Am 7. Oktober startet die National Hockey League (NHL) in die Saison 2022/2023. Nachdem die Regentschaft des Tampa Bay Lightning von der Colorado Avalanche gebrochen wurde, ist die Lawine aus Denver der neue Gejagte! In der alljährlichen Preview-Serie rückt Hockey-News.info jeden Tag ein anderes Team in den Fokus.
Lediglich fünf Zähler fehlten den Vancouver Canucks im Vorjahr, um in die Playoffs einzuziehen. In den vergangenen sieben Spielzeiten gelang das nur ein einziges Mal – damals verabschiedete man sich in den Conference Semifinals gegen die Vegas Golden Knights. Bruce Boudreau übernahm die Saison inmitten der abgelaufenen Saison und wird auch in der kommenden Spielzeit hinter der Bande stehen. Mit 599 Siegen liegt der Kanadier auf Rang 22 der All-Time Liste, unter den aktiven Coaches rangiert er hinter Lindy Ruff (782), Paul Maurice (775), Peter Laviolette (717), Darryl Sutter (699) und John Tortorella (673) auf Platz 6.
Wollen die Kanadier heuer weiter nach Vorne, dann muss vor allem das Penaltykilling besser werden, denn mit nur 74,9% lagen die Canucks lediglich auf Platz 30 im ligaweiten Vergleich. Das Powerplay hingegen belegte immerhin den neunten Rang. Patrik Allvin wurde im Jänner diesen Jahres auf den Posten des General Managers gesetzt, mit Olympiasiegerin und Weltmeisterin Cammi Granato und Èmilie Castonguay fungieren erstmals zwei Frauen als Assistant GMs. Der Kader wurde hingegen nur wenig verändert: der prominenteste Neuzugang ist der Russe Ilya Mikheyev, der nach drei Jahren in Toronto in den Westen wechselte. Beim NHL Entry Draft blieb man seinem Hang zu schwedischen Cracks treu und holte mit Jonathan Lekkerimäki einen talentierten Stürmer ins Boot. In den letzten vier Drafts investierten die Canucks nicht weniger als acht Picks in Spieler aus Schweden.
Vancouver Canucks Infobox
Zugänge: Ilya Mikheyev, Curtis Lazar, Collin Delia
Abgänge: Jaroslav Halak, Madison Bowey, Matthew Highmore, Brad Hunt, Alex Chiasson
2022 1st Round Pick: Jonathan Lekkerimäki (15th)
Top 3 Prospects: Jonathan Lekkerimäki, Jack Rathbone, Danila Klimovich
Gefühlt rankten sich unendlich viele Gerüchte um die Personalie J.T. Miller – unzählige Teams dürften hinter dem US-Amerikaner her gewesen sein. Wer kann es den GMs auch verdenken, lieferte der 29-Jährige mit 99 Punkten eine echte Traumsaison ab. Schlussendlich bleibt Miller für sieben weitere Jahre und 56 Millionen US-Dollar in Vancouver. Somit ist auch die Frage nach dem 1st Line Center solange geklärt, bis der Schwede Elias Pettersson dem US-Crack den Rang abläuft bzw. in die Punkteregionen Millers vorstößt. Pettersson lieferte mit 68 Zählern seine punktbeste Saison ab, 32 Tore bedeuteten ebenfalls Karrierebestwert. Der Vertrag des 23-Jährigen läuft nur mehr über zwei Jahre, somit wird es interessant zu sehen sein, wie der Schwede abliefert und ob Vancouver hier frühzeitig nach einer Verlängerung sucht. Mit Miller und Pettersson sind die beiden ersten Centerslots belegt, Captain Bo Horvat wird den Mittelstürmer in Reihe 3 geben. Horvat hat beriets 572 NHL-Spiele in den Beinen und gilt als sehr starker 2-way-Stürmer, einen 0.64-point-per-game-Spieler in Reihe 3 aufstellen zu können, zeugt von sehr guter Center-Tiefe. Mit 27 geht Horvat in sein letztes Vertragsjahr, beide Seiten sind aber an einer weiteren Zusammenarbeit interessiert.
Auf den Flügeln wird heuer russisch gesprochen, denn mit Vasily Podkolzin, Ilya Mikheyev und dem NHL-Debütanten Andrei Kuzmenko laufen gleich drei Russen in den Top 9 der Canucks auf. In welcher Konstellation ist noch nicht klar, vermutlich werden aber Mikheyev und Podkolzin, Vancouvers 1st Round Pick 2019, Einsatzzeit an Millers Flügeln bekommen, Kuzmenko könnte an der Seite von Pettersson und Brock Boeser stürmen. Kuzmenko war ein heiß umworbener Spieler, der im letzten Jahr 53 Punkte für SKA St. Petersburg einsammeln konnte. Der 26-Jährige wurde mit einem 1-Jahresvertrag ausgestattet. Auch Tanner Pearson und Conor Garland werden in den ersten drei Angriffslinien auflaufen, der 21-jährige Schwede Nils Höglander, Jason Dickinson, Dakota Joshua und Curtis Lazar runden einen interessanten Offensiv-Mix ab.
Vancouver Canucks Lineup | ||
---|---|---|
Stürmer | ||
Ilya Mikheyev | J.T Miller | Vasily Podkolzin |
Andrei Kuzmenko | Elias Pettersson | Brock Boeser |
Conor Garland | Bo Horvat | Tanner Pearson |
Nils Hoglander | Curtis Lazar/Jason Dicknson | Dakota Joshua |
Verteidiger | Torhüter | |
Quinn Hughes | Travis Dermott | Thatcher Demko |
Oliver Ekman-Larsson | Luke Schenn | Spencer Martin |
Jack Rathbone/Tucker Poolman | Tyler Myers |
Quinn Hughes legte eine absolut beeindruckende Saison 2021/22 hin und war mit 68 Punkten Vancouvers zweitbester Scorer – punktegleich mit Elias Pettersson. Hughes gilt als begnadeter Skaters mit einem äußerst ausgeprägtem Hang zur Offensive. Gleichzeitig fand er in den letzten Jahren auch zu seinem Defensiv-Spiel und hat sich zu einem echten #1 Verteidiger entwickelt. Der Bruder von New Jersey Devils Superstar Jack Hughes steht noch für fünf weitere Saisonen unter Vertrag, mit erst 22 Jahren hat er noch seine besten Zeiten vor sich. Ebenfalls bis 2027 ist Oliver Ekman-Larsson an den Verein gebunden. Der Schwede kam im Sommer 2021 aus Arizona und kam in seiner ersten Nucks-Saison auf 29 Punkte in 79 Spielen. Zusammen mit Deadline-Zugang Travis Dermott und dem physischen Luke Schenn ergänzt er die Top 4 der Canucks. Schenn war im Vorjahr mit 273 Hits der Crack mit den viertmeisten Checks der gesamten Liga. In 863 NHL-Spielen teilte der Kanadier nicht weniger als 2.838 Checks aus, damit liegt er in der „all-time“-Wertung, welche aber erst seit 2005/06 geführt wird, bereits auf Rang 7.
Tucker Poolman verpasste verletzungsbedingt eine Menge Spiele der Saison 2021/22, der in Iowa geborene Defender kam in nur 40 Spielen zum Einsatz. Mit Tyler Myers, der heuer in seine bereits 15. NHL-Saison geht, rundet er das dritte Pairing ab. Im Camp wollen sich aber auch Cracks wie Kyle Burroughs oder der junge Jack Rathbone, der als eines der besten Prospects der Canucks gilt, für einen Kaderplatz empfehlen. Burroughs lief bereits im Vorjahr in 42 Spielen auf, Rathbone lieferte in Abbotsford mit 40 Punkten in 39 Partien gehörig ab. In neun NHL-Einsätzen blieb der US-Crack aber ohne Punkte. Nach der bevorstehenden Saison laufen die Verträge von Dermott, Schenn und Burroughs aus, spätestens dann sollte Rathbone bereit für „full time duties“ sein.
Auch in der kommenden Saison heißt die #1 im Tor der Vancouver Canucks Thatcher Demko, der im Vorjahr in 64 Spielen zum Einsatz kam und 33 Partien für sein Team entscheiden konnte. Der 26-jährige US-Amerikaner hält nun bei 136 NHL-Einsätzen und ist noch für vier weitere Spielzeiten, mit einem Jahressalär von fünf Millionen US-Dollar an die Kanadier gebunden. „Neu“ ist sein Backup, denn Jaroslav Halak, der neben Demko die meisten Partien bekam, hat den Verein verlassen. Spencer Martin machte in seinen sechs Einsätzen eine äußerst starke Figur: ein Gegentorschnitt von 1,74 und eine Fangquote von 95% ließen die Erwartungen in den 27 Jahre jungen Kanadier steigen. Somit schicken die Canucks ein durchaus gutes Goalie-Tandem ins Rennen – bemerkenswert: beide sind 95er-Jahrgänge, sind in etwa gleich groß und fast gleich schwer. Michael DiPietro galt als eines der besseren Goalie-Prospects Kanadas und wurde von den Canucks im 2017er Draft gezogen. Er geht heuer in seine vierte Profisaison und wird erneut das Tor der Abbotsford Canucks hüten – ob er in mittelfristiger Zukunft tatsächlich den Sprung in die NHL schafft, bleibt abzuwarten.
Hockey-News Projection: Auf dem Papier haben die Vancouver Canucks definitiv das Zeug um in der Pacific Division mitzuhalten. Im Vorjahr fehlten nur fünf Zähler auf die Playoff-Plätze, heuer könnte es mit einer Rückkehr in die „postseason“ klappen.
www.hockey-news.info , Bild: facebook.com/Canucks/