Die Preseason neigt sich dem Ende zu und die neue Saison der ICEHL steht vor der Tür. Zeit, einen Blick auf die Teams zu werfen und sich mit den Kadern zu beschäftigen, mit denen die 13 Vereine in die neue Saison gehen. Wir stellen die Kader vor, die Bewertung übernehmt ihr: Mit unserem Umfragetool am Ende des Artikels.
Als Tabellensechster des abgelaufenen Grunddurchgangs, qualifizierten sich die Vienna Capitals als letztes Team direkt für die Play-Offs. Zur Überraschung vieler wurden sie dann vom HC Innsbruck als Gegner gepickt und zogen den Haien im Viertelfinale die Zähne. Am Ende setzte man sich in der Serie mit 4:2 durch. Im Halbfinale musste man sich dann aber dem HC Bozen klar mit 4:1 geschlagen geben, obwohl die Spiele knapper waren, als das Serienergebnis vermuten lässt. Denn bis auf Spiel 4, endete alle Begegnungen mit nur einem Tor Unterschied, das erste Aufeinandertreffen wurde gar erst in der Overtime entschieden.
Obwohl man mit der Saison in Wien nicht unzufrieden war, musste man einen Umbruch vornehmen. Bis auf den Tormann musste man alle Legionäre austauschen und auch ein neuer Trainer hat nun das Sagen.
TRAINER
Dave
Barr coachte zwei Saisonen lang die Vienna Capitals, doch er wollte
wieder zurück nach Nordamerika und ist nun als Assistant Coach für
die Chicago Wolves in der AHL tätig. Ersatz fand man innerhalb der
Liga, denn der letztjährige Pioneers Vorarlberg Coach Marc
Habscheid übernimmt nun das Traineramt in der
Bundeshauptstadt.

Von West nach Ost – Marc Habscheid wechselt aus Vorarlberg nach Wien. Pic: www.facebook.com/pioneersvorarlberg
Habscheid trainierte die meiste Zeit in der WHL, durfte aber auch phasenweise das kanadische Nationalteam bei diversen Cups betreuen. Der 60-jährige, der als Aktiver auch in der NHL tätig war, bringt viel Erfahrung mit und soll nun bei den Vienna Capitals etwas aufbauen.
TORMANN
Urgestein Bernhard
Starkbaum beendete seine aktive Laufbahn, wird den Capitals
aber als Tormann-Trainer erhalten bleiben. Die neue Nummer 1 ist
der Schwede Stefan Steen, der sich vor allem in den Play-Offs zu
einem starken Rückhalt entwickelte. In sieben Post-Season
Auftritten kam er auf eine Fangquote von 92,6%, wenn man bedenkt,
dass vier Spiele davon verloren wurden, ist das ein richtiger
starker Wert.
Sorgenfalten macht einigen Fans aber die durchwachsene Leistung im Grunddurchgang, wo er lediglich auf eine Save-Percentage von 89,3 und einem Gegentorschnitt von 2,94 kam. Wenn Steen an die Leistungen der Play-Offs anschließen kann, hat man einen soliden Tormann. Als Back-Up fungiert Rückkehrer Sebastian Wraneschitz, der sich zuletzt in den Staaten versuchte und auch beim U20-Nationalteam das Tor hütete.
VERTEIDIGER
Die
Wiener erhielten in der vergangenen Saison ungewöhnlich viele
Gegentore. 142 musste man die Scheibe aus dem eigenen Netz holen,
damit belegte man nur den siebten Tabellenrang. Ein Lichtblick war
dafür das Penalty-Killing, denn mit einer Quote von 85,19%, waren
nur die Bozener Füchse in dieser Wertung besser. Nun kommt es aber
zu einem Umbruch in der Abwehr, denn gleich vier Abgänge mussten
die Caps hinnehmen. Alex Wall wechselte ligaintern zum Villacher
SV. Ben Finkelstein zog es in die DEL zu den Eisbären Berlin und
auch Chad Krys wird nicht mehr Teil der Mannschaft sein. Zudem
signierte Niklas Würschl beim Konkurrenten aus
Linz.

Heinrich ist zurück in seiner Heimatstadt. Pic: www.facebook.com/viennacapitals
Dafür gelang es den Wienern aber den wohl prominentesten Free-Agent an den Club zu binden. Der sechsfache Meister Dominique Heinrich wechselte von Salzburg zurück in seine Heimatstadt Wien. Mit der Verpflichtung von Heinrich konnte man sich auch einen Legionär in der Defense sparen und somit startet man mit nur zwei Fremdarbeitern, die beide aus Schweden kommen.
Oskar Drugge verbrachte den Großteil seiner Karriere in seinem Heimatland, spielte in den letzten beiden Jahren aber sehr erfolgreich in der dänischen Liga. 84 Scorperunkte aus 102 Partien zeigen die offensiven Qualitäten des 30-jährigen. Sein Landsmann Stefan Warg dürfte da wohl eher den defensiveren Part einnehmen. Warg begann die letzte Saison bei KooKoo in der finnischen Liga und half bei Sparta Prag in den Play-Offs aus.
Weiterhin verlassen kann man sich in Wien auf den Österreicher-Stamm bestehend aus Nico Brunner, Dominic Hackl und Captain Mario Fischer, der sowohl als Stürmer und Defender eingesetzt werden kann. Um einen Platz im Kader kämpfen Timo Pallierer, Lukas Pfiff und Bernhard Posch.
STÜRMER
Der letztjährige Topscorer Matt Bradley konnte in Wien nicht
gehalten werden. Mit 74 Scorerpunkten aus 58 Spielen, machte er auf
sich aufmerksam und signierte im Sommer einen Vertrag bei Straubing
in der DEL. Auch Jeremy Gregoire zog weiter und wird kommende
Saison bei Ilves in Finnland stürmen. Auch die restlichen Legionäre
Max Zimmer, Radek Prokes und James Sheppard wird man nicht mehr im
Caps-Jersey sehen. Caps Legende Rafael Rotter wird in der Saison
2023/24 für die Kitzbüheler Adler in der AlpsHL spielen.
Die Verantwortlichen in Wien waren also zum Handeln gezwungen und verpflichteten gleich fünf neue Legionärs-Stürmer. Prominentester Neuzugang ist dabei wohl der Slowene Rok Ticar, der zuletzt drei Saisonen lang beim EC KAC sehr erfolgreich spielte. Aus Vorarlberg nahm Head Coach Marc Habscheid auch den Schweden Hampus Eriksson mit.
Die erste Entlassung fand bereits vor dem ersten Ligaspiel statt. Mit einer interessanten Vita wurde Michal Stinil verpflichtet. Nach einem Tor in den Testspielen geht man aber bereits wieder getrennte Wege, wie der Verein kurz und knapp vermeldete.
Es bleibt abzuwarten, ob die Neuzugänge die teils schmerzhaften Abgänge kompensieren können. Die Latte liegt hoch, immerhin erzielten die Wiener letztes Jahr 156 Tore, womit man die viertbeste Mannschaft war. Aber es gibt auch Raum für Verbesserung, denn die Powerplay-Quote lag unter der 20% Marke. Ein Spieler der ebenfalls unter die Haut gehen wird ist Trevor Cheek. Der US-Amerikaner spielte die letzten beiden Jahre in der zweiten schwedischen Liga und kam dabei neben 64 Scorerpunkten auch auf 179 Strafminuten. Sein Landsmann Evan Weinger ist auch neu in Wien, bis auf ein kurzes Gastspiel in Finnland, war Weinger bisher nur in Nordamerika tätig. Letzte Saison pendelte er zwischen AHL und ECHL.
Vor Marc Habscheid liegt also viel Arbeit, denn im Grunde muss er es schaffen eine komplett neue Mannschaft als eine Einheit zu formen. Auf dem Papier haben die Caps eine gute Truppe beisammen, jedoch muss man erst abwarten, wie schnell sich die neuen Legionäre einfinden und vor allem ob Steen tatsächlich der gewünschte Rückhalt im Tor sein wird.
Nun seid ihr dran: Wo seht ihr die Vienna Capitals in der kommenden Saison?
www.hockey-news.info, Photo: GEPA pictures/ Philipp Brem
