Die Aufbruchstimmung vor der letzten Saison war beim EHC Timmendorfer Strand schnell verflogen. Zwar gelang den Beach Boys, welche sich offiziell nicht mehr so nennen dürfen, der Klassenerhalt, dennoch war lange ungewiss, ob es für den EHCT weiter geht. Doch die Eishalle wurde gerettet, so dass die Planungen für die neue Spielzeit beginnen konnten. Doch erneut sind die Timmendorfer gezwungen ganz neu anzufangen. Mit neuem Trainer, neuem Sportdirektor und vielen neuen Spielern will man den Klassenerhalt schaffen, im Idealfall will man an Rang acht anknüpfen. Dennoch wird es eine Reise mit ungewissem Ausgang.

Trainer
Dave Rich ist Geschichte, nun ist Steve Pepin der neue starke Mann
beim EHCT. Als Trainer einer Herrenmannschaft ist der 52-Jährige
ein Novize, verfügt aber über reichlich Erfahrung auf dem Eis und
bringt als ehemaliger Timmendorfer Spieler (256 Punkte in 133
Partien) ordentlich Stallgeruch mit. Und schon als aktiver Spieler
galt Pepin als Taktiker und Motivator. Die Ansätze in der
Vorbereitung sahen jedenfalls gut aus. Er hat seiner jungen
Mannschaft das nötige Handwerkszeug mitgegeben, damit sie bestehen
kann. Letztlich fehlt aber zu den Toptrainern noch etwas
Erfahrung.
Punkte: 6/10
Torhüter
Die Torhüter waren in der Saison 2015/16 das große Plus des EHCT,
in der letzten Saison gewannen sie den Timmendorfern nur wenige
Spiele. Der junge Hungerecker ist weg, geblieben sind Jordi
Buchholz und Fabio Alonso. Buchholz ist die klare Nummer eins, geht
fit in die Saison und scheint die Achterbahn-mäßige letzte Saison
vergessen zu lassen. Und einen starken Rückhalt werden die
Timmendorfer auch brauchen. Nominell ist Alonso noch die Nummer
zwei, auch wenn man in Timmendorf noch auf der Suche nach
Verstärkung ist. In der Vorbereitung deutete der 18-Jährige sein
Talent an, ist aber noch schwankend in seiner Leistung und gibt
seinen Vorderleuten noch nicht die Sicherheit, die sie vielleicht
brauchen – was angesichts seines Alters aber völlig normal ist.
Daher wäre eine Verpflichtung eines weiteren Goalies nicht
schlecht, wenngleich Timmendorf ein passables Duo hat.
Punkte: 6/10
Abwehr
203 Gegentore kassierten die Beach Boys im letzten Jahr, klarer
Fall also, wo der Schuh drückte. Die Abwehr wurde komplett
ausgetauscht. So mussten der Japaner Akimoto und Fehleinkauf Blank
den Verein verlassen. Übrig geblieben ist lediglich Dominic Steck,
der sich mittlerweile als Führungsspieler in Timmendorf etabliert
hat. Vom Stürmer zum Verteidiger wurde Jason Horst umgemodelt – der
26-Jährige hat sich erstaunlich schnell in dieser Rolle etabliert.
Reichlich Erfahrung bringen die neuen Marc Stotz (Memmingen) und
Petr Gulda (Schönheide) mit. Während Stotz der typische
Shutdown-Defender ist, soll Gulda auch das Spiel antreiben. Die
jungen Adrian Sanwald und der per Förderlizenz aus Bietigheim
verpflichtete Fabian Dolezel komplettieren die Defensivformation
des EHCT. Beide deuteten ihr Talent. Insgesamt steht die Defensive
stabiler als im Vorjahr, leistet sich aber immer wieder Aussetzer.
Zudem fehlen Pepin bei Ausfällen Alternativen.
Punkte: 6/10
Angriff
137 Tore schossen die Timmendorfer im letzten Jahr, ein insgesamt
akzeptabler Wert. Zu viele Spiele wurden aber vorne verloren,
speziell weil ein Knipser fehlte. Nun folgten mit May, Spöttel und
Balla die drei punktbesten Spieler auch noch lukrativeren
Angeboten. Also muss auch der Angriff neu aufgebaut werden. Mit
Daniel Lupzig holte man einen Spieler, der punktetechnisch in der
letzten Saison etwas abbaute, aber als großer Kämpfer gilt und die
Räume für seine Nebenleute schaffen kann. Ihm zur Seite werden die
Kanadier Daniel Clairmont und Cedric Montminy stehen. Beide sind
sicherlich keine herausragenden Einzelkönner wie ein McGowan oder
Budd, haben in der Vorbereitung aber bewiesen, dass sie ein
deutliches Upgrade zu den Kontingentspielern der vorherigen Jahre
sein können. Die anderen Neuzugänge Max Wasser (21 Jahre), Kevin
Kunz (19) , Philipp Maier (20) und Jonas Mikulic (19) fallen unter
die Kategorie „Jugend forscht“ und deuteten ihr Potential in der
Vorbereitung an. Die arrivierten Marco Meyer, Kenneth Schnabel,
Tauno Zobel und Kapitän Patrick Saggau, mit fast 34 Jahren so etwas
wie der „Opa der Kompanie“ komplettieren den Kader. Das sieht
zumindest ähnlich schlagkräftig aus wie im letzten Jahr, allerdings
könnte auch hier ein knapper Kader zum Problem werden.
Punkte: 6/10
Fazit: 24 von 40 Punkten
Von großen Verletzungen blieb der EHCT bisher verschont und das 4:2
in Erfurt zum Auftakt sprechen für den Weg der Timmendorfer. Die
Frage ist, wohin er führt. Erste Prämisse hat weiterhin der
Klassenerhalt, auch wenn man gerne um Rang acht mitspielen würde.
Wenn es noch Verstärkungen für die Beach Boys gibt, ist das
sicherlich machbar, wenn nicht, dann sollte der direkte
Klassenerhalt als echter Erfolg gewertet werden.
Christian Schülling
Bisherige Vorschauen:
Herner EV
Icefighters Leipzig
Crocodiles Hamburg
Füchse Duisburg
Hannover Scorpions
Black Dragons Erfurt
Preussen Berlin
Harzer Falken
Rostock Piranhas
Saale Bulls Halle






