Traditionell blickt
Hockey-News auch heuer wieder auf die Teams der Erste Bank Liga.
Neben einem Blick auf die Kaderbewegungen und einer Analyse aller
Mannschaftsteile wagt die Hockey-News Redaktion auch eine
Einschätzung der Stärke des jeweiligen Teams.
Nicht gerade erfreulich endete die vergangene Saison der Moser Medical Graz99ers. Selten zuvor war die Stimmung an der Mur derart im Keller, ein (erneuter) Umbruch schien unvermeidbar. Doch die Verantwortlichen zeigten im Sommer Engagement und sorgte für einiges Aufsehen mit den jüngsten Verpflichtungen, allen voran „Königstransfer“ Dwight King. Hockey-News hat den Kader der 99ers beleuchtet und eine erste Prognose gewagt.

(Pic: fodo.media/Harald Dostal)
DER COACH
Zu Beginn des
vergangenen Jahres noch gefeiert, verspielte Headcoach Doug Mason
zusehend seine Boni vom Jahr davor, wo der Einzug in die Playoffs
fulminant gelang. Ein wenig flexibles System, eine schlechtes
Händchen bei Einkäufen sowie der Umgang mit dem einen oder anderen
Spieler wurden dem gebürtigen Kanadier zur Last gelegt. Trotz des
katastrophalen Tabellenplatzes nach der Zwischenrunde schenkten die
Verantwortlichen ihm weiterhin das Vertrauen und die erneute
Möglichkeit, sich einen neuen Kader zusammenzustellen – auch wenn
dies im Vergleich zum Vorjahr keinesfalls ein Alleingang Masons
war. Dies spricht übrigens für etwas, dass es in Graz bislang nicht
oft gab: Kontinuität. Ob man den Trainer ob seiner fachlichen
Qualitäten und das Vertrauen in diese behalten hat, oder ob der
schlicht noch ein Jahr laufende Vertrag der Grund dafür gewesen
ist, sei an dieser Stelle dahingestellt. Das
Eishockey-Fachwissen sowie die motivierende Art kann man „Sir Doug“
auf keinen Fall absprechen. Jedoch vor allem im Powerplay wich der
Grazer Headcoach nur selten von seiner Variante mit Setzinger als
Point-Man ab. Die Überzahl-Statistik sprach in der Folge
Bände. Es wird sich zeigen, ob der im Besitz des holländischen
Pass befindliche Mason aus den Fehlern der Vorsaison gelernt hat,
der Grundstein für einen (neuerlichen) Neustart ist gelegt.
Punkte: 7/10
DIE GOALIES
Von vielen als
die größtes Baustelle der vergangenen Saison bezeichnet, bestand
für Manager Bernd Vollmann und sein Team im punkto Torhüter
Handlungsbedarf. Die Verlängerung von Thomas Höneckl stand
zumindest nach außen hin nie in Frage. Als solider Backup und oft
geforderter Stammtorhüter, im Gegensatz zum glücklosen Hanno
Toivonen, zeigte der 28-Jährige gute Leistungen, doch auch warum er
es bislang nie aus der Position des Ersatztorhüters hinausgeschafft
hat. Zu sehr schwankte Form des gebürtigen Schwarzachers, der
jedoch als Backup für den nötigen Druck sorgen kann und auch die
ein oder andere grandiose Partie spielte. Sein neuer Kollege ist
jemand, der namenstechnisch dem frisch gewählten „besten Torhüter
aus 20 Jahren 99ers“ um ein Haar gleicht: Robin Rahm. Der mit
Gardemaßen ausgestattete Schwede spielte vergangene Saison in
Dänemark und Schweden und sank mit seiner Save% nie unter 92%.
Bereits in den Vorbereitungsspielen zeigt der leicht
hybrid-spielende Rahm, dass er vor allem mit der Fanghand seinem
Namensvetter Dahm alle Ehre machen könnte. Einziger
Wehrmutstropfen: Rahm brach sich beim Aufwärmen in Augsburg den
Finger, muss nun 3 Wochen pausieren. Die Chance für Höneckl, seinen
Kollegen würdig zu vertreten und den Kampf ums „Einser-Leiberl“ neu
zu entfachen.
Punkte: 7/10

(Pic: fodo.media/Harald Dostal)
DIE DEFENSE
Während man
transfertechnisch in der Offensive wenig zu meckern hatte, so blieb
das Gesprächsthema Nr. 1 stets: Warum spielt Oliver Setzinger
als Verteidiger? Vergangene Saison von Trainer Doug Mason in
die Abwehr beordert, soll der Kapitän für mehr Ruhe und Kreativität
in der Defensive sorgen. Ob der 35-Jährige Vollblutstürmer jedoch
wirklich noch ein Defender wird, bleibt abzuwarten. Zudem bleibt
den Grazern Robin Weihager erhalten, der abgesehen von der
vergangenen Saison mit seinem Schlagschuss eine echte Waffe im
Offensivspiel der 99ers sein kann. Apropos Schlagschuss: Andre
Lakos birgt mit seiner Erfahrung für noch mehr Ruhe in der Abwehr.
Dazu kommen Robin Jacobsson, der als physischer Spieler gilt und
Checks nicht fürchtet, sowie Matt Caito, der mit seiner quirligen
Art und präzisem Passspiel unangenehm für jeden Gegner sein kann.
Komplettiert wird die Abwehr von Erik Kirchschläger. Der ehemalige
Black Wings-Crack unterschrieb gleich für drei Saisonen an der Mur
und könnte auf lange Sicht gesehen vom Rohdiamant zur echten
Defensiv-Waffe mutieren.
Punkte: 6/10

Daniel Oberkofler und Co. sind bereit für die neue Saison. (Pic: fodo.media/Harald Dostal)
DIE OFFENSE
Wenn man etwas
bei den 99ers als Steckenpferd bezeichnen will, so wäre es heuer
wohl die Offensive. Königstransfer Dwight King, der ein (Zitat Don
Nachbaur) „unglaublicher Spieler ab der blauen Linie ist“, klingt
bereits mit seinem Namen. Dazu kommen ECHL-Champ und Ex-Colorado
Egales-Captain Matt Garbowsky, EBEL-Champ Travis Oleksuk und
Spengler-Cup Sieger Curtis Hamilton. Alle drei verfügen über
Erfahrung und gelten als echte Teamplayer – eine Eigenschaft die in
Graz oft vermisst wurde. Wer jedoch hinter vorgehaltener Hand als
Wunderwaffe gehandelt wird, ist Ty Loney. Der 1,91m große
US-Amerikaner bestach bereits in den Vorbereitungspartien mit Speed
und „smooth hands“. Hinzu kommen der ehemalige EBEL-MVP Colton
Yellow Horn sowie Dominik Grafenthin und Lukas Kainz, dessen
Verpflichtung nur mehr Formsache ist. Zu guter Letzt dürfen sich
die Fans auf einen Heimkehrer freuen: Kevin Moderer kehrt nach drei
Saison in Linz zurück an seine alte Wirkungsstätte. Gemeinsam mit
den altbekannten Oberkofler, Ograjensek, Zusevics und Natter
komplettiert der Angriff der 99ers. Betrachtet man die aktuelle
Linienzusammenstellung von Doug Mason, so hat man mit Moder und
Zusevics zwei erfahrene Cracks für die vierte Line. Nicht
schlecht.
Punkte: 7/10

(Pic: fodo.media/Harald Dostal)
FAZIT
Alles neu macht der
Mai, so auch den Kader der 99ers. Nun gilt es für die Mannschaft
schnell Rythmus und Harmonie zu finden sowie für Doug Mason die
vielen neuen Gesichter zu einer Einheit zu formen. Im Tor wie auch
im Sturm sind die 99ers gut aufgestellt, die Abwehr könnte sich mit
Fortdauer der Saison jedoch als Achillesferse präsentieren. Fällt
nämlich ein Defender aus, so brennt hinten der sprichwörtliche Hut.
Bleiben die 99ers jedoch vom Verletzungspech verschont, so könnte
mit etwas Glück nach einem Jahr Pause die Playoff-Teilnahme
wieder einmal gelingen.
Gesamtpunkte: 27/40
RANG | TEAM | PUNKTE | BERICHT |
---|---|---|---|
1. | Red Bull Salzburg | 35 | BEWERTUNG |
2. | Vienna Capitals | 34 | BEWERTUNG |
3. | Black Wings Linz | 33 | BEWERTUNG |
3. | EC KAC | 33 | BEWERTUNG |
5. | HC Bozen | 31 | BEWERTUNG |
6. | HC Innsbruck | 30 | BEWERTUNG |
7. | Medvescak Zagreb | 28 | BEWERTUNG |
8. | EC VSV | 27 | BEWERTUNG |
8. | Graz99ers | 27 | BEWERTUNG |
8. | EC Dornbirn | 27 | BEWERTUNG |
11. | Fehevar AV19 | 26 | BEWERTUNG |
12. | Orli Znojmo | 22 | BEWERTUNG |
