Am 7. Oktober startet die National Hockey League (NHL) in die Saison 2022/2023. Nachdem die Regentschaft des Tampa Bay Lightning von der Colorado Avalanche gebrochen wurde, ist die Lawine aus Denver der neue Gejagte! In der alljährlichen Preview-Serie rückt Hockey-News.info jeden Tag ein anderes Team in den Fokus.
Mit 98 Punkten sicherte sich Dallas in der abgelaufenen Spielzeit eine der besten Wild Cards der Western Conference. In den Playoffs traf man in der ersten Runde gegen den Sieger der Pacific Division, die Calgary Flames. Als klarer Underdog präsentieren sich Michi Raffl und Co. als schwer und sehr physisch zu bespielender Gegner. Die Serie wurde erst in einem Game 7 entschieden – dort setzten sich die Flames mit 3:2 nach Verlängerung durch. Ausgerechnet Johnny Gaudreau, der dem Verein im Sommer den Rücken kehrte, schoss die Flames eine Runde weiter und die Stars in die Sommerpause. In dieser versuchte General Manager Jim Nill seinen Kader punktuell zu verstärken und die Abgängen von Alexander Radulov und Vladislav Namestnikov zu kompensieren. Mit der Verpflichtung des vielseitig einsetzbaren Mason Marchment ist Nill ein echter Transfercoup gelungen. Er gibt dem Kader mit seiner Physis eine bisher nicht sehr präsente Facette. Ben Bishop musste sich aufgrund anhaltender gesundheitlicher Probleme zu einem vorzeitigen Karriereende entscheiden, durch den Kometen-haften Aufstieg von Jake Oettinger scheint diese Lücke aber bereits von ihnen perfekt geschlossen worden zu sein.
Dallas Stars Infobox | |
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Zugänge: | Mason Marchment, Colin Miller, Will Butcher, Matej Blümel |
Abgänge: | Ben Bishop, Vladislav Namestnikov, Alexander Radulov, Andrej Sekera, John Klingberg, Michael Raffl |
2022 1st Round Pick: | Lian Bichsel (18th) |
Top 3 Prospects: | Logan Stankoven, Wyatt Johnston, Mavrick Bourque |
Offensiv wurde das Zepter von der Achse Jamie Benn-Tyler Seguin nun endgültig an die nächste Generation weitergereicht. Roope Hintz und Jason Robertson sind die neuen Superstars der Texaner, was sie in der letzten Saison eindrucksvoll unter Beweis stellten. Robertson führte die Stars mit 41 Volltreffern an, zusammen kamen die beiden Stürmer auf 151 Zähler. Doch Platz 1 des internen Scoring-Race ging an Altmeister Joe Pavelski, der in Dallas seinen zweiten Frühling erlebt. 81 Punkte und eine Vertragsverlängerung für ein weiteres Jahr – der 38-jährige US-Amerikaner ist weiterhin jeden einzelnen Dollar wert. Vertragstechnisch richten sich derzeit viele Blicke auf den 23-jährigen Robertson, der noch immer ohne Vertrag für die bevorstehende Saison ist. Das ist aber jetzt nichts ungewöhnliches, man darf davon ausgehen, dass sich die Stars und Robertson noch vor Saisonbeginn einigen werden – die Frage wird sein, ob man sich gleich auf einen langfristigen Vertrag einigen kann, oder man sich mit einem „bridge deal“ ein paar Jahre Handlungsspielraum kauft. Derzeit verfügen die Stars über 6,3 Millionen US Dollar an Capspace, mit dem Verschieben von Scott Wedgewood oder Anton Khudobin in die „minors“, könnte man noch etwas Platz generieren. Bei Khudobin dürfte auch die „long term injured reserve list“ eine Option sein und damit auch 3,3 Millionen an Capspace freischaufeln.
Captain Jamie Benn und Tyler Seguin stehen noch 2025 bzw. 2027 unter Vertrag, können ihre 9,5 bzw 9,85 Millionen US Dollar Jahressalär punktetechnisch nicht mehr rechtfertigen. Mit 46 konnte Benn im letzten Jahr nicht wirklich überzeugen, auch seine -13 waren besorgniserregend. Seguin erzielte 24 Tore und kam auf 49 Punkte – über 19 Millionen für zwei Cracks, die zusammen 96 Punkte einsammeln ist einfach zu viel. Ein Trade um einen der beiden Cracks scheint auch eher als unwahrscheinlich, eben auch wegen der hoch dotierten Verträge. An der Seite der beiden Cracks wird erneut der Russe Denis Guryanov auflaufen und damit die Top Six der Stars komplettieren.
Sollte Guryanov aber nicht überzeugen, dürfte mit Mason Marchment ein sehr interessanter Crack parat stehen, um diesen Platz einzunehmen. Mit 27 Jahren wechselte Marchment zu seinem dritten NHL-Team – er stürmte bisher für die Toronto Maple Leafs und die Florida Panthers. 2021/22 schaffte er seinen endgültigen Durchbruch, als er 47 Punkte in 54 Spielen und eine beeindruckende +29 ablieferte. Für die Panthers war er nicht mehr zu halten, Marchment, der neben seiner Offensive auch durch seine Physis (193cm und 95kg) besticht, wurde mit einem 18 Millionen US-Dollar schweren 4-Jahresvertrag ausgestattet. Ergänzt wird die Offensive durch Radek Faksa, den Finnen Joel Kiviranta und Luke Glendening, der im Vorjahr weitestgehend Linemate von Michael Raffl war. Eine spannende Personalie dürfte de Schwede Fredrik Olofsson werden, der nach einer starken 42-Punktesaison in der SHL zu den Texanern wechselt. Für die drei Top Prospects Logan Stankoven, Wyatt Johnston und Mavrick Bourque, ist es noch zu früh – sie werden in den nächsten Jahren genügend Chancen erhalten, sich ins Rampenlicht zu spielen.
Dallas Stars Lineup | ||
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Stürmer | ||
Jason Robertson | Roope Hintz | Joe Pavelski |
Jamie Benn | Tyler Seguin | Denis Gurianov |
Mason Marchment | Radek Faksa | Luke Glendening |
Joel Kivirtanta/Rhett Gardner | Jacob Peterson | Fredrik Olofsson |
Verteidiger | Torhüter | |
Ryan Suter | Miro Heiskanen | Jake Oettinger |
Esa Lindell | Jani Hakanpaa | Scott Wedgewood |
Thomas Harley/Will Butcher | Colin Miller/Joel Hanley |
Acht Jahre lang war John Klingberg fester Bestandteil der Stars-Defensive, nach 552 Spielen für die Texaner ist nun aber Schluss. Beide Seiten konnten sich nicht auf einen neuen Vertrag einigen, der Schwede verteidigt in der kommenden Saison für die Anaheim Ducks. Klingberg ist mit seinen 374 Zählern der zweitbeste Verteidiger der Dallas-Historie – nur Sergei Zubov hat mit 549 Punkten mehr auf seinem Konto. Somit muss man die Offensivqualitäten von Klingberg ersetzen, der aber, vor allem in der letzten Saison, jede Menge Probleme in seiner eigenen Zone hatte. Mit Colin Miller holte man einen soliden 3rd-Pair-Verteidiger in den Westen, viel Offensive darf man sich von ihm aber nicht erwarten. Miro Heiskanen und Ryan Suter werden die „go-to-guys“ in der Defensive werden: Heiskanen, der bis 2029 an den Verein gebunden ist, war nach Klingberg der punktbeste Verteidiger, auch Suter lieferte im letzten Jahr 37 Punkte ab. Dahinter stehen mit Esa Lindell und Jani Hakanpaa zwei knüppelharte Verteidiger: Hakanpaa lieferte im Vorjahr unglaubliche 248 Hits und 112 Blocks ab, auch Lindell teilte mehr als 100 Checks aus und blockte 148 Schüsse. Ergänzt wird das D-Corps durch den 2019er 1st Round Pick Thomas Harley und Joel Hanley. Auch Neuzugang Will Butcher wird in einigen Spielen zum Einsatz kommen.
2017 wurde Jake Oettinger von den Dallas Stars an Position 2017 gedraftet und bekam jede Menge Zeit um sich zu entwickeln. Diese Geduld scheint sich nun bezahlt zu machen, denn im Vorjahr war der US-Amerikaner bereits die nominelle #1 und konnte 30 Spiele gewinnen. Eine Fangquote von 91,4% und ein Gegentorschnitt von 2,53 waren bestätigten die Zahlen aus der Saison 2020/21, wo er in 29 Spielen zum Einsatz kam. Gegen die Flames trumpfte er auf und führte die Stars fast in die nächste Runde – in den sieben Spielen konnte er eine sensationelle Fangquote von 95,4% vorweisen. Am 1. September einige man sich über eine Vertragsverlängerung von drei Jahren – Oettinger wird damit mit vier Millionen US-Dollar jährlich entlohnt. Der 30-jährige Scott Wedgewood wird die Rolle des Backups einnehmen – in seiner sechs Jahren umfassenden NHL-Karriere stand Wedgewood in bisher 77 Spielen auf dem Eis. Anton Khudobin unterzog sich im März einer Hüft-Operation, wann er wieder einsatzbereit ist, bleibt abzuwarten.
Hockey-News Projection: Seit Jahren gelten die Stars als sogenanntes „darkhorse“ – 2020 musste man sich erst dem Tampa Bay Lightning im Finale geschlagen geben, im Jahr darauf verpasste man allerdings die Playoffs. Stabilität auf der Goalie-Position könnte den Stars helfen, allerdings muss die erste Reihe erneut ein echtes Feuerwerk zünden, um die Texaner in die Playoffs zu führen. Finden Benn und Seguin wieder besser in die Spur, dürfte die Postseason-Qualifikation aber definitiv drin sein.
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