Traditionell blickt
Hockey-News auch heuer wieder auf die Teams der Erste Bank Liga.
Neben einem Blick auf die Kaderbewegungen und einer Analyse aller
Mannschaftsteile wagt die Hockey-News Redaktion auch eine
Einschätzung der Stärke des jeweiligen Teams.
Es war die EBEL-Comebacksaison nach vier Jahren in der KHL für Medvescak Zagreb und die Bären haben gleich wieder gezeigt dass sie nicht nur sportlich sondern auch von der Attraktivität und der Fanbase her gesehen eine Bereicherung für die Liga sind. Mit durchschnittlich ca. 5.000 Zusehern pro Heimspiel ist man ligaweit die Nummer 1. Sportlich will man zumindest einen Schritt in diese Richtung machen und hat dafür den Kader gewaltig umgebaut.
DER COACH
Sportdirektor
Aaron Fox, selbst eine Saison (2009/10) im Bären-Dress aktiv,
übernimmt zusätzlich das Amt des Headcoachs und das völlig ohne
Coachingerfahrung. Keine Frage, niemand kennt das Team besser als
er und niemand hat ihm in die Kaderzusammenstellung
hineingepfuscht. Das aber führt auch dazu dass er zum Erfolg
verdammt ist, völlig alleine in der Verantwortung steht. Um diesen
Erfolg zu erreichen hat er ein schlagkräftiges Coachingteam um sich
herum aufgebaut. Der letztjährige Headcoach Doug Bradley wird zu
seinem Assistant Coach, ebenso ist Marcel Rodman Co-Trainer,
genauso wie der letztjährige Videocoach Carter Beston-Will. Als
Goalietrainer komplettiert der 29-jährige ehemalige
Jesenice-Torhüter Peter Skrabelj den Coaching-Staff.
Punkte: 6/10

Aaron Fox: Einst für Zagreb am Eis, nun hinter der Bande (GEPA pictures/ Felix Roittner)
DIE GOALIES
Fünf Torhüter
kamen im Laufe der letzten Saison bei den Bären zum Einsatz. Zum
Teil hatte das auch damit zu tun, dass man qualitativ hochwertige
Schlussmänner holte, die jedoch von Teams aus stärkere Ligen
abgeworben wurden. So verließ Drew MacIntyre die Kroaten nach nur
fünf Einsätzen in Richtung DEL (Straubing) und Ersatzmann Kevin
Poulin ging nach 22 starken Einsätzen in die NLA nach Kloten. Und
auch dessen Ersatzmann Kevin Carr ist bereits wieder Geschichte,
ging zurück nach Colorado. Nun soll es Mathieu Corbeil richten und
der könnte ebenso ein Glücksgriff sein. Der 26-jährige ist
ehemalige Memorial Cup Champion, gewann zweimal die QMJHL und wurde
2017 in der Slowakei, wo er die letzten drei Saisonen verbrachte
zum MVP gewählt. Mit Linus Fernström hatte man einen zweiten
starken und erfahrenen Goalie bereits im Team, doch dessen Vertrag
wurde auf Grund einer schweren Verletzung wieder aufgelöst. Darum
ist der 22-jährige kroatische Teamtorhüter Vilim Rosandic, der sich
bereits letzte Saison beweisen durfte die Nummer 2. Alles in Allem
sind die Bären auf der Goalieposition gut aufgestellt!
Punkte: 8/10
DIE DEFENSE
Aus der
letztjährigen Defense, die in den 60 Saisonspielen der Bären
durchschnittlich 3,35 Gegentore bekam, und damit große Schwächen
aufwies, ist nicht mehr viel übrig geblieben. Die Imports Boivin,
Noonan, Pöyhönen und Tikkanen sind weg, vor allem die Abgänge der
beiden Erstgenannten tun richtig weh, da sie auch
verlässliche Scorer waren und in gemeinsamen 94 Saisonspielen 63
Punkte sammelten. Doch die Legionärsplätze wurden aufgefüllt und
zwar unter Anderem mit einem ligabekannten Gesicht. Antonin
Manavian wird nach drei Saisonen in Fehervar nun bei Zagreb
aufräumen. Am französischen Teamspieler weiss man was man hat.
Genauso wie an Yann Sauve. Der 28-jährige DEL-Champ von 2017, der
auch drei NHL-einsätze für die Vancouver Canucks zu Buche stehen
hat, stand bereits 2016/17 in der KHL für die Kroaten am Eis.
Unbekannter ist da schon Kyle Hardy. Der Kanadier bringt Routine
und Leadership mit, war zuletzt in Grenoble Kapitän und erzielte 20
Tore, gab weitere 46 Torvorlagen in 61 Saisonspielen – eine
Offensivwaffe, die den Abgang von Boivin kompensieren soll. Mit
Ludvig Adamsen holte man einen jungen Dänen auf Troyut-Basis, Ivan
Sijan ist kroatischer Teamdefender und nun im Team, genauso wie
Nachwuchsteamspieler Ivan Puzic. Aus der letztjährigen Verteidigung
übrig blieb nur der Tscheche Tomas Kudelka und die beiden jungen
Kroaten Adam Deutsch und Mark Cepon. Alles in Allem sehr
viele Fragezeichen in der Defense…
Punkte: 6/10

Antonin Manavian verteidigt nun im Bären-Dress (Pic: fodo.media/Harald Dostal)
DIE OFFENSE
13,7% – das
war die Powerplayeffizienz von Zagreb in der letzten Saison. Damit
war man mit Abstand das ungefährlichste Überzahlteam – zum
Vergleich: Leader Linz nutzte 24,5% aller Powerplays zum Torerfolg.
Das soll sich nun ändern und dafür wurde umgerüstet. Zwar sind mit
Tyler Morley, Tomas Netik und Tero Koskiranta drei vier besten
Scorer der Vorsaison weg, aber Toptorjäger Sondre Olden konnte
gehalten werden. Vier neue Nordamerikaner holte man sich dafür ins
Team und will somit offensiv wieder flexibler und gefährlicher
werden. Denn an der Chancenverwertung lag es nicht, sondern daran
dass man sich sehr schwer tat überhaupt Torchancen zu kreieren. Die
meiste Routine dafür bringt Greg Mauldin mit. Der mittlerweile
36-jährige ehemalige NHL-Stürmer spielte nach fünf Saisonen in der
Schweiz in der letzten Spielzeit in Ingolstadt und soll vor allem
Teamführung und Kreativität mitbringen. Spannend ist das Engagement
von Sebastien Sylvestre. Der 24-jährige absolvierte letztes Jahr
seine erste Europasaison und kam auf Anhieb auf 75 Scorerpunkte in
der EIHL. Der Sprung aus der EIHL in die EBEL ist aber nicht zu
unterschätzen und muss ihm erst mal gelingen. Mit John Armstong
holte man einen routinierten Center der auch aus der EIHL kommt,
aber bereits seit 2014 in Europa spielt. Ganz im Gegenteil zu
Jordan Samuels-Thomas, der erst zehn Spiele auf europäischem Eis
bestritt und dies interessanterweise bei zwei Teams (Bolesvlav/CZE
& Augsburg/GER). Er war aber bei all seinen Engagements bislang ein
starker Scorer. Zagreb musste reagieren um die Offense neu zu
beleben, ob die Saat aufgeht wird man sehen, die Vorzeichen stehen
aber ganz gut dafür.
Punkte: 8/10

Toptorjäger Olden konnte gehalten werden (Pic: fodo.media/Harald Dostal)
FAZIT
Etliche
Leistungsträger mussten ersetzt werden, die Kaderzusammenstellung
sieht aber auf den ersten Blick gelungen aus, muss dies aber
natürlich erst unter Beweis stellen. Große Fragezeichen sind
einerseits: Wie schnell finden sich die etlichen neuen Spieler
untereinander und generell in der Liga zurecht und andererseits die
wohl entscheidende Frage: Welche Qualität als Coach bringt der
unerfahrene Aaron Fox mit und wie wird er mit seiner Doppelfunktion
als Coach & Sportdirektor im Krisenfall umgehen?
Gesamtpunkte: 28/40
RANG | TEAM | PUNKTE | BERICHT |
---|---|---|---|
1. | Red Bull Salzburg | 35 | BEWERTUNG |
2. | Vienna Capitals | 34 | BEWERTUNG |
3. | Black Wings Linz | 33 | BEWERTUNG |
3. | EC KAC | 33 | BEWERTUNG |
5. | HC Bozen | 31 | BEWERTUNG |
6. | HC Innsbruck | 30 | BEWERTUNG |
7. | Medvescak Zagreb | 28 | BEWERTUNG |
8. | EC VSV | 27 | BEWERTUNG |
8. | Graz99ers | 27 | BEWERTUNG |
8. | EC Dornbirn | 27 | BEWERTUNG |
11. | Fehevar AV19 | 26 | BEWERTUNG |
12. | Orli Znojmo | 22 | BEWERTUNG |
(Pic: fodo.media/Harald Dostal)
