ansatzlosen und genauen Schuss wie Robertson, der noch dazu über einen sehr ausgeprägten Torriecher verfügt. Lediglich Joe Pavelski hatte mit 81 Punkten mehr Zähler auf seinem Konto. Die beeindruckende Saison des Hintz-Robertson-Pavelski-Trios wirkte auch wie eine Übergabe des Zepters der Benn-Seguin-Ära an die jungen Wilden, die durch den Routinier perfekt ergänzt wurden.

Bild: https://www.facebook.com/DallasStars/
Diese starke 79pt-Saison absolvierte er im letzten Jahr seines drei Jahre langen „entry level contracts“, somit stand im Sommer die erste große Vertragsverhandlung auf dem Programm. Sein Agent Pat Brisson ist einer der ganz großen „Playern“ im Business und konnte schlussendlich einem 31 Millionen US Dollar schweren 4-Jahresvertrag für ihn rausholen. Allerdings zogen sich die Verhandlungen bis weit ins Trainingcamp hinein. Währenddessen trainierte Robertson mit zwei College Goalies und seinem Bruder – Toronto Crack Nicholas Robertson – erst am 6. Oktober, spät am Abend, wurde alles unter Dach und Fach gebracht. Bemerkenswert: das Dallas Management rund um General Manager Jim Nill schaffte es sogar, dass Robertson nach Ablauf seines Vertrags nochmals „restricted free agents“ ist, somit haben die Texaner 2026 Vorrecht. Legt Robertson aber weiter solche Zahlen auf den Tisch, dann dürfte er in vier Jahren einer der teuersten Spieler der gesamten Liga werden.
Heuer beweist der 23-jährige US-Amerikaner, dass die vergangene Saison keine Eintagsfliege war. Schon jetzt hält Robertson bei 19 Toren und führt damit die gesamte Liga an. Goalgetter wie Connor McDavid oder David Pastrnak liegen hinter ihm – seit 2011/12, als Steven Stamkos 60 Tore erzielen konnte, gelang dieses Kunststück nur Auston Matthews, der diesen Wert im Vorjahr erreichte. Ebenso bemerkenswert ist Robertsons Konstanz, die er heuer an den Tag legt, denn seit nunmehr 16 Spielen konnte er zumindest einen Zähler einsammeln. Dieser NHL-Rekord liegt aber in weiter Ferne: 1983/84 scorte Wayne Gretzky in 51 aufeinanderfolgenden Spielen – vermutlich ein Rekord für die Ewigkeit. Die längste Scoring-Streak eines aktiven NHLers ist jene von Patrick Kane, der vor sieben Jahren in 26 aufeinanderfolgenden Spielen punkten konnte. Pittsburgh Penguins Superstar Sidney Crosby kam vor zwölf Jahren auf 25.
Diese Zahlen beweisen somit eines: mit Jason Robertson haben die Dallas Stars einen absolut Jackpot gelandet. Goalscorer, wie er es einer ist, findet man nur sehr selten. Solche Spieler können die Richtung einer Franchise neu definieren. Dadurch das die #21 noch recht teamfreundlich für vier weitere Jahre an den Verein gebunden ist, darf man sich in Dallas auf jede Menge Tore freuen – vielleicht reicht es für die Texaner schlussendlich ja sogar für mehr?!
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